Projekt 34586/01

Energieeffiziente, umwelt- und klimafreundliche Tagungs-Gastronomie bei Großveranstaltungen

Projektträger

Bremer Energie-Konsens GmbH
Am Wall 172/173
28195 Bremen
Telefon: +49 421 37667 1

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Eine Veränderung unserer Ernährungsgewohnheiten und die damit einhergehende Veränderung der Le-bensmittelproduktion sind zwei wesentliche Stellschrauben, um globalen Herausforderungen wie der Ab-nahme der Biodiversität in vielen ländlichen Bereichen und dem Klimawandel zu begegnen.
Die Umsetzung einer nachhaltigen, energieeffizienten, umwelt- und klimafreundlichen Verpflegung bei Großveranstaltungen sieht die Tagungsgastronomie nicht als Standard vor. Gründe hierfür sind unter an-derem vordergründig erscheinende Mehrkosten einer solchen Verpflegung sowie das oftmals fehlende tiefere Verständnis der in diesem Bereich tätigen Akteure wie z. B. Cateringunternehmen, Hotels, Liefe-ranten im Lebensmittelgroßhandel und deren Mitarbeiter*innen.

Am Beispiel des International Coral Reef Symposium (ICRS), bei dem vom 19.-23. Juli 2020 in Bremen ca. 2.500 bis 3.000 Wissenschaftler*innen erwartet wurden, sollten zusammen mit den betroffenen Gast-ronomieunternehmen Lösungsansätze für eine nachhaltige, Tagungsgastronomie entwickelt werden.
Dazu zählen: die Beschaffung von Produkten aus der Region, die Optimierung der Energieeffizienz u.a. bei Lagerung und Zubereitung sowie der Arbeitsprozesse in den Küchen, die Reduktion von Lebensmit-telabfällen und der Einsatz von saisonalen Erzeugnissen.

Die Erfahrungen aus dem ICRS-Projektbaustein sollten in die berufliche Ausbildung eingebracht und hierfür Bildungsmaterialien und –module entwickelt werden.
Auch sollten Handlungsanleitungen erarbeitet werden, die anderen Gastronomieunternehmen zur Verfü-gung gestellt werden. So soll eine klimafreundliche Tagungsgastronomie auf weitere Veranstaltungen übertragen werden können.

Aufgrund der Pandemie fand das ICRS ein Jahr später im Juli 2021 im Online-Format statt. Die Erfah-rung durch die Planung mit den Caterern sollten jedoch nach wie vor in die berufliche Aus- und Weiter-bildung sowie in Handlungsanleitungen und Online-Veranstaltungen eingebracht werden, deren Zielgrup-pe auf Akteursgruppen wie politische Entscheidungsträger*innen und Leiharbeiter*innen ausgeweitet werden sollte. Die Projektlaufzeit wurde kostenneutral bis Ende Februar 2022 um vier Monate verlängert.







Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenBeratung und Motivation:
Die Prozesse der Caterer sollten durch Beratung so begleitet werden, dass die Küchen energieeffizient arbeiten oder zumindest das Bewusstsein dafür geschaffen (z.B. technische Ausstattung, Lagerung, Zu-bereitung und Beschaffung), Abfallmengen auf ein Minimum reduziert werden, der Anteil an pflanzenba-sierten Produkten erhöht wird.
Darüber hinaus sollten die beteiligten Unternehmen eine Energieanalyse und CO2-Bilanz (footprint – Wärme, Strom, Mobilität, Ernährung, Konsum) erhalten. Denn ein Großteil der Treibhausgasemissionen entsteht durch den Energieverbrauch zur Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln.
Eine digitale Broschüre zur Umsetzung klimafreundlicher Ernährung während der Online-Veranstaltung sowie die CO2-Bilanzierung der Tagung sollten erstellt werden. Sofern es innerhalb des Projektzeitraums möglich war, sollte die modellhafte Übertragung der Erkenntnisse der Beratung des Caterers erprobt werden.

Entwicklung und Erprobung von Unterrichtsmaterialien sowie Handlungsempfehlungen:
Die Aspekte der nachhaltigen Tagungsgastronomie und die Vermittlung einer möglichst energieeffizien-ten Lagerung und Zubereitung der Lebensmittel sollten in Zusammenarbeit mit den Berufsschulen in die Ausbildung integriert werden. Herausforderung und Ziel gleichermaßen war es, die notwendigen Schritte in eine Handlungsanweisung zu übersetzen. Zudem sollten dazu passende Handreichungen und Unter-richtsmodule für Berufsschullehrer*innen entwickelt und in der Praxis erprobt werden. Darüber hinaus war ein Online-Fachaustausch mit verschiedenen Zielgruppen zum Thema klimafreundliche Tagungsgastro-nomie zur Übertragung von Erkenntnissen geplant.



