Projekt 27912/01

Sanierung zur Ermöglichung von nachhaltigem Energiemanagement im Evangelischen Stift Tübingen – Integrale Planungsphase

Projektträger

Evangelisches Stift TübingenDas Ephorat
Klosterberg 2
72070 Tübingen
Telefon: 0 70 71/5 61-174

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Evangelische Stift in Tübingen ist eine jahrhundertealte traditionsreiche Einrichtung mit hoher Ausstrahlkraft, die in einem komplett denkmalgeschützten baulichen Ensemble untergebracht ist. Bei Baumaßnahmen in früheren Jahren konnten Nachhaltigkeitsgesichtspunkte noch nicht berücksichtigt werden. Nun wird eine umfassende klimaschutzrelevante energetische Sanierung unter Berücksichtigung der Bedingungen des Denkmalschutzes und mit dem Ziel, ein nachhaltiges Energiemanagement betreiben zu können, angestrebt. Zugleich geht es darum, die Themen nachhaltiger Energieverbrauch und Klimaschutz in die pädagogische Arbeit mit den Stiftsstudierenden zu integrieren und zur Bewusstseinsbildung der regelmäßig anwesenden Besuchergruppen beizutragen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Planungsphase der Sanierung umfasst insbesondere die Erstellung eines integralen Energiekonzeptes mit baulichen und bewusstseinsbildenden Maßnahmen. Parallel werden folgende Planungsschritte vorangetrieben werden:
- Erstellung des Gebäudeenergiekonzeptes mit der Beschreibung von baulichen, haustechnischen und stromseitigen Maßnahmen unter Berücksichtigung von betriebswirtschaftlichen, volkswirtschaftlichen und insbesondere denkmalpflegerischen Aspekten.
- Die Entwicklung eines Curriculums für die bewusstseinsbildenden Maßnahmen, Erprobung dieses Curriculums und seine Integration in das Studienbegleitprogramm des Evangelischen Stifts
- Die Durchführung verschiedener interner und externer Workshops, um mit allen zu beteiligenden Personen und Institutionen die nötigen Abstimmungen zu erreichen, nicht zuletzt mit der Stadt Tübingen, dem Denkmalamt, dem Baurechtsamt und der Wasserbehörde.


Ergebnisse und Diskussion

Das Gebäudeenergiekonzept zeigt, dass eine energetische Verbesserung der Fassaden durch Wärmeschutzfenster für den gesamten Gebäudekomplex des Evangelischen Stifts und eine Wärmedämmung an bislang ungedämmten Außenwänden wirtschaftlich durchführbar sind. Als Indiz für die Wirtschaftlichkeit diente ein annuitätischer Vergleich der Brennstoffkosten im unsanierten Zustand und der Gesamtkosten pro Maßnahme, die sich aus den Investitions-Mehrkosten und den Betriebskosten zusammensetzt.
Bei der zusammenfassenden Bewertung der untersuchten Wärmeversorgungsvarianten spielte neben wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten die Realisierbarkeit eine ganz entscheidende Rolle. Die Lage des Evangelischen Stifts mitten in der historischen Altstadt Tübingens z. B. schließt eine Anlieferung von Holzbrennstoffen aus. Ein Workshop mit den Stadtwerken Tübingen ergab, dass die Voraussetzungen für eine Versorgung mit Fernwärme in nächster Zukunft nicht gegeben sind. Da eine Wärmeversorgung mit Hilfe von Kraft-Wärme-Kopplung eine zusätzliche Umweltentlastung durch die Gutschrift von Primärenergie und CO2-Emissionen für die gleichzeitige Stromproduktion bietet, zeichnet sich die Entscheidung für ein Blockheizkraftwerk für das Evangelische Stift ab.
Wegen des hohen Primärenergie- und Emissionsfaktors für Strom haben unter Klimaschutzaspekten immer auch stromsparende Maßnahmen einen hohen Stellenwert, nicht zuletzt der bewusste Umgang mit Stromverbrauchern durch sensibilisierte Nutzerinnen und Nutzer, wie das Stromsparkonzept aufzeigt.

Die Einbindung der Nutzerinnen und Nutzer in den Entscheidungsfindungsprozess bedeutet einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen einer umweltkonzeptionellen Neuausrichtung. Bewusstseinsschärfung und das Einüben umwelt- und energieethischer Verhaltensweisen sind Voraussetzungen für Nachhaltigkeit im Klimaschutz. Unter diesen Aspekten sind die Entwicklung einer studienbegleitenden Lehrveranstaltung Kirche und Klimaschutz für die Studierenden des Evangelischen Stifts zu sehen, die sich nach der Durchführung eines Pilotprojekts und dem großen Zuspruch im Sommersemester 2012 zu etablieren scheint.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

In Konsequenz sollen nun verstärkt Besucherinnen und Besucher des Evangelischen Stifts zum Thema informiert werden, die täglich im Rahmen von Stadtführungen oder kulturellen Veranstaltungen sowie Seminaren und Vorträgen im Stift ein- und ausgehen. Es gibt hierzu verschiedene Überlegungen, etwa zu einer Ausstellung im Kreuzgang des Evangelischen Stifts, die jedoch erst nach und nach umgesetzt werden können.


Fazit

Ein erfolgreicher Kommunikationsprozess zwischen Auftraggebern und Fachplanern für bauliche, technische und energiebezogene Entscheidungen bedarf einer guten Vorbereitung beider Seiten. Die im Sinne einer integralen Planung stattfindenden fachübergreifenden Abstimmungen müssen in die üblichen Kommunikationsabläufe der Einrichtung integriert werden. Es hat sich bewährt, Fachplanende in den gesamten Prozess mit einzubeziehen und darüber hinaus Personen mit Fachwissen in die Lehrveranstaltungen einzubetten.
Im Planer- und Fachgremium als selbstverständlich erachtete Aspekte wurden teilweise grundsätzlich und kontrovers diskutiert. Dies ist unseres Erachtens wichtig, um Nutzer und Beteiligte in den Prozess zu integrieren, ihre Gedanken und Bedenken mitzunehmen und zu berücksichtigen, so dass sich Meinungen und Haltungen zum Thema entwickeln können und um unterm Strich eine breitere Akzeptanz der Maßnahmen zu erreichen.
Auf diese Weise ergeben sich für uns die Grundlagen eines Partizipationsprozesses, der sich auch auf andere Einrichtungen mit heterogener Nutzer- und Betreiberstruktur gut übertragen lässt.

Übersicht

Fördersumme

53.305,00 €

Förderzeitraum

04.11.2010 - 19.12.2013

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik