Projekt 32479/01

Nachhaltige Schülerfirmen als Instrument zur Förderung von Inklusion

Projektträger

Historisch-Ökologische Bildungsstätte des Emslandes in Papenburg e. V.
Spillmannsweg 30
26871 Papenburg
Telefon: 04961-9788-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Mit der Inklusion sind tiefgreifende Veränderungen in der schulischen Landschaft angestoßen. Schülerinnen
und Schüler, die als verhaltensauffällig, lern- oder motivationsschwach gelten, sollen durch die
Regelschule nicht mehr ausgesondert werden. Das stellt die bisher in Deutschland dominierende Unterrichtsgestaltung
an Regelschulen, die kognitive und motivationale Homogenität voraussetzt, in Frage und
erfordert neue Antworten auf vielfältigen schulischen Handlungsfeldern, insbes. der Methodik und Didaktik
und der Organisation des Schulalltags. Vor allem das soziale Lernen und Methoden der Binnendifferenzierung
gewinnen noch stärker an Gewicht.
Im allgemeinbildenden Bereich haben sich Nachhaltige Schülerfirmen bewährt, um dieser zunehmenden
Heterogenität durch geeignete innovative Lernformen Rechnung zu tragen. Nachhaltige Schülerfirmen
sind praxisorientierte Unterrichtsprojekte, die mit realen Produkten und Dienstleistungen am realen Markt
Umsatz und Gewinn erzielen und dabei das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung verfolgen. Sie haben
sich gerade an Förderschulen, aber auch an Haupt- und Realschulen bewährt, können die Schülerinnen
und Schüler dort nach ihren jeweiligen Fähigkeiten und Möglichkeiten eingesetzt werden und ihr Knowhow
einbringen. Das schafft Motivation und Selbstvertrauen. Die Mitarbeit in der Schülerfirma ermöglicht
so eine praxisnahe Berufsvorbereitung, übt umweltgerechtes Handeln und verbessert die Berufsaussichten
dieser Schülerinnen und Schüler.
Nach Schulabschluss bleibt jedoch die Arbeitsplatzsuche für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem
Förderbedarf eine besondere Herausforderung. Während der Gedanke der Inklusion im allgemeinbildenden
Bereich inzwischen mehr und mehr umgesetzt wird, sind im berufsbildenden Bereich
dazu erst erste Ansätze entwickelt und nur zum Teil erprobt. Jährlich verlassen etwa 50.000 Jugendliche,
bei denen ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt wurde, die Regel- oder Förderschulen.
Nur eine geringe Zahl dieser Schulabsolventen nimmt eine Berufsausbildung in einem anerkannten
Ausbildungsberuf auf. Von daher kommt es verstärkt darauf an, geeignete Möglichkeiten zu erkunden
und zu schaffen, den jungen Menschen eine ihren Fähigkeiten entsprechende, angemessene Teilhabe
am Arbeitsleben zu ermöglichen.
Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels werden andererseits händeringend Auszubildende
gesucht. Der erhöhte Fachkräftemangel geht einher mit stagnierenden oder rückläufigen Arbeitsplatzangeboten
für nicht qualifizierte Arbeitskräfte. Auch aus dieser Perspektive sind daher Konzepte gefragt,
wie es diesen Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf ermöglicht werden kann, auch nach
oder im Zusammenwirken mit dem Besuch einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen eine Berufsausbildung
aufzunehmen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten (aus-)gebildet zu werden und einer Beschäftigung
auf dem ersten Arbeitsmarkt nachzugehen. Dazu müssen unterschiedliche Einrichtungen
zusammen gebracht, vernetzt werden, um die Übergänge transparenter und fließender zu gestalten.
Das hier beschriebene Projekt will das Konzept Nachhaltige Schülerfirmen auch in Tagesbildungsstätten
und Einrichtungen der Behindertenhilfe einführen, um Übergänge zwischen Schulen, Einrichtungen der
Behindertenhilfe und dem (ersten) Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu erleichtern. Die Zusammenarbeit
zwischen den unterschiedlichen Akteuren soll über das bisherige Maß hinaus intensiviert werden, wozu
Netzwerke von Förderschulen, Tagesbildungsstätten, Oberschulen, Berufsbildenden Schulen (Bereiche
BVJ, BEK und BFS), Behindertenwerkstätten, Unternehmen, dem Fachberater für Berufliche Bildung für
Nachhaltige Entwicklung und den Regionalkoordinatoren für Nachhaltige Schülerfirmen aufgebaut werden.
Nachhaltige Schülerfirmen können so zu einem wichtigen Element im Rahmen des Übergangssystems
von der Schule in den Beruf werden.
Tagesbildungsstätten sind in vielen Regionen ein Äquivalent für die Förderschulen für geistige Entwicklung
und bereiten ihre Schülerinnen und Schüler ebenso auf das Arbeitsleben vor wie die Förderschulen
Lernen oder die Haupt- und Realschulen bzw. Oberschulen. Um sie weiter zu qualifizieren, durchlaufen
diese nicht selten den Berufsbildungsbereich der Einrichtungen der Behindertenhilfe. Dieser Berufsbildungsbereich
hat einen klar formulierten Bildungs-und Qualifizierungsauftrag, der sich nicht darauf begrenzt,
die Schülerinnen und Schüler auf die Arbeit in einer Behindertenwerkstatt vorzubereiten sondern
ausdrücklich fordert, abhängig von den jeweiligen Beeinträchtigungen bzw. dem unterschiedlichen Grad
der Beeinträchtigung auch andere Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen.
In diesem Übergangssystem sind nachhaltige Schülerfirmen in der Lage, wertvolles zu leisten. Durch
praktisches Tun können die Schülerinnen und Schüler eigene Stärken erkennen und dafür Bestätigung
und Anerkennung erhalten. Sie erhalten das Gefühl, dass jede/r als wichtiger Partner für das Ganze einen
Beitrag leisten kann zur Gemeinschaft: „Ich kann was!“
Ebenso werden individuelle Förderbedarfe deutlich, aus denen gezielte Interventionsmöglichkeiten abgeleitet
werden (können).
Nachhaltige Schülerfirmen bieten eine natürliche Differenzierung von Tätigkeiten – auch und gerade mit
verschiedenen Anspruchs- und Schwierigkeitsniveaus. Jede/r wird nach seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten
eingesetzt. Statt einer funktionalen Differenzierung gilt das Motto: „Wir bleiben zusammen!“
So kann eine „Passung“ gelingen, wenn die individuellen Stärken deutlich werden und den Schüler/innen
und Schülern z.B. durch die Vermittlung eines weiter führenden Praktikumsplatz realistische Tätigkeitsfelder
nahe gebracht werden, die ihren Fertigkeiten und Fähigkeiten entsprechen.
Ziel dieser regionalen Netzwerke ist:
• Positive Erfahrungen und das vorliegende Knowhow zu Schülerfirmen auszutauschen und weiterzugeben.
• Nachhaltige Schülerfirmen in den allgemein- und berufsbildenden Schulen, vor allem auch in den
Tagesbildungsstätten und den Berufsbildungsbereichen der Einrichtungen der Behindertenhilfe bei der
Gründung und dem Betrieb zu beraten und zu begleiten.
• Die Kooperation zwischen den nachhaltigen Schülerfirmen innerhalb der Netzwerke durch regelmäßige
Treffen anzuregen. Es soll ermöglicht werden, schulübergreifende, bzw. bildungsbereichsübergreifende
Schülerfirmen mit jeweils unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten einzurichten: die eine Schülerfirma
produziert, die andere verkauft, etc. … so dass jede/r seine/ihre Stärken einbringen kann.
• Die Zusammenarbeit der genannten Schulformen und Behindertenwerkstätten mit den Unternehmen
der Region zu verstärken, um die Berufsorientierung und die Berufsaussichten für Schülerinnen und
Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf zu verbessern. Jeder und jedem soll so eine passgenaue
Teilhabe am Arbeitsmarkt ermöglicht werden. Unternehmen übernehmen „Patenschaften“ für die
Schülerfirmen.
• Vorurteile sollen abgebaut werden und die Zusammenarbeit von Schule, Behindertenwerkstätten
und dem ersten Arbeitsmarkt im Handlungsfeld des Nachhaltigen Wirtschaftens, zu dem gerade auch
Behindertenwerkstätten über umfangreiche Erfahrungen verfügen, verbessert werden.
• Die Schülerfirmen sollen sich an dem Leitbild der Nachhaltigkeit orientieren, um den Schülerinnen
und Schülern Grundlagen des umweltgerechten Handelns praxisnah zu vermitteln und sie auf die Notwendigkeiten
des zukünftigen Arbeitsmarktes vorzubereiten.

Übersicht

Fördersumme

124.653,00 €

Förderzeitraum

27.10.2014 - 15.03.2017

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation