Projekt 28151/01

Qualifizierungsreihe Landschaftsinterpretation und Bildung für nachhaltige Entwicklung in deutschen Großschutzgebieten

Projektträger

Bildungswerk interpretation e. K.
37214 Witzenhausen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Kern des Förderprojekts war die Durchführung und Fortentwicklung eines dreiteiligen, BNE-orientierten Pilotkurses, der sich mit personaler Interpretation, medialer Interpretation und Interpretationsplanung be-fasst, und der exemplarisch in einem Nationalpark, einem Biosphärenreservat und einem Naturpark durchgeführt wurde. Der Kurs ging auf das 2003 abgeschlossene EU-Projekt TOPAS (Training of Protected Area Staff) zurück. Er wurde 2004 im Auftrag von BfN und EUROPARC Deutschland auf deutsche Verhältnisse angepasst und diente seither der Zertifizierung von Natur- und KulturinterpretInnen durch das Bildungswerk interpretation und durch EUROPARC Deutschland. Im Zuge der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung sollten nun gemeinsam mit den TeilnehmerInnen (TN) erstmals auf alle deutschen Großschutzgebiete übertragbare, BNE-orientierte Qualitätsstandards erarbeitet werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUrsprünglich waren über die Dauer eines Jahres hinweg drei Projektphasen vorgesehen (Vorbereitung: 26.11.09-12.04.10 - Durchführung: 13.04.-28.10.10 - Auswertung: 29.10.-25.11.10). Gegen Ende der zweiten Phase zeichnete sich jedoch ab, dass für den formalen Bildungsbereich entwickelte BNE Kriterien wie die Teilkompetenzen der Gestaltungskompetenz zum Einsatz in den Fortbildungskursen nur bedingt geeignet waren. Um hier konzeptionelle Fortschritte erzielen zu können, aber auch um der Verständigung der Partnerverbände auf gemeinsame Qualitätsstandards mehr Zeit zu geben, kam die DBU dem Wunsch nach einer Verlängerung der Auswertungsphase um insgesamt ein Jahr nach.
Wesentliche Schritte der Vorbereitungsphase waren die organisatorischen Vorarbeiten (Festlegung der Modellregionen und der 43 TN, Vertragsabschlüsse,…), die Erarbeitung des Kurs- und Evaluationsdesigns und vorbereitende Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit (Homepage, Flyer, Banner,…). Wesentliche Schritte der Durchführungsphase waren die Durchführung und laufende Auswertung von jeweils drei einwöchigen Einstiegs-, Aufbau- und Abschlusstrainings (in drei Basiskursen über insg. Neun Kurswochen) einschließlich der beiden Hausarbeiten pro TN sowie der Prüfung in Theorie und Praxis. Wesentliche Schritte der Auswertungsphase waren die Zertifizierung der 33 TN, die die Kriterien erfüllt und die Prüfung bestanden hatten, die Zusammenstellung und Verabschiedung der Qualitätsstandards, die Erstellung eines Materialienordners (Trainerhandbuch) und die Vorbereitung des Abschlussberichts unter Berücksichtigung der Ergebnisse der wissenschaftlichen Projektbegleitung, die durch die Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE FH) unter Prof. Dr. Heike Molitor) vorgelegt wurden.


Ergebnisse und Diskussion

Das Projekt brachte folgende Ergebnisse:
o Erarbeitung von BNE-Schlüsselphänomenen und Auszeichnung als UNESCO-Dekadeprojekt.
o Beteiligung an der Entwicklung von Qualitätskriterien für die Fortbildung von BNE-MultiplikatorInnen im non-formalen Bereich durch die Dekade-AG Außerschulische Bildung (Abschluss: 04/12).
o Erarbeitung eines Fortbildungssystems bestehend aus einem Basis- und einem Profikurs.
o Einigung der Partnerverbände auf Qualitätsstandards für Kurzzeitbildung in Großschutzgebieten.
Während die TN an den Pilotkursen die Methoden der Natur- und Kulturinterpretation als bereichernd wahrgenommen haben, wurde dem Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) wenig Interesse entgegengebracht. Das Projektteam wurde so vor unerwartet große Herausforderungen gestellt. Problematisch war hier zum einen die für viele TN ungewohnte Beteiligung an der Mitgestaltung der Kurse, vor allem aber auch der hohe Abstraktionsgrad von BNE-Materialien, die die TN weder mit den aus ihrer Sicht wesentlichen Anforderungen an eine nachhaltige Entwicklung wie dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, noch mit ihrem Arbeitsalltag in Verbindung bringen konnten. Als wichtiger Ansatz für die Praxis erwies sich schließlich die Annäherung über konkret wahrnehmbare BNESchlüsselphänomene. Von diesen Erfahrungen ausgehend wurde innerhalb der Dekade-AG Außerschulische Bildung die Erarbeitung gemeinsamer Qualitätskriterien für die Fortbildung von BNE-MultiplikatorInnen im außerschulischen Bereich angeregt. Dabei wurde der Begriff BNE-MultiplikatorIn bewusst weit gefasst, um vielfältige Anknüpfungspunkte zu ermöglichen. Im März 2011 fand hierzu eine Fachtagung statt, bis März 2012 widmete sich eine vierteljährlich zusammentretende Kerngruppe dem Thema, im April 2012 wurde eine entsprechende Publikation unter Federführung von Prof. Heike Molitor fertig gestellt. Die dort zusammengefassten Ergebnisse sind in die didaktischen Grundsätze der ParcInterp-Kurse eingeflossen. Für die wirksame Integration von BNE ist eine Kursgestaltung wesentlich, die den TN im Verlauf der Fortbildung eine Entwicklung ermöglicht. Schon hieraus ergibt sich die Notwendigkeit eines mehrteiligen, von Praxisphasen unterbrochenen Aufbaus. Im Rahmen der Testläufe hat sich zudem herausgestellt, dass die angestrebten Kompetenzen in den 20 definierten ParcInterp-Qualitätsstandards bei einer durchschnittlich interessierten Gruppe von TeilnehmerInnen innerhalb des dreiwöchigen Basiskurses nur teilweise zu erreichen waren. Infolgedessen wurden drei Kompetenzstufen definiert und ein ergänzender Profikurs (3x2 Tage) entworfen, der zum größeren Teil aus betreuten Praxisaufgaben bestehen und das Erreichen der höchsten Kompetenzstufe (Profiwissen) in Bezug auf sämtliche Qualitätsstandards ermög-lichen soll. Das daraus entstandene ParcInterp-Fortbildungssystem wurde durch Konzepte zur TrainerInnenausbildung ergänzt. Im Anschluss an das Projekt wurde der erste Trainer durch die HNE zertifiziert.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt wurde über die Webpräsenz und die Printmedien hinaus in 7 Presse- und 5 Fachbeiträgen thematisiert sowie zu 10 Anlässen, darunter auf 4 nationalen und 2 internationalen Tagungen, vorgestellt.


Fazit

Vor dem Hintergrund des Anspruchs, BNE in die Breite zu tragen, ist es sinnvoll, dass sich die Kursgruppen nicht nur aus am Thema interessierten MitarbeiterInnen zusammensetzen. Hierin bestand die größte Herausforderung von ParcInterp, auf diesem Feld wurden jedoch auch die meisten Erkenntnisse gewonnen. Zeitgleich konnten die Ansätze der Natur- und Kulturinterpretation als erfolgreich bestätigt, mit gemeinsamen Qualitätsstandards der drei Partnerverbände untersetzt und in ein in sich schlüssiges Fortbildungssystem für TeilnehmerInnen und TrainerInnen überführt werden, das auch bei den beiden internationalen Tagungen, auf denen ParcInterp vorgestellt wurde, Beachtung gefunden hat.

In einer gemeinsamen Beschlussfassung haben die Partnerverbände erklärt, die Zusammenarbeit fortsetzen, die Projektergebnisse in ihren Einflussbereichen geltend machen und sich um eine Förderung bemühen zu wollen, um die gewonnenen Erkenntnisse zu sichern und in die Breite zu tragen. Beabsichtigte Ansätze sind die Sammlung von Beispielen guter Praxis aus dem deutschsprachigen Raum, die Integration weiterer Partner wie dem Verband Deutscher Naturparke, sowie die Ausweitung auf Großschutzgebiete in anderen europäischen Ländern und auf weitere Einrichtungen, die der Bewahrung und Vermittlung des Natur- und Kulturerbes verpflichtet sind.

Übersicht

Fördersumme

99.950,00 €

Förderzeitraum

26.11.2009 - 31.03.2011

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation