Projekt 34037/01

Vom Feld auf den Teller in Thüringen und der Slowakei: Innovative schulische und außerschulische Vermittlungskonzepte zu Nachhaltiger Ernährung

Projektträger

Thüringer Ökoherz e. V.
Schlachthofstr. 8 - 10
99423 Weimar
Telefon: 03643 / 88 191 31

Zielsetzung

Ernährung betrifft jeden Einzelnen. Damit ist sie ein ideales Mittel, die Themen der Nachhaltigkeit anschaulich und umfassend an die Verbraucher*innen heranzutragen und diese in ihrer Verantwortung für die Umwelt zu binden. Denn nachhaltige Speisen sind nicht nur Grundlage einer gesunden Ernährung; ihre Wahl fördert die Erhaltung der Umwelt, die Schonung von Ressourcen, eine artgerechte Tierhaltung, sauberes Trinkwasser, die Biodiversität sowie ein attraktives Landschaftsbild und faire Handelsbeziehungen. Sowohl im Bundesland Thüringen als auch in der Slowakei erfahren diese Themen eine neue hohe Aufmerksamkeit. Es ist wichtig diese Themen generationsübergreifend zu vermitteln, jedoch vor allem Kinder und Jugendliche als Verbraucher*innen von morgen für die nachhaltige Ernährung zu sensibilisieren. Damit können ihnen auch mögliche Grüne Berufsbilder mit Schnittmengen im Bereich nachhaltige Ernährung näher gebracht werden.

Egal ob im Bereich Landwirtschaft, beim Gärtnern, beim Hauswirtschaften oder beim Einkaufen bieten sich überall Möglichkeiten an, Jugendliche in der unmittelbaren Umgebung Orte, Initiativen und Akteure erkunden zu lassen, die Nachhaltigkeit bereits leben oder auf dem Weg dahin sind. Sie sind stets daran orientiert, sich ein eigenes Bild zu machen und eigene Handlungen zu reflektieren: genau das ist die Grundlage der Bildungsformate im Projekt „Vom Feld auf den Teller (FeTe): Innovative schulische und außerschulische Vermittlungskonzepte zu nachhaltiger Ernährung“. Das Projekt zielt auf eine generationsübergreifende Sensibilisierung für die Themen der nachhaltigen Ernährung, richtet sich aber insbesondere an die junge Generation. Damit sollen die Erwachsenen von morgen befähigt werden, begründete Konsumentscheidungen zu treffen. Eine weitere Zielgruppe sind die Bildungsfachkräfte, die ebenso als Multiplikator*innen einen starken Einfluss auf ihr Umfeld nehmen.

Arbeitsschritte

Im Rahmen des Projektes entwickelten und erprobten die Projektpartner in einer Zusammenarbeit mit Pilotschulen aus den Projektregionen Thüringen und Slowakei zielgruppenspezifische Bildungsformate.
Neben den zwei Projektorganisationen Thüringer Ökoherz e.V. (TÖH) und Zentrum für Umweltaktivitäten (CEA, Slowakei) unterstützten zwei slowakische Universitäten (Fakultät der Naturwissenschaften der Philosoph Konstatin- Universität Nitra FP UKF und Fakultät für Ökologie und Umweltwissenschaften der Technischen Universität Zvolen FEE TUZVO) sowie das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) das Vorhaben mit ihrer kontinuierlichen fachlichen Expertise und trugen durch die Evaluierung des Bildungsmaterials zur hohen Qualität der Projektergebnisse bei.
Das pädagogische Personal der kooperierenden Schulen, das durch die regelmäßigen Treffen und kontinuierlichen Feedbackrunden einen wertvollen Beitrag leistete, unterstützte die Entwicklung und praktische Erprobung des Bildungsmaterials während der gesamten Projektlaufzeit in sg. Kernarbeitsgruppen der Pädagog*innen in beiden Projektregionen. Folgende Pilotschulen mit ihren Lehrkräften aus Thüringen und Slowakei beteiligten sich an den Projektaktivitäten: Edith-Stein Schule in Erfurt, Ernst-Benary-Schule in Erfurt, Staatliche Regelschule Otto Dix in Gera, Dr. Max Näder Gymnasium in Königsee, Berufsfachschule für Handel und Dienstleistungen Trenčín, Berufsschule für Gastronomie und Tourismus Nitra, J. Palárik Gemeinschaftsschule Majcichov, Gymansium sv. J. Kalazanského Nitra, Gymnasium J.A. Raymana Presov, Regelschule Mladeznicka in Puchov, Privatschule Nova Dubnica.
Weiterer Partner des Projektes waren das ThILLM (Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung u. Medien) und MPC (Methodik-Pädagogisches Zentrum) in Trencin durch die die Fortbildungen für Lehrer*innen im Rahmen des Projektes anerkannt wurden.

Folgende Arbeitsschritte und Maßnahmen wurden für die Umsetzung der gesetzten Projektziele unternommen:
• Zwei Kernarbeitsgruppen bestehend aus Lehrer*innen aus den Pilotschulen und Projektmitarbeiter*innen wurden gegründet. Diese Gruppen wurden über die ganze Projektlaufzeit in 18 Präsenz- und Onlinetreffen in die inhaltliche Erarbeitung, Evaluation der Bildungsmodule sowie auch als Multiplikator*innen der Projektergebnisse involviert.
• Bildungsmaterial zu Themen der nachhaltigen Ernährung für Schulen und außerschulische Lernorte „Vom Feld bis auf den Teller – Nachhaltigkeit jetzt!“ inkl. der Distanzlernformate wurde in gemeinsamer Kooperation von den o.g. Projektpartnern erstellt. Gemeinsam mit den Kernarbeitsgruppen, slowakischen Universitäten FP UKF und FEE TUZVO, sowie dem FiBL wurde der Erstellungsprozess des Materials fachlich begleitet und das Endergebnis evaluiert.
• Pilotdurchführungen der konzipierten Bildungsformate wurden mit den Pilotschulen und den Kernarbeitsgruppen der Lehrer*innen in 31 Online- und Präsenzeinheiten in den Projektregionen realisiert. Die Erkenntnisse und die Empfehlungen der Lehrer*innen aus den Testläufen wurden bei der finalen Erarbeitung des Materials berücksichtigt und eingearbeitet.
• Die entwickelten Fortbildungsformate, die aufzeigen, wie Themen der nachhaltigen Ernährung im Unterricht, als Exkursionsinhalte und als Aktionen in der Schule pädagogisch und fachlich sinnvoll umgesetzt werden können, wurden in 7 Veranstaltungen für Lehrer*innen (sowohl in Präsenz als auch Online) von TÖH und CEA präsentiert. In diesen Fortbildungen lernten über 50 Pädagog*innen Hintergrundwissen und Methoden zur Vermittlung der Themen rund um die nachhaltige Ernährung kennen.
• Für einen gezielten persönlichen Austausch von vorbildlichen Praktiken fand eine zweitägige Exkursion der slowakischen Kernarbeitsgruppe in der Slowakei statt. An der Exkursion nahmen 10 Pädagog*innen teil. Während der Exkursion wurden Beispielbetriebe der nachhaltigen Landwirtschaft und Ernährung sowie auch potenzielle außerschulische Lernorte besucht (z.B. Öko-Kräuter-Farm Podskalie mit nachhaltiger Imkerei und Ab-Hof Verkauf; nachhaltiger Bio-Rinder Betrieb in Kremnické Bane und Bio-Schaf Betrieb Pruzina, Streuobstbetrieb Devicany).

Ergebnisse

Konzept und Bildungsmaterial zu Themen der nachhaltigen Ernährung für Schulen und außerschulische Lernorte „Vom Feld bis auf den Teller – Nachhaltigkeit jetzt!“ inkl. Distanzlernformate wurden erstellt. Der Leitfaden gliedert sich insg. auf 271 Seiten (81 Seiten Bildungsinhalte, 190 Seiten Anhänge) in drei Teile: Am Anfang steht ein kommentiertes Inhaltsverzeichnis, um sich nach verschiedenen Kategorien einen Überblick zu verschaffen und/oder eine Auswahl zu treffen. Dazu gehört die Liste aller Anhänge, also aller Materialien, die sich im dritten Teil wiederfinden. Das Herzstück des Leitfadens sind sieben Module, die entlang der Wertschöpfungskette, sei es
- auf dem Feld (Nachhaltige Landwirtschaft; Regionalität und Saisonalität),
- im Supermarkt (Nachhaltiger Konsum) oder
- zu Hause bzw. auf dem Weg auf den Teller (Naturgärten, Ressourcenfreundliches Hauswirtschaften, Nachhaltiger Teller),
Ablaufpläne zur Nutzung für die Schule und den Unterricht bereitstellen. Innerhalb dieser Module findet sich das immer gleiche Schema wieder: 1. die theoretische Erarbeitung eines Themenfeldes, 2. eine Exkursion, um die Erfahrungswelt der Lernenden einzubeziehen, 3. Aktivitäten, die in der unmittelbaren Umgebung der Schüler*innen stattfinden sollen. Der letzte Teil ist der Anhang, in dem sich Hintergrundtexte, weiterführende Literaturangaben sowie alle einzelnen Materialien finden, die zur Umsetzung der Bildungseinheiten benötigt werden.

Bedingt durch die weltweiten Einschränkungen 2020/21 auch im Bildungswesen konnten leider nicht alle erarbeiteten Methoden dieses Leitfadens in dem Maße getestet werden, wie geplant war. Daher wurden für ein vielfältiges und langfristiges Nutzen des Leitfadens zusätzlich neue Materialien hinzugefügt, die sich für hybride und online Lernformate eignen. Zu jedem Großkapitel gibt es also nach dem beschriebenen Dreischritt zusätzlich ein Distanzlernmodul.

Das Bildungsmaterial richtet sich gezielt an Multiplikator*innen, die das Thema an die Zielgruppe, v.a. Schüler*innen ab der 8./9. Klasse und Auszubildende, vermitteln werden. Es ist fächerübergreifend bzw. -verbindend besonders für Epochenunterricht, Projektwochen, AGs u.ä. geeignet.

Das Material ist in deutscher und slowakischer Sprache frei zugänglich u.a. auch unter diesen Links abrufbar:
https://bio-thueringen.de/internationale-projekte/vom-feld-auf-den-teller/
http://www.cea.sk/projekt-z-pola-na-tanier.html
https://www.globaleslernen.de/de/bildungsmaterialien/alle/vom-feld-bis-auf-den-teller-nachhaltigkeit-jetzt-bildungsmaterialien-zu-nachhaltiger-ernaehrung-fuer
https://www.ewobox.sk/clanok/manual-z-pola-na-tanier

Einzelne Module aus dem Bildungsmaterial wurden an den o.g. Pilotschulen in 31 Pilot-Einheiten (in Präsenz und online) getestet. Die Erkenntnisse aus den realisierten Schulprojekten wurden in der finalen Version des Bildungsmaterials berücksichtigt.

Ergänzt wurden die Bildungsformate und Testläufe um 7 Präsenz- und Online-Fortbildungen für Lehrkräfte. In Fortbildungen des TÖH und CEA wurde zum einen gemeinsam Fachwissen erarbeitet, auf der anderen Seite wurden Abläufe, Methoden und Materialien vorgestellt, wie das Lernen in- und außerhalb der Schule gestaltet werden kann. Gemeinsam wurden schließlich mögliche Fächerkombinationen, Erfahrungen und Perspektiven zur Umsetzung erarbeitet. Es handelte sich dabei um vom ThILLM und vom MPC anerkannte Fortbildungen für Pädagog*innen.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Verbreitung der erarbeiteten Projektergebnisse in den Projektländern wurde u.a. durch Teilnahme oder Organisation der Multiplikator*innenveranstaltungen, Workshops und Seminare zum Projektthema durch TÖH und CEA sowie ihre Netzwerkpartner gesichert. Direkte Verteilung des Bildungsmaterials an Schulen und Bildungsträger (durch entwickelte Partnernetzwerke in Projektregionen) und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit inkl. Internetpräsenz trugen zur Dissemination der Projektergebnisse bei. Alle wichtigen Informationen zum Projekt mit den Projektergebnissen werden auf der Webseite des TÖH www.oekoherz.de bzw. dem Portal der Bio-Branche in Thüringen (https://bio-thueringen.de/internationale-projekte/vom-feld-auf-den-teller/) und auf der Webseite von CEA (http://www.cea.sk/projekt-z-pola-na-tanier.html) veröffentlicht. Die Internetpräsenz des Projektes konnte auch über die Social Media Kanäle von Projektpartnern und deren Netzwerkpartnern (facebook, instagram) gesichert werden. Die Herausgabe von projektbezogenen Printmedien (Flyer, Newsletter, Jahresberichte) diente der Streuung der Projektinformationen.

Am Anfang des Projektes wurde das bilinguale Projektlogo entworfen und für die Projektidentifikation genutzt. Ein Projektflyer in beiden Projektsprachen informiert in Kürze über die Projektthemen, Projektergebnisse und Bildungsangebote.

Die erarbeiteten Ergebnisse sind integriert in das Bildungsangebot beider Partnerorganisationen und werden auch über den Projektzeitraum hinaus über die o.g. Kanäle weiter beworben. Die Bildungsangebote bieten neben und mit den Projektoutputs eine Unterstützung bei der Organisation, Gestaltung und Umsetzung von Projekttagen oder Themenwochen rund um nachhaltige Ernährung kombiniert mit Exkursionen auf ökologisch wirtschaftende Betriebe. Fortbildungen für pädagogisches Personal im Bereich nachhaltige Ernährung werden in Kooperation mit ThILLM und MPC in zahlreichen geplanten Veranstaltungen über den Projektzeitraum hinaus geplant.

Projekt "Vom Feld auf den Teller"

Fazit

Im Projekt „Vom Feld auf den Teller“ erstellten der Thüringer Ökoherz e.V. mit der Partnerorganisation CEA aus Trencin/Slowakei Bildungsmaterialien, die der Vermittlung des Themenspektrums der nachhaltigen Ernährung im schulischen und außerschulischen Kontext dienen.
Durch die über den Projektzeitraum langanhaltende pandemische Situation verbunden mit der Schließung der Schulen und weitgehende Einschränkungen im Präsenzunterricht, reagierte auch das Projekt auf die aktuelle Situation. Durch die Pandemie waren einerseits weniger Exkursionen möglich, andererseits zeigten sie Möglichkeiten auf, noch direkter den Alltag und die Lebensrealität der Jugendlichen als Lernfelder zu verstehen, was sich in den zusätzlich entwickelten Distanzlernmodulen widerspiegelt.
Die Fortbildungsformate für Pädadog*innen wurden neben den Präsenzveranstaltungen erfolgreich und mit sehr guter Resonanz auch im Onlineformat realisiert. Dadurch konnte das Fortbildungsangebot für Lehrer*innen um Online-Fortbildungsformate auch über den Projektzeitraum hinaus erweitert werden. Für die Verbreitungen und Nutzung der Projektoutputs auch im Hinblick auf die o.g. Umstände wurden zusätzliche Kanäle gewählt wie z.B. www.ewobox.sk, www.globaleslernen.de, www.verbraucherbildung.de, www.spirala.sk. Diese Portale, die der pädagogischen Community in letzter Zeit gut bekannt worden sind, können nun vielfältige Nutzungswege der Projektoutputs anbieten.

Das Projekt liefert Anknüpfungspunkte für weitergehende Projekte. So ist zum Beispiel die Implementierung des Leitfadens als festen Bestandteil in Epochenunterricht an einzelnen Schulen denkbar oder die gezielte Bekanntmachung des Leitfadens weiterhin bei (angehenden) Lehrkräften. Zudem bietet es sich an, die partizipatorischen Elemente wie Befragungen und Bewertungen der Jugendlichen als Grundlage für weitere Projekte zu nutzen, bspw. für die Entwicklung einer nachhaltigen Schulmensa/ -cafeteria o.ä. Daraus lässt sich schließen, dass die Projektoutputs (v.a. der Leitfaden) gezielt auch anderen Projektträgern bekannt gemacht werden sollte, bspw. solchen, die Schülerfirmen begleiten.

Die ursprünglichen Projektziele konnten trotz der hemmenden Umstände verursacht durch die langanhaltenden Pandemie-Einschränkungen, dank der kostenneutralen Verlängerung des Projektzeitraums erfüllt werden. Zusätzliche innovative Lösungsansätze wurden durch Distanzlern- und Online-Formate umgesetzt. Dadurch entstand ein weiterer Mehrwert des Projekts.

Übersicht

Fördersumme

114.445,00 €

Förderzeitraum

17.12.2018 - 31.10.2021

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Landnutzung
Umweltkommunikation