Projekt 37347/01

Ökologische und ökonomische Bilanzierung der Runderneuerung von Fahrzeugaltreifen

Projektträger

CGW GmbH
Karl-Arnold-Str. 8
47877 Willich
Telefon: +49 2154 88852 11

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Reifenrunderneuerung ist ein bekanntes, seit über 100 Jahren bewährtes Verfahren. Runderneuerte Reifen bieten die Qualität, Sicherheit und Laufleistung vergleichbarer Neureifen und sind in der Anschaffung günstiger. Dennoch gibt es in Deutschland zahlreiche Vorurteile gegenüber Runderneuerten, die zu geringer Nachfrage führen. Im Pkw-Bereich stagniert ihr Marktanteil bei einem Prozent. Um die Runderneuerung wieder in den Fokus zu rücken, das Image zu verbessern und ihr Potenzial für den Umweltschutz aufzuzeigen, wurde im Rahmen des Förderprojekts das Fraunhofer Institut UMSICHT mit der Durchführung einer Studie zur ökonomischen und ökologischen Bilanz der Runderneuerung beauftragt.
In einem systematischen Vergleich wurden die Treibhausgasemissionen bei der Herstellung von runderneuerten Reifen im Vergleich zu Neureifen analysiert.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer Ablauf der Studie erfolgte nach ISO 14040/44. In dem systematischen Vergleich der Treibhausgasemissionen von runderneuerten Reifen zu denen von Neureifen wurden sowohl die Produktionsphase als auch die Nutzungsphase berücksichtigt. Letztere wird maßgeblich durch den Rollwiderstand des Reifens bestimmt. Rollwiderstandsmessungen wurden parallel zu dieser ökologischen Bewertung von AZuR beim Prüflabor Nord in Auftrag gegeben.
Untersucht wurden neue und heißrunderneuerte Pkw-Sommerreifen (225/45 R17 91W) sowie neue und heiß-, kalt- und werksrunderneuerte Lkw-Traktionsreifen (315/70 R22.5 154/150L) unterschiedlicher Fabrikate. Rollwiderstand und Laufleistung runderneuerter Reifen wurden als identisch mit qualitativ vergleichbaren, hochwertigen Neureifen gesetzt. Im Basis-Szenario wurden Laufleistungen von 40.000 km (Pkw) und 150.000 km (Lkw) gesetzt. Die Energiebedarfe für die Neureifenherstellung sowie für die Runderneuerung von Reifen im Heißverfahren und Kaltverfahren wurden von AZuR ermittelt. Bei der Ermittlung der Transportwege wurden die Anlieferung von Rohstoffen und Karkassen sowie die Auslieferung der Reifen und deren Entsorgung berücksichtigt. Für die CO2-Bilanz wurde angenommen, dass Karkasse und Laufstreifen dieselbe Zusammensetzung aufweisen.
Nach Erstellung der Sachbilanz (inkl. Erstellung eines LCA-Modells) wurde vom Fraunhofer Institut eine Wirkungsabschätzung des Product Environmental Footprint vorgenommen. Abgeschlossen wurde das Projekt mit einer wissenschaftlich fundierten Interpretation der Ergebnisse und einer Berichterstellung.


Ergebnisse und Diskussion

Die Ergebnisse der Studie des Fraunhofer Instituts UMSICHT wurden am 6. Juli 2022 veröffentlicht und im September 2022 in Berlin auf großer Bühne präsentiert.
Demnach verursachen runderneuerte Reifen in der Fertigung über 60 Prozent weniger CO2-Emissionen als qualitativ vergleichbare, hochwertige Neureifen. In der Fertigung runderneuerter Pkw- und Lkw-Reifen lassen sich (ohne Materialherstellung), in Relation zu qualitativ vergleichbaren, hochwertigen Neureifen, rund 50 Prozent Strom und Gas einsparen. Für die Herstellung runderneuerter Reifen werden rund zwei Drittel weniger Rohstoffe benötigt als für qualitativ vergleichbare, hochwertige Neureifen, was wertvolle natürliche Ressourcen (vor allem Kautschuk) schont. Mit identischer Rollwiderstandsklasse und vergleichbarer Laufleistung verbrauchen Runderneuerte in der Anwendung nicht mehr Energie als Neureifen. Runderneuerte Pkw-Reifen liegen in der CO2-Gesamtbilanz (Laufleistungen von 20.000 km/40.000 km) vor qualitativ vergleichbaren, hochwertigen Neureifen.
Die Studie hat die positiven Effekte der Runderneuerung auf den Umwelt- und Klimaschutz eindeutig nachgewiesen. Die Runderneuerung trägt (im Vergleich zur Neureifenherstellung) zur Senkung der CO2-Emissionen, zur Vermeidung von Abfällen, zur Schonung natürlicher Ressourcen und zum Sparen von Energie (Strom und Gas) bei.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Öffentlichkeitsarbeit der Allianz Zukunft Reifen (AZuR) führte im Projektzeitraum zu über 160 Veröffentlichungen. Auf der Tire Cologne 2022 wurde die Runderneuerung auf dem Podium diskutiert.
In begleitenden AZuR-Umfragen unter Händlern und Werkstätten (Mai 2022) und Flottenbetreibern (Februar 2023) wurden Einstellungen wichtiger Marktteilnehmer zu runderneuerten Reifen und deren Praxiseinsatz ermittelt. Zu den Umfrageergebnissen wurden Pressemitteilungen herausgegeben.
Die Ergebnisse der Fraunhofer Studie wurden von AZuR und der im Rahmen des Förderprojekts gegründeten Initiative RUNDERNEUERT in Pressemitteilungen, Website-News, Social-Media-Posts und in einem Whitepaper zusammengefasst und über alle verfügbaren Kanäle der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die wichtigsten ökologischen Vorteile runderneuerter Reifen wurden in Infografiken anschaulich visualisiert. Die Ergebnisse flossen auch in AZuR-Whitepaper zu den Vorteilen runderneuerter Reifen für private und kommunale Flottenbetreiber ein, die auf Messen 2022/23 positive Resonanz hervorriefen.
Die große internationale Aufmerksamkeit für die Ökobilanz der Runderneuerung trug dazu bei, dass AZuR im März 2023 in Singapur mit dem Circular Economy Award ausgezeichnet wurde.


Fazit

Die Studie des Fraunhofer-Instituts hat die ökologischen Vorteile runderneuerter Reifen im Vergleich zu Neureifen überzeugend und wissenschaftlich fundiert nachgewiesen. Runderneuerte Reifen bieten eine Qualität, Sicherheit und Laufleistung wie vergleichbare Neureifen, sind in der Anschaffung um bis zu 30 Prozent günstiger und zudem ökologisch klar überlegen. Die Studie leistet einen wichtigen Beitrag bei der Erreichung des Ziels, die Runderneuerung in Deutschland aus dem „Dornröschenschlaf“ zu wecken und ihren Marktanteil in den nächsten 5 Jahren auf 10 % (Pkw) bzw. 40 % (Lkw) zu steigern.
Die Veröffentlichung der Studien-Ergebnisse hat zu einer Verstärkung der positiven Wahrnehmung der Runderneuerung bei den relevanten Marktteilnehmern geführt: Händler, Werkstätten, Flottenbetreiber und Fahrzeughalter*innen. Damit diese positive Wahrnehmung auch zur Einstellungsänderung und letztendlich zur Verhaltensänderung führt, ist aus Sicht von AZuR zeitnah eine offensive Öffentlichkeitsarbeit erforderlich.

Übersicht

Fördersumme

91.086,00 €

Förderzeitraum

07.07.2021 - 07.07.2023

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Umwelttechnik