Projekt 35525/01

Lernen am Denkmal. Schädliche Umwelteinflüsse auf das Kulturerbe anschaulich im Schulunterricht vermitteln

Projektdurchführung

Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Schlegelstr. 1
53113 Bonn



Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Denkmale sind Teil unseres kulturellen Erbes. Sie veranschaulichen unsere Geschichte. Damit sie auch zukünftigen Generationen als bauliche Zeugnisse ihrer Zeit zugänglich sind und als Wissensspeicher zur Verfügung stehen, müssen sie vor Beschädigung, Verfall und Zerstörung geschützt werden. Wichtig in diesem Kontext ist es, Kinder und Jugendliche für den Wert des kulturellen Erbes und die Bedeutung von Denkmalen zu sensibilisieren, um so die Voraussetzung für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem kulturellen Erbe zu schaffen, dessen Bewahrung in jeder Generation immer wieder neu mit konkurrierenden gesellschaftlichen Interessen in Einklang zu bringen ist. Die Gefährdung des kulturellen Erbes ist vielfältig. Dabei ist unser Kulturerbe keine erneuerbare Ressource. In immer stärkerem Ausmaß ist es bedroht von gesellschaftlichen Veränderungen, etwa im Hinblick auf Siedlungsformen, Infrastrukturmaßnahmen und zunehmender Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch, ungezügelten Touristenströmen, Umweltverschmutzung, Klimawandel und Naturkatastrophen, Konflikten und der Materialalterung selbst. Unsere
nicht nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise hinterlässt Spuren in der Umwelt und beeinflusst damit auch unser kulturelles Erbe: wertvolle Kulturgüter wie den einzigartigen Schatz historischer Gebäude und Ensembles, Park- und Gartenanlagen oder auch Kulturlandschaften, die uns einen Einblick gewähren in zeitgenössische Ereignisse, in Denk- und Handlungsweisen früherer Zeiten. Umfang und Art ihrer Schädigung haben sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Negative Einflussfaktoren sind etwa die Auswirkungen des Klimawandels. Auch die durch Menschen verursachten Emissionen zählen dazu. Die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, die Sustainable Development Goals (SDGs), fordern daher dazu auf, die Anstrengungen zum Schutz und zur Wahrung des Kulturerbes zu verstärken.

Das Projekt „Lernen am Denkmal. Schädliche Umwelteinflüsse auf das Kulturerbe anschaulich im Unterricht vermitteln“ ist entlang der Kriterien des Förderthemas 12 der DBU konzipiert. Dabei leitete uns die Überzeugung, dass Denkmale durch Umwelteinflüsse stärker denn je in ihrer Substanz gefährdet sind. Orientiert haben wir uns zudem an den 17 SDGs der Vereinten Nationen.

Ziel des Vorhabens war es, die Beschäftigung mit Umwelteinflüssen und ihren Auswirkungen auf das baukulturelle Erbe mit einem innovativen Vermittlungsansatz aus Lernen im Klassenzimmer, am Denkmal und im Schülerlabor lehrplanbezogen, anschaulich und praxisorientiert als Thema in den Unterricht an weiterführenden Schulen hineinzutragen und die Bedeutung des Kulturgüterschutzes aufzuzeigen.

Im Kern des Vorhabens stand dabei die Erarbeitung und Veröffentlichung einer Handlungsanleitung in Form von einem anwendungsorientierten Lehr- und Lernmaterial. Sie soll Lehrkräften zeigen, wie das Thema methodisch in den Unterricht im Bereich MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und in gesellschafts- und geisteswissenschaftlichen Fächern (GG) an weiterführenden Schulen eingebunden werden kann.

Dazu wurden im Vorfeld Schulprojekte durchgeführt, die auf einer zu Beginn des Vorhabens erarbeiteten Handlungsanregung aufsetzten. Die daraus von Lehrkräften entwickelten individuellen Unterrichtskonzepte zu spezifischen Fragestellungen und die Ergebnisse aus der Projektarbeit – zu Unterrichts- und Lernerfolg – sind als Best-Practice Beispiele in die abschließende Handlungsanleitung eingeflossen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt „Lernen am Denkmal. Schädliche Umwelteinflüsse auf das Kulturerbe anschaulich im Schulunterricht vermitteln“ ist mit einer eigenen Ausschreibung zur Förderung von Schuljahresprojekten in den Schuljahren 2021/22, 2022/23 und 2023/24 und von Projektwochen im Kalenderjahr 2024 in das „Schulprogramm denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule der Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ integriert worden.

Somit hatten über den Zeitraum von drei Jahren bundesweit weiterführende Schulen aller Schulformen die Möglichkeit, mit einem individuellen und an der jeweiligen Lerngruppe orientierten Unterrichtsprojekt zum Lernen an einem für die Lerngruppe gut erreichbaren und zugänglichen Denkmal zu schädlichen Umwelteinflüssen auf das Kulturerbe am Vorhaben teilzunehmen. Allen Projekten gemein war die Zusammenarbeit der Lerngruppen und ihrer Lehrkräfte mit einer außerschulischen Expertin oder einem Experten der Denkmalpflege bzw. des Kulturgüterschutzes. Darüber hinaus stand der jeweiligen Lerngruppe ein Schülerlabor als Partner zur Seite, der das Lernen zu schädlichen Umwelteinflüssen auf Denkmale mit Workshop-Angeboten ergänzte, die eine vertiefte Beschäftigung mit objektbezogenen Fragestellungen, handlungspraktischem und wissenschaftspropädeutischem Arbeiten ermöglichten.

Der Vermittlungsansatz stellt das Denkmal und dessen bauliche Substanz mit seiner Aussagekraft als Quelle und als anschaulichen Lernort in den Mittelpunkt von Unterrichtsprojekten, in denen Schülerinnen und Schüler mit Bezug zu Lerninhalten gesellschaftswissenschaftlicher und naturwissenschaftlicher Fächer Wissen über schädliche Umwelteinflüsse erwerben, die das Denkmal in seinem Zeugniswert gefährden. Der modellhafte Ansatz, in dem die Schülerinnen und Schüler im Klassenraum, am Denkmal und im Schülerlabor lernen, setzt auf eine anschauliche und kontextualisierende Vermittlung von komplexen Themen – hier die Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf das baukulturelle Erbe und die damit verbundenen Herausforderungen an Erhalt und Schutz.

Die Umsetzung des Projekts „Lernen am Denkmal. Schädliche Umwelteinflüsse auf das Kulturerbe anschaulich im Schulunterricht vermitteln“ startete nach der Bewilligung des Antrags im Sommer 2020 mit einer vorbereitenden Phase 0 (Erarbeitung einer Handlungsanregung für Lehrkräfte durch die Antragspartner). Es folgten eine erste Ausschreibung des Förderschwerpunktes zum Schuljahr 2021/22 (Phase 1 – Durchführung unter Pandemie-Bedingungen) und zwei weiteren Ausschreibungen im Schuljahr 2022/23 (Durchführung unter Auswirkungen der Pandemie) und im Schuljahr 2023/24 (Phase 2). In einer abschließenden Phase 3 wurde das Modellvorhaben ausgewertet und eine Handlungsanleitung als Ergebnis aus dem Gesamtvorhaben bis November 2024 erarbeitet.


Ergebnisse und Diskussion

In der beantragten Konzeption als ein Projekt mit dem Ziel der Verbreitung angelegt, ist das konkrete tatsächliche Ergebnis des Projekts, dass Lernmodule für die Bereiche GG und MINT entwickelt werden konnten, die die Untersuchung von Umwelteinflüssen und ihre Auswirkungen speziell auf Denkmale thematisieren. Als praxis- und handlungsorientierte Angebote für Recherche- und Experimentiertage konnten sie in der Angebotspalette der Schülerlabore AKS Bochum und YLAB Göttingen etabliert werden. Sie sind geeignet, das schulische Projektlernen am Denkmal durch kompakte Einheiten Forschenden Lernens zu vertiefen.

Dabei konnte vor allem der MINT-Bereich gewinnbringend für das Lernen am Denkmal erschlossen werden. Orientiert an den naturwissenschaftlichen Methoden Messen, Modellieren, Analysieren und ergänzt durch den Anwendungsbereich Schutzmaßnahmen konnten handlungsorientierte Lerneinheiten zur Erkundung von Denkmalen und häufigen umweltbedingten Schädigungen an ihrer Bausubstanz entwickelt werden.

Die von MINT-Schülerlaboren begleiteten Schulprojekte im Förderschwerpunkt steuerten Erfahrungen mit Lernanordnungen zur Einwirkung von Temperaturschwankungen, von Luftschadstoffen wie Feinstaub oder Stickoxiden, von Durchfeuchtung, Versauerung oder Versalzung usw. zur Entwicklung von Lernmodulen bei. In Schulprojekten mit MINT-Schwerpunkten wurden auch die Auswirkungen solcher Prozesse für gesetzte Denkmale, öffentliche Gebäude und Wohnbauten erfasst: etwa die Korrosion von Stahlbeton, Auswaschungen in Mauerwerk oder Fäulnis in Holzkonstruktionen.

Grundlegend für die Entwicklung der Module waren folgende Erkenntnisse: Die häufig in Kombination verbauten historischen Materialien denkmalgeschützter Objekte bieten einen Reichtum an Untersuchungsgegenständen an jedem beliebigen Schulort. Am Beispiel von Denkmalen, die gerade mit ihrer erhaltenen originalen Substanz als historische und kulturelle Zeugnisse von Bedeutung sind, ist die Wirkweise chemischer, physikalischer oder biologischer Prozesse mit ihren für Denkmale potenziell zerstörerischen Folgen und drohenden Verlusten besonders anschaulich zu vermitteln. Wissen über diese Prozesse befähigt die junge Generation dazu, schädliche Umwelteinflüsse zu erkennen und einen ebenso angemessenen wie wirkungsvollen Umgang mit ihnen zu finden.

Im Bereich GG wurden Lernmodule zur Quellenarbeit mit Denkmalen und zu ihrer Einordnung in die Methoden der Gesellschafts-, Geschichts- und Archivwissenschaften etabliert. Sie basieren auf dem systematischen Ansatz zur Arbeit mit Sachquellen in den vier Schritten Betrachten, Erschließen, Erkennen und Dokumentieren und ersetzen den vierten Schritt durch den Erhalt von Denkmalen unter Bedingungen schädlicher Umwelteinflüsse. Übungen zu verschiedenen Denkmalarten, zu ihren Entstehungsumständen, zu ihrem Symbolschmuck und zu Inschriften, zu Umwidmungen, Veränderungen im Laufe der Zeit und schließlich zu konkreten Auswirkungen von schädlichen Umwelteinflüssen und wie die Denkmalpflege ihnen begegnet erschließen den Lerngegenstand umfassend.

Dass geistes- und gesellschaftswissenschaftliche Perspektiven auf das Thema schädliche Umwelteinflüsse auf Denkmale bei der Kontextualisierung in größere Zusammenhänge eine besondere Rolle spielt, kann als weiteres Ergebnis gelten. In Schulprojekten mit Schwerpunkt in den entsprechenden Fächern wurde thematisiert, wie mit Schädigungen einhergehende Verluste im Erscheinungsbild es unserer und folgenden Generationen schwerer oder ganz unmöglich machen, die originale Form und Gestalt eines Baudenkmals zu erkennen und es als historische Quelle zu lesen. Da es die Materialien eines Baudenkmals sind, die seine Zeitspuren tragen, können nur sie Aufschluss geben über das, was in der Bauzeit geschah und in den vielen Jahren, die seitdem vergangen sind.

Der im Modellvorhaben verfolgte Vermittlungsansatz setzt auf einen empirischen Zugang zu den Gegenständen – hier der Denkmalsubstanz. Dieser hat für das Lernen am Denkmal zu Umwelteinflüssen und ihren Auswirkungen auch im Sinne eines ganzheitlichen Lernens besonders fruchtbare Ergebnisse hervorgebracht. Weiterführende Fragestellungen zum Thema konnten im schulischen Projektlernen am gewinnbringendsten in fächerverbindenden Ansätzen verfolgt und umfassende
Kontextualisierungen erreicht werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt „Lernen am Denkmal. Schädliche Umwelteinflüsse auf das Kulturerbe anschaulich im Schulunterricht vermitteln“ ist von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit einer bundesweiten Presse- und Öffentlichkeitsarbeit begleitet worden. Dazu zählen Pressemeldungen, die die DSD zum Start der Ausschreibungen oder zu den Teilnehmerveranstaltungen herausgegeben hat, sowie zu Veranstaltungen, in deren Rahmen das DBU-Projekt vorgestellt worden ist. Ferner hat die Zeitschrift Monumente das DBU-Projekt in die Titelgeschichte „Klimaopfer Denkmal“ (Juni 2021) eingebunden und damit eine breite Leserschaft erreicht.

Der denkmal aktiv-Newsletter indes, dessen Abonnenten überwiegend aus dem Schul- und Bildungsbereich kommen, hat mit spezifischen Meldungen zum DBU-Projekt ein zielgruppenorientiertes Publikum erreicht. Darüber hinaus haben die Projektpartner das Projekt über ihre Presse- und Öffentlichkeitsarbeit begleitet.

Dokumentation der Schulprojekte im DBU-Förderschwerpunkt auf der Internetseite von denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule, dem Schulprogramm der Deutschen Stiftung Denkmalschutz https://denkmal-aktiv.de/aktuelle-schulprojekte/?foerderjahr=0&bundesland=&schlagwort=132.

Die Handlungsanleitung ist als zweiteilige Online-Publikation (Handlungsanleitung für Lehrkräfte und als Auszug die Arbeitsblätter für Lernende) veröffentlicht worden und steht auf der „denkmal aktiv“-Seite zum kostenfreien Download zur Verfügung https://denkmal-aktiv.de/materialien/materialien-denkmal-aktiv/
Arbeitsblätter (direkter Link) https://denkmal-aktiv.de/wp-content/uploads/2024/11/denkmal-aktiv_AUSZUG-Arbeitsblaetter_schaedliche-Umwelteinfluesse_web_150.pdf.


Fazit

Die auf die Auswirkungen der Pandemie angepasste Vorgehensweise hat sich bewährt. Auch wenn wir mit dem Förderschwerpunkt weniger Schulen erreicht haben als im beantragten Projekt geplant, sind die geförderten Projekte sowohl was die thematische Vielfalt als auch was die didaktischen und methodischen Ansätze zum Lernen am Denkmal zu schädlichen Umwelteinflüssen angeht, modellhaft und bieten viel Potenzial für einen Transfer.

Bewährt hat sich insbesondere auch die Erweiterung des Förderangebots auf Projektwochen und -phasen nicht nur als ein niedrigschwelliger Einstieg in das Lernen am Denkmal, sondern auch mit Blick auf eine Einbindung von Schülerlaboren, für die die Begleitung von Schuljahresprojekten eher ungewöhnlich ist, die Begleitung von kürzeren Projektphasen indes gut zur bekannten Arbeitsweise mit Angeboten zu Workshop- oder Labortagen passt. Hieraus lassen sich Ideen für eine Modifizierung im Ansatz entwickeln, die neben Schuljahresprojekten die Formate Projektwoche bzw. -phase in den Blick nimmt.

Übersicht

Fördersumme

81.200,00 €

Förderzeitraum

11.08.2020 - 30.11.2024

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Environmental communication