Projekt 27800/01

Modellhafte Bewahrung umweltgeschädigter Wandmalereien im Musensaal im Augsburger Fuggerhaus unter Nutzung einer innovativen Klimasteuerung

Projektträger

Fürstlich Fugger-Babenhausen´sche Stiftungzur Förderung Schwäbischen Kulturgutes
Wellenburg 7
86199 Augsburg
Telefon: 0821/43003-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die freskalen Wandmalereien im Musensaal sind durch die Auswirkungen bauschädlicher Salze stark gefährdet. Durch Bombeneinwirkung/Zerstörung im II. Weltkrieg kam es zu ungehindertem Zutritt von Regenwasser, die daraus resultierende lang anhaltende Durchfeuchtung führte zur Belastung der Mauerwerks- und Putzkonstruktionen mit bauschädlichen Salzen.
Diese Salze können im Wesentlichen nicht extrahiert werden.

Ziel der Maßnahmen ist es, die (restaurierte) Wandmalerei dadurch zu erhalten und zu sichern, dass
das Raumklima stabilisiert wird, um die Wanderungen der bauschädlichen Salze in den Konstruktionen
zu unterbinden.
Hierzu ist es erforderlich, die Klimabedingungen exakt zu kennen, bei denen die Schaden auslösenden Prozesse stattfinden.
Nach Kenntnis der wissenschaftlichen Grundbedingungen wird eine Konzeption erarbeitet und eingestellt, um einen stabilen Klimakorridor aufzubauen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenRaumklimaerfassung durch Aufstellung Datenlogger, Entnahme und Herstellung Putzprüfkörper, Messungen, Auswertung;
Salzreduzierung durch mehrfach aufgetragene Ammonium-Carbonat-Kompressen,
inkl. fortlaufender Kontrolle und Einflussnahme.
Aufstellung von Geräten zur Klimasteuerung und Klimakontrolle einschl. fortlaufender Wartung;
hier insbes. Raumluftkondensatoren;
Integration einer Wandheizung (Putzflächentemperierung) in die Klimasteuerung;
Einbau eines Trennelementes außen vor der geschädigten Wand, damit Herstellung eines Klimapuffers
einschl. Klimastabilisierungsmaßnahmen in diesem Raumbereich.


Ergebnisse und Diskussion

Die als gelungen zu bezeichnende Restaurierung der Wandfresken im Musensaal wäre in ihrem Bestand gefährdet, wenn sich die zwangsläufig in den Tiefen des Mauerwerks verbliebenen hygroskopischen Nitrate erneut an der raumseitigen Oberfläche anreichern und dort einem Wechselklima unterliegen, das zu Kristallisations- und/oder Hydratationswechseln führt. Die Auslotung einer diesbezüglich stabilen Raumklimasituation und deren anschließende kontrollierte Umsetzung war das Ziel des hier geförderten Projektes.

Das Raumklima in den Badstuben konnte durch das installierte Meßsystem wirksam und dauerhaft kontrolliert werden. Die Steuerung über Be- und Entfeuchter funktioniert annähernd einwandfrei, ebenso wie das automatische Frühwarnsystem bei Abweichungen vom vorgegebenen Sollwertbereich. Bei insgesamt nur 2 Alarmmeldungen konnte das System einmal selbsttätig regulativ korrigieren, im anderen Fall war ein wartungstechnischer Eingriff notwendig, der zeitnah erfolgen konnte (zeitgleicher Warnhinweis an Haustechnik, Messtechnik und Naturwissenschaftler).

Eine gesonderte Regelung für den kleineren Zodiakussaal erscheint nach dem derzeitigen Kenntnisstand nicht notwendig, da dieser klimatisch ausreichend intensiv an den Musensaal angebunden ist (offener Durchgang).

Die Auswirkung von Besuchern auf das Raumklima wurde erfasst. Als Obergrenze kann eine tägliche Besucherzahl von 25 bei einem einstündigen Aufenthalt angesehen werden. Die Tür muss dabei selbstverständlich geschlossen sein.

Eine Abschattung der Westfenster wurde durchgeführt, um eine scharfe Trocknung direkt besonnter Wandmalereien zu vermeiden und zudem keine nachteilige Beeinflussung am Regelsystem auszulösen.

Zusätzlich stabilisierend auf das Raumklima wirkt sich die im Herbst 2011 durchgeführte, hinterlüftete Einhausung der Loggia aus. Erste Messungen zeigen eine Reduzierung der Amplituden im Vergleich zum Vorzeitraum.

Eine regelmäßige Kontrolle ehemals kritischer Wandbereiche durch ein geschultes Team von Spezialisten sorgt für eine frühe Erkennung von Schäden an Schwachstellen, sodass rechtzeitig mit geringfügigen restauratorischen Eingriffen reagiert werden kann.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Rahmen einer Publikation über den Musensaal erscheint ein Beitrag von Herrn Dr. Wendler:

Titel: Ein Beitrag zur langfristigen Erhaltung der frisch restaurierten Groteskenmalereien in den Badstuben des Fuggerhauses in Augsburg: die konsequente Vermeidung schadensrelevanter Wechselprozesse bauschädlicher Salzgemische durch Kontrolle und Steuerung des Raumklimas

Der Beitrag wurde im Mai 2012 eingereicht


Fazit

Das mit Hilfe des DBU-Projektes erarbeitete Klimakonzept wird seit mittlerweile 18 Monaten annähernd störungsfrei umgesetzt. Schäden sind seit dieser Zeit nicht mehr aufgetreten. Jede Störung im Steuerungs- und Überprüfungssystem führt zu Alarmmeldungen an drei voneinander unabhängigen Stellen, kleinere Störungen werden erfolgreich vom System selbst durch gezieltes Be- oder Entfeuchten beho-ben.

Die Umsetzung der prophylaktischen Maßnahmen zum dauerhaften Erhalt der freskalen Malereien in den Badstuben kann als wegweisend für andere, vergleichbare Objekte angesehen werden.

Übersicht

Fördersumme

55.000,00 €

Förderzeitraum

14.12.2009 - 14.09.2011

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Kulturgüter
Umwelttechnik