Projekt 33281/01

Blühende Industriegebiete

Projektträger

Innovation Academy e. V.
Bertoldstr. 45
79098 Freiburg
Telefon: 0761 4004481

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Industrie- und Gewerbegebiete bestehen oft aus architektonisch wenig ansprechenden Funktionsgebäuden, großen Parkplätzen und Abstandsgrün. Die Projektidee beabsichtigt Freiburgs größtes Industriegebiet Nord mit 300 ha Fläche zum Erblühen zu bringen. Das Pilotprojekt erkundet Wege, wie vorhandene Industrie- und Gewerbegebiete in Zusammenarbeit mit den Auszubildenden (Azubis) nachhaltig umgestaltet werden können, so dass sich vor Ort neben einer größeren biologischen Artenvielfalt auch eine Wohlfühl-Atmosphäre einstellen kann. Neben ihrer beruflichen Ausbildung lernen die Azubis zusätzlich neue Inhalte kennen, wie wichtig z. B. der
Boden für unsere Ernährungssicherheit ist, dass ohne die Bienen unsere Obstbäume nicht bestäubt werden, dass generell die Sicherung der Artenvielfalt unserem alltäglichen Leben dient und dass kurzzeitige Erholung in einem naturnah gestalteten Betriebsgelände einen hohen Stellenwert hat.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt gliedert sich in fünf Phasen. Es startete mit der Vorplanungsphase, in der den beteiligten vier Unternehmen das Projekt zunächst im Kreise der Ausbildungsleiter, Personalverantwortlichen, Umweltbeauftragte und Auszubildende vorgestellt wurde, mit dem Ziel sie alle für das Projekt zu begeistern. Fachbiologen wie Vogelkundler, Eidechsen- und Insektenexperten kartierten die Betriebsflächen, um eine Aussage zum Artenbestand machen zu können. Parallel wurde eine „BIG“ Website für die Azubis erstellt mit Informationen zu den fachlichen Themen Parkplätze, Dach- und vertikale Begrünung und für aktuelle Ankündigungen. Außerdem ermittelte eine Potenzialstudie in den beteiligten Unternehmen Flächen, die sich für eine Begrünung oder für eine Veränderung der vorhandenen Grünanlagen eignen. In der folgenden Bildungsphase wurde die Auftaktveranstaltung am 8. Mai mit allen Azubis, Referent*innen, Ausbildungsleitern, Umweltbeauftragte und Presse durchgeführt, um das Projekt mit einem offiziellen Start in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Von Mai bis September wurden drei Exkursionen für die Azubis angeboten, um die Potenziale wie Fassaden-
und Dachbegrünungen, Regenwasserteiche, Urbanes Gärtnern, vogel-, insekten- und eidechsenfreundliche Lebensräume kennenzulernen.
In der nachfolgenden Planungsphase führten zivilgesellschaftliche Akteure die folgenden eintägigen Workshops mit den Azubis durch:
? Vögel - Lebensräume und Brutplätze schaffen, Mauereidechsen - Biotope gestalten (1x)
? Urban Gardening - Tomaten und Paprika in der Mittagspause? (2x)
? Gründächer, vertikale Begrünung und Wohlfühlinseln gestalten (3x)
? Business Model Canvas als Vorbereitung für die „Höhle des Löwens“ (1x)
? Wallpainting zum Thema Artenvielfalt (1x)
In der Umsetzungsphase konnten fünf Projekte im Jahr 2019 entwickelt und realisiert werden. Diese wurden den Belegschaften in zwei Fällen per Intranet und in einem Fall per Abstimmung zwischen zwei Versionen nahegebracht. Am 25. September 2020 wurden in der finalen öffentlichen Veranstaltung „BIG Event“ in der Messe Freiburg
die Projekte der Öffentlichkeit präsentiert.


Ergebnisse und Diskussion

Die Auftaktveranstaltung mit Presseecho machte das Projekt in der Öffentlichkeit bekannt. Die Exkursionen der Bildungsphase präsentierten den Azubis vorbildliche Projekte in Basel, Zürich und Freiburg. Nahezu alle Veranstaltungen wurden per Video dokumentiert. Die Festlegung auf Workshops war ein langwieriger Prozess bis sich erausstellte, dass ein erheblicher Anteil der an den Exkursionen beteiligten Azubis sich bereits im letzten Ausbildungsjahr befand. Deshalb wurde die dritte Exkursion in den September
2018 verlegt, um der neuen Azubigeneration eine Einführung in das Projekt und eine Beteiligung zu ermöglichen. Jedes Unternehmen hat seine eigene Unternehmenskultur mit eigenen Vorstellungen und Prämissen. Im ersten Unternehmen war der Ansprechpartner der Ausbildungsleiter, im zweiten Unternehmen die Umweltbeauftragte mit wechselnd verantwortlichen Azubis, im dritten Unternehmen eine Personalbeauftragte und nach deren Ausscheiden die Gesundheitsmanagerin und im vierten Unternehmen der Beauftragte für das Greencity Cluster. Eine Herausforderung war die Abstimmung von Terminen mit dual Studierenden, die im Turnus von drei Monaten im nternehmen arbeiten oder an der Hochschule studieren.
Der partizipative Anspruch des Projektes wurde in der Regel begrüßt und als Chance erkannt, die Belegschaft für das Thema biologische Vielfalt zu interessieren. In den Jahren 2018 und 2020 konnten sieben Workshops durchgeführt werden mit dem Ergebnis, dass ein Rasen in eine Blühwiese umgewandelt, Gemüse-Hochbeete von Beetpaten angelegt, ein Lichthof bzw. Dach zu einem begrünten Pausenraum umgestaltet, ein Kantinenaußenbereich durch eine große Baumaßnahme erweitert und bepflanzt, eine Wand mit einem Wallpainting zum Thema biologische Vielfalt gesprayt, Vogelnistkästen auf einem Betriebsgelände aufgehängt und ein Innenhof bepflanzt werden konnte.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

„Blühende Industriegebiete“ wurde am 8. Mai 2018 mit einer Einführungsveranstaltung für die Azubis im Kundenzentrum des regionalen Energieunternehmens erfolgreich gestartet. Die eingeladene Presse berichtete über die Auftaktveranstaltung. Zum Termin konnte die BIG-Website freigeschaltet werden, die aktuelle Themen zum Projekt ufbereitete und die Exkursionsprogramme ankündigte. Nicht vorgesehen, aber sehr willkommen waren die Einladungen zu einer Präsentation des Projektes vor Unternehmer*innen des Green Industry Parks im Rahmen eines 3-minütigen Elevator Pitches am 8.Feb.2019 und im Rahmen einer Infoveranstaltung für Unternehmen der IHK Südlicher Oberrhein mit dem Titel „Gebäudebegrünung und naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“ am 1.Okt. 2019. Im Vorfeld der Abschlussveranstaltung
konnte durch einen Pressetermin mit Redakteur*innen der regionalen Medien wie Badische Zeitung, Freiburger Wochenbericht, Kultur Joker aber auch durch einen Münchner Umweltjournalisten des Magazins Natur das Projekt öffentlich bekannt gemacht werden. Ein ausgeschriebener Foto-Wettbewerb im Industriegebiet
Nord mit dem Titel „Grün statt grau“ lenkte ebenfalls die Aufmerksamkeit auf das Projekt. Der Einladung zum Big-Event in der Messe Freiburg folgten ca. 80 Teilnehmer*innen. Mit dem abschließenden moderierten Podiumsgespräch „Transformation vom Industriegebiet zum Green Industry Park“ konnte das Thema inhaltlich erweitert werden. Im Mittelpunkt stand die Frage, welche Leitlinien, Vergabekriterien oder Anreize werden für eine 16ha große frei gewordene Industriebrache in Zeiten des Klimawandels geschaffen. Daraus ergaben sich Interviews und Presseartikel, die in Onlinemagazinen und Printmedien im Oktober und November 2020 aber auch noch im Frühjahr 2021 veröffentlich werden.


Fazit

Das Interesse der Azubis fokussierte sich auf schnell umsetzbare und greifbare Projekte direkt im eigenen Unternehmen, wie die Gestaltung eines Lichthofes als Pausen-Treffpunkt, urbanes Gärtnern in Form von Gemüseanbau auf Hochbeeten, Schaffung von Nisthilfen für Vögel, Sprayen eines thematischen Wandbildes, Erweiterung bzw. Umgestaltung eines Kantinenaußenbereiches und Entwicklung einer Blühwiese für Insekten. Die eingesetzten Fördermittel konnten von den Investitionen der beteiligten Unternehmen übertroffen werden. Mit der Potenzialanalyse und dem daraus abgeleiteten Masterplan erhalten die Unternehmen ein Maßnahmenpaket an die Hand für die Umsetzung in einem Zeitrahmen von ca. fünf Jahren. Das Podiumsgespräch „Transformation vom Industriegebiet zum Green Industry Park“ zeigte wie groß die Herausforderungen sind, um in Zeiten des Klimawandels nachhaltige Lösungen zu etablieren.

Übersicht

Fördersumme

71.067,00 €

Förderzeitraum

16.12.2016 - 25.09.2020

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation