Projekt 29729/01

Modellhafte Entwicklung eines Konzepts zur Wahrung der Belange des Kulturgüterschutzes im Rahmen des Naturschutzgroßprojekts in der Kulturlandschaft chance.natur: Natur- und Kulturlandschaft zwischen Siebengebirge und Sieg

Projektträger

LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
Endenicher Str. 133
53115 Bonn
Telefon: 0228/9834-162, -163

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Projektes ist es, zum ersten Mal in Deutschland ein vom Bundesamt für Naturschutz gefördertes Naturschutzgroßprojekt in enger Kooperation zwischen Natur- (Rhein-Sieg-Kreis) und Kulturgüterschutz (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland) im Sinne der Umweltkommunikation durchzuführen. Anlass gab die Aufstellung des Pflege- und Entwicklungsplanes in dem fast 14.000 Hektar großen Naturschutzgroßprojekt mit anschließender Umsetzung der Maßnahmen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZunächst fanden eine detaillierte digitale Auswertung und Verknüpfung der historischen und modernen Quellen sowie eine großflächige Airborne-Laserscan-Auswertung der Waldgebiete, Erosions- und Luft-bildkarten statt. Die Ergebnisse wurden den Akteuren in Einzelgesprächen, Projektarbeitsgruppen des Naturschutzgroßprojektes chance7 des Rhein-Sieg-Kreises und Unterarbeitskreisen (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Natur erleben – Natur schonen) vorgestellt und zusammen mit den von den Gelände-maßnahmen betroffenen Land- und Forstwirten die vertiefenden Detailuntersuchungen abgestimmt. Die Zusammenarbeit erfolgte auf freiwilliger Basis.
Modellhaft wurden an je zwei Beispielsobjekten Kulturgüter in den unterschiedlichen Bewirtschaftungs- und Nutzungsgebieten - Wald, Acker und Grünland – mittels unterschiedlicher Prospektionsmethoden (Feldbegehungen mit Einzelfundeinmessung, bodenkundliche Bohrstocksondierungen und Geosonda-gen, geophysikalische Messung, topografische Geländeaufnahmen, archäologische Sondagen und Pro-filschnitte) die zunehmende Erosionsgefährdung der Kulturgüter durch den Klimawandel mit extremen Wetterereignissen und durch die Bewirtschaftung und Nutzung der Flächen im Projektgebiet untersucht. Unterstützt wurden die Geländearbeiten von Fachstudierenden der Universität Bonn im Rahmen eines zweimonatigen Praktikums. Wichtige Informationen zu Kulturgütern im Projektgebiet als auch Fundmate-rial stellten Heimatforscher, Sammler und ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger bereitwillig zur Verfügung.



Ergebnisse und Diskussion

In zehn Evaluierungsräumen mit sechs Detailuntersuchungsflächen in Acker, Wald und Grünland wurden 33 archäologische Kulturdenkmäler exemplarisch bearbeitet. Als Grundlage standen die Erosions- und digitalen Geländemodellkarten des Geologischen Dienstes/Geobasis NRW zur Verfügung. Der archäolo-gische Kenntnisstand konnte durch die geoarchäologischen Untersuchungen und Evaluierungen erweitert und ergänzt werden. Neben Erosionserscheinungen durch den Klimawandel wirken sich vor allem bearbeitungsbedingte Bodeneingriffe und der Einsatz moderner leistungsstarker Maschinen sowohl in der Land- als auch in der Forstwirtschaft sowie teilweise auch Freizeitaktivitäten (Mountainbi-king/Geocaching) und geplante Umwandlungsmaßnahmen im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes (Anlegen von Heide, Feuchtbiotopen, Fließgewässerrenaturierung) negativ auf die Denkmalerhaltung aus. Zwischenstände und das Fachgutachten mit konkreten Umsetzungsempfehlungen – Maßnahmen-katalog – für die Integration der Kulturgüter in den Pflege- und Entwicklungsplan wurden fortlaufend kommuniziert.
Genügt auf ackerbaulich genutzten flach geneigten Hängen eine konsequente Umsetzung bodenscho-nender Bewirtschaftungsmethoden (Grubbern) bzw. eine Verringerung der Eingriffstiefen oder die Ände-rung der Bearbeitungsrichtung (Cross Compliance), sind für besonders anfällige steile Lagen land-schaftsgestalterische Eingriffe (Hecken, Reaktivierung von historischen Terrassen, Trockenmauern) oder eine Umwandlung in Dauergrünland (extensives Grünland – Vertragsnaturschutz) als Schutz geboten. Waldarbeiten sollen künftig denkmalverträglich unter Berücksichtigung der digitalen Denkmalflächen durchgeführt werden. Entsprechende Schutzmaßnahmen sind auch im Naturschutzgroßprojekt vorgese-hen, so dass hier Synergien genutzt werden. Das Projekt gab Anstöße, archäologische Denkmäler als Schutzziel in die Entscheidungsprozesse einzubringen.
Den Vertretern des Fachbeirats und den Fördermittelgebern des chance7-Projektes wurden die Ergeb-nisse vorgestellt. Die Möglichkeiten einer förderpolitischen Einbeziehung des archäologischen Denkmal-schutzes unter Nutzung von Synergien in die derzeit laufende Maßnahmenplanung des Naturschutzgroß-projektes und anderer Förderinstrumente zur nachhaltigen Entwicklung und Pflege sowie einer Konser-vierung der Denkmalsubstanz zusammen mit Geschichts- und Heimatvereinen wurden in ersten Gesprä-chen geprüft und zum Teil im PEPL integriert.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt wurde einer breiten Öffentlichkeit durch Führungen (Geländedenkmäler im Siebengebirge und Leuscheid, Sondierungsgrabungen Bad Honnef, Eitorf, Königswinter, Windeck, Pressetermin mit Wanderung in Bad Honnef, Ausstellung) und Vorträge (Bonn, Siegburg, Overath, Königswinter), der Fachöffentlichkeit durch einen Tagungsvortrag (Archäologie im Rheinland 02/2013, sowie in Artikeln (Arch Rheinl. 2012,26-28; Eildienst 5/2013,193f) vorgestellt. Des Weiteren informieren eine Internetseite des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland http://www.bodendenkmalpflege.lvr.de/projektchancenatur/, die Partner-Internetseite des chance7-Projektes http://www.chance7.org/partner/lvr.html und ein Flyer über Projektinhalt und Zielstellung. Eine Wanderausstellung präsentiert die Inhalte und Ergebnisse des Projektes in den beteiligten Kommunen und im Kreishaus des Rhein-Sieg-Kreises (März/April 2014), die im September 2013 im Siebengebirgs-museum Königswinter begann. Die Ergebnisse werden im LVR-Informationssystem Kul-tur.Landschaft.Digital – KuLaDig NW veröffentlicht.


Fazit

Ohne die große Aufgeschlossenheit der Land- und Forstwirte und die Kooperationsbereitschaft der Pro-jektleitung des Naturschutzgroßprojektes „chance7“ (Rhein-Sieg-Kreis) sowie ehrenamtlich Tätiger ver-schiedener regionaler Geschichts- und Heimatvereine hätten nicht alle Geländeuntersuchungen und Da-tenbeschaffung und -integration innerhalb des Berichtszeitraumes durchgeführt werden können.
Die Ergebnisse des Projektes zeigen, dass durch eine intensive Kommunikation und Kooperation Wege und Methoden für die Erhaltung, Konservierung und natur- und denkmalverträgliche touristische Inwert-setzung und Erlebbarkeit der rheinischen Kulturlandschaft mit ihren Einzeldenkmälern geschaffen wer-den. Umsetzung und damit Machbarkeit eines praktischen archäologischen Denkmalschutzes in ver-schiedenartigen Nutz- und Bewirtschaftungsräumen sind möglich und entwickelbar.
Durch das Projekt konnten Kommunikations-, Abstimmungs- und Arbeitsstrukturen geschaffen werden, die nicht nur weiter ausbaufähig sind, sondern sich auch auf andere Naturschutzgroßprojekte übertragen lassen.

Übersicht

Fördersumme

119.980,00 €

Förderzeitraum

08.12.2011 - 07.11.2013

Internet

www.lvr.de

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation