Projekt 37494/01

Ökosystemleistungen im Obstanbau – Bewertung verschiedener Obstanbausysteme unter Berücksichtigung betriebswirtschaftlicher und gesellschaftlicher Kriterien

Projektträger

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf Präsident
Am Hofgarten 4
85354 Freising
Telefon: + 49 8161 713362

Zielsetzung

Der Obstanbau ist eine Form der Landnutzung, die neben der Erzeugung von Obst in erheblichem Umfang gesellschaftliche Leistungen erzeugt. Zu nennen sind ein positiver Beitrag zum Landschaftsbild, zum Erhalt der biologischen Vielfalt, zum Boden- und Gewässerschutz sowie zu den genetischen Ressourcen. Der Umfang der bereitgestellten Leistungen ist entscheidend von der Nutzungsart und -intensität der Obstanbauflächen abhängig. Zu unterscheiden sind extensiv und intensiv genutzte Obstanbauflächen mit einer Vielzahl an Anbausystemen zwischen diesen beiden Nutzungsintensitäten.
Quantitative, vergleichende Bewertungen des sowohl betriebswirtschaftlichen als auch des gesellschaftlichen Nutzens der verschiedenen Anbausysteme im Obstbau fehlen weitestgehend. Dabei sind solche vergleichenden Studien, welche die betriebswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte mehrerer Obstanbausysteme berücksichtigen, höchst relevant, um wichtige Erkenntnisse für eine nachhaltige, ressourcenschonende Entwicklung von Obstanbausystemen mit unterschiedlicher Nutzungsintensität zu gewinnen.
Das in der umweltpolitischen Diskussion eingeführte Konzept der Ökosystemleistungen (ÖSL) soll dazu genutzt werden, die vielfältigen, bisher nicht oder zu wenig beachteten gesellschaftlichen Leistungen, die von den verschiedenen Obstanbausystemen in unterschiedlichem Umfang bereitgestellt werden, möglichst objektiv zu ermitteln und quantitativ zu bewerten.
Im Vorhaben sollen für eine ausgewählte Anzahl von extensiv genutzten Streuobstwiesen sowie von Obstplantagen zum einen die wirtschaftlichen Erträge dargestellt und zum anderen für ein Set ausgewählter Ökosystemleistungen eine quantifizierte Bewertung realisiert werden. Damit ein hoher Gradient in der Nutzungsintensität und der Ertragsmargen untersucht werden kann, werden Obstbestände von Obstbäuerinnen und Obstbauern aus der bayerischen Bodenseeregion und aus dem traditionellen Obstanbaugebiet des Lallinger Winkels mit Schwerpunkt auf Streuobstwiesen betrachtet.
Die Ergebnisse sollen zeigen, welchen betriebswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wert extensive Streuobstwiesen und intensive Obstplantagen haben, wie Nutzungsintensität und Ökosystemleistungen zusammenhängen und welche Empfehlungen hieraus für die Bewirtschaftung von Streuobstflächen und Obstplantagen sowie für die Berücksichtigung des gesellschaftlichen Wertes beispielsweise bei der staatlichen Förderung im Rahmen von Agrar-Umweltprogrammen ausgesprochen werden können.

Arbeitsschritte

Das Projekt gliedert sich in sieben Arbeitspakete. Nach der Auswahl der Untersuchungsflächen (AP1) und der Auswahl zu betrachtender betriebswirtschaftlicher Parameter (AP2) und der Methodenentwicklung zur Quantifizierung der Ökosystemleistungen (AP3) erfolgt in (AP4) die Erfassung und Bewertung der betriebswirtschaftlichen Daten sowie der ausgewählten Ökosystemleistungen. Darauf aufbauend findet eine vergleichende Bewertung der verschiedenen Anbausysteme statt (AP5) um daraus in (AP6) Handlungsempfehlungen abzuleiten. (AP7) umfasst Publikationstätigkeiten sowie den Wissenstransfer.

Ergebnisse

Mit den durchgeführten Erhebungen konnte beim Großteil der betrachteten Ökosystemleistungen eine quantifizierte Bewertung realisiert werden.
In der Kategorie der versorgenden Ökosystemleistungen konnte mit dem gewählten Indikator eine erfolgreiche Quantifizierung erreicht werden. Der Indikator „Erntemenge“ ermöglichte eine Quantifizierung der Ökosystemleistung „Bereitstellung von Nahrungs- und Futtermitteln“. Die Auswertung der betriebswirtschaftliche Betrachtung musste angepasst werden, da für eine verlässliche und reproduzierbare Aussage zu Kosten und Gewinnen in Abhängigkeit zu den drei Bewirtschaftungsformen (IP, Bio und Streuobst) einheitlichere Antworten notwendig gewesen wären sowie eine größere Anzahl an teilnehmenden Betrieben. Verbesserungsmöglichkeiten wurden auch bei dem im Projekt gewählten Indikator zur ÖSL "Genetische Ressourcen" identifiziert. Die Nutzung des Indikators „Sorten/ha“ erwies sich nur für die Anwendung auf Streuobstwiesen, nicht auf einzelnen Versuchsflächen der Niederstammanlagen als sinnvoll.
Bei der Bewertung der gewählten regulierenden Ökosystemleistungen wurden zur Quantifizierung der Leistung geeignete Indikatoren gefunden. Die Indikatoren „Habitatpotenzial“ und „Deckungsgrad und Diversität von Gefäßpflanzen“ zur Quantifizierung der Ökosystemleistung „Erhalt von Populationen und Lebensräumen / Beitrag zur biologischen Vielfalt“ stellten sich prinzipiell als geeignet heraus. Für eine valide Aussage ist jedoch eine größere Stichprobe notwendig. Schwierigkeiten traten bei der Bewertung der regulierenden Ökosystemleistung „Quantitative Regulierung des Wasserhaushaltes“ mit dem Indikator "Infiltrationsrate" auf. Der gewählte Indikator bildet die Ökosystemleistung nur teilweise abund verschiedene Bodenparameter werden nicht berücksichtigt . Eine Ergebnisinterpretation war so nicht möglich. Weiter zeigte sich, dass bei der ÖSL "Natürliche Schädlings- und Krankheitsregulation" statt einer isolierten Betrachtung der reinen Nützlingszahlen, das Gesamtverhältnis der Schädlinge und Nützlinge betrachtet werden sollte.
Die Quantifizierung der kulturellen Ökosystemleistung war mit dem gewählten Indikator „Vielfalt, Eigenart und Natürlichkeit“ bedingt umsetzbar.
Zusammenfassend: Die Untersuchungen ermöglichen die Darstellung der Stärken und Schwächen der gewählten Indikatoren ausgewählter Ökosystemleistungen. Ansatzpunkte für Verbesserungen der gewählten Indikatoren sowie erste Tendenzen für Handlungsempfehlungen ableiten.

Öffentlichkeitsarbeit

Das Projekt wurde zuerst im Rahmen des von der Baden-Württemberg-Stiftung organisierten Forschungskolloquiums "Zukunft der Streuobstwiesen" am 25.11.2021 vorgestellt. Am 20.07.2022 wurde es anlässlich der Feldtage auf der Versuchsstation in Schlachters am Bodensee vorgestellt und traf auf erstaunlich hohe Resonanz. Weitere Posterpräsentationen erfolgten am 06.05.2023 auf dem Green Future Day in Freising-Weihenstephan sowie am 03.10.2023 zum Streuobsttag Schlachters.

Übersicht

Fördersumme

124.989,00 €

Förderzeitraum

01.11.2021 - 31.01.2024

Bundesland

Bayern

Schlagwörter