Projekt 34352/01

Verwendung statt Verschwendung – Sammlung und Nutzung von gebrauchtem Speiseöl aus Privathaushalten

Projektträger

Altfettentsorgung und -recycling Lesch GmbH & Co.KG
Äußere Nürnberger Str. 1
91177 Thalmässing
Telefon: +49 9173 79 41 55 19

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Projektes ist es, ein auf nationale Anforderungen ausgerichtetes Sammlungskonzept für ge- brauchte Speiseöle aus Privathaushalten zu entwickeln, welches sich durch Wirtschaftlichkeit und hohe Verbraucherakzeptanz auszeichnet. Genutzte Speiseöle und –fette mit allen negativen Folgen für Um-welt und kommunale Haushalte über den Ausguss zu entsorgen, ist nicht zeitgemäß. Vielmehr sollte die-ser wertvolle Sekundärrohstoff im Sinne einer Ressourceneffizienz gesammelt und im Sinne eines Up-cyclings mehrfach genutzt und zu fortschrittlichem Biokraftstoff verarbeitet werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenNach einer Marktstudie der bisher in Europa eingesetzten Sammelsysteme wurde ein System ausge-wählt, welches von den Haushalten einfach handzuhaben ist und eine saubere Sammlung ermöglicht. Ebenso bietet das ausgewählte Sammelsystem öffnungszeitunabhängige Abgabemöglichkeiten für die Bürger/innen. Das Sammelsystem besteht aus zwei Komponenten. Einem Sammelbehälter für 1,2 Liter genutzte Speiseöle und einem Sammelautomaten, der mit 196 leeren Sammelbehältern bestückt werden kann. Jeder Haushalt in den beteiligten Pilotgebieten erhielt ein Sammelgebinde. Haushalte, die mehr als ein Sammelgebinde benötigten, erhielten weitere Gebinde über die kommunalen Verwaltungen. Die vollen Sammelgebinde werden von den Bürger/innen an Sammelautomaten abgegeben. Im gleichen Zuge erhalten die Bürger/innen im Austausch einen leeren Behälter wieder zurück. Genutzte Behälter werden gereinigt und wiederverwendet. Die Sammelautomaten werden wohnortnah an den Versor-gungswegen der Bürger/innen platziert, um die Abgabe der Behälter zu vereinfachen. Die Sammelauto-maten setzen sich mit ihrer wertigen Erscheinung von anderen Sammelcontainern im öffentlichen Raum ab. Zentraler Punkt bei der Einführung des Projektes war die Motivation der Bürger. Deshalb haben wir uns besonders um einen emotionalen Auftritt mit informativen und motivierenden Inhalten und um media-le Präsenz bemüht. Einbezogen wurden über 65.000 Bürger/innen. Bei der Sammlung wurden unter-schiedliche Herangehensweisen bezüglich der Standorte der Sammelautomaten, der Siedlungsstruktur, der Verteilungsart der Sammelbehälter und der Nutzung von unterschiedlichen Informationskanälen ge-wählt, um möglichst viele Erkenntnisse zu Verhaltensweisen der Bürger/innen und Optimierungspotentia-len des Sammelsystems zu gewinnen.


