Projekt 34954/01

Aufbau, Erprobung und Implementierung einer Diskursplattform für Klimaschutz und Stärkung des Wirtschafts- und Industriestandortes

Projektträger

KlimaDiskurs.NRW e. V. Geschäftsführer
Höherweg 200
40233 Düsseldorf
Telefon: 0211/82805496

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens


Den unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Stakeholdern mangelt es bislang an einem geschützten Diskursraum, der einen kontinuierlichen sektorübergreifenden Austausch und die Überwindung von Grenzen ermöglicht. Mit dem beantragten Projekt verfolgte KlimaDiskurs.NRW das Ziel, einen innovativen Transformationsprozess anzustoßen, der langfristig Vertrauen zwischen den beteiligten Akteuren entstehen lässt, welches die Grundlage für gemeinsames Handeln ist. Dazu sollten zum einen die vielfältigen Erfahrungen im erfolgreichen Vernetzen von Akteuren aus allen gesellschaftlichen Bereichen, gemeinsam an effektivem Klimaschutz und zugleich an der Stärkung des Wirtschafts- und Industriestandortes zu arbeiten, genutzt und z. B. in themenspezifisch arbeitenden AKTEURSINITIATIVEN angewendet und auf die politischen Ebenen Bund (Berlin) und anschließend EU (Brüssel) ausgedehnt werden. Zum anderen legte der KlimaDiskurs.NRW einen Schwerpunkt seiner Aktivitäten auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die im gesellschaftspolitischen Diskurs unterrepräsentiert sind, was einer erfolgreichen inklusiven Ausgestaltung der Klimaschutzpolitik bislang im Wege steht.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenMit dem Projekt legte der KlimaDiskurs.NRW sein Hauptaugenmerk auf die Organisation nicht-öffentlicher Diskurse, die durch eine Steigerung der Anzahl als auch durch inhaltliche Ausdifferenzierung entlang der Sektoren Verkehr, Gebäude, Industrie, Energiewirtschaft und Transformation zu einer nachhaltigeren und gezielteren Verständigung beitragen sollen. Durch den Aufbau von KlimaDiskurs-Netzwerken zuerst in Berlin und später in Brüssel wollte der Verein diesen vertraulichen Diskursrahmen auch für die jeweiligen Stakeholder auf diesen Ebenen nutzbar machen. Auf Basis des in den Diskursen entwickelten Vertrauens regte der KlimaDiskurs.NRW darüber hinaus die Bildung von AKTEURSINITIATIVEN an, die als Zusammenschluss interessierter Akteure gemeinsam erarbeitete Positionen bei Politik und Verbänden vertreten soll(t)en. In einem zentralen Projektbestandteil wurde mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ein Programm entwickelt, das KMU dazu befähigt, sich an den gesellschaftspolitischen Diskursen rund um Klimaschutz, Industrie- und Wirtschaftspolitik stärker als bislang zu beteiligen. Durch ein Transfer- und Kooperationsprogramm sollten das erlernte Know-how und die im Projekt gemachten Erfahrungen zudem an hauptamtliche Mitarbeiter*innen anderer Organisationen weitergegeben werden.


Ergebnisse und Diskussion

Die Umsetzung des Projekts war in weiten Teilen des Projektzeitraums geprägt durch die Corona-Pandemie sowie in den letzten Monaten auch durch den russischen Angriffskrieg und seine Folgen. Entsprechend der Nachfrageorientierung und des Ansatzes der „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“ wurden mit den entsprechenden Stakeholdern und Partnern, mit dem Projektbeirat und in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt alle Pläne und Aktivitäten angepasst, um die gesteckten Ziele unter den geänderten Bedingungen zu erreichen. Um das zu gewährleisten, wurde auch eine kostenneutrale Verlängerung des Projekts vereinbart.

Das Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen und alle übergeordneten Projektziele erreicht. Der Diskursansatz wurde unter Einbeziehung der Ebenen Berlin und Brüssel vielversprechend weiterentwickelt, die Diskurse erfolgreich thematisch ausdifferenziert, zwei AKTEURSINITIATIVEN etabliert und für die Zukunft ausgerichtet, das KMU-Programm angebahnt und umgesetzt und der Transfer, wenn auch anders als ursprünglich geplant, geleistet.

Systematische Einbeziehung der politischen Ebenen NRW, Bund und Europa

Geplant waren die Ausdehnung der Diskursarbeit, die Etablierung strukturierter Netzwerke, das Angebot der verschiedenen Formate auf den unterschiedlichen Ebenen und die Verschränkung der Diskursebenen. Bereits zu Projektbeginn wurde planmäßig der Kontakt und die Zusammenarbeit mit entsprechenden Stakeholdern in Berlin (und bereits flankierend in Brüssel) gesucht, etabliert und gemäß einer im Austausch auf Augenhöhe erarbeiteten Strategie die Organisation von Formaten DISKURS.INTERN in Berlin (und Brüssel), der Ausbau der direkten Netzwerkarbeit und der Aufbau strukturierter Diskursnetzwerke eingeleitet. Der Aufbau und die ersten Angebote verliefen erfolgreich, bevor wegen der Coronapandemie vielerlei Maßnahmen pausieren mussten. Die Etablierung eines strukturierten Netzwerks konnte unter diesen Bedingungen nicht wie geplant umgesetzt werden. Entsprechend wurden in Zusammenarbeit mit den Stakeholdern, dem Beirat und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt alternative Maßnahmen entwickelt und umgesetzt, um die Ausdehnung der Diskursarbeit und die systematische Einbeziehung aller Ebenen auch unter Coronabedingungen umzusetzen. Die direkte Netzwerkarbeit wurde hierzu digital organisiert und wann immer möglich auch über Dienstreisen mit physischen Treffen umgesetzt. Nach Bedarf fanden digitale Netzwerktreffen statt. Wichtiges Element war die kontinuierliche wechselseitige Einbeziehung in die unterschiedlichen Formate und die themenspezifische Zusammenarbeit. So wurden Stakeholder aus den Berliner und Brüsseler Netzwerkzusammenhängen als aktiv Beitragende wie auch als Gäste zu den digitalen nicht-öffentlichen und öffentlichen Diskursformaten eingeladen. Durch diese systematische Einbeziehung wurde der Diskurs als Methode sowie KlimaDiskurs.NRW als tragender Akteur über Ebenen hinweg etabliert. Die Netzwerkarbeit wird fortgesetzt und die Verschränkung der Ebenen weiter verstärkt. Aufbauend auf den Projekterfahrungen konnte zum Beispiel ein thematisch auf das Thema „Carbon Capture and Storage“ zugeschnittenes Diskursprojekt über die Ebenen hinweg aufgebaut und erfolgreich umgesetzt und fortgeführt werden. Aufbauend auf diesen Projekterfahrungen wird die systematische Einbeziehung der verschiedenen Ebenen und ihrer Stakeholder fortgesetzt werden.

Differenzierung und Erweiterung der nicht-öffentlichen Diskursformate

Im Rahmen des Projekts wurden erfolgreich ca. 30 nicht-öffentliche Diskursformate mit ca. 1.000 Gesamtteilnehmer*innen thematisch ausdifferenziert und für die Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr und Gebäude organisiert. Übergreifende Fragenstellungen wurden im eigens geschaffenen Format DISKURS.TRANSFORMATION behandelt. In den nicht-öffentlichen Diskursformaten wird dabei über Sektorgrenzen hinweg und gesellschaftsumfassend der Diskurs auf Augenhöhe geführt und gemeinsame Ansätze für eine erfolgreiche Transformation vorbereitet. Zu Beginn der Projektlaufzeit fanden Formate auch erfolgreich in Berlin und Brüssel statt. Mit Beginn der Pandemie bis zum Ende der Projektlaufzeit wurden die Formate als DISKURS.DIGITAL in digitaler Form umgesetzt. In digitaler Form wurden verstärkt Netzwerkpartner*innen aus Berlin und Brüssel eingebunden und eingeladen, ebenso wurde die Ebenenverschränkung bei der Themenauswahl nachfrageorientiert berücksichtigt. Die Diskursformate haben sich über die Projektzeit hinweg in ihrer ausdifferenzierten Form bewährt und werden auch in Zukunft entsprechend der Projekterfahrungen umgesetzt. Das neu entwickelte Format DISKURS.DIGITAL wird als selbstständige Reihe fortgesetzt. Ebenso soll an die erfolgreiche Organisation von DISKURS.INTERN in Berlin und Brüssel angeknüpft werden. Die Themensetzung soll auch nach Ende des Projekts gezielt nachfrageorientiert durch Umfragen und über den ständigen Austausch mit Mitgliedern und Netzwerkpartner*innen aller Ebenen organisiert werden.

Diskurs führt zu gemeinsamem Handeln: systematische Entwicklung von AKTEURSINITIATIVEN

KlimaDiskurs.NRW entwickelte über die Projektlaufzeit erfolgreich und planmäßig die zwei AKTEURSINITIATIVEN Zukunft Wasserstoff.NRW und Klima schützen & Mobilität gestalten. AKTEURSINITIATIVEN entstehen aus der Mitgliedschaft und dem Netzwerk von KlimaDiskurs.NRW heraus als gemeinsame Handlungsebene. Die Akteur*innen arbeiten gemeinsam unter eigenem Logo an geteilten Perspektiven und gemeinsamen Lösungen, die sie gemeinsam nach außen vertreten. Vorbild war die Gebäudeallianz NRW für Klimaschutz. Die Themen der AKTEURSINITIATIVEN wurden nachfrageorientiert im Austausch mit Stakeholdern verschiedener Ebenen ausgewählt. Die genaue Abgrenzung, die Arbeitsweise und die konkrete Zielsetzung wurde von den beteiligten Akteur*innen im Rahmen von Gesprächen im Format KLIMA.LOUNGE gemeinsam definiert und festgelegt, bevor die Initiativen öffentlichkeitswirksam gegründet wurden. Zukunft Wasserstoff.NRW ist seit Ende 2020 aktiv und vereint zum Ende der Projektlaufzeit in einmaliger sektorübergreifender und gesellschaftsumfassender Weise über 25 Akteur*innen, die gemeinsam den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft begleiten. Klima schützen & Mobilität gestalten, seit Anfang 2022 aktiv, vereint über 15 Akteur*innen, die sich gemeinsam der Gestaltung lokaler und regionaler Mobilität widmen und deren bemerkenswerte Zusammensetzung aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ein Alleinstellungsmerkmal ist. Im Rahmen des Projekts haben die AKTEURSINITIATIVEN zweimonatlich getagt und über Veranstaltungsformate oder Papiere gemeinsam nach außen und an Entscheidungsträger*innen kommuniziert. Die AKTEURSINITIATIVEN arbeiten äußerst erfolgreich und sind gefragte Gesprächspartner. Ihre Arbeit wird über das Ende des Projekts hinaus fortgesetzt und fortlaufend weiterentwickelt.

KMU in den KlimaDiskurs.NRW einbeziehen

KMU machen über 99 % der Unternehmen aus. Im öffentlichen Diskurs sind sie jedoch unterrepräsentiert. Entsprechend war es das Ziel des Projekts, ein Programm zu entwickeln, das KMU direkt anspricht und ihre Teilhabe am politischen Diskurs fördert. Zu diesem Zweck wurde eine KMU-AG aus Multiplikator*innen und Vertreter*innen von KMU gebildet, die zusammen mit der Geschäftsstelle die entsprechende Strategie entwickelten. Als Hauptengstelle wurden die Kapazitäten in vielen Unternehmen identifiziert. Entsprechend wurde die Strategie danach ausgerichtet. Kern der Strategie ist die Organisation regionaler und/oder sektorspezifischer Diskursformate unter dem Label Politik & Praxis. Der Name ist Programm, da konkreter praktischer Nutzen und politischer Diskurs in den Angeboten verbunden wurde. Mit Beginn der Coronapandemie konnte die Strategie nicht mit Präsenzformaten umgesetzt werden und es wurde auf digitale Formate ausgewichen, die gut nachgefragt wurden und den Ansatz bestätigten. Darüber hinaus wurden KMU gezielt und erfolgreich in die anderen Projektteile, in Kommunikationsmaßnahmen wie den Podcast und auch projektexterne Formate eingebunden. Die Rückmeldungen zum KMU-Programm stützen den Ansatz und erlauben die Weiterführung der Maßnahmen über den Projektrahmen hinaus.

Transfer von Erfahrungen und Methoden

Zur Vermittlung der vorherigen Erfahrungen und des Diskursansatzes war geplant, ein Kooperationsprogramm aufzubauen und umzusetzen, in dessen Rahmen hauptamtliche Mitarbeiter*innen anderer Akteure in bis zu dreimonatigen Arbeitsaufenthalten in der Geschäftsstelle von KlimaDiskurs.NRW verbringen sollten. Das Programm wurde angebahnt und entwickelt. Auch wurden in den ersten Projektmonaten verschiedenste Stakeholder für das Programm identifiziert. Im Rahmen der Gespräche mit den interessierten Stakeholdern und Netzwerkpartnern wurden verschiedene Öffnungen z. B. zeitlicher Natur vorgenommen, um das Programm an die unterschiedlichen Kapazitäten verschiedener Stakeholder anzupassen. Mit Beginn der Coronapandemie musste das Programm pausieren und konnte nicht wieder aufgenommen werden. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, den Mitgliedern des Projektbeirats und weiteren Stakeholdern wurden alternative Kanäle zum Transfer identifiziert und teils neu entwickelt. Hierzu wurden insbesondere öffentliche Diskursformate, die vielfältigen bestehenden und neuen Kommunikationskanäle, bilaterale Gespräche und die Möglichkeit des Transfers im Rahmen von Angeboten Dritter genutzt. KlimaDiskurs – der Podcast wurde gezielt als Transfermaßnahme im Rahmen des Projekts entwickelt und umgesetzt.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Projektaktivitäten, -fortschritte und -ergebnisse wurden während der gesamten Projektlaufzeit über alle KlimaDiskurs.NRW zur Verfügung stehenden Kanäle veröffentlicht und kommuniziert. Von Beginn der Projektlaufzeit standen hierfür Webseite, Newsletter, Blog und Social Media (insbesondere Twitter und Facebook) zur Verfügung. Die Kommunikationskanäle wurden im Laufe der Projektlaufzeit mit Blick auf die Öffentlichkeitswirksamkeit überarbeitet. Der Newsletter wurde als KlimaDiskurs.Inside einem Relaunch unterzogen, der so durch seine Struktur noch besser für die Projektkommunikation geeignet ist. Bis zum Projektende wurde die Reichweite fast verdoppelt. Der Blog wurde mit dem Newsletter verbunden, um ebenfalls die Reichweite zu erhöhen, und z. B. für spezifische Reihen, z. B. für KMU, genutzt. Darüber hinaus wurden mit LinkedIn und Instagram zwei neue Kanäle entwickelt, um die Inhalte noch breiteren Zielgruppen näher zu bringen. Im Rahmen des Projekts wurde auch der neue KlimaDiskurs – Der Podcast zum Zwecke des Ergebnistransfers entwickelt und eine erste Staffel realisiert. Neben diesen Kanälen nutzte KlimaDiskurs.NRW verschiedene eigene nicht-öffentliche Diskursformate, um Projektinhalte zu vermitteln und insbesondere auch um KMU-relevante Inhalte zugänglich zu machen. Auch Veranstaltungen Dritter wurden für diese Zwecke genutzt. Ebenso berichteten Vertreter*innen des Vereins und in einzelnen Projektteilen aktive Akteur*innen (z. B. Sprecher*innenkreise der AKTEURSINITIATIVEN) in Gesprächen mit und Präsentationen für Dritte z. B. auch gegenüber Entscheidungsträger*innen aus der Politik über Projektinhalte und -ergebnisse.


Fazit

Trotz der äußeren Bedingungen wurden die Projektziele erfolgreich erreicht und die Meilensteine in teils angepasster Form umgesetzt. Die Erfahrungen finden Eingang in die weitere Arbeit und Gestaltung des Diskurses. Ebenso werden sie auch über den Rahmen dieses Berichts hinaus Dritten zugänglich gemacht. Alle Projektbestandteile werden in geeigneter Form fortgesetzt und weiter fortentwickelt. Zugleich dienen sie als Grundlage für die weitere Fortentwicklung des Diskurses und von Diskursformaten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Ansätze in den verschiedenen Projektsträngen bewährt haben. Der Diskurs ist die richtige Methode zur Gestaltung des gesamtgesellschaftlichen Aushandlungsprozesses für eine erfolgreiche Transformation. Die erprobten Fortentwicklungen und Stränge sind der richtige Rahmen, um ihn erfolgreich zu organisieren. Dabei ist die generelle und thematische Kontinuität ebenso wichtig wie die Unabhängigkeit der Diskursplattformen und die nachfrageorientierte Organisation. Von der Ebenenverschränkung profitieren nicht nur alle
politischen Ebenen, sondern auch der Diskurs als Methode an und für sich. Ebenso wie das Zusammenspiel der Ebenen führt das Zusammenspiel der Formate und Projektstränge – gebündelt und organisiert durch den KlimaDiskurs.NRW – zum Erfolg.

Übersicht

Fördersumme

689.410,00 €

Förderzeitraum

01.04.2019 - 31.12.2022

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Klimaschutz
Umweltforschung