Das DBU Naturerbe aus der Vogelperspektive

Drohnengestützte Technik sammelt Informationen über Lebensräume

Osnabrück. Wie ein fliegendes Auge scannt die rund ein Kilogramm leichte Drohne das Offenland der DBU-Naturerbefläche Westliche Hainleite im Kyffhäuserkreis aus der Vogelperspektive. Der kleine Multicopter sammelt Informationen über das Wachstum der Gehölze im Offenland, wie zum Beispiel des Weißdorns. Alle zwei Sekunden macht die integrierte Kamera eine Aufnahme. „Das DBU Naturerbe erhält Unterstützung aus der Luft. Das fernerkundungsbasierte Monitoring gibt uns die Möglichkeit, einen Eindruck von dem ökologischen Zustand unserer Naturerbeflächen zu erhalten oder einzelne Maßnahmen der Entwicklung zu beobachten“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Seit vergangenem Jahr nutzt die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) drohnengestützte Technik zur Unterstützung ihres Monitorings, um beispielsweise Flächenanteile von Lebensraumtypen, den Zustand von Offenlandstrukturen, den Lebenszyklus von Pflanzenarten oder Erfolge naturschutzfachlicher Maßnahmen zu verfolgen.

Fernpilot Henning Schneidereit (li.) erklärt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde die drohnengestützte Technik, die für das fernerkundungsbasierte Monitoring eingesetzt wird.

Fliegendes Auge erfasst Lebensräume

Bislang wurden bereits 17 DBU-Naturerbeflächen unter verschiedenen Fragestellungen von Henning Schneidereit, Fernpilot im DBU Naturerbe und zuständig für das drohnengestützte Biotopmonitoring, beflogen. In der Ueckermünder Heide in Mecklenburg-Vorpommern wurden die Maßnahmenbereiche zur Wiedervernässung im Rahmen des Modellprojekts „NaturErbeKlima“ dokumentiert, im Bendeleber Wald in Thüringen die Ausbreitung der konkurrenzstarken Lupinen aufgenommen und in der Kühnauer Heide und im Authausener Wald in Sachsen-Anhalt Grundlagendaten für das Monitoring der Naturerbe-Entwicklungsplanung gesammelt. Damit unterstützt die Drohne das Naturerbe-Team, das regelmäßig im Gelände unterwegs ist und händisch notiert, welche Tiere und Pflanzen wo vorkommen und Lebensräume beurteilen. „Ein fernerkundungsbasiertes Monitoring gibt uns einen übergeordneten Blick auf Strukturen, Lebensräume und verschiedene Wechselwirkungen. Gleichzeitig hilft uns der Wechsel in die Vogelperspektive auch, die Erfolge unserer Maßnahmen zu überprüfen und an unsere naturschutzfachlichen Planungen anzupassen“, erklärt Schneidereit. 

Drohnen fliegen für den Naturschutz

Doch das Fliegen von Drohnen in Schutzgebieten hat nicht nur Vorteile. Falsch eingesetzt kann die Drohne die Tierwelt in empfindlichen Lebensräumen beeinträchtigen. Daher steigt die Drohne nur auf, sofern es keine naturschutzfachlichen Bedenken gibt. „Wir pflegen eine gute Zusammenarbeit mit Bundeforst, lokalen Naturschutzbehörden, Gebietsbetreuungen und unseren Pächterinnen und Pächtern auf unseren DBU-Naturerbeflächen, um die Naturschutzarbeit mit fernerkundungsbasierter Technik zu unterstützen“, betont Schneidereit. Dabei werden die fachüblichen Standards für eine störungsarme Datenerfassung eingehalten. Die Drohne wird in ausreichender Höhe geflogen, um zum Beispiel Bodenbrüter nicht zu stören. Außerdem erfolgen die Flüge in einem vorprogrammierten Raster, was geräuschärmer ist als plötzliche Richtungswechsel und die Flugzeiten erheblich reduziert. Neben einer sogenannten RGB-Drohne, die mit Sensoren sichtbare Wellenlängenbereiche in rot, grün und blau erfasst, nutzt das DBU Naturerbe auch eine Multispektral-Drohne. Sie misst Nahinfrarotstrahlung und damit weit mehr als Farben, die vom menschlichen Auge wahrgenommen werden. „Die Drohnenaufnahmen, insbesondere die multispektralen Daten, erlauben uns eine differenzierte Bewertung der Lebensräume. So können wir für große Gebiete verschiedene Lebensräume unterscheiden und Beeinträchtigungen flächenscharf verorten“, erklärt Schneidereit.

Fliegendes Auge über der DBU-Naturerbefläche Westliche Hainleite in Thüringen: Seit vergangenem Jahr bekommt das DBU Naturerbe mit einer Drohne Unterstützung aus der Luft.

70.000 Hektar im Nationalen Naturerbe

Das DBU Naturerbe verantwortet den Naturschutz auf 66 überwiegend ehemaligen Militärflächen mit rund 70.000 Hektar in zehn Bundesländern. Der Bund verzichtete seit 2005 auf den Verkauf ausgewählter, wertvoller Naturflächen im Bundeseigentum und hat bislang rund 164.000 Hektar stattdessen dem Naturschutz gewidmet und einen Großteil an Stiftungen, Naturschutzverbände oder Bundesländer übertragen. Zum Nationalen Naturerbe zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue. Dabei finden sich zahlreiche Bereiche, die aufgrund des militärischen Erbes nicht zugänglich sind. „Mit der ferngesteuerten Technik können wir jeden Winkel im DBU Naturerbe erfassen, der vielleicht zu feucht, zu abgelegen oder zu munitionsbelastet für eine Begehung wäre“, sagt Bonde. Nach rund zwei Stunden hat die Drohne in der Westlichen Hainleite ihre Arbeit getan. Aus dem Bildermosaik wird nun eine Karte erstellt, um zu beurteilen, wie sich der Weißdorn im Offenland ausbreitet.

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