Projekt 37920/01

Praxiseinführung eines biologischen Verfahrens zur Bekämpfung des parasitären Unkrauts Striga hermonthica im kleinbäuerlichen Maisanbau in Kenia

Projektträger

Deutsche Welthungerhilfe e. V. Vorstandsvorsitzender
Friedrich-Ebert-Str. 1
53173 Bonn
Telefon: +492282288121

Zielsetzung

Das Vorhaben basiert auf Erkenntnissen aus dem DBU-geförderten Projekt AZ: 34341/01.
Striga, ein parasitäres Unkraut, ist in Sub-Sahara Afrika für Ertragseinbußen im Mais- und Hirseanbau von 3 - 4 Milliarden Euro jährlich verantwortlich und damit eine der größten Bedrohungen für die lokale Ernährungssicherheit. Eine Bekämpfung des Parasiten ist sehr schwierig, da die Pflanze erst oberirdisch erscheint - und dann chemisch oder mechanisch bekämpft werden kann -, wenn die Wirtspflanze bereits schwer geschädigt ist. Ein endemisch vorkommender Pilz aus der Gruppe der Fusarium-Pilze, Fusarium oxysporum, ist in den letzten Jahren entwickelt worden, der keimende Striga-Pflanzen mit guter Erfolgsrate bekämpft. Das o. g. Projekt umfasste die Entwicklung des Verfahrens zur Bekämpfung von Striga hermonthica in West-Kenia auf der Basis eines Fusarium-Pilzes. Durch das biologische Pflanzenschutzmittel Kichawi Kill wird der betroffenen bäuerlichen Bevölkerung mittels eines neu gegründeten gemeinnützigen Unternehmens (Toothpick Company Ltd.) nun eine effektive Lösung für das Striga-Problem unter für Kleinbauern vertretbarem Kostenaufwand dauerhaft zur Verfügung gestellt.
Das aktuelle Projekt widmet sich neben der Kultivierung des Pilzes (Erhaltung der Virulenz) sowie der Fortentwicklung von Substraten und Anwendungsverfahren vor allem dem Aufbau des Vertriebssystems, d.h. der Produktion und Verteilung von mit dem Pilz geimpften Substraten. Dazu erhält die Toothpick Company Ltd. (TCL) im Projekt den Auftrag, Produktionsstandorte und Produzenten für das biologische Pflanzenschutzprodukt auszuwählen, die Finanzierung der von ihnen benötigten Produktionsmittel sicher zu stellen und die Akteure an den verschiedenen Standorten zu schulen. Die formale Gründung der Firma erfolgte bereits im März 2018 (Eintragung ins Handelsregister) in Kenia in Form einer GmbH (Ltd.), zunächst als ‚Social Business‘ und Projektbestandteil der Welthungerhilfe. Seit September 2019 ist TCL ein strukturell unabhängiges Unternehmen (eigenes Personal, Büro etc.). TCL wird nach Ablauf des Projektes einen dauerhaften, wirtschaftlich selbständigen Geschäftsbetrieb aufrechterhalten, der alle Distrikte in den west-kenianischen Maisanbaugebieten mit dem Bioherbizid versorgt. Der erarbeitete Geschäftsplan von TCL sieht den Break-even (volle Kostendeckung aus dem laufenden Betrieb) für 2024 vor.

Arbeitsschritte

Im Mittelpunkt des Projektes stehen drei Aktivitäten, die den Projekterfolg sichern sollen.
1. Erstens geht es darum, ein im Vergleich zum bisher verwendeten Reis billigeres Kultursubstrat zu entwickeln.
2. Zweitens soll ein Folgeprodukt auf Basis von Chlamydosporen, die an das Saatgut angeheftet werden (Saatgutummantelung), entwickelt werden.
3. Drittens soll die Vertriebsstruktur ausgebaut werden. Hierfür ist die Einrichtung eines kleinen Labors in Kakamega erforderlich, da die Kenya Agricultural and Livestock Research Organisation (KALRO), die erforderlichen Leistungen für die Qualitätssicherung und Fortentwicklung der Technologie nicht mehr erbringen kann und deshalb in Zukunft lediglich als beratender Partner eingebunden sein wird.

Zu 1.) Zur Entwicklung eines neuen Kultursubstrates, die zurzeit noch in Zusammenarbeit mit KALRO erfolgt, müssen geeignete, preiswerte organische Substrate hinsichtlich ihrer Eignung für die Kultur von Fusarium oxysporum getestet werden. Dabei sind folgende Kriterien zu berücksichtigen: gute Sterilisierbarkeit unter den dörflichen Bedingungen in Kenia; gute Eignung für die Kultur von Fusarium oxysporum; gute Wirkung des Endproduktes im Feldversuch.
Es sollen zunächst folgende Substrate getestet werden: Mischung von Reis und Reisspelzen im Verhältnis von 1 : 4; Mischung von sehr fein gemahlenen Maisspindelgranulaten mit Reis im Verhältnis 2 : 1; Hirse der Art Sorghum bicolor
Da KALRO aus Kapazitäts- und Kostengründen nicht mehr im vollen Umfang einbezogen werden kann, sollen die nötigen Experimente in Kakamega (West-Kenia) stattfinden, unterstützt durch das noch einzurichtende Labor in den Räumen der Toothpick Company Ltd. Das lokale Labor ist auch für die Qualitätssicherung notwendig, d.h. die Qualitäts- und Wirksamkeitsprüfung der Pilzträger und des Produktes, bevor es an die Bauern verteilt wird. Es soll ausgestattet werden mit grundlegenden Laborgerätschaften und künftig die Aufgabe der Substrattestung übernehmen. Die Feldversuche hierzu werden mit Hilfe der Produzenten bei den Kleinbauern durchgeführt, die das Produkt Kichawi Kill bereits einsetzen.

zu 2.) Folgeprodukt auf Basis von Chlamydosporen,
In Labor-Pilotversuchen ist es dem Pilzexperten und DBU Umweltpreisträger Herrn Dr. Peter Lüth bereits gelungen, ein Sporenpulver zu produzieren, welches als Saatgutbehandlungsmittel eingesetzt werden kann. Noch bedarf es einiger Entwicklungs- und Experimentierarbeit bis hier eine Anwendungsreife vorliegt, aber mittelfristig könnte dieses Pulver in Form von Saatgut-Ummantelung als Folgeprodukt für Kichawi Kill an die Kleinbauern abgegeben werden. Die Zeit bis zur Markteinführung des Sporenpulvers wird auf rd. 4-5 Jahre (bis 2025) angesetzt, da bis dahin folgende Schritte zu absolvieren sind:
Jahr 2021/22: Entwicklung eines Produktionsverfahrens und Testung des Produktes im internen Feldversuch (während der Projektlaufzeit)
Jahr 2023/24: Zulassungsprüfungen, Zulassungsverfahren beim Pest Control Products Board (PCPB)
Jahr 2024/25: Errichtung einer Produktionsanlage

zu 3.) Vertriebsstruktur
Da eine kostendeckende Unternehmenstätigkeit aus dem Verkauf des Bioherbizids in den Jahren 2022 und 2023 noch nicht möglich sein wird, ergibt sich ein finanzieller Bedarf, um die Leistungen zum Aufbau des Vertriebssystems zu erbringen. Diese Leistungen werden dem Projekt von TCL angeboten und von der Welthungerhilfe als Dienstleistungsauftrag vergeben und in Raten ausgezahlt. Im Einzelnen umfassen die Leistungen die folgenden Teilaufgaben, die zwischen Projekt und der TCL vereinbart werden: Entwicklung einer zweiten Vertriebsebene, Substitution von Reis als Kultursubstrat durch ein preiswerteres Substrat, Entwicklung eines Saatgutbehandlungsmittels, Etablierung der Inokulum-Produktion im eigenen Labor, Etablierung der Qualitätskontrolle im eigenen Labor, Entwicklung eines Produktionsverfahrens für ein Saatgutbehandlungsmittel.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

01.01.2022 - 30.06.2024

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend