Projekt 35076/01

Phosphorus Bank – Interaktive Plattform im öffentlichen Raum zur Erweiterung der Akzeptanz für nachhaltige Sanitärkonzepte in der Gesellschaft

Projektträger

Bauhaus-Universität Weimar Bauhaus Institut für zukunftsweisende Infrastruktursysteme
Coudraystr. 7
99423 Weimar
Telefon: +49 3643 58 46 15

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Menschliche Ausscheidungen sind zum einem behandlungsbedürftige Problemstoffe und zum anderen eine Quelle essentieller Ressourcen. Durch Neuartige Sanitärsysteme (NASS) wird ein effektives Recycling dieser Ressourcen bei gleichzeitiger Gefahrenabwehr möglich. Außerhalb von Expert:innen-Kreisen sind NASS entweder komplett unbekannt, oder mit primitiven Sanitärlösungen assoziiert. Ziel des Projektes war es, anhand des NASS-Beispielssystems der Urinbehandlung Vorteile und Notwendigkeit zukunftsweisender Infrastrukturlösungen im Themenbereich der Siedlungswasserwirtschaft niederschwellig zu vermitteln.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenKerninhalt des Projektes war die Entwicklung und Erprobung einer interaktiven Ausstellungsplattform im öffentlichen Raum. Durch die reale Präsentation wurden die Potenziale der Stoffstromseparation von Abwasser als Alternative zum konventionellen Entwässerungssystem vermittelt. Im ersten Projektabschnitt wurde das Konzept der Phosphorus Bank als Urin-Spendezentrum entwickelt und in Form eines mobilen Begegnungsortes umgesetzt. Hierin wurden verschiedene funktionsfähige Toilettentypen integriert, welche durch Trenntechnologie eine anschließende Behandlung und Nutzung des Abwasserteilstroms Urin vor Ort ermöglichen. Durch ein interaktives und haptisch erfahrbares Kommunikationskonzept werden die Themen Phosphorkreislauf, Endlichkeit und Bedeutung dieser Ressource sowie das Potenzial von NASS vermittelt und die Nutzer:innen sensibilisiert. Während des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums wurde das Konzept im dreimonatigen Pilotbetrieb erprobt. Die Wirkung des Kommunikationskonzeptes wurde mittels quantitativer Umfrage evaluiert. Auf Grundlage der Evaluations-Ergebnisse sowie der technischen Betriebserfahrungen erfolgte anschließend eine inhaltliche und technische Adaption und Erweiterung der Ausstellungsplattform.


Ergebnisse und Diskussion

Es konnten innerhalb der mobilen Ausstellungsplattform sowohl verschiedene Interface-Varianten von Urin-Trenn-Toiletten als auch verschiedene Urinbehandlungsverfahren praktisch und sicher präsentiert werden. Durch eine Nutzer:innenbefragung wurde die Wirkweise und Effektivität des Kommunikationskonzeptes in verschiedenen Nutzer:innengruppen untersucht. Kernthemen hierbei waren: die Reichweite der Social Media Kampagnen und die Medienaufmerksamkeit für die P-Bank, die Effektivität der Kommunikationswege, der Stand des Wissens zu Neuartigen Sanitärsystemen und die Funktionalität des Kommunikationskonzeptes der P-Bank. Ziel der Befragung war es, zu erkennen, wie einzelne Interaktionspunkte durch Nutzer:innengruppen aufgenommen werden und insbesondere welche Informationen für verschiedene Nutzer:innen relevant sind. Durch die Nutzer:innenbefragung konnte eine überwiegende Erreichung der gesetzten Kommunikationsziele bestätigt werden. Das Gesamtkonzept der P-Bank wurde verstanden und sehr positiv aufgenommen. Es konnten Bedenken hinsichtlich des Komforts Neuartiger Sanitärsysteme widerlegt sowie ein Verständnis für Phosphorkreisläufe und die Bedeutung abwasserbürtiger Ressourcen geschaffen werden. Die Befragung zeigte weiterhin, dass ca. 2/3 der Nutzer:innen Neuartige Sanitärsysteme nicht bekannt waren und, dass 90 % dieser Gruppe durch den Besuch der P-Bank eine Motivation entwickelten, sich weiter zu diesem Thema zu informieren.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Während der Projektbearbeitungszeit erfolgte ein Austausch mit der Fachwelt in Form von Präsentationen zum Thema Phosphorus Bank und die Kommunikation von NASS, unter anderem durch folgende Beiträge:

• Präsentation Stefanie Hörnlein: „Communicating Source Separation of Urine“, Fifth Symposium on Urban Mining and Circular Economy, VIRTUAL EVENT / 18-20 November 2020
• Prämierter Posterbeitrag Stefanie Hörnlein: Theme 5 Communities, communications and partner-ships, Poster 260 „From P(ee) to P(hosphorus) - A Communication Approach for Sustainable San-itation“, Conference Poster for IWA Digital World Water Congress, 24th May - 04th June 2021, København/Denmark. , https://iwa-network.org/news/the-best-8-scientific-posters-from-iwas-digi-tal-congress/?ct=t%28EMAIL_IWA+Newsletter+July_2021%29

Zudem ist zum Zeitpunkt der Abgabe des Sachberichtes die Veröffentlichung von folgenden wissenschaftlichen Papern in geeigneten Fachkreisen erfolgt:

• Hörnlein, S., Mehling, S., Londong, J. (2021): Communicating source separation of urine, in Detri-tius an official journal of iwwg, Volume 14 - 2021 /pages 37-47; https://doi.org/10.31025/2611-4135/2021.14061
• Wolf, M., Hörnlein, S., Wehking, F., Söbke, H. (2021): Exploratory Study of a 360-degree Model in Environmental Engineering Education; Conference Paper, October 2021ECEL 2021: 20th Eu-ropean Conference on e-Learning.
• Mario Wolf, Heinrich Söbke, Florian Wehking, Stefanie Hörnlein (2020): 360-degree Models in Environmental Engineering Education: an Explorative Case Study, in Raphael Zender et al. (Hrsg.): Die 18. Fachtagung Bildungstechnologien (DELFI), Lecture Notes in Informatics (LNI), Gesellschaft für Informatik, Bonn 2020 353


Fazit

Innerhalb des Projektverlaufs konnten Design- und Kommunikationskonzepte entwickelt werden, welche die Themen NASS, Ressourceneffizienz und Nährstoffkreisläufe intuitiv vermitteln. Über sukzessive Informationsflüsse und haptische Erfahrungen konnte ein für die breite Bevölkerung niederschwelliger Einstieg in diese komplexen Themengebiete gefunden werden. Umfrageergebnisse bestätigen, dass bei Besucher:innen der P-Bank ein Bewusstsein für Notwendigkeit und Potenziale alternativer Sanitärkonzepte geschaffen und wesentliche Vorurteile und Bedenken widerlegt werden konnten. Über die Interaktion mit Besucher:innen vor Ort hinaus waren Aufstellungen der P-Bank durch ein breites mediales Feedback be-gleitet. Nach Projektabschluss erfolgen zwei weitere Aufstellungen der P-Bank. Die Arbeiten im Projektverlauf sowie die vielseitigen Ergebnisse aus der Öffentlichkeitsarbeit, der medialen Resonanz und den Befragungen zeigen deutlich, wie relevant und notwendig die Schaffung von Anknüpfungspunkten für Nutzer:innen an alternative Konzepte auch im Sanitärbereich war und immer noch ist. Eine breite Streuung der Informationen und technologischen Möglichkeiten ist von höchster Brisanz und sollte in weiteren Projekten vorangetrieben werden. Darüber hinaus sollte die Informationsvermittlung und Kommunikation alternativer Konzepte auf weitere Technologien - auch im Bereich anderer Infrastruktursysteme - ausgeweitet werden. Ein Ansatz könnte die Verdeutlichung bestehender Wertstoffquellen, die nur geborgen werden müssen, sein. Die Projektbeteiligten werden in der Folge weiterhin an diesen Fragestellungen forschen.

Übersicht

Fördersumme

109.240,00 €

Förderzeitraum

21.03.2019 - 30.06.2021

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik