Technische Hochschule Köln
Fakultät für Anlagen, Energie- und Maschinensysteme
Institut für Werkstoffanwendung (IWA)
Claudiusstr. 1
50678 Köln
Das Energiekonzept der Bundesregierung hat zum Ziel, spätestens zum Jahr 2045 die Treibhausgas-Neutralität zu erreichen. Dies benötigt eine sektorübergreifende Strategie für die Transformation des Energiesystems, wobei die Energiewende von der Bundesregierung als eine gemeinschaftliche Aufgabe angesehen wird. Vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen in der Umsetzung der Energiewende gewinnt die Bereitschaft zu einem nachhaltigen Lebensstil und die dazu notwendige Handlungskompetenz in unserer heutigen Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Die Akzeptanz der Energiewende und die persönliche Haltung zur ethischen Verantwortung im Umgang mit Energie spielen dabei eine Schlüsselrolle.
Am Beispiel von DIY Energiewende werden in Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus Wohnen mit Alt und Jung (WAJ) in Köln Neuehrenfeld innerhalb von zwei Jahren so genannte Next Practices für eine gemeinschaftlich gesteuerte, nachhaltige Energieversorgung in genossenschaftlichen Wohnstrukturen entwickelt und die Wirksamkeit partizipativer und co-kreativer Bildungsformate zur Förderung eines nachhaltigen Energieverbrauchs in generationsübergreifenden Wohnprojekten untersucht. Durch die partizipative Installation von Balkonsolaranlagen und die Entwicklung eines nachhaltigen Energiemanagements werden die Bewohner*innen aller Altersgruppen für ihren eigenen Energieverbrauch und ihr eigenes Stromnutzungsverhalten sensibilisiert und lernen, diese kritisch zu reflektieren. Die enge Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden zielt darauf ab, konkrete Handlungsoptionen zu vermitteln, die auf dem Aufbau von Zukunfts- und Nachhaltigkeitskompetenzen basieren. Dies soll zu einer umweltfreundlicheren Energienutzung beitragen, ganz im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Somit wird in dem Projekt DIY Energiewende die Umsetzung der Energiewende nicht nur als theoretisches Ideal, sondern als gelebte und umsetzbare Praxis vermittelt, das diverse Menschen aller Altersgruppen befähigt, sich durch einen niedrigschwelligen Einstieg in das Thema erneuerbare Energien aktiv und gestaltend einzubringen.
Die gesellschaftliche Teilhabe an der Energiewende gewinnt in der politischen, gesellschaftlichen und medialen Diskussion zunehmend an Bedeutung. Die Einbindung der Bürger*innen in den Prozess der Datenerhebung und -analyse trägt dazu bei, das Bewusstsein für die Dringlichkeit und die Relevanz der Energiewende zu stärken. Im Rahmen von DIY Energiewende wird eine kontinuierliche Kooperation mit den Hausbewohner*innen des Mehrgenerationenhauses und die Einbindung dieser in sowohl die technischen Vorbereitungen als auch in die Energiefeedback-Schleifen stattfinden. Durch den gezielten Einsatz des Energiemonitorings in den beteiligten Haushalten sammeln und teilen die Bewohner*innen des Mehrgenerationenhauses im Sinne des Citizen Science Ansatzes selbst Daten über den eigenen Energieverbrauch und identifizieren so Einsparpotenziale. Auf dieser Grundlage lassen sich individuelle Anpassungen vornehmen, die eine nachhaltige Senkung des Energieverbrauchs bewirken können. Zudem ermöglicht der kollaborative Ansatz den Austausch von Erfahrungen und den Transfer erprobter Strategien anderer Teilnehmer*innen.
Durch den bewussten und strategischen Umgang mit den quantitativen Messdaten in Kombination mit qualitativen Methoden wie dem Reflexionsjournal verfolgt das Projektteam einen aktiven Beitrag zu Forschung über Wirkfaktoren der Energiewende zu leisten. Die individuellen Erfahrungen der beteiligten Hausbewohner*innen werden in einem weiteren Schritt auf kollektive Effekte innerhalb der gesamten Hausgemeinschaft untersucht. Neben dem alltäglichen informellen Dialog in der Hausgemeinschaft wird auf diese Weise Erfahrungswissen im Rahmen von co-kreativen Workshops ausgetauscht und vertieft, um gemeinsam strategische Maßnahmen des Energiemanagements abzuleiten. Ein weiteres Format stellen in diesem Rahmen hausinterne Energiespar-Challenges dar, die die Motivation zur Ausschöpfung der Energiesparpotenziale im Mehrgenerationenhaus maximieren. Zur Verstetigung der aus den Workshops gewonnenen Maßnahmen werden Next Practices in einem Erfahrungsbericht für Multiplikator*innen gebündelt.
In der weiteren Entwicklung des Projekts liegt das Potenzial, als Modell für die Gestaltung zukünftiger Energie- und Bildungsinitiativen zu dienen, die den individuellen und gemeinschaftlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele stärken.
Die Verbreitung der im Rahmen des Projekts gewonnenen Erkenntnisse und entwickelten Methodiken erfolgt über mehrere Kanäle und Plattformen, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Dazu gehören Fachpublikationen und Konferenzen, in denen Forschungsergebnisse vorgestellt werden sowie Workshops, Seminare und Kommunikationsformate auf Social Media, die sich direkt an Interessensgruppen und die breite Öffentlichkeit richten. Die Umsetzung des Projekts wird durch Wissenschaftskommunikationsformate auf dem Kanal @energiewende.erklaert auf TikTok sowie Instagram begleitet.
Für die langfristige Fortführung und den Ausbau des Projekts ist die Einbindung lokaler und regionaler Akteur*innen von entscheidender Bedeutung. Die Zusammenarbeit mit Kommunen, Bildungsinstitutionen und Unternehmen ermöglicht es, die Projektergebnisse in bestehende Strukturen zu integrieren und somit die Nachhaltigkeit der Initiativen zu stärken. Die Entwicklung von Train-the-Trainer Programmen zielt darauf ab, Multiplikator*innen zu schulen, die das im Projekt erarbeitete Wissen weitergeben und somit zur Verbreitung und Verankerung der Inhalte beitragen.