Projekt 38592/01

Entwicklung modellhafter Konservierungsstrategien zum Erhalt von fotografischem Kulturgut in Archiven

Projektträger

Landschaftsverband Rheinland LVR- Archivberatungs- und Fortbildungszentrum Forschungszentrum Technik
Ehrenfriedstr. 19
50259 Pulheim
Telefon: 02234 9854235

Zielsetzung

Das Projekt verfolgt das Ziel, praxisnahe und ganzheitliche Konservierungsstrategien für fotografisches Material zu entwickeln, die kleinere und mittlere Archive umsetzen können. Derzeit besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen den normativen Vorgaben (z. B. DIN-Normen) im Bereich Bestandserhaltung und deren Implementierungsmöglichkeiten. Die große Vielfalt der vorliegenden Materialkombinationen im Bereich Fotografie bedingt eine höhere Empfindlichkeit gegenüber exogenen und endogenen Schadensmechanismen, die häufig irreversibel sind und ggf. in vollständigem Informationsverlust münden. Hierzu zählen auch anthropogene Faktoren wie die Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt.
Aus der jahrzehntelagen Beratungstätigkeit des LVR-AFZ sowie weiterer, umfangreicher Vorarbeiten ist bekannt, dass viele Einrichtungen vor erheblichen kapazitären, fachlichen, finanziellen, organisatorischen und baulichen Herausforderungen stehen. Nicht selten führt dies dazu, dass fotografisches Material im Vergleich zu anderen Objektgattungen nachrangig behandelt oder sogar aus Unkenntnis oder Unsicherheit vernichtet wird, wie dies mehrfach im Fall von vermuteten Objekten auf Basis von Cellulosenitrat oder -acetat geschah.
Dies ist umso bedauerlicher, als dass fotografisches Material ohne Zweifel zum kulturellen Erbe zählt und Informationen enthält, die andere Objekte oder Dokumente nicht transportieren (können). Ein erheblicher Teil dieses Kulturguts wird in nichtstaatlichen Einrichtungen verwahrt, die sehr heterogen aufgestellt sind, aber bislang kaum im Fokus standen.
Im Projekt werden in Zusammenarbeit mit ausgewählten nichtstaatlichen rheinischen Archiven Wege ermittelt, die theoretischen Anforderungen bestmöglich mit den Gegebenheiten vor Ort übereinzubringen. Dabei wird ausgelotet werden müssen, welche Abstriche fachlich vertretbar sind bzw. welche Prioritäten gesetzt werden müssen oder können. Hierzu ist die Analyse der Rahmenbedingungen, der bestandserhalterischen Situation und der Materialien (z. B mit IR-Spektroskopie) vor Ort unabdingbar, da diese Erhebungen die Basis für folgende Arbeitsschritte bilden.
Durch die methodische Auswahl der Einrichtungen wird sichergestellt, dass die Rückschlüsse verallgemeinerbar und nachnutzbar sind. Die Ergebnisse werden in Publikationen und Vorträgen veröffentlicht und fließen in die kostenfreie Beratungs- und Fortbildungstätigkeit des LVR-AFZ ein, sodass die Nachhaltigkeit der Förderung gewährleistet ist.

Arbeitsschritte

Es wurden 11 Archive im Rheinland stellvertretend für die dichte Archivlandschaft ausgewählt, um typische Problemstellungen in Bezug auf die konservatorische Situation und die Archivierung von fotografischen Materialien zu identifizieren. Die Auswahl der Archive hatte zum Ziel, ein möglichst breites und heterogenes Spektrum an verschiedenen Archiven und Institutionen im Projekt zu erfassen und folgte zuvor ausgearbeiteten Kriterien.
In den am Projekt teilnehmenden Archiven und Einrichtungen werden zunächst umfangreiche Daten zur Gesamtsituation erfasst. Die Analyse bezieht die personelle, finanzielle, organisatorische und bauliche Situation mit ein, ebenso wie Umfang, Zusammensetzung und aktuelle konservatorische Situation der Fotobestände. Als Grundlage hierfür dient ein Prüfschema, dass es ermöglicht, die benötigten Daten einheitlich und damit vergleichbar zu ermitteln.
Zur Erfassung der Umweltbedingungen in den ausgewählten Archiven werden verschiedene Analysemethoden genutzt, um die klimatischen Werte sowie ggf. die Licht-, Schimmel-, und Schadstoffbelastung zu ermitteln. Einen festen Bestandteil innerhalb der Analysen vor Ort bildet die Identifikation fotografischer Kunststoffträger, da sie besondere Problemstellungen mit sich bringen. Gerade angesichts des Umstands, dass viele Einrichtungen nicht wissen, ob und ggf. in welchem Ausmaß Cellulosenitrat oder -acetat in ihren Magazinen vorliegt, sind tiefergehende Erhebungen zu den vorliegenden Materialitäten erforderlich.
Gemeinsam mit den teilnehmenden Archiven werden auf Basis der umfangreichen Analysen geeignete Strategien entwickelt, um die konservatorische Situation der dort verwahrten Fotobestände dauerhaft zu verbessern. Die Strategien erheben den Anspruch, ganzheitlich zu sein, da hierbei die verschiedensten Variablen mit einbezogen werden: die finanziellen und personellen Ressourcen, die archivinterne Organisation und die fachlichen (Vor-)Kenntnisse der Mitarbeitenden, die baulichen und klimatischen Gegebenheiten und die Umgebung der Magazine bzw. Lagerräume. So sollen die Vorgaben der einschlägigen Normen und Ratgeber für jedes Archiv und seine individuelle Situation auf eine Umsetzbarkeit geprüft werden und ggf. alternative Konzepte und Lösungen erarbeitet werden. Auszuloten, welche Zugeständnisse noch mit den fachlichen Anforderungen vereinbar sind, gehört zu den essentiellen Projektinhalten. Diese Lösungen münden in ein individuelles Präventionskonzept, dass sich an den Möglichkeiten des Archivs orientiert und somit möglichst das optimale Ergebnis für die Konservierung der jeweiligen fotografischen Materialien erzielt. Neben Maßnahmen der präventiven Bestandserhaltung gehören sicherlich auch weitere Empfehlungen zu den Strategien, um bereits eingetretene Schädigungen bzw. Schadensprozesse zu verlangsamen oder sogar zu stoppen.
An diesen Arbeitsschritt schließt sich die Umsetzung erster Maßnahmen mit den Partnereinrichtungen an, wobei zu beachten ist, dass diese v. a. bei baulichen Veränderungen außerhalb des Projektzeitraums liegen.
Begleitend zum Projekt werden Fortbildungsveranstaltungen durchgeführt und Sachstandsberichte auf Fachtagungen vorgestellt. Das Projekt soll durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit in Fachkreisen begleitet werden.

Übersicht

Fördersumme

124.360,00 €

Förderzeitraum

15.03.2023 - 15.03.2025

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Climate protection
Resource conservation
Umweltforschung
Umwelttechnik