Das Auge im Moor

Sumpf-Blutauge als „Blume des Jahres 2025“ findet Lebensraum auf DBU-Naturerbefläche Daubaner Wald

Dauban. Mystisch klingt ihr Name: Blutstropfen, Teufelsauge oder auch Sumpf-Blutauge (Comarum palustre) wird die „Blume des Jahres 2025“ genannt. Sie wächst unter anderem im Moor, einem sagenumwobenen Lebensraum, der aber längst nicht mehr von waberndem Nebelschwaden umgeben und geheimnisvoll ist, sondern größtenteils von Gräben durchzogen und bis zur Unkenntlichkeit trockengelegt. Die Entwässerung der Feuchtgebiete in Mitteleuropa ist seit Jahrhunderten gängige Praxis. „Mit der Wahl zur ‚Blume des Jahres‘ richtet die Loki Schmidt Stiftung den Blick nicht nur auf die verzaubernde Wildblume, sondern macht ebenso auf die Bedeutung von Feuchtgebieten wie Mooren, Sumpf- und Nasswiesen als wichtige Klimaschützer aufmerksam. Auf unseren DBU-Naturerbeflächen arbeiten wir daran, ehemals feuchte und nasse Lebensräume wiederzuvernässen und für das Sumpf-Blutauge zu erhalten“, betont Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Auf der DBU-Naturerbefläche Daubaner Wald wächst das Sumpf-Blutauge überwiegend in Moorlebensräumen an den Uferbereichen von Teichen.

Stets Wasser im Blick

Die Blume des Jahres 2025 wächst nur dort, wo es wirklich nass und nährstoffarm ist. Dann zeigen sich von Mai bis August die farbintensiven purpurnen Blüten, die wie wachsame Augen bis zu 70 Zentimeter über dem Boden schweben. Auf der DBU-Naturerbefläche Daubaner Wald nordöstlich von Bautzen wächst das Sumpf-Blutauge überwiegend in Moorlebensräumen an den Uferbereichen von Teichen. „Nur wenn wir hohe Wasserstände im Blick behalten, erhalten wir auch den Lebensraum für das Sumpf-Blutauge“, weiß Tobias Leikauf, zuständig für die Feuchtgebietsplanung im Daubaner Wald. Das passende Nass findet die „Blume des Jahres“ per Flug- oder Wassertaxi, denn die Samen werden von Wasservögeln durch die Luft getragen oder schwimmen auf der Wasseroberfläche. „Das Sumpf-Blutauge zeigt einen langen Atem. Bis zu einem Jahr können die Samen im Wasser zu einem geeigneten Wuchsort treiben“, so Belting.

Moorschutz ist Klimaschutz

Das Sumpf-Blutauge wächst nur dort, wo es wirklich nass und nährstoffarm ist. Dann zeigen sich von Mai bis August die farbintensiven purpurnen Blüten.

Intakte Ökosysteme sind natürliche Klimaschützer. Gut wasserversorgte Moore und Nasswiesen speichern Kohlenstoff, indem abgestorbene Pflanzenreste im Boden unter Luftabschluss konserviert werden. Jahrhundertelang haben Menschen mithilfe von Gräben konsequent und effektiv Moore und Feuchtgebiete entwässert. Wiesen wurden zur wirtschaftlichen Nutzung trockengelegt sowie Bach- und Flussläufe begradigt oder verbaut. Was seinerzeit für Land- und Forstwirtschaft gut war, führt zwangsläufig dazu, dass Humusboden und Torfkörper kontinuierlich mit Luftsauerstoff in Verbindung kommen, fortwährend mineralisieren und dadurch klimawirksame Gase wie Kohlenstoffdioxid (CO2) freisetzen. Dadurch verlieren die Feuchtgebiete nicht nur ihre ökologische Funktion als Kohlenstoffsenke, sondern es verschwinden begleitend auch seltene Lebensräume für spezialisierte Arten wie für das Sumpf-Blutauge. „Die Torfkörper werden sich nur erholen, wenn das Wasser ganzjährig in der Fläche bleibt“, konkretisiert Belting. Das DBU Naturerbe hat neben dem Daubaner Wald 65 weitere vor allem militärisch genutzte Flächen vom Bund übernommen und dem Naturschutz gewidmet. Auf der DBU-Naturerbefläche Daubaner Wald schlagen wir den umgekehrten Weg wie in der Vergangenheit ein: Ende 2022 haben wir an rund 50 Stellen Grabenplomben setzen lassen – als Maßnahme für den Schutz der biologischen Vielfalt als auch den Klimaschutz. Sichtbare Veränderungen stellen sich zwar nur langsam ein, aber ähnlich wie das Sumpf-Blutauge müssen wir hier auch einen langen Atem beweisen“, erklärt Leikauf.

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