Ergebnisse und Diskussion

Das in Präsenz geplante International Coral Reef Symposium (ICRS), bei dem im Juli 2020 in Bremen ca. 2.500 bis 3.000 Wissenschaftler*innen aus der ganzen Welt erwartet wurden, wurde pandemiebedingt verschoben und fand vom 18. bis 23. Juli 2021 als online Veranstaltung statt. Nach einer entsprechen-den Anpassung des Projektes konnten dennoch die meisten der Projektziele umgesetzt werden.
Zusammen mit beteiligten Gastronomieunternehmen, gastronomischen Berufsschulen und dem Institut für Nachhaltige Ernährung in Münster wurden Lösungsansätze für eine nachhaltige und klimafreundliche Tagungsgastronomie entwickelt. Es erfolgte eine Begleitung und Beratung bei der inhaltlichen Ausgestal-tung der vertraglichen Vereinbarung und der Erarbeitung eines klimaangepassten Verpflegungsangebo-tes zwischen dem Auftraggeber und dem Cateringunternehmen. Als Ergebnis liegt ein gemeinsam mit dem Caterer optimiertes, klimafreundliches Verpflegungsangebot vor, das den Kriterien der nachhaltigen Ernährung, den Kundenanforderungen, sowie wirtschaftlichen Aspekten Rechnung trägt. Einbezogen wurden darüber hinaus auch die Klimawirkung der Beschaffung, Produktion sowie des Service inklusive Bereitstellung von Speisen und Getränken.
Als Ergebnis konnten die CO2 Emissionen des „normalen“, zuvor geplanten Caterings über fünf Konfe-renztage von ca. 11,75 kg CO2 pro Person auf 6,16 kg CO2 pro Person in der klimaoptimierten Variante verringert werden.
Da sich im Projekt zeigte, dass es einer intensiven Begleitung sowie der Fort- und Weiterbildung bedarf. wurde der Schwerpunkt auf die Fort- und Weiterbildung gelegt und eine Vortragsreihe durchgeführt so-wie diverse Handreichungen und Bildungsmaterialien entwickelt.

Folgende Kommunikationsprodukte wurden im Rahmen des Projektes entwickelt:
- Saisonkalender
- Broschüre „Bestellung klimafreundlicher Konferenzverpflegung – Eine Handreichung für Organisa-tor*innen von Sitzungs- und Konferenz-Catering“
- Broschüre „Klimafreundliche Ernährung während der Onlinekonferenz“
- Video-Clip „Klimafreundliche Tagungsgastronomie am Beispiel des ICRS 2021“
- Broschüre „Unterrichtsmaterialien – eine Handreichung für den Unterricht an berufsbildenden Schulen“


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Rahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wurden anlassbezogen Pressemitteilungen versenden. Auf der Webseite von energiekonsens (https://energiekonsens.de/projekte/klimagerechte-tagungsgastronomie) sowie im Newsletter wurde mehrmals über den Projektfortschritt, über die erstellten Materialien und die Veranstaltungsreihe berichtet. Ebenfalls erschienen auf der Webseite des Coral Reef Symposiums Informationen zur Green Strategy und der Newsletter von BioStadt Bremen nahm das The-ma auf.
Die erstellten Materialien leisten einen wesentlichen Beitrag zum Transfer und zur Verstetigung. Durch die durchgeführte Veranstaltungsreihe konnten die aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse für ein klima-freundliches Catering, vielen Akteuren zur Verfügung gestellt werden.

Insgesamt stehen die Erkenntnisse, Ergebnisse und die Erfahrungen dem Netzwerk von energiekonsens zur Verfügung. Die Erkenntnisse sowie Materialien werden in die weiteren Projekte von energiekonsens, z.B. in das Pilotprojekt „Schulen auf dem Weg zur Klimaneutralität“ und in das BioStadt-Projekt „Mehr Bio in der Gemeinschaftsverpflegung“ ein. Darüber hinaus werden die Materialien zukünftig in weiteren Projekten im Kontext Ernährung und Klimaschutz eingesetzt beispielsweise in den Bildungsprojekten e-ner:kita und ¾ plus oder im Rahmen von Mitarbeitereinbindungsprojekten für Unternehmen.
Auch wurden die Erkenntnisse des Projektes nach Aussage der Uni Bremen bei der Planung des ICRS 2022 vom Organisationskomitee berücksichtigt.
Die berufsbildenden Schulen werden das Unterrichtsmaterial einsetzen.
Und die Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes finden Eingang in Aktivitäten der BioStadt Bremen.



Fazit

Das Projekt stand insgesamt vor großen Herausforderungen. Schon die Umsetzung einer konsequent nachhaltigen Verpflegung einer großen internationalen Konferenz unter Einbindung von Berufsschü-ler*innen ist ein komplexes Unterfangen. Darüber hinaus führte die Covid-19-Pandemie dazu, dass zu-nächst die Terminierung und dann die Durchführung des ICRS 2020 angepasst werden musste. Die Pro-jektbausteine, Veranstaltungen und Zusammenarbeit mussten mehrfach neu konzipiert werden.
Dennoch sind die Ziele des Projektes, ein übertragbares Konzept einer umwelt- und klimaschonenden Tagungsgastronomie, das Adressieren der Arbeits- und Entscheidungsebene sowie der Transfer in Bil-dung – auch durch die Anpassungen – umgesetzt worden und grundsätzlich ist festzuhalten, dass die angepassten Ziele erreicht wurden.