Projekt 34539/01

Experimentieren-Verstehen-Verhalten verändern: Naturwissenschaftliche Grundlagen zur Ernährungsbildung in Schule, Schülerlabor und Museen

Projektträger

Technische Universität Braunschweig Institut für Lebensmittelchemie Agnes-Pockels-SchülerInnenlabor
Schleinitzstr. 20
38106 Braunschweig
Telefon: +49 531 391 7201

Zielsetzung

Ca. 60% aller Lebensmittelabfälle in Deutschland stammen aus Privathaushalten. Gut die Hälfte davon wäre ver¬meidbar. In Haus¬halten mit Kindern werden überdurchschnittlich viele Lebensmittel weggewor-fen. Dort findet sich also ein großes Potenzial zur Verringerung von Lebensmittelverschwendung.
Wahrscheinliche Ursachen dafür, dass genusstaugliche Lebensmittel im Müll landen, sind u.a. falsche Aufbewahrung und Unwissen bezüglich der Haltbarkeit. In vielen Haushalten sind unzureichende Kennt-nisse über Eigenschaften und geeignete Lagerung von Lebensmitteln vorhanden. Die Vermittlung grund¬legender Kennt¬nisse über die dabei ablaufenden naturwissenschaftlichen Prozesse eröffnet Schüler*innen Entscheidungs- und Handlungskompetenzen im nachhaltigen Umgang mit Lebens¬mitteln. Naturwissenschaftliches Wissen wird mit der Lebenswirk¬lich¬keit von Kindern und Jugend¬lichen unmittelbar verknüpft.

Arbeitsschritte

Die grundlegenden und für Veränderungsprozesse von Lebensmitteln besonders relevanten Themen finden sich in den Bildungsplänen für den naturwissen¬schaft¬lichen Schulunterricht der Sekundarstufe I unter Oberbegriffen wie Stoffeigenschaften, Wasser oder Stoffumwand¬lungen. Dazu gehören Wasser, osmotisch wirksame Stoffe, Temperatur, Säure/Base, Licht, Redox-Reaktio¬nen sowie Stoffmigration.
In der ersten Projektphase wurde ein dreistufiges Konzept entwickelt, in dem Unterrichtsinhalte in der Schule mit prak¬tischer Arbeit im Schülerlabor verknüpft wurden. In einer einführenden Schul¬unter-richtseinheit werden auch die Vorstellungen und Erfahrungen der Schüler*innen in Hinsicht auf Ursachen für Lebens¬mittelverluste sowie Präkonzepte erfasst. Darauf aufbauend untersuchen die Schüler*innen im Schülerlabor experimentell die mit der Veränderung einhergehenden physikalischen, chemischen und/ oder biologischen Prozesse modellhaft unter dem Blickwinkel von Produktions¬be¬din-gungen, Lagerung und Haltbarmachung an ausgewählten Lebensmitteln. Dies wird in dem didaktischen Konzept „Lernen an Stationen“ umgesetzt, sodass jede Einheit abhängig u.a. vom Wissensstand der teilnehmenden Schul¬klassen individuell angepasst werden kann. In der dritten Stufe diskutieren und bewerten die Schü¬ler*innen im Schulunterricht die im ersten Teil erfassten Vorstellungen und Erfahrungen aus naturwissen¬schaftlicher Sicht und prüfen, welche Verän¬de¬rungen erforderlich sind, um Lebensmittelverluste verrin¬gern zu können. Hier soll den Schü¬ler*innen ihre eigene Gestaltungsmacht bewusst werden.
Um weitere Ziel¬gruppen im außerschulischen Bereich erreichen zu können, wurden dann auf Basis der entwickelten Einheiten geeignete Angebote für den museumpädagogischen Bereich konzipiert. Drei Partner aus dem Museumsbereich haben diese in ihrem Haus angeboten bzw. werden dies zukünftig tun. Die ausgearbeiteten Experimente mit beglei¬ten¬den Informationen und Erklärungen wurden abschließend in einer Broschüre veröffentlicht.