Ergebnisse und Diskussion

Es wurden ca. 30.000 Sammelbehälter in Umlauf gebracht, die die Bürger/innen an 20 Sammelautoma-ten abgeben bzw. tauschen können. Die dabei erreichten Sammelmengen übersteigen die Erwartungen bereits im ersten Sammlungsjahr, so dass die angestrebten Sammelmengen in den Folgejahren als rea-listisch anzusehen sind. Die Zielmengen für das erste Jahr wurden dabei in einigen Sammelgebieten so-gar deutlich übertroffen. Die inhomogenen Sammelergebnisse über die teilnehmenden Kommunen hin-weg ergeben sich unter anderem aus unterschiedlichen Informationsstrategien, mit denen die Bür-ger/innen angesprochen und zum Mitmachen animiert wurden. Die Sammlung hat auch gezeigt, dass, will man signifikante Mengen an genutzten Speisefetten und -ölen aus Privathaushalten sammeln, eine Verteilung der Sammelbehälter direkt an die Haushalte sinnvoll ist. Die Akzeptanz der Automaten in der Bevölkerung ist hoch. Teilweise werden diese jedoch trotz Beschreibung falsch bedient oder verstopft. Es wird die Kommunikation auf den Automaten anzupassen sein. Kleinere Systemadaptionen werden bei der Ausstattung der Sammelautomaten vorgenommen werden müssen. Einige Automatenkomponen-ten sollten zukünftig aus alternativen, wetterbeständigeren Materialien hergestellt werden. Die chemi-sche Untersuchung der gesammelten Altspeisefette und -öle hat ergeben, dass Altspeisefette und -öle aus der Sammlung der privaten Haushalte eine besonders gute Qualität besitzen und somit sehr gut für den weiteren Umwandlungsprozess zu Biodiesel geeignet sind.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Wir konnten unser Projekt des Öfteren öffentlichkeitswirksam (Print-, TV-, Radiobeiträge) darstellen. Dies hat, neben den vielfältigen Informationsveranstaltungen, die wir mit unseren Partnern durchgeführt ha-ben, zu einer starken überregionalen Wahrnehmung dieses Pilotprojektes geführt. Zur Projekt Ab-schlussveranstaltung am 30. April 2020 hat neben den Vertretern der Pilotpartner und vielen Vertretern aus Kommunal-, Landes- und Bundespolitik auch der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Ver-braucherschutz sein Kommen zugesagt. Dies unterstreicht das starke politische Interesse an diesem Vorzeigeprojekt und den politischen Willen, diese innovative Sammlung eines wertvollen Rohstoffes in den Kommunen zu verankern. Ein Höhepunkt im Jahr 2021 soll unsere Präsentation im Rahmen der Woche der Umwelt im Schloss Bellevue auf Einladung von Bundespräsident Steinmeier darstellen. In mehrjährigem Abstand erhält dabei eine kleine Anzahl ausgewählter Nachhaltigkeitsprojekte die Chance, sich dem Fachpublikum, der Öffentlichkeit und der politischen Prominenz zu präsentieren. Eine Schlüs-selrolle im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit kam dem Projektpartner MVaK e.V. zu. Dieser stellte Kon-takte zu politischen Entscheidungsträgern her oder vereinbarte gemeinsame Präsentationstermine. Dar-über hinaus präsentierte der MVaK e.V. das Projekt auf Parteiveranstaltungen, organisierte Informati-onsveranstaltungen sowie Teilnahmen an Kongressen.



Fazit

Wir können auf Basis der bisherigen Erfahrungen und Sammelergebnisse resümieren, dass ein großes Sammlungspotential besteht, wenn es gelingt die Bevölkerung für die Sammlung zu begeistern. Um wirk-lich signifikante Mengen zu sammeln, müssen die Hemmschwellen auf allen Handlungsstufen der Sammlung reduziert werden. Das im Projekt erprobte, niederschwellige Sammelsystem macht es den Bürgern leicht mit zu sammeln. Bürger/innen, die dieses System bereits nutzen, würden sehr ungerne wieder darauf verzichten. Die Haushalte haben endlich eine einfache und praktikable Lösung gefunden, genutzte Speiseöle und –fette zu entsorgen. Und dies ohne Berücksichtigung von Öffnungszeiten, ohne Suche nach einem passenden Entsorgungsbehältnis und ohne eine weitere Anfahrt zur Abgabe am Wertstoffhof. Die positiven Ergebnisse des Pilotprojektes haben die Stadt Fürth bereits dazu veranlasst, eine Ausweitung der Sammlung im Jahr 2020 auf das ganze Stadtgebiet mit ca. 125.000 Einwohnern anzustreben. Durch die starke Wahrnehmung in der Öffentlichkeit haben bereits eine Vielzahl weiterer interessierter Kommunen und politisch Verantwortlicher den Kontakt zu uns gesucht, um mehr über „Je-der Tropfen zählt“ zu erfahren. Die Signale aus den teilnehmenden Pilotkommunen, weiteren interessier-ten Städten und Landkreisen sowie politischen Vertretern aus dem Bayerischen Landtag und dem Bun-destag lassen zum jetzigen Zeitpunkt auf eine erfolgreiche Ausweitung der Sammlung auf weitere Kom-munen schließen. Wir sind überzeugt, mit unserer Initiative ein bayern- bzw. deutschlandweites Sam-melsystem etablieren zu können, um damit einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland zu leisten.

Übersicht

Fördersumme

303.341,00 €

Förderzeitraum

16.07.2018 - 15.03.2020

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik