Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Universitätsklinikum Tübingen AöR
Geissweg 3
72076 Tübingen
Ausgangssituation:
Die Krankenhauskost in Deutschland ist aktuell oft weder gesund noch nachhaltig. Sie steht im Gegensatz zum Heilauftrag eines Krankenhauses und trägt wesentlich zu den hohen Treibhausgasemissionen durch den Gesundheitssektor bei. Aktuelle ernährungsmedizinische/-wissenschaftliche Empfehlungen sprechen sich eindeutig für vollwertige vorwiegend pflanzliche Verpflegung aus, die zudem planetare Belastungsgrenzen berücksichtigt.
Erkannte Herausforderungen bzw. Defizite:
Entscheidend für den Projektstart ist, dass die teilnehmenden Häuser zeitig Personal abordnen und einarbeiten. Eine zentrale Herausforderung im Projekt wird sein, Empfehlungen zur Kommunikation sowohl für Patienten als auch für die Belegschaft zu erarbeiten. Auch die Führungskräfte der Häuser sollen das Projekt intern vermitteln, damit Widerständen vorbeugend entgegengewirkt werden kann.
Im Verlauf müssen Unterschiede der einzelnen Einrichtungen berücksichtigt werden, konkret müssen die entsprechenden Abläufe und Strukturen sowie Ausstattungsmerkmale in den Küchen mit dem Vorhaben abgestimmt werden.
Die Datengewinnung könnte sich dort als herausfordernd darstellen, wo Daten durch Tochtergesellschaften gewonnen werden. Eventuell müssen Dienstleistungsaufträge mit klaren Absichten formuliert werden. Dies verursacht zwar Bürokratie und erfordert damit zusätzliche Akzeptanz und Vertrauen, ist aber unumgänglich.
Höchst bedeutsam ist auch die Frage des Umgangs mit bestimmten Personengruppen (beispielsweise Schon- oder Schluckkostempfänger, Patienten in der Kinderklinik oder Psychosomatik), dies muss im Projektverlauf mit Diätassistenten und Mitarbeitenden der Ernährungswissenschaft vor Ort geklärt werden (bei Bedarf).
Kurze Erläuterung zur diesbezüglichen Zielsetzung:
Im Zentrum des Projekts stehen Qualifizierungsmaßnahmen von Mitarbeitenden in mindestens 10 Krankenhäusern zur Umstellung auf eine pflanzenbetonte Ernährung. Die Qualifizierungs- und Netzwerkarbeit soll eine flächendeckende Umsetzung, beginnend mit neun bereits identifizierten Kliniken (u.a. Universitätsklinikum Heidelberg, Städtisches Klinikum Karlsruhe) in kleinen, mittleren und großen Krankenhäusern ermöglichen. Angestrebt wird durch das Projekt eine kurzfristige Reduktion der ernährungsbezogenen Treibhausgasemissionen der teilnehmenden Krankenhäuser um 20 %.
Inhaltliche Beschreibung der Arbeitsschritte und Methoden und deren Zeitbezug
Phase 1: Rekrutierung und Einführung - 11.12.2024 - 30.06.25
Ziel ist die Rekrutierung von 10 Kliniken und die Durchführung einer Kick-Off-Veranstaltung zur Förderung des Austauschs und der frühzeitigen Identifikation von Bedarfen und Herausforderungen.
Phase 2: Ermittlung des Ist-Zustands - 01.01.25 – 30.06.25Es erfolgt eine strukturierte Datenerfassung der Lebensmitteleinkäufe der teilnehmenden Kliniken, Unterstützung bei der Datenübermittlung und Einpflegung in den Cool Food-Rechner. Durch Befragungen soll der Ist-Zustand der Speisenversorgung ermittelt werden und basierend auf den Daten Maßnahmen zur Zielerreichung entwickelt werden.
Phase 3: Qualifizierung und Sensibilisierung - 01.03.25 – 01.07.26Durchführung erster Qualifizierungsmaßnahmen: Sensibilisierung aller in den Kliniken beteiligten Akteure sowie Erstellung von Informationsmaterial, Durchführung inhaltlicher Workshops, Maßnahmen zur Patient*innenkommunikation.
Phase 4: Evaluierung und Verbesserung - 01.07.25 – 31.12.25Erneute Datenerhebung zur Auswertung der Einsparungen und Bewertung der Maßnahmen. Verbesserungsvorschläge werden erarbeitet.
Phase 5: Netzwerkaufbau und Öffentlichkeitsarbeit - 01.07.25 – 31.12.25Einrichtung von Austauschplattformen, Vernetzung mit internationalen Netzwerken und ein internationaler Vergleich. Veröffentlichung eines Policy Briefs und begleitende Öffentlichkeitsarbeit.
Terminliche Zusammenhänge zwischen den einzelnen Arbeitspaketen:
Die terminlichen Arbeitspaketen werden in einem „Projektplan“ festgehalten und überwacht. Bei Veränderungen, Überschneidungen und fortwährender Planung können alle Arbeitsschritte dadurch gezielt zur Überwachung genutzt werden. Beide Konsortialpartner haben die Möglichkeit in Echtzeit das Monitoring zu gewährleisten. Somit gibt es keinen Informationsverlust für beide Seiten.
Gesetzte Ziele im Vergleich zum Stand des Wissens, der Technik oder der Praxis und nachhaltige Umweltentlastung:
Sowohl bei der Verarbeitung von Daten als auch beim Wissenstransfer in den Workshops wird mit den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen gearbeitet. Um die Datenaufbereitung strukturiert und ressourcenschonend umzusetzen, steht dem Universitätsklinikum ein fortschrittliches und applikationsaufbauendes Controlling-Team zur Verfügung. Ebenso werden Materialien und Literatur erarbeitet, basierend auf den neusten Wissensständen.