Ergebnisse

Das Konzept wurde wie geplant umgesetzt, alle zur Durchführung erforderlichen Arbeitsmaterialien liegen vor. Die Lerneinheiten wurden im Schuljahr 2018/19 mit den Partnerschulen durchgeführt und evaluiert. Zusätzlich wurden bildbasierte Versuchsanleiten entwickelt, die auch leseschwache Schüler-*innen die selbständige Durchführung ermöglichen. Prä-/Posttests zeigten, dass die Schüler*innen durch die Lerneinheiten zu einem achtsameren Umgang mit Lebensmitteln angeregt wurden. Aufgrund der Nachfrage wurde eine verkürzte Version erarbeitet, die an einem Vormittag im Schülerlabor durchführt werden kann. Diese wird von Lehrkräften sehr gut angenommen. Bis zum Beginn der Corona-Pandemie wurden die geplanten Besuchszahlen erreicht.
Zusätzlich erarbeitete Angebote sollten Schüler*innen weiterhin das Experimentieren ermöglichen und so die Corona-bedingte Schließung des Schülerlabors von März 2020 bis April 2022 ansatzweise kompen¬sieren. Beim Angebot des „Experiment der Woche“ handelt es sich um Experimente für zu Hause, die seit Mai 2020 auf der Laborhomepage zu finden sind. Experimentierkisten, die ursprünglich für den Einsatz in der Schule konzipiert wurden, konnten von Lehrkräften für den Online-Unterricht ausgeliehen werden. Videoclips, in denen die Experimente vorgeführt, erklärt und in den Kontext „Umgang mit Lebensmitteln“ gesetzt werden, ergänzen das Angebot. Diese Angebote bleiben dauerhaft erhalten. Außerschulische Angebote in der Museums¬pädagogik sind erarbeitet. Einige Veranstaltungen wurden von den Museumspartnern bereits durchgeführt, weitere sollen folgen. Das Partner-Schülerlabor an der Universität Bremen hat die geplanten Veranstaltungen mittlerweile durchgeführt.
Im November 2021 wurden die Inhalte des Projekts in einer Broschüre veröffentlicht. Neben Informatio-nen zur Lebensmittelverschwendung wird der Ansatz dargelegt, mit naturwissenschaftlichem Verständnis einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln zu fördern und so Lebensmittelverschwendung zu verrin¬gern. Den Hauptteil bilden die Experimente, ihre Erklärung und die Übertragung der Erkenntnisse auf den alltäglichen Umgang mit Lebensmitteln. Die Broschüre hat einen Umfang von 84 Seiten und steht als Druckexemplar und als pdf-Version zur Verfügung.
Die Angebote werden verstetigt und stehen künftig allen interessierten Schulen offen. Auch die zusätzlich erarbeiteten alternativen Formate bleiben dauerhaft erhalten. Die Arbeitsmaterialien, die Videoclips sowie die Broschüre stehen auf der Homepage des Agnes-Pockels-Labors zum Download zur Verfügung.

Öffentlichkeitsarbeit

Das Projekt wurde am 02.05.2019 auf der Wissenschaftsveranstaltung Campus in Motion an der Technischen Universität Braunschweig mit einem Poster und einigen Experimenten erstmals öffentlich präsentiert.
Am 29.06.19 wurde das Projekt auf der TU NIGHT, der Wissenschaftsnacht der Technischen Universität Braunschweig, der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Es wurde auf einem Poster allgemein erläutert, außerdem konnten insgesamt 15 Experimente von den Besuchern durchgeführt werden.
Am 24. und 31.08.19 wurden im AHA-Erlebnismuseum in Wolfenbüttel Experimentiernachmittage für Kinder ab 8 Jahren angeboten, bei denen die Kinder an acht Stationen ausgewählte Experimente durchführen konnten.
Am 05.03.2020 fand der 3. MINT-Fachtag der TU Braunschweig statt, der sich bundesweit (Schwerpunkt Niedersachsen) an alle Lehrkräfte für MINT-Fächer richtet. Das Projekt wurde in einem Vortrag einem breiten Publikum ausführlich vorgestellt. Interessierte Lehrkräfte lernten in einem Workshop im Schüler¬labor Inhalte und Materialien kennen und führten 16 Experimente praktisch aus.
Auf der Jahrestagung des Bundesverbands der Schülerlabore vom 08.-10.03.2020 wurde das Projekt auf einem Poster und zusätzlich in einem Kurzvortrag präsentiert.
Für Werbemaßnahmen wurde ein Projektflyer mit einer Auflage von 1000 Stück erstellt, der an Lehrkräfte und andere Interessenten verteilt wird.
Ab Mai 2020 wurden ausgewählte Inhalte unter der Rubrik „Experimente der Woche“ auf der Homepage des Schülerlabors veröffentlicht. Sie bleiben dort dauerhaft abrufbar. Es handelt sich um Experimente, die mit haushaltsüblichen Materialien in der Küche durchführbar sind. Das Angebot wurde zusätzlich von der Stadt Braunschweig beworben.
Am 26.09.20 fand im Rahmen einer bundesweiten Aktionswoche „Zu gut für die Tonne“ ein Aktionstag gegen Lebensmittelverschwendung in der Innenstadt Braunschweigs statt, an dem das Projekt an einem Infostand mit Demoexperimenten vorgestellt wurde. Am 02.10.2020 wurde auf dem Sender TV 38 über diesen Aktionstag berichtet (https://www.tv38.de/2020/10/03/tv38-kompakt-vom-02-10-2020/).
In einem Pressebericht aus Anlass des Leitungswechsels im Agnes-Pockels-SchülerInnen-Labor wurde auch über das Projekt gegen Lebensmittelverschwendung berichtet (Braunschweiger Zeitung vom 01.10.2020). Auf zwei Online-Tagungen wurden Videos über das Agnes-Pockels-SchülerInnen-Labor gezeigt, darin wurden auch die Angebote gegen Lebensmittelverschwendung angeführt (Jahrestagung Bundesverband der Schülerlabore am 08.03.21, Wissenschaftsforum Chemie am 29.08.21).
Am 25.09.21 fand unter dem Motto „Braunschweig rettet Lebensmittel“ wieder ein Aktionstag mit verschiedenen Akteuren in der Innenstadt Braunschweigs statt, an dem das Agnes-Pockels-Labor das Projekt an einem Infostand mit Demoexperimenten vorstellte. In der Lokalpresse und weiteren Medien wurde darüber berichtet (Braunschweiger Zeitung vom 23. und 27.09.2021, Pressemitteilung Thünen-Institut vom 22.09.21).
Am 13.11.21 haben wir das Projekt im Naturhistorischen Museum Braunschweig in einem Experimental-vortrag mit anschließender lebhafter Diskussion der interessierten Öffentlichkeit erläutern können.
Im Februar 2022 erschien eine Veröffentlichung in ChemistryViews, einer Online-Zeitschrift der European Chemical Society im Wiley-Verlag.
https://www.chemistryviews.org/details/ezine/11335719/With_Science_against_Food_Waste/
Für Lehrkräfte und andere als Multiplikator fungierende Personen wurde eine Projektbroschüre erstellt und an Kultusministerien, Lehrerfortbildungszentren, verschiedene Schülerlabore, alle weiterführenden Schulen in Braunschweig und weitere Multiplikatoren verschickt. Die Broschüre wird künftig auf Veran-staltungen verbreitet wird und ist auch online verfügbar.
Am 03.05.2022 wurde im Rahmen einer Abschlussveranstaltung unter dem Motto „Auftakt zur Weiter-führung“ die Broschüre an die Projektpartner überreicht. Die TU Braunschweig berichtete auf ihren Kanälen in den sozialen Medien darüber.

Broschüre "Verwenden, nicht verschwenden"

Fazit

Das Projekt konnte inhaltlich vollständig umgesetzt werden. In der Schließungszeit während der Corona-Pandemie wurden zusätzliche Angebote in alternativen Formaten entwickelt. Die geplanten Besuchszahlen wurden bis zum Beginn der Corona-Pandemie erreicht. Die Resonanz war sowohl bei Schüler*innen als auch bei Lehrkräften durchgängig positiv, ebenso bei öffentlichen Veranstaltungen. Die vorgestellten Experimente stießen bei allen Altersgruppen auf großes Interesse. Die während der Corona-bedingten Schließung des Schülerlabors zusätzlich erstellten digitalen Angebote wurden von zahlreichen Lehrkräften genutzt, von denen sie wie auch von Schüler*innen positiv bewertet wurden. Sämtliche Angebote werden nach Projektende dauerhaft in das Programm des Agnes-Pockels-Labors übernommen.

Versuchsanleitungen und InformationenKüchenexperimente zum Thema Lebensmittelverschwendung

Übersicht

Fördersumme

212.900,00 €

Förderzeitraum

01.03.2019 - 31.05.2022

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation