Der Geographieunterricht als Leitfach für nachhaltige Entwicklung bietet ein besonderes Potential für die Klimawandelbildung, da er sozialwissenschaftliche als auch naturwissenschaftliche Perspektiven vereint (DGfG, 2020b; Hemmer, 2020; Hoferheinz, 2008; Schaub, 2022; Schöpfs et al., 2015). Öffentliche (fehlerhafte) Diskurse und Fake News zum Klimawandel können Unsicherheit, eine sinkende Glaubhaftigkeit und Vertrauen gegenüber Naturwissenschaften gegenüber auslösen („climate change awareness“) (Hanke et al., 2022). Studien zeigen, dass die Mediennutzung und das Vertrauen in die Wissenschaft in Zusammenhang mit der Wahrnehmung, dem Wissen, den Einstellungen und dem Verhalten gegenüber dem Klimawandel stehen (Lörcher, 2019). Klimawandelspezifischer Unterricht sollte daher das Digitale mit einbeziehen, sowie neben dem Aufbau von Wissen zugleich ein adäquates Verständnis von Wissenschaft („knowledge about science categories“) fokussieren, um Kompetenzen im Umgang mit Fake News („21st century skills“) zu fördern (Hanke et al., 2022; Kammer & Müller, 2022; Schaub, 2022). Es bedarf schulischer Lernangebote, welche neben dem Fachwissen zum Klimawandel, digitale Souveränität sowie das Wissens- und Wissenschaftsverständnis („Epistemologische Überzeugungen“, „Nature of Science“/„NoS“) fördern (Walkowiak, 2019).
Das Fach Geographie als Schnittstelle zwischen Natur- und Geisteswissenschaften mit der im Lehrplan festgelegten Behandlung des Klimawandels sieht hierbei besonders in der Verantwortungsdimension (ISB, 2023). Eine quasi-experimentelle schulische Intervention (Wartekontrollgruppen-Design) mit expliziter NoS-Reflexion im Kontext des Klimawandels könnte den Aufbau eines wissenschaftsreflektierten Wissens zum Klimawandel sowie von motivationalen und selbstbezogenen Faktoren fördern. Darüber hinaus könnten zwei weitere Zieldimensionen stärker in den Fokus gerückt werden: Wissenschaftliches Verstehen (Chang, 2014; Schaub, 2022; Unger, 2019) und Kompetenzen im Umgang mit digitalen Falschinformationen bzw. Fake News im Sinne einer digitalen Souveränität (Hanke et al., 2022; Kammer & Müller, 2022). Im kumulativen Dissertationsvorhaben wird Folgendes umgesetzt:
1. Entwicklung und Erprobung eines quantitativen geographiebezogenen NoS-Erhebungsinstrumentes (Nature of Geography, Pilot- und Evaluationsstudie; N ≈ 350).
2. Entwicklung und Einsatz einer virtuellen Lernumgebung mit explizit-reflektierender Förderung von NoG-Beliefs mit wissenschaftlicher Begleitforschung im Prä-/Post-/Follow-Up-Kontrollgruppendesign mit Wartekontrollgruppe (Hauptstudie; N ≈ 206).
3. Bereitstellung und Dissemination der Lernumgebung als Open Educational Resource.