Projekt 28177/01

Förderinitiative Aquakultur: Hormonfreie Tilapiaproduktion sichert nachhaltige Fischproduktion in Deutschland

Projektträger

Georg-August-Universität Göttingen Abt. Aquakultur und Gewässerökologie Department für Nutztierwissenschaften
Albrecht-Thaer-Weg 3
37075 Göttingen
Telefon: 05 51/39 56-07

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Viele der in Aquakultur kultivierten Fischarten weisen einen starken Geschlechtsdimorphismus auf. Um das Geschlecht der Fische zu beeinflussen, werden in vielen Ländern synthetische Hormone eingesetzt. Diese werden den Fischen während der Geschlechtsdifferenzierung verabreicht. Besonders weit verbreitet ist dieses Vorgehen bei der Produktion von Niltilapien, wobei hier die männlichen Tiere schneller wachsen und daher bevorzugt werden. Die Umweltrelevanz und Konsumentenakzeptanz dieses Verfahrens bedingen bei steigender Nachfrage und wachsenden Importmengen in der EU nachhaltigere Protokolle zur Erstellung rein-männlicher Populationen. Daher war das primäre Ziel dieses Vorhabens eine hormonfreie Setzlingsproduktion von Tilapien in Deutschland zu ermöglichen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn zwei Versuchsdurchgängen wurden temperaturbehandelte phänotypische Männchen (TPM), genetische Männchen (GM) und hormonbehandelte phänotypische Männchen (HPM) hinsichtlich ihrer Mastleistungen und Schlachtkörperparameter verglichen. Diese Mastleistungsprüfung wurde in der Kreislaufanlage der Fisch und Wasser GmbH in Oelzschau unter kommerziellen Bedingungen durchgeführt. Die Besatzfische der einzelnen Mastdurchgänge wurden in der Warmwasserkreislaufanlage der Abteilung Aquakultur und Gewässerökologie der Georg-August-Universität erstellt, aufgezogen und zur anschließenden Ausmast zum Kooperationspartner gebracht. Anschließend erfolgte in der Abteilung Aquakultur und Gewässerökologie die statistische Auswertung der Wachstumsleistungen und Schlachtkörperparameter für die verschiedenen Prüfgruppen. Neben den Mastversuchen wurde der Prototyp einer Reproduktionseinheit für Tilapien entwickelt. Langfristig soll auf diesem Weg eine Setzlingsproduktion ermöglicht werden, bei der mit Hilfe einer Temperaturbehandlung rein männliche Besatzfische für eine anschließende Mast produziert werden können.


Ergebnisse und Diskussion

In der vorliegenden Untersuchung wurden zunächst genetische (XY) mit TPM (XX) und in einem zweiten Mastdurchgang GM (XY), TPM (XX/XY) und HPM (XX/XY) miteinander verglichen. Die TPM Tilapien zeigten in beiden Versuchsreihen vergleichbare, bei separater Haltung sogar bessere Mastleistungen als GM und HPM. In der zweiten Versuchsreihe könnten aufgrund des communal testings soziale Interaktionen zwischen den Tieren ausschlaggebend für das bessere Abwachsen der GM sein. Allerdings könnten ebenso genetische Unterschiede aufgrund der Tatsache, dass nicht die gleichen Elterntiere genutzt wurden, eine Rolle spielen. Nichtsdestotrotz zeigte sich in der zweiten Versuchsreihe deutlich ein negativer Effekt der Hormonbehandlung auf die Wachstumsleistung. Bei gleicher Genetik und gleicher Umwelt (communal testing) wuchsen TPM signifikant besser und wiesen zudem vergleichbare Schlachtkörperparameter auf. Es ist daher anzunehmen, dass TPM Tilapien den aufgrund ihrer Wärmebehandlung erzielten Wachstumsvorsprung gegenüber den genetischen Männchen über die gesamte Wachstumsperiode halten, bzw. sogar ausbauen können.
Die vorliegenden Reproduktionsversuche bestätigten die Möglichkeit einer räumlichen Trennung zwischen männlichen und weiblichen Tilapien sowie eine Unterteilung des Beckens in verschiedene Funktionsbereiche. Es zeigte sich, dass die Weibchen die Laichboxen der Männchen für die Reproduktion annehmen. Männliche Tiere konnten in der Box ihr normales Verhalten ausüben und standen nicht unter dem Stress, mit Artgenossen Rangkämpfe auszuführen oder ihr Territorium verteidigen zu müssen. In allen Versuchsreihen zur Testung der Reproduktionsleistung im Tilapia Breeding Center konnten erfolgreiche Laichereignisse mit befruchteten Eiern festgestellt werden. Die Ergebnisse des Tilapia Breeding Center zeigten jedoch auch, dass das Verfahren für eine effiziente Setzlingsproduktion noch weiter optimiert werden muss. Das Prinzip des Tilapia Breeding Centers als solches funktionierte gut, allerdings müssen die Reproduktionsleistungen der Weibchen noch verbessert werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Eine Präsentation des Projekts Hormonfreie Tilapiaproduktion sichert nachhaltige Fischproduktion in Deutschland erfolgte auf dem DBU-Workshop am 8. und 9. Juli im ZUK der DBU. Des Weiteren erhielt das Projekt die Möglichkeit vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachen auf dem Niedersächsischen Gemeinschaftsstand im Rahmen der Hannover Messe 2012 (23.04.-27.04.) präsentiert zu werden. Anhand des Funktionsmodells des TBC konnte den Besuchern die Funktion und Notwendigkeit der Entwicklung einer solchen Erbrütungseinheit näher gebracht werden.


Fazit

Es konnte gezeigt werden, dass temperaturbehandelte, phänotypisch männliche Tilapien einen Wachstumsvorteil gegenüber hormonbehandelten Männchen aufweisen. Bessere Schlachtparameter der temperaturbehandelten phänotypischen Männchen sprachen außerdem für die Nutzung dieser Tiere in der Aquakultur. Eine effiziente Setzlingsproduktion im Tilapia Breeding Centre ist derzeit noch nicht gegeben. Das Prinzip des Tilapia Breeding Centres als solches funktionierte gut, allerdings müssen die Verfahren zur Steigerung der Reproduktionsleistungen der Rogner weiter optimiert werden.

Übersicht

Fördersumme

209.000,00 €

Förderzeitraum

01.10.2010 - 31.03.2012

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Umwelttechnik