Projekt 39514/01

Kreislaufwirtschaft in der Messewirtschaft

Projektdurchführung

Hochschule Osnabrück
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
49078 Osnabrück

Zielsetzung

Deutschland zählt weltweit zu den führenden Messeländern und verfügt über eine Messewirtschaft mit hoher ökonomischer Bedeutung. Jährlich werden bis zu 380 internationale Fachmessen ausgerichtet, die rund 28 Milliarden Euro zur Wertschöpfung beitragen und mehr als 16 Millionen Besucher anziehen (AUMA, 2023). Gleichzeitig entstehen erhebliche Mengen an Abfall und Emissionen. Eng getaktete Messezyklen lassen kaum Zeit für Recycling oder eine konsequente Mülltrennung. Hinzu kommen strukturelle Hürden wie Pauschalpreise für Strom und Abfallentsorgung, die unabhängig vom tatsächlichen Verbrauch erhoben werden. Derzeit werden nur rund 1% der recycelbaren Materialien wiederverwertet (Habenicht, 2022).
Mit der EU-Ökodesignverordnung, die künftig langlebige, reparierbare und recyclingfähige Produkte fordert (BMUV, 2023), steigt der Handlungsdruck erheblich. Das Projekt „Kreislaufwirtschaft in der deutschen Messewirtschaft“ setzt hier an. Es richtet den Blick auf die nachhaltige Transformation des Gesamtsystems Messe und nutzt den Messestand als zentrale Analyseeinheit und Hebelpunkt. Ergänzend wird der NEXUS-Ansatz einbezogen, der die Wechselwirkungen zwischen Energie-, Wasser- und Ressourcennutzung berücksichtigt und damit ein systemisches Verständnis ökologischer Zusammenhänge eröffnet – bislang kaum in der Messewirtschaft angewendet.
Ziel des Projekts ist es, Potenziale und Barrieren einer kreislauforientierten Transformation zu identifizieren und praxisnahe Handlungsempfehlungen für KMU der Messewirtschaft zu entwickeln. Leitende Fragen sind:
Mit welchen Kriterien und Standards lassen sich Kreislaufwirtschaft und NEXUS-Ansatz bei KMU operationalisieren und messen?
Welches Potenzial besitzt Kreislaufwirtschaft zur Steigerung der Ressourceneffizienz und Reduktion von Umweltbelastungen?
Welche ökonomischen, organisatorischen und technologischen Barrieren hemmen die Umsetzung?
Welche innovativen Geschäftsmodelle in Verbindung mit dem NEXUS-Ansatz sind relevant und wie werden sie bereits genutzt?
Welche ergänzenden Analyse- und Steuerungsinstrumente bietet der NEXUS-Ansatz im Vergleich zu bestehenden Methoden?
Welche Interessengruppen sind für die Umsetzung zentral?
Welche Implikationen ergeben sich daraus für Wissenschaft und Praxis?
Das Projekt soll zur Nutzung langlebiger Materialien, effizienterer Prozesse und neuer Geschäftsmodelle führen. Damit entstehen Kosteneinsparungen, mehr Wettbewerbsfähigkeit für KMU und ein messbarer Beitrag zur Umweltentlastung.

Arbeitsschritte

Im Projekt KRIDEM werden die Arbeitsschritte und Methoden systematisch miteinander verknüpft. Ausgangspunkt ist die Auswahl eines konkreten Messestandorts und die Festlegung einer Pilotmesse. Darauf folgt eine Stoffstromanalyse, die sämtliche Material-, Energie- und Wasserflüsse bilanziert.
Parallel wird ein Stakeholder-Mapping durchgeführt, um alle relevanten Akteure – Messegesellschaften, Aussteller, Standbauer, Zulieferer, Entsorger, Logistik- und Energiedienstleister – sowie deren funktionale Beziehungen und Ressourcennutzungen zu erfassen.
Auf dieser Basis werden unterschiedliche Standbauweisen innerhalb der Pilotmesse untersucht. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Vergleich modularer Systemstände und individueller Standlösungen. Bewertet werden Materialeinsatz, Emissionen, Rückbaubarkeit und Recyclingfähigkeit.
Die gewonnenen Daten dienen zur Entwicklung von drei Szenarien:
Standardisierung modularer Systemstände,
Optimierung materialintensiver Individualstände,
Regionale Kreislaufführung nach dem NEXUS-Modell.
Diese Szenarien werden nach ökologischer Wirkung, Umsetzbarkeit und Skalierbarkeit bewertet und in die weitere Planung integriert.
Der zeitliche Ablauf ist in aufeinander aufbauende Arbeitspakete gegliedert, die jeweils eigene Meilensteine setzen. Eine enge Zusammenarbeit mit Praxispartnern stellt Arbeitsteilung, Validierung und Wissenstransfer sicher.
Die Maßnahmen gehen über den aktuellen Stand der Technik hinaus: Durch die Kombination von Stoffstromanalyse, Stakeholder-Mapping und NEXUS-Integration werden innovative Methoden angewendet, die systemische Zusammenhänge sichtbar machen und konkrete Handlungsoptionen eröffnen. Damit trägt das Projekt unmittelbar zur Reduktion von Abfällen und Emissionen in der Messewirtschaft sowie zu einer nachhaltigen Umweltentlastung bei.

Übersicht

Fördersumme

149.038,00 €

Förderzeitraum

01.01.2025 - 31.12.2026

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Lower Saxony