Wie Moorschutz und Dachbegrünung für besseres Stadtklima sorgen

DBU fördert Startup Planterial aus Kiel mit 125.000 Euro

Osnabrück. Gründächer sind Oasen für Insekten und kleine Tiere in dicht bebauten urbanen Zentren. Doch Nährbodenplatten auf dem Dach bestehen zumeist aus mineralischen Rohstoffen. Diese Materialien sind endlich. Deshalb hat das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit 125.000 Euro geförderte Startup „Planterial“ eine neuartige Bodenplatte mit nachwachsenden Rohstoffen aus wiedervernässtem Moor mit doppelter Wirkung für den Klimaschutz entwickelt.

Dachbegrünung aus erneuerbaren Rohstoffen: Die drei Gründer Hannes Stuhr, Mika Siponen und Claudius von Thaler (von links) forschen seit 2020 daran, eine Alternative zur herkömmlichen Dachbegrünung zu finden.

Dachbegrünung mit positiver Umweltbilanz

Die Moor-Wiedervernässung dient laut DBU dem Klimaschutz, der Biodiversität und der Regulierung des Wasserhaushalts gleichermaßen. „Das Startup zeigt, wie nachwachsende Rohstoffe von wiedervernässten Mooren als ökologisch innovative Baustoffe technisch und wirtschaftlich realisierbar sind“, so DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Die drei Gründer des Kieler Startups Hannes Stuhr, Mika Siponen und Claudius von Thaler forschen seit 2020 daran, eine nachhaltigere Alternative zu herkömmlichen Nährbodenplatten für die extensive Dachbegrünung zu erarbeiten. Es handelt sich um Dachbegrünung aus einer dünnen Nährbodenplatte. Das Startup entwickelte schließlich das „Paluboard“ aus einer Paludi-Biomasse. Als Paludi-Biomasse bezeichnet man erneuerbare Rohstoffe, die auf wiedervernässten Moorflächen gezielt zur Ertragssteigerung der landwirtschaftlichen Betriebe angebaut werden, beispielsweise aus Schilf. Bei der Verarbeitung der Rohstoffe wird auf Emissionsreduzierung geachtet: „Das Paluboard wird mit geringem Energieeinsatz durch ein Heißpressverfahren unter Einsatz eines pflanzlichen, vollständig biologisch-abbaubaren Bindemittels hergestellt“, erläutert Stuhr. „Es könnten auch andere nachwachsende Materialien für die Herstellung des Paluboards verwendet werden, vorzugsweise landwirtschaftliche Reststoffe“, so Stuhr.

Verbesserung des Stadtklimas und Schutz vor Klimarisiken

„Im urbanen Raum adressiert das Paluboard zentrale Herausforderungen des Schwammstadt-Prinzips“, sagt DBU-Fachreferentin Sabine Djahanschah. Das sei ein Konzept der nachhaltigen Stadtentwicklung. Djahanschah: „Ziel dabei ist, durch geeignete Stadt- und Quartierplanung so viel Regenwasser wie möglich aufzunehmen und bei Bedarf wieder freizugeben.“ Die Speicherkapazität des Paluboards von 20 bis 26 Litern Wasser pro Quadratmeter diene dazu, Regenwasser lokal zurückzuhalten, die Verdunstungskühlung zu erhöhen und Überflutungen durch Starkregen zu mindern. Zudem verbessere es das Mikroklima durch Verdunstungseffekte und unterstütze die Biodiversität auf den Gebäuden.

Das Paluboard ist durch sein geringes Gewicht auch geeignet für Häuser, deren Statik konventionelle Nährbodenplatten nicht zulässt.

Die Förderung der Wiedervernässung von Mooren

Die Verwendung der Paludi-Biomasse für die Dachbegrünung dient dem Klimaschutz nach den Worten von Stuhr in zweifacher Hinsicht: „Wir wollen die Wiedervernässung von Mooren mit Klimaanpassungen in Städten verbinden.“ Djahanschah ergänzt: „Moore bedecken lediglich drei Prozent der globalen Landfläche, speichern aber 30 Prozent des Kohlenstoffs auf der Erde. Werden sie trockengelegt – etwa für die konventionelle Landwirtschaft – entweichen klimaschädliche Emissionen in Form von Kohlendioxid (CO₂) und Methan. In Deutschland setzen entwässerte Moore gut sieben Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen frei. Die Wiedervernässung von Mooren ist also eine der effektivsten Klimaschutzmaßnahmen.“ Planterial verwendet Paludi-Kulturen aus Wiedervernässungsprogrammen für die Nährböden, wie zum Beispiel aus der Klimafarm Schleswig-Holstein.

Dachbegrünung zugänglicher gestalten

Wichtig sei, so Stuhr, dass unterschiedliche Häuser von der Begrünung profitieren, was das gesamte Stadtklima deutlich verbessere. Stuhr weiter: „Das Paluboard wiegt im trockenen Zustand sechs Kilogramm pro Quadratmeter. Es ist im Vergleich zu vielen anderen Nährbodenplatten besonders leicht.“ Somit sei es auch für Häuser geeignet, deren Statik eine schwerere Nährbodenplatte nicht zulasse. „Unser Ziel ist eine ökologisch herausragende und einfach zu verlegende Dachbegrünung“, sagt der Startup-Mitgründer.

Über die Green Startup-Förderung

Mit der Green Startup-Förderung unterstützt die DBU junge Gründerinnen und Gründer, die auf innovative und wirtschaftlich tragfähige Weise Lösungen für Umwelt, Ökologie und Nachhaltigkeit entwickeln. Mehr Informationen gibt es unter https://www.dbu.de/startup.

Bei fachlichen Fragen (AZ 35509/41): Hannes Stuhr, Tel. +49 1577 7580650

Medien & Infos