Projekt 35505/65

Flip ist der erste Marktplatz, der nachhaltiges Shopping mit Wissensvermittlung verbindet. Ein Greenwashing-Filter schützt Konsument*innen vor falschen Versprechen, Recherchen von Top-Journalisten klären zusätzlich auf. Das ist Educated Commerce.

Projektdurchführung

Flip GmbH
Simon-von-Utrecht-Str. 1
20359 Hamburg

Zielsetzung

Millionen Menschen wollen gerne nachhaltig einkaufen. Eigentlich könnten sie damit einen entscheidenden Beitrag leisten, um die nötige Transformation zu einer besseren Wirtschaft voranzutreiben. Viele aber fühlen sich überfordert und haben Angst, auf Greenwashing hereinzufallen. Nicht ohne Grund: Laut der EU-Kommission sind fast die Hälfte aller umweltbezogenen Aussagen von Unternehmen irreführend. Wer nachhaltig einkaufen will, erreicht am Ende im schlimmsten Fall sogar das Gegenteil – und kauft Produkte, die angeblich grün sind, aber Planeten und Menschen schaden.

Greenwashing aber schadet auch jenen Unternehmen, die wirklich nachhaltige Lösungen anbieten, aber kaum Gehör finden. Kleine, innovative Marken haben meist nicht das Geld, um mit großen Konzernen oder finanzkräftigen Startups mitzuhalten, die ein Vermögen in Marketing stecken. Wirklich nachhaltige Marken werden, selbst wenn sie glaubwürdig sind, oft schlicht nicht wahrgenommen.

Am Ende steht ein Vertrauensverlust, der dazu führt, dass bewusste Konsument:innen und wirklich nachhaltige Marken nicht zueinander finden.

Genau an diesem Punkt wollen wir mit dem Educated-Commerce Marktplatz ansetzen: Es soll ein vertrauenswürdiger Ort zum Einkaufen entstehen, an dem Greenwashing keine Chance hat. Ein Marktplatz, auf dem man einkaufen kann, ohne in die Irre geführt zu werden. Und auf dem man sich auf das verlassen kann, was von den Marken versprochen wird.

Arbeitsschritte

Das Kern-Problem, das es für den Marktplatz zu lösen galt, war das der "harten Tür". Welche Kriterien entscheiden über die Aufnahme einer Marke auf den Marktplatz oder dessen Ablehnung? Wir haben über mehrere Iterationen an der Lösung dieses Problems gearbeitet. Die wichtigsten zwei lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

Iteration 1: Redaktionelle Recherche + Communityabstimmung (verworfen)
Die Idee: In den Shop darf nur, was unsere Redaktion recherchiert hat und von unserer Community als positiv bewertet wurde. Das Prinzip wurde in einem eigenen Newsletter vorgestellt und verprobt, anschließend wurde über eine Umfrage Feedback zum Vorgehen eingeholt.

Das Feedback der Flip-Community fokussierte sich auf die drei Punkte:
1. Fehlende zeitlichen Ressourcen zum Lesen der vielen Texte
2. Mangelndes Interesse an mehreren Texten zu ähnlichen Themenfeldern
3. Wunsch, die Entscheidung lieber Expert:innen zu überlassen

Dieses Feedback ließ sich an der geringen Beteiligung an der Abstimmung bestätigen. Zudem wurden Herausforderungen im internen Arbeitsprozess offenbar: Während wir auf dem Marktplatz mit einem klaren Fokus starten wollen (nachhaltige Mode), soll unser journalistischer Newsletter aber eine Wundertüte bleiben – und die Redaktion absolut unabhängig und frei in ihrer (bunten) Themenwahl. Beides zusammen geht entsprechend nicht. Bei redaktionell ausgewählten und recherchierten Marken gab es zudem im späteren Prozess teilweise gar kein Interesse an einer Marktplatz-Teilnahme. Die Idee wurde daher verworfen.

Iteration 2: Eigenständiger Marktplatz-Prozess (Status Quo)
Für die eigenständige Prüfung der Marken auf Marktplatz-Seite wurde ein unabhängiger Check entwickelt, der ohne jede Beteiligung der Redaktion funktioniert. Auf Basis der Ergebnisse einer interdisziplinären Forschungsgruppe von Wissenschaftler:innen wurde ein Greenwashing-Framework zu einem Greenwashing-Check weiterentwickelt. Dieses untersucht strukturiert und standardisiert 10 verschiedene Formen von Greenwashing in einem Leitfragen-gestützten Prozess. Ein angedocktes Bewertungsmodell gruppiert die Ergebnisse nach Anzahl der gemachten Fehler in der Nachhaltigkeitskommunikation. Der Check wird noch manuell durchgeführt, eine Überführung in ein softwaregestütztes Tool oder gar eine automatisierte Prüfung mit Hilfe von KI wären eine sinnvolle Weiterentwicklung (bislang aber nicht über einen Prototyp-Status hinaus entwickelt).

Ergebnisse

Der Marktplatz wurde am 24.5.24 offiziell gestartet. In der Folge konnten mehr als 22 Anbieter/Marken mit einem Sortiment von deutlich über 1.000 Produkten und ein Reparaturservice auf den Marktplatz gebracht werden. Zudem gibt es einen Wissensbereich, der Transparenz in viele Facetten der Textilwirtschaft bringt. Das Feedback der gewonnenen Marktplatzteilnehmer war durchgängig positiv, das Alleinstellungsmerkmal ‚Schutz der Konsument:innen vor Greenwashing’ wurde verstanden und als wertvoll betrachtet.
Auch technisch kann der Marktplatz mit Direktanbindungen der Partner und Live-Synchronisation des Inventars und der Bestellungen überzeugen. Das Ziel Marktplatz-Entwicklung wurde klar erreicht, ebenso das Ziel mit dem Produkt und der Positionierung Marken und Anbieter zu überzeugen und, nach Absolvierung des Checks, auf den Marktplatz zu bringen.
Schwer war und ist hingegen, die Nachfrage-Seite in Form von Traffic auf den Marktplatz zu bekommen. Insbesondere unser Vorhaben Traffic über die Flip-Website und aus dem Flip-Newsletter heraus auf den Marktplatz zu kanalisieren, muss als gescheitert angesehen werden. Natürlich gab es Besucher über die eigenen Kanäle, aber längst nicht in dem Umfang wie ursprünglich angenommen. Dasselbe gilt für Social Media-Kanäle. Dringend notwendig wäre daher konstanter Kampagnendruck über Paid Marketing gewesen, jedoch war dafür nicht das notwendige Budget vorhanden. Und zuletzt muss man ganz realistisch auch die Marktentwicklung insgesamt berücksichtigen. Durch die wirtschaftliche Rezession und damit verbunden rückläufigen Konsumausgaben und deutlich erhöhter Preissensibilität, hatten sehr viele Nischen-Marktplätze und -Shops zu kämpfen. Für uns war dadurch der Neuaufbau eines Trafficstroms nochmals ungleich schwerer. Ohne Traffic jedoch auch keine Verkäufe. Kürzlich haben sich daher leider Marken wieder aus dem Marktplatz zurückgezogen, da ihre vertrieblichen Anforderungen nicht erfüllt werden konnten.

Der Anti-Greenwashing Marktplatz TRUSTED BY FLIPRedaktionskodexGreenwashing-Framework

Öffentlichkeitsarbeit

Owned Media:

Flip:
Der Marktplatz wurde in einem Flip Sonder-Newsletter vorgestellt. Zudem wurde dieser dauerhaft in die Navigation der Flip-Seite verlinkt. In den Flip-Newslettern wurden regelmäßig trusted by Flip-Anzeigen geschaltet.
Kurz vor Weihnachten wurde zudem ein weiterer Sonder-Newsletter versendet.

trusted by Flip:
Der Marktplatz selbst wird als Onsite-Kanal regelmäßig aktualisiert. Kollektions- und Kategorien-Seiten sind SEO-optimiert, um organischen Suchtraffic auf die Seite zu bekommen. Zudem wurde unseren Wissens-Blog kontinuierlich weiter ausgebaut, um auch hierüber Traffic zu erhalten.
Auf Marktplatz kann ein Marktplatz-Newsletter abonniert werden, der in
regelmäßigen Abständen erstellt und verschickt wird, um Wiederkehrraten zu erhöhen.

Operated Media:
Es wurde eine eigene Instagram-Präsenz (https://www.instagram.com/trustedbyflip) mit etlichen Formaten und Posts, erstellt. Auch einen Pinterest-Account mit vielen thematischen Boards
(https://de.pinterest.com/trusted_by_flip/) wurde gepflegt.

Externe Medien:
Cross-Promotions gab es sowohl über externe Newsletter wie zB. GoodImpact, als auch im Bereich Content-Marketing über Blogs wie zB Junie und ich.

Instagram-AuftrittPinterest-Account

Fazit

Die allgemeine, agile Entwicklung des Marktplatzes hat sehr gut geklappt. Erste Ideen, die nicht funktioniert haben, konnten frühzeitig erkannt und durch andere Ansätze ausgetauscht werden, die wiederum iterativ entwickelt wurden. Über diesen Prozess entstand dann auch (initial ungeplant) der Greenwashing-Check, ein nutzbares Framework, dass auch ohne Marktplatz Anwendung finden kann.
Mit der technischen Realisierung des Marktplatzes sind ebenfalls alle Stakeholder sehr zufrieden: sowohl die Marken, mit Fokus auf der Anbindung ihres Inventars und dem Order-Management, als auch wir selbst, da ein Betrieb mit geringen Aufwänden gewährleistet werden kann. Die Akzeptanz der Kund:innen hatten wir zudem über vorgeschaltete Usability-Tests sichergestellt.

Insgesamt muss das ganze Thema “Traffic und Traction“ hingegen leider noch als offenes Handlungsfeld angesehen werden, das bislang nicht funktioniert hat. So blieb die Traffic-Weiterleitung über unsere eigenen Medien und Kanäle deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurück. Paid Marketing-Ansätze konnten ohne relevantes Marketing-Budget nur testweise ausprobiert werden. Ein Ausweg, Traffic auch ohne Budget und relevante Zulieferungen aus Owned & Operated Media zu generieren, sind Kooperationen mit trafficstarken Seiten. Ein solches Modell kann eine Win-Win-Situation für beide Seiten darstellen, sollte sich der Markt wieder drehen. Erste Gespräche haben dazu bereits stattgefunden, der Prozess ist aktuell ongoing.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

09.06.2023 - 31.08.2025

Bundesland

Hamburg

Schlagwörter

Environmental communication