Umweltfreundlichere Duschen und Badewannen

DBU-Projekt verringert Chemikalieneinsatz und Energieaufwand bei SanitÀranlagen-Produktion

Mudau. Sie sind in vielen Badezimmern zu finden und stark nachgefragt: JĂ€hrlich werden in Europa rund drei Millionen Dusch- und Badewannen aus Kunststoff bzw. Acryl produziert. „Den meisten Menschen ist sicher nicht bewusst, dass fĂŒr die Produktion der SanitĂ€ranlagen ihrer Badezimmer sehr viel Energie gebraucht wird und umwelt- und gesundheitsschĂ€dliche Chemikalien wie Styrol und Aceton eingesetzt werden“, sagt Dr. Heinrich Bottermann, GeneralsekretĂ€r der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Mit finanzieller und fachlicher UnterstĂŒtzung der DBU ist es der Firma Formatherm Kunststoff aus Mudau (Baden-WĂŒrttemberg) jetzt gelungen, in einem stromsparenden und emissionsreduzierten Verfahren den Styrolanteil von 45 auf 26 Prozent und den Acetonverbrauch um 33 Prozent zu senken. Erste Produkte seien bereits am Markt verfĂŒgbar. „Es ist ein beispielhaftes Ergebnis, wenn eine neue Technologie den Energieverbrauch senkt und gleichzeitig die Emissionen gesundheitsschĂ€dlicher Chemikalien verringert“, sagt Bottermann.

EnergieaufwÀndiges Tiefziehverfahren ist Vergangenheit

„Bisher wurden die SanitĂ€rprodukte wie Bade- und Duschwannen mit dem sogenannten Vakuum-Tiefziehverfahren hergestellt, das mit rund 35 Kilowattstunden pro Objekt sehr viel Energie verbraucht hat. Dieser Verbrauch kann mit dem neuen Verfahren komplett eingespart werden. Im bisherigen Verfahrensschritt wurden die Schalen der Wannen aus einer durchgefĂ€rbten Acrylplatte geformt. Im zweiten Schritt sind diese Wannen mit einem glasfaserverstĂ€rktem Polyesterharz beschichtet worden. Diese Beschichtung dient als zusĂ€tzliche VerstĂ€rkung des Wannenkörpers“, erklĂ€rt Dieter Bubeck, Projektleiter und GeschĂ€ftsfĂŒhrer von Formatherm.

Mitarbeiter am Arbeitsplatz besser vor problematischen DĂ€mpfen geschĂŒtzt

Das große Problem sei neben dem hohen Energieverbrauch der Einsatz von umwelt- und gesundheitsschĂ€dlichem Styrol als ReaktivverdĂŒnner, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Es sei bislang verwendet worden, damit das Harz dĂŒnnflĂŒssiger wird, um besser verarbeitet werden zu können. Bubeck: „WĂ€hrend der Verarbeitung werden StyroldĂ€mpfe freigesetzt, die es uns zunehmend erschweren, die vorgeschriebenen Grenzwerte am Arbeitsplatz einzuhalten.“ Formatherm habe mit dem neuen Verfahren Alternativen zum Styrol entwickelt, um die Mitarbeiter am Arbeitsplatz besser zu schĂŒtzen. Ein zweites Umwelt- und Gesundheitsproblem, dessen Lösung sich Formatherm vorgenommen habe, sei die Verwendung des Lösungsmittels Aceton zum Reinigen der Fertigungsanlagen. Das Aceton verdampfe und könne durch seinen stechenden Geruch zu Belastungen am Arbeitsplatz fĂŒhren, etwa zu Kopfschmerzen, Allergien und Reizungen der Atemwege.

Technologische Vorteile und mehr Designmöglichkeiten

Bubeck: „Mit der neu entwickelten Technologie wird im ersten Schritt eine Form mit einem sogenannten Gelcoat (Hartlack) beschichtet, das spĂ€ter die Sichtseite des Produktes darstellt. Danach wird diese Gelcoatschicht mit einem glasfaserverstĂ€rkten Polyesterharz, das bereits styrolreduziert ist, verstĂ€rkt. Nach dem Entformen entsteht mit diesem Verfahren ein Endprodukt, das energie- und umweltfreundlicher hergestellt wurde.“ Das bringe nicht nur technologische Vorteile wie gĂŒnstige Werkzeugkosten, mehr Designmöglichkeiten und eine unbegrenzte Farbenvielfalt, sondern das teure und energieintensive Tiefziehverfahren könne vollstĂ€ndig ersetzt und ein deutlich geringerer Styrol- und Acetonanteil erreicht werden.

Anwendungen auch auf Boots-, Automobil- und Flugzeugzubehörbau ĂŒbertragbar

DBU-Referent fĂŒr umwelt- und gesundheitsfreundliche Verfahren und Produkte, Dr. Michael Schwake, stellt den innovativen und modellhaften Charakter der neuen Fertigungstechnik heraus: „Formatherm ist es gemeinsam mit der Oldenburger Firma BÜFA Gelcoat Plus gelungen, mit dem Entwickeln styrolreduzierter Gelcoats bzw. Polyesterharze und einer angepassten Aufbringungstechnik eine komplett neue Verfahrenstechnologie zu etablieren, die auch auf viele andere Anwendungen etwa im Bootsbau oder auf die Fertigung von Automobil- und Flugzeugzubehör ĂŒbertragen werden kann. Damit erfĂŒllt das Projekt in hohem Maße die Kriterien des produktionsintegrierten Umweltschutzes.“ Darauf aufbauend forsche Formatherm derzeit mit einer weiteren DBU-Förderung von ĂŒber 240.000 Euro an der Weiterentwicklung der neuen Technologie. Dabei soll unter Beachtung sehr hoher QualitĂ€tsanforderungen der Styrolanteil weiter gesenkt werden, um im Endergebnis möglichst eine styrolfreie Harzrezeptur zu erhalten.

Ansprechpartner fĂŒr Fragen zum Projekt (AZ 30203): Dieter Bubeck, Formatherm Kunststoff GmbH, Telefon: 06284/921811, Fax: 06284/921820

Mit einem neuen stromsparenden und emissionsverminderten Verfahren sollen in der Produktion von SanitĂ€ranlagen fĂŒr Badezimmer innovative, umweltschonende Wege begangen werden, durch die auch Mitarbeiter am Arbeitsplatz besser vor schĂ€dlichen DĂ€mpfen geschĂŒtzt werden.
© Formatherm

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