Projekt 34044/01

Virgin & Old Growth Forests in Romania – Safeguarding European Biodiversity Heritage (Akronym: OldGroFoRo)

Projektträger

Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg Institut für Angewandte Forschung
Schadenweilerhof
72108 Rottenburg
Telefon: +497472 951238

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Rainer Luick ein Forschungsvorhaben, das sich beginnend im Jahr 2017 und bis 2019 laufend mit der Inventarisierung von Urwaldreservaten in Rumänien beschäftigt.
Weniger als 1% aller europäischen Wälder vermitteln noch ihr ursprüngliches Aussehen und ihre faszinierende biologische Vielfalt. Der Großteil aller noch erhaltenen großflächigen europäischen Urwälder (außerhalb von Russland) liegt im Karpatenbogen und hier in erster Linie in den rumänischen Karpaten. Dort gab es noch um das Jahr 2000 geschätzt 200.000 ha Wälder mit sehr unterschiedlichen Waldtypen, die über Jahrtausende ohne Nutzungseinfluss waren, bzw. nur marginale Spuren historischer Nutzungen aufweisen (so genannte “Quasiurwälder”). Mit dem EU Beitritt und dem Engagement von ausländischen Holzkonzernen, die überwiegend aus Österreich und Deutschland stammen, sind diese Urwaldflächen auf vermutlich schon weniger als 150.000 ha geschrumpft. Massive illegale und auf zweifelhafte Weise “legalisierte” Einschläge, aber auch ein vielfach nur in der Theorie bestehender Schutzstatus, sind die Ursachen.
Die bis Dezember 2016 amtierende Übergangsregierung hatte zwar noch die gesetzlichen Verbesserungen für einen umfassenden Schutz der Urwälder auf den Weg gebracht. Alle Urwälder sind jetzt zwar prinzipiell geschützt, aber erst, wenn diese in einen nationalen Katalog aufgenommen sind. Für eine Listung im “Urwaldkatalog” müssen die Urwaldstandorte nach einem standardisierten Verfahren erfasst und in Verbindung mit einem wissenschaftliche fundierten Gutachten an die zuständigen Behörden und Ministerien gemeldet werden. Zwar gibt es in Rumänien kompetente Forstwissenschaftler, allein es fehlen die Mittel, um diese Inventur zügig durchzuführen. Mit den Mitteln der DBU können nun in den kommenden beiden Jahren Urwaldreservate im Umfang bis zu 10.000 ha untersucht und inventarisiert werden.



Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Koordinierung liegt bei Prof. Dr. Rainer Luick; die eigentlichen wissenschaftlichen Arbeiten werden von Experten in Rumänien durchgeführt. Als Koordinator ist Matthias Schickhofer, ein europaweit anerkannter Experte zu Urwaldfragen mit Sitz in Wien zuständig
Mehrere Teams rumänischer Wissenschaftler haben in den vergangen zwei Jahren Waldgebiete identifiziert, kartiert und gutachterlich dokumentiert, die nach den nationalen Kriterien potentielle Urwaldschutzgebiete sind. Auf Grundlage der Studien, die in enger Kooperation mit dem rumänischen Ministerium für Umwelt erstellt werden, werden wichtige Beiträge zum langfristigen Schutz diese letzten europäischen Wälder geleistet.
Eine große Hilfe bei den Arbeiten ist die räumliche Orientierung mittels Drohnen, die für das Forschungsprojekt beschafft wurden. Es ist faszinierend, wie die Drohnen selbst in einem dichten Waldbestand in einem engen Lichtschacht aufsteigen können und aus bis zu 500 m Höhe spektakuläre Aufnahmen über diese letzten europäischen Urwälder ermöglichen. So können sogar problemlos die Baumhöhen bestimmt werden und erlauben Einblicke in den Mikrokosmos der Kronenregionen der bis zu 60 m hohen Bäume; Lebensräume, die vom Boden nicht beurteilt werden können.



Ergebnisse und Diskussion

Fokus der Kartierungen waren Waldgebiete in den südlichen Fogarascher Alpen. Während in den Hochlagen der Gebirge schon seit sehr langer Zeit oft eine traditionelle Weidewirtschaft betrieben wird, wurden die steilen Täler kaum oder gar nicht erschlossen. Dort sind an beiden Hangflanken und auch entlang der Flüsse großflächige Wald- Wildnisgbiete erhalten geblieben. Besonders spektakulär sind die Wildnistäler Boia Mica und Laitei. Leider sind diese Urwaldgebiete - wie viele andere auch -derzeit nicht wirksam geschützt und Holzeinschlag, der in Rumänien in aller Regel in großflächigem Kahlschlag erfolgt – kann jederzeit stattfinden. Es wurden im Rahmen des Projektes zahlreiche Kartierungen und Gutachten erstellt als Voraussetzung für eine legale Unterschutzstellung.
Auf Grundlage (1) der sogenannten „PIN-MATRA“ Studie von 2005, des (2) „REMOTE Projektes“ der Universität Prag und des „PRIMOFARO“-Projektes der Stiftung Euronatur wurden Suchräume für das vermutete Vorkommen von Primärwäldern in einer Dimension von 15.000 ha selektiert. Im Detail wurden in diesen Suchräumen ca. 5.200 ha untersucht und für 32 Gebiete Gutachten entsprechend den Kriterien des Nationalen Katalogprojektes erstellt. Mit Status Dezember 2019 sind davon rund 3.200 ha verteilt auf 32 Gebiete als Urwälder gemäß den Kriterien der rumänischen Regierung anerkannt; weitere Gebiete sind noch im Anerkennungsverfahren.
Im Dezember 2019 kam es in Rumänien zu einem Regierungswechsel. Die Signale zur Positionierung zum Thema Urwaldschutz, die uns erreichen sind deutlich positiver als in der Vergangenheit. Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten mit einer unterstützenden und wohlwollenden Bearbeitung der noch anhängenden Gutachten zu rechnen ist. Leider wird sich die grundsätzliche Problematik nicht ändern, dass notwendige Arbeiten und das Engagement für den Schutz der letzten großflächigen Urwälder in der EU von Förderprojekten aus dem Ausland abhängig ist.




Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Während der ganzen Projektlaufzeit wurde intensiv über das Projekt, die Intention und über Ergebnisse berichtet; das Medienecho war und ist beachtlich (s. Dokumentation). In mehreren Publikationen und auf Kongressen wurde über das Vorhaben referiert. Siehe dazu auch die online Veröffentlichungen auf den Seiten der Hochschule für Forstwirtschaft und DBU (https://www.hs-rottenburg.net/aktuelles/aktuelle-meldungen/detail/artikel/forschungsprojekte-zu-oekologischen-hotspots-in-rumaenien/; https://www.hs-rottenburg.net/aktuelles/aktuelle-meldungen/detail/artikel/bedrohte-wildnis-unterwegs-in-rumaeniens-urwaeldern/; https://www.hs-rottenburg.net/aktuelles/aktuelle-meldungen/detail/artikel/wettlauf-um-rumaeniens-urwald/; https://www.derstandard.de/story/2000069740402/kampf-um-rumaeniens-urwaelder; http://www.saveparadiseforests.eu/de/tag/rumaenien/;

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

08.03.2017 - 30.09.2019

Internet

www.iafb.de

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation