Projekt 35213/01

Mikroalgen in der Fütterung von Masthähnchen zum Erhalt der Tiergesundheit ein Lösungsansatz zur Reduktion des Arzneimittelbedarfs?

Projektdurchführung

Microganic GmbH
Betonstr. 19 a
49324 Melle

Zielsetzung

Die tierärztliche Behandlung mit Arzneimitteln ist essenzieller Bestandteil der Gesunderhaltung von Mensch und Tier. Mit dem steigenden Einsatz von Arzneimitteln steigt aber gleichzeitig auch ihr Eintrag in die Umwelt stark an. Arzneimittel und deren Rückstände wurden mittlerweile bereits in Oberflächen- und Grundwasser, sowie in Böden oder Aerosolen nachgewiesen. Diese Arzneimitteleinträge können teilweise drastische gesundheitliche Gefahren mit sich bringen.
In der Veterinärmedizin steht bei der Thematik der Arzneimitteleinträge in die Umwelt besonders die Nutztierhaltung im Fokus. Hohe Bestandsdichten begünstigen nicht nur die Ausbreitung von Erkrankungen mit Behandlungsbedarf, sondern machen zudem oft eine Behandlung gesamter Bestände erforderlich.
Die Vermeidung der Entstehung von Krankheiten in Tierbeständen und damit die Vermeidung der Notwendigkeit für den Einsatz von Arzneimitteln wird bislang hauptsächlich durch die Optimierung des Managements der Tierhaltung verfolgt. Seit langer Zeit ist aber auch bekannt, dass der Gesundheitszustand der Tiere durch diätetische Maßnahmen präventiv beeinflusst werden kann. Verschiedene Mikroorganismen, beispielsweise auch Pro- oder Präbiotika, finden bereits Einsatz in der Nutztierhaltung und können zu gesteigerter Tiergesundheit beitragen.
Mikroalgen sind im Bereich der Ernährung von Nutztieren bisher hauptsächlich wegen ihrer hohen Proteingehalte von Interesse. Eine Reihe weiterer wertgebender Inhaltsstoffe in verschiedenen Mikroalgen sind ebenso bekannt, beispielsweise Ω3-Fettsäuren, Pigmente, Antioxidantien und weitere sekundäre Pflanzenstoffe. Neben anderen Tierarten konnte auch für Mastgeflügel bereits gezeigt werden, dass Mikroalgen bei diätetischem Einsatz durch z.B. immunstimulierende oder antiinflammtorische Wirkungen gesundheitliche Probleme positiv beeinflussen können. Gegenstand des vorliegenden Projektes ist es zu untersuchen, inwiefern die Fütterung von Mikroalgen auch präventiv positive Effekte auf die Tiergesundheit von Masthähnchen zeigen kann. Das Ziel ist es dabei, einen Ansatz für die Fütterung von Mikroalgen auszuarbeiten, bei dem durch eine verbesserte Tiergesundheit die Notwendigkeit für den Einsatz von Arzneimitteln in Masthähnchenbeständen reduziert werden könnte. Hierbei soll die Untersuchung verschiedener Algenarten und Dosierungen ebenso berücksichtigt werden, wie deren Einsatz unter Praxisbedingungen der konventionellen und ökologischen Tierhaltung.

Arbeitsschritte

In experimentellen Fütterungsversuchen sollen unter kontrollierten experimentellen Bedingungen verschiedene am Markt erhältliche Mikroalgen als Supplement an Masthähnchen verfüttert werden. Somit können ggf. unterschiedliche Effekte verschiedener Algenarten und Dosierungen auf die Tiergesundheit ermittelt werden. Diese versuche werden am Institut für Tierernährung der TiHo Hannover durchgeführt (Kooperationspartner).
Nach der Ergebnisauswertung sollen mit max. 1-2 Algenarten und Dosierungen die in den Vorversuchen ermittelten Effekte unter Praxisbedingungen bei konventioneller und auch bei ökologischer Tierhaltung untersucht werden. Ebenfalls soll ein praxistauglicher Einsatz der Algen hinsichtlich Anwendung und Wirtschaftlichkeit Berücksichtigung finden.
Bei allen Versuchen werden dementsprechend die Leistungsdaten der Tiere erhoben, ebenso wie Daten und Proben zur Beurteilung der Tiergesundheit und deren möglicher Beeinflussung durch die Mikroalgenfütterung. Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit sollen zudem die Vermarktbarkeit des Hähnchenfleisches, und ggf. vorteilhafte Änderungen der Fleischqualität bewertet werden.
Ein Versuchsansatz, der unter hier üblichen Haltungsbedingungen und unter Nutzung von Tieren mit einer in der Hähnchenmast üblichen Genetik eine fundierte wissenschaftliche Datenerhebung unter Berücksichtigung verschiedener Algenarten und Dosierungen umfasst, der aber auch die Umsetzung der Daten in die Praxis bei konventionellen und Bio-Betrieben berücksichtigt, wurde bislang noch nicht durchgeführt. Dieser Versuchsaufbau könnte entsprechend aus wissenschaftlicher Sicht wertvolle Erkenntnisse zu den Wirkmechanismen von Mikroalgen bei Masthähnchen liefern, aber ebenso für die Umsetzung wissenschaftlicher Daten in praxistaugliche Futtermittel-Produkte neue Erkenntnisse hervorbringen.
Unter Berücksichtigung aller generierten Daten findet am Ende des Projektes eine gemeinsame Bewertung statt, bei der anhand der wissenschaftlich erhobenen Daten Aussagen darüber getroffen werden sollen, ob die Fütterung von Mikroalgen auf eine wirtschaftliche Art und Weise dazu beitragen kann die Tiergesundheit zu steigern, so dass der Einsatz von Arzneimitteln reduziert werden könnte.

Ergebnisse

Die Umsetzung des Arbeitsplans in diesem Projekt wurde vollumfänglich und wie geplant eingehalten. Einzig die Durchführung des konventionellen Praxisversuches musste auf einem anderen Betrieb als ursprünglich geplant stattfinden. Dadurch wurden sowohl der Kosten- als auch der Zeitplan, verglichen mit den ursprünglichen Zielen, etwas verändert. Der konventionelle Praxisversuch konnte dadurch ebenfalls erst später als ursprünglich geplant stattfinden (Laufzeitverlängerung beantragt). Durch eine kleinere als die eingangs geplante Tierzahl und dadurch bedingte Veränderungen im Bereich der Personal- und Futterkosten wurden entsprechend Kosten eingespart und die Mittel nicht vollumfänglich abgerufen.
Inhaltlich zeigten die Ergebnisse aus dem Projekt durchaus einige Ansatzpunkte, bei denen Mikroalgen die Tiergesundheit bei Masthähnchen potenziell verbessern könnten. Allerdings konnte, aufgrund des sehr guten Gesundheitszustandes der Tiere in den experimentellen Versuchen und der eher eingeschränkten Möglichkeiten zur Probenentnahme in Praxisbetrieben, noch keine quantifizierbare Aussage zu möglichen Umweltentlastungen getroffen werden. Inwiefern durch die Effekte der Algenfütterung der Arzneimitteleinsatz also quantitativ reduziert werden könnte, bedarf weiterer Untersuchungen.
Hinsichtlich der ökonomischen Bewertung wäre der Einsatz von Mikroalgen als Futtermittelinhaltsstoff ebenfalls denkbar. Die ermittelten Daten zeigten, dass bereits bei geringen Dosierungen bestimmter Algen schon Effekte sichtbar wurden, die auf eine gesteigerte Tiergesundheit hindeuten könnten. Die Leistungsdaten der Tiere wurden zudem nicht negativ, teilweise sogar positiv beeinflusst. Auch die Fleischqualität blieb, je nach eingesetzter Alge und Dosierung, hinsichtlich ihrer sensorisch-physikalischen Eigenschaften unverändert oder konnte verbessert werden. Für die konkrete Umsetzung dieser Ergebnisse in ein praxistaugliches Futtermittelprodukt stünde allerdings die detailliertere Erforschung klinisch relevanter gesundheitlicher Verbesserungen der Tiere durch die Mikroalgen noch aus.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Verbreitung der Ergebnisse aus diesem Projekt erfolgt auf folgenden Wegen:
- Wissenschaftliche Publikationen in Form von mündlichen oder Postervorträgen auf Fachmessen und wissenschaftlichen Tagungen
- Publikationen in Form wissenschaftlicher Artikel in Fachzeitschriften
- Ergebnisdarstellung potenziellen Kunden (Futtermittelhersteller) gegenüber für mögliche Algenprodukte, sowohl in persönlichen Gesprächen als auch auf Fachmessen
Bereits veröffentlichte Artikel und weitere geplante Ergebnisdarstellungen im Rahmen wissenschaftlicher Publikationen und Vorträge sind im Detail dem Abschlussbericht zu entnehmen.
Die Ergebnisse werden über die Projektlaufzeit hinaus bei Microganic des Weiteren in den Bereich der Produktentwicklung aufgenommen. Dadurch erfolgen Fachgespräche und eine Verbreitung der Ergebnisse bei Futtermittelherstellern und ggf. Landwirten als Anwendern eines möglichen Produktes. Für weitere Forschungsvorhaben werden die Ergebnisse aus diesem Projekt ebenfalls Grundlage sein.

Fazit

Insgesamt ist das Resümee des Förderprojektes ein sehr positives. Die Zusammenarbeit aller beteiligten Kooperationspartner hat sehr gut funktioniert in hohem Maße zum Projekterfolg beigetragen. Die Durchführung der Versuche lief planmäßig ab.
Die Ergebnisse des Projektes lieferten gute Anhaltspunkte zur untersuchten Fragestellung. Weitere Forschung ist allerdings noch nötig, um die Aussagen aus diesem Projekt zu untermauern und weitere Detailaussagen zu erarbeiten.
Die Vorgehensweise hat sich als die richtige herausgestellt. Die Kombination aus experimentellen Fütterungsversuchen, gefolgt von der Umsetzung in die Praxis, war sehr aufschlussreich und hat wertvolle Erkenntnisse für weitere Schritte geliefert. Im Anschluss an dieses Projekt wird Microganic intern die Produktentwicklung auf Basis der hier erlangten Erkenntnisse weiter verfolgen. Durch den Austausch verschiedener Kooperationspartner sind ebenfalls neue Denkanstöße für zukünftige Projekte gesetzt worden.
Zum jetzigen Stand der Kenntnisse wäre der nächste Schritt für Folgeversuche, unter Praxisbedingungen zu untersuchen, wie sich die Mikroalgenfütterung klinisch auf die Tiergesundheit auswirkt, ob somit tatsächlich quantifizierbare Umweltentlastungen stattfinden könnten, und ob dieser Ansatz für die Mehrheit der Hähnchenmastbetriebe in Deutschland auch ökonomisch anwendbar wäre.

Übersicht

Fördersumme

205.884,00 €

Förderzeitraum

01.01.2023 - 30.04.2025

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Land use
Lower Saxony