Projekt 27781/01

Entwurf einer denkmalpflegerischen Rahmenkonzeption zur Revitalisierung des stark anthropogen umweltgeschädigten Schlossparks Uhyst (inklusive erste Umsetzungen)

Projektträger

Gemeinde Boxberg/O.L.
Südstr. 4
02943 Boxberg
Telefon: 035774/354-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Gegenstand des Projektantrages ist der Schlosspark Uhyst. Zielsetzung des Vorhabens ist die Erarbeitung einer Denkmalpflegerischen Konzeption als fachliche Grundlage für die Revitalisierung und Erhaltung der vernachlässigten, durch den Braunkohletagebau schwer geschädigten Gartenanlage. Diese ist ein überregional bedeutendes Kulturdenkmal, das sowohl im Hinblick auf eine denkmalgerechte Behandlung, als auch auf eine touristische Nutzung zukünftig stärkere Beachtung erfahren muss. Durch eine nachhaltige Erhaltung, Pflege und Entwicklung soll das hier vorhandene wertvolle Potential gesichert und gleichzeitig für eine breite Öffentlichkeit erschlossen werden.
Zwar ist die einstige gartenkünstlerische Qualität des Schlossparks Uhyst derzeit noch zu erahnen, doch zeigt er augenfällige Spuren der Zerstörung und Vernachlässigung. Die im Projektantrag enthaltenen Maßnahmen zielen darauf ab, den fast verlorenen Garten zu analysieren und exemplarische Lösungswege für dessen Revitalisierung zu finden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Denkmalpflegerische Konzeption umfasst entsprechend den Leitlinien des Arbeitskreises Historische Gärten der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e. V. folgende Gliede-rungspunkte:
- historische Analyse und Dokumentation
- Bestandsanalyse
- Denkmalbewertung
- Nutzungsanalyse
- Gartendenkmalpflegerische Zielplanung und Maßnahmeplan.
Mittels einer exakten Analyse des im Laufe der Jahrhunderte vollzogenen Landschaftswandels und einer genauen Bewertung des Bestandes werden die denkmalwerten Elemente und Strukturen des Gartens aufgezeigt. Nach einer modellhaften Methodik und in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen wird eine denkmalpflegerische Zielplanung erarbeitet. Ein Parkseminar mit dem Uhyster Heimatverein e. V. dient der Öffentlichkeitsarbeit und der Realisierung erster Maßnahmen im Park.


Ergebnisse und Diskussion

Mit der Erarbeitung der Denkmalpflegerischen Konzeption wurde die Grundlage für die Erhaltung, Pflege und Revitalisierung des Schlossparks Uhyst geschaffen. Es werden Lösungswege zur langfristigen Kompensation der durch den Braunkohletagebau verursachten Umweltschäden an der Vegetation, