Projekt 35354/01

Gärten des Lebens – Durch Nutzung regionalen Obstes Biodiversität erhalten, gesunde Ernährung fördern, regionale (Wirtschafts-)Kreisläufe stärken

Projektdurchführung

Ländliche Kerne e. V.
Nickelsdorf 1
07613 Crossen

Zielsetzung

Ziel des Projektes war es, die Nutzung der noch reichlich vorhandenen regionalen Obstbestände zu fördern und damit sowohl einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Ernährung zu leisten als auch die Vielfalt der Kulturlandschaft zu erhalten. Dazu sollten das Verbraucherbewusstseins gefördert und entsprechende Informations-, Kommunikations- und Vermarktungsstrukturen aufgebaut werden.

Das Vorhaben ist ein Kooperationsprojekt von Partnern aus Deutschland (Ostthüringen) und Ungarn (Komitat Vas). In diesen Regionen haben sich traditionelle Obstbestände mit vielen alten Sorten noch in gößerem Umfang erhalten. Federführend in Deutschland ist der Verein "Ländliche Kerne e.V." in Crossen/Elster (www.laendlichekerne.de, www.streuobst-thueringen.de). In Ungarn wird das Vorhaben durch das Savaria-Freilichtmuseum Szombathely betreut (www.savariamuseum.hu).

Das Projekt trägt außer zu einer nachhaltigen Ernährung (Nutzung regional verfügbarer Lebensmittel) auch zum Erhalt der biologischen Vielfalt (Streuobstwiesen als „hot spots“ der Biodiversität), zur Reduzierung von Schadstoffeinträgen (Streuobstbestände werden weder gedüngt noch mit Pestiziden behandelt, unnötiger Transportaufwand wird vermieden) als auch zur verstärkten regionalen Wertschöpfung (Ressourcenschonung) bei. Nicht zuletzt dient das Projekt zur Reduzierung von Nahrungsmittelverlusten – Obst, das derzeit nicht geerntet wird und auf den Wiesen verrottet, wird wieder in der Region konsumiert und muss nicht von weither transportiert werden.

Arbeitsschritte

Die Projektaktivitäten gliedern sich in folgende Arbeitsschritte:
a) Erfassung als Voraussetzung zum Erhalt alter Obstsorten
Grundlage war die Entwicklung einer Streuobst-App für Tablet und Smartphone, mit der nach entsprechenden Schulungen Ehrenamtliche den Streuobstbestand in ihren Regionen erfassen und bewerten können. Damit sollen das Wissen um die vorhandene Vielfalt verbessert und eigene Aktivitäten angeregt werden. Am Savaria-Museum wurde zudem ein landwirtschaftlicher Musterbetrieb mit Sortengarten (200 Bäume) angelegt, der die vorhandene Vielfalt sichtbar macht und den Rahmen für Schulungen und Veranstaltungen bietet.
b) Information und Motivierung von Eigentümern und Verbrauchern
Mit Infokampagnen „Regionales Streuobst – Schätze vor der Haustür“ wurde in beiden Projektregionen das Bewusstsein für den Wert des traditionellen Obstes verbessert; dabei wurde insbesondere an Gesundheitsfragen (gesundes, allergiefreundliches Obst) und das Umwelt- und Ökologiebewusstsein (Erhalt der Biodiversität) angeknüpft.
In Deutschland wurden dazu jährliche Streuobstmessen, Sortenbestimmungen und fachliche Weiterbildungen durchgeführt. Mit kurzen Videoclips werden Akteure und Aktivitäten rund um die traditionelle Obstkultur sichtbar gemacht. Diese und andere Inhalte wurden über die Internetseite www.streuobst-thueringen und soziale Netze verbreitet.
In Ungarn wurden dazu spezielle Fortbildungen durchgeführt und entsprechende Lehrmaterialien erarbeitet. Weitere Aktivitäten waren saisonale Info-Tage und spezielle Fachberatungen „Mein Garten“. Den Höhepunkt bildete die Veranstaltung eines Festivals „Iss gesund“.
c) Aufbau von Vertriebsstrukturen für regionales Obst
Der Konsum regionaler Obstprodukte ist der entscheidende Schlüssel für den Erhalt der Obstkultur. Wichtig dazu sind passende Vertriebsstrukturen (kurze Wege, kleine Mengen) für Handel und Verbraucher.
Hierzu wurden in Thüringen entsprechende Verwertungs- und Verarbeitungskapazitäten (z.B. kleine Mostereien) aufgebaut bzw. gestärkt. In die Vermarktung von Obst und Obsterzeugnissen wurden auch bestehende Initiativen solidarischer Landwirtschaft einbezogen.
In Ungarn wurden die Strukturen des Savaria-Museums genutzt, um speziell Kinder und Kleingartenbesitzer für die Ernte regionalen Obstes zu motivieren, Methoden der Verarbeitung zu vermitteln und entsprechende Kontakte zum regionalen Handel aufzubauen, u.a. zur geplanten neuen Markthalle in Szombathely, deren Eröffnung für 2025 vorgesehen ist.

Ergebnisse

Trotz zeitweise schwieriger Randbedingungen (Corona-Pandemie, Energiepreisschock) wurden alle gesetzten Projektziele erreicht und teilweise auch übertroffen. Insgesamt ist es den deutschen und ungari­schen Partnern gelungen, die Aufmerksamkeit für das Thema Streuobst in ihren Regionen signifikant zu verbessern und die Grundlagen dazu zu etablieren, die traditionellen Obstbestände und damit wichtige Hotspots der Biodiversität zu erhalten, zu nutzen und durch bessere Pflege in die Zukunft zu retten. Zugleich wurden wichtige damit verbundene Bereiche wie Umweltbildung, regionale Wertschöpfung und Erhalt von Kulturerbe und Kulturlandschaft befördert.
Die zeitweise starken Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben Kontakte sowohl innerhalb der Regionen als auch zwischen den deutschen und ungarischen Partnern erschwert. Dennoch hat sich im Projektverlauf ein zunehmend enges und vertrauensvolles Verhältnis der Partner entwickelt; neben den gemeinsamen Aktivitä­ten und gegenseitigen Besuchen bei vielen Projektteilen eine gute Kommunikation und gegenseitige Abstimmung erfolgt.
Folgende Ergebnisse wurden konkret erreicht (Auswahl):
a) Deutsche Projektpartner
- Entwicklung Streuobst-App, 15 Schulungen, 4.800 Bäume erfasst
- Reaktivierung von 2 Gewölbekellern zur Obstlagerung
- kontinuierliche Belieferung von 1 EDEKA-Großmarkt und 15 Hofläden
- Zusammenarbeit mit 3 Initiativen Solidarischer Landwirtschaft
- Aufbau/Stärkung von 8 Kleinmostereien mit ca. 800 Kunden
- Etablierung jährlicher Streuobstmessen (2022, 2023 und 20s4) mit jeweils über 1.000 Besuchern
- 7 kurze Videoclips (Vorstellung von Akteuren, praktische Infos zum Thema Streuobst)
- Veranstaltung von 14 Streuobst-Stammtischen, 42 Baumschnitt- und 5 Sensenkursen, 30 Sortenbestimmungen
- mehrere Fachexkursionen bundesweit sowie nach Ungarn, Slowenien und Österreich
b) Ungarische Projektpartner
- Anlegen eines Mustergartens mit 200 alten Sorten im Freilichtmuseum Vasi Skansen
- Publikation eines Lehrbuches „Feengärten im Kreis Vás“
- Veranstaltung mehrerer Umweltbildungsveranstaltungen zu nachhaltiger Ernährung
- Aktionstage speziell für Kinder, Entwicklung entsprechender Methoden
- fachliche Beratungen für Kleingartenbesitzer, Unterstützung zur Vermarktung des Obstes
- praktische Aktionen „Pick it yourself“ zum Selberpflücken, verbunden mit Info-Angeboten
- Festival „Iss gesund!“ am 20.08.2023
- Beteiligung am regionalen historischen Karneval im August 2023

Öffentlichkeitsarbeit

Eine breite und differenziert auf verschiedene Zielgruppen zugeschnittene Öffentlichkeitsarbeit war zentraler Kern des Projekte. Zusätzlich zu den bereits unter „Ergebnisse“ beschriebenen Aktivitäten (wie z.B. regionale Streuobstmessen, Seminare und Infotage, Broschüren und Fachpublikationen) wurden und werden die Aktivitäten fortlaufend auf folgende Weise medial begleitet:
- über die Internetseite www.streuobst-ostthueringen.de; darin insbesondere erwähnenswert die 7 kurzen Videoclips über regionales Streuobst und die betreffenden Akteure
- regelmäßiger Newsletter sowie aktuelle Rundmails der Streuobstinitiative Ostthüringen, die über einen Verteiler mit derzeit ca. 200 Adressen verschickt werden
- regelmäßigen Streuobst-Stammtische (ca. 8 pro Jahr, öffentlich)
- Info-Tische und spezielle Vorträge bei regionalen Events (Apfelfeste, Streuobsttage, Streuobstmessen, Sortenbestimmungen, Schnittkurse u.ä.)
- über Beiträge in der Tagespresse und in Fachpublikationen
- Informationen über die sozialen Medien

Streuobst-Netzwerk Ostthüringen

Fazit

Trotz gravierender unvorhergesehener Ereignisse wie Corona-Pandemie und Energiepreisschock durch den Ukraine-Krieg ist es insgesamt gelungen, das Projekt wie geplant umzusetzen; alle gesteckten Projektziele wurden erreicht und teilweise sogar übertroffen. Die Aufmerksamkeit für das Thema Streuobst konnte sowohl in Ostthüringen als auch im ungarischen Komitat Vás signifikant verbessert werden. Damei war die Projektlaufzeit allerdings nur der Start, denn es harren immer noch erhebliche alte Streuobst-Bestände der Pflege und neuen Nutzung.
Insofern ist das Projekt auch nach dem offiziellen Ende nicht abgeschlossen, manche Aktivitäten werden in der Folgejahren erst ihre ganz Wirksamkeit entfalten, wie beispielsweise die Koope­ration mit Initiativen solidarischer Landwirtschaft in Thüringen oder die Beschickung der neuen Markthalle in Szomathely in Ungarn. Zugleich wurden wichtige damit verbundene Bereiche wie Umweltbildung, regionale Wertschöpfung und Erhalt von Kulturerbe und Kulturlandschaft befördert. Als wichtiges Ergebnis kann auch die Vorbild- und Beispielwirkung auf andere Akteure und Initiativen außerhalb der beiden Projektgebiete hervorgehoben werden, die insbesondere durch die breite Öffentlichkeitsarbeit erreicht wurde.
Wenn man ein Resümee in einem Satz formulieren soll: Das Projekt hat die Grundlage dafür gelegt, die traditionellen Obstbestände und damit wichtige Hotspots der Biodiversität in beiden Projektgebieten zu erhalten, zu nutzen und durch bessere Pflege un

Übersicht

Fördersumme

98.998,00 €

Förderzeitraum

01.06.2021 - 30.09.2024

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Cross-border
Land use
Nature Conservation