Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Fakultät Life Sciences
Forschungs- und Transferzentrum
Nachhaltigkeit und Klimafolgenmanagement
Ulmenliet 20
21033 Hamburg
Das von der DBU geförderte Projekt NachLabs beschäftigt sich mit den Themen Nachhaltigkeit und Umweltauswirkungen in Laboren deutscher Hochschulen. Hierbei haben sich drei verschiedene Säulen gebildet, die das Fundament für einen umweltbewussteren Forschungs- und Lehrbetrieb bilden werden.
In Säule 1 liegt der Fokus auf Richtlinien und Bewertungskriterien, das Laboratory Efficiency Assessment Framework (LEAF) wird mit dem Prinzip des Ecomappings verküpft und bietet auf diese Weise die Möglichkeit zu einer umfangreichen Bewertung einzelner Labore. Bei Zertifizierungen sind zumeist auch administrative Abteilungen eines Unternehmens bzw. einer Hochschule in der Pflicht, wodurch diese häufig einen Top-Down-Ansatz verfolgen. LEAF und Ecomapping zusammen bieten die Option eines Bottom-UP-Ansatzes, wo einzelne Labormitarbeitende den Stein ins Rollen bringen können.
In Säule 2 liegt der Fokus auf konkreten Verbräuchen und Auswirkungen in Laboren sowie die Bewusstseinsbildung zu Umweltauswirkungen. Unter Zuhilfenahme verschiedener Methoden werden Prozesse sowie auch Experimente in der Lehre auf ihre individuelle Auswirkung auf die Umwelt untersucht (Ressurcenverschwendung, Chemikalien-Verbrauch und -Entsorgung, etc.)
Säule 3 fokussiert sich auf den Aspekt der Miniaturisierung von Technologien in Laboren. Dies verringert einerseits den nötigen Platz im Labor, hat aber andererseits zusätzlich noch den Effekt, dass auch geringere Mengen an Chemikalien eingesetzt werden müssen, um die gleiche Qualität an Ergebnissen zu bekommen. Hierdurch wird der nötige Ressourceneinsatz effektiv veringert, was der Umwelt zugute kommt.
Das Projekt NachLabs versteht sich nicht allein als Projekt zur Entwicklung neuer Strategien zur Nachhaltigkeit in Laboren, sondern legt den eigenen Fokus auf den Transfer in die Praxis, wodurch Kommunikation und Wissensvermittlung eine besondere Rolle spielen. Open Source Publikationen und ein Leitfaden zur Nachhaltigkeit in Laboren runden das Konzept ab.
Das Projekt NachLabs ist in 5 Arbeitspakete (APs) geteilt, von denen die APs 2, 3 und 4 die eigentlichen Forschungsmodule (Modul 1-3) im Projekt darstellen. Diese werden flankiert von der Projektadministration (AP 1) und der Öffentlichkeitsarbeit (AP 5), die auch den roten Faden zwischen den Forschungsmodulen bilden.
Das Forschungsmodul 1: "Nachhaltige Labore über ECOMAPPING + LEAF" beschäftigt sich mit den Methoden eines Laborspezifischen Assessments unter Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekten. Unter der Leitung der Technischen Universität Darmstadt wird ein gemeinsamer Rahmen für die ECOMAPPING - und die LEAF - Methodik konstruiert, der alle relevanten Aspekte einschließt, wodurch Schwächen der einzelnen Methoden ausgeglichen werden. Ein erster Test an der TU Darmstadt hat dazu im Juni 2023 stattgefunden, die Auswertung des Tests wird zur Verfeinerung der Methodik beitragen, die dann an den 5 Case Studies des Projektes Anwendung finden wird.
Das Forschungsmodul 2: "Ressourcenverschwendung in Laboren" konzentriert sich auf die Prozesse innerhalb der Labore, mit einem Fokus auf den Lehrbetrieb in Hochschullaboren. Hierzu ist eine Online-Umfrage in den letzten Vorbereitungen, über die Studierende und Lehrende angesprochen werden zu Fragen des Bewusstseins über Nachhaltigkeit in Laboren sowie auch konkreten Aktivitäten. Diese öffentliche Umfrage wird ergänzt durch leitfadengeführte Interviews an den 5 Case Studies des Projektes, die sowohl vor- als auch nach einem Fortbildungskurs zu Nachhaltigkeit in Laboren stattfinden. Dieser zweite Satz an Interviews wird am Ende des Projektes stattfinden und auch die Ergebnisse der anderen Forschungsmodule mit aufnehmen und evaluieren, wodurch für alle 5 Case Studies ein vorher - nachher Vergleich möglich wird.
Das Forschungsmodul 3: "Nachhaltigkeit durch Miniaturisierung" verfolgt verschiedene Ansätze von Smart Laboratories und innovative "Lab-on-a-Chip" Design zur Reduktion des räumlichen Bedarfs von Labormitteln, sowie gleichzeitig auch zur Verringerung der Menge an eingesetzten Verbrauchsmitteln. Ein Prototyp ist durch IUTA e.V. in der Entwicklung, wo verschiedene Lab-on-a-Chip Anwendung über einen 3D Drucker automatisiert hergestellt und dann sogleich für Nutzung und Auswertung über ein Robotik-System weiterverarbeitet werden. Winzigste Kapilaren im Chip erlauben eine schnelle Auswertung bei kleinsten Probengrößen. Bedarfe und Anwendungstests sind in den 5 Case Studies des Projektes geplant.
Das Projekt hat sich mit unnötigen Verbräuchen und der Wiedernutzbarmachung von Rohstoffen im universitären Laborbetrieb auseinandergesetzt. Hierbei sind in allen drei Projektmodulen Möglichkeiten erkannt worden, um Rohstoffe nachhaltiger zu nutzen. Maßnahmen reichen von der Anpassung der Beschaffung, wo meist aufgrund des Kostendrucks keine Nachhaltigkeitsmerkmale Berücksichtigung finden, über Ansätze der gemeinsamen Nutzung von Gerätschaften, um Redundanzen zu vermeiden, bis hin zu Verwertungs bzw. Entsorgungsstrategien, die einen Wiedereintritt in die Recycling-Kreislaufwirtschaft erlauben.
Innerhalb der Projektlaufzeit (bzw. der Verlängerung um einen Monat bis zum Jahresende) war es den beteiligten Partnern möglich, die in den jeweiligen Arbeitspaketen aufgespannten Ziele zu erreichen und aus diesen Ergebnissen heraus ein Handbuch mit Handlungsempfehlungen zu verfassen, in dem unterschiedliche Perspektiven des Laborbetriebs abgebildet werden konnten.
Es wurde im Projekt mit mehr als 15 Laboren an deutschen Hochschulen zusammengearbeitet, zumeist in der Kombination aus Interview und Nachhaltigkeitsworkshop, mit angeschlossener Laborbegehung und anschließender Besprechung. Alle Labore haben qualitativ gesehen ihre Bemühungen zu einer größeren Nachhaltigkeit verstärkt, mehrere Labore haben sich beim Laboratory Efficiency Assessment Framework (LEAF) oder bei My Green Lab registriert und haben Auszeichnungen für ihre Nachhaltigkeitsbemühungen bekommen. Nachhaltigkeitsmanager an deutschen Hochschulen haben durch die Workshops Ideen und Konzepte entwickeln können, Labore aktiv in die eigene Agenda integrieren zu können. Quantitativ ist eine Benennung zur veränderten Umweltbilanz leider nicht möglich.
Dem Projektteam ist bewusst, dass einige Empfehlungen aus dem Handbuch aufwändiger in der Umsetzung sein werden, als andere. Universitäten haben komplexe Verwaltungsstrukturen und Verantwortlichkeiten, die sich nur langsam anpassen lassen. Es existieren in einigen Fällen jedoch bereits Best-Practice Beispiele, die aufzeigen, dass die Empfehlungen funktionieren können.
Das Handbuch mit Handlungsempfehlungen ist auf der Internetseite des Projektes hinterlegt:
https://www.haw-hamburg.de/forschung/forschungsprojekte-detail/project/project/show/nach-labs/
Das Projekt hat mehrere Veranstaltungen organisiert (z.B. Kick-Off, Abschlussveranstaltung, 3-teiliges Webinar, mehrere Online-Seminare zusammen mit der DG Hoch-N). Außerdem hat das Team das Projekt auf einer Reihe von Veranstaltungen vorstellen können (z.B. DBU Woche der Umwelt, IUTA Analytiktage, verschiedene Labormessen, usw.).
Es wurde eine Zusammenarbeit mit Wiley für eine Verbreitung des Projektes und seiner Ideen umgesetzt (https://analyticalscience.wiley.com/content/article-do/projekt-nach-labs-im-portrait).
Das Projekt wurde seit Projektstart auf der HAW eigenen Projektwebseite beworben und wird auch nach Projektende für interessierte Personen zur Verfügung stehen. Hier ist auch das wichtigste Ergebnisdokument des Projektes, das Handbuch mit den Handlungsempfehlungen, hinterlegt und steht kostenlos zum Download zur Verfügung:
https://www.haw-hamburg.de/forschung/forschungsprojekte-detail/project/project/show/nach-labs/
Das Projekt hat viele Potenziale für eine nachhaltige Veränderung des Laborbetriebs an deutschen Hochschulen erkannt. Die Methodik, dass jedes Modul aus einer andern Perspektive aus startet und am Projektende aufeinandertrifft, hat grundsätzlich funktioniert. Ein interdisziplinäres Team im Projekt zu haben, hat die Möglichkeit geschaffen, Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen und feste Denkweisen aufzubrechen. Aus diesen Gründen ist das Konzept des Projektes für die Durchführung geeignet gewesen.
Das Forschungsobjekt "Hochschule" bzw. "Labore in Hochschulen" deckt ein dynamisches Feld ab, mit vielen verschiedenen Arten von Laboren und verschiedenen Zeitphasen innerhalb des akademischen Jahres. Die wissenschaftlichen Mitarbeitenden haben den Laborbetrieb, teilweise als Forschungs-, teilweise als Lehrbetrieb zu organisieren und sind außerhalb der Semesterzeiten häufig nur bedingt zu erreichen. Die zeitliche Perspektive des Projektes hat sich dieser Situation anpassen müssen, wodurch die einmonatige Verlängerung notwendig wurde.
Als Fazit lässt sich sagen, dass noch weitere Arbeit notwendig werden wird, um Akteuren konkretere Konzepte für die praktische Umsetzung der Handlungsempfehlungen zur Verfügung stellen zu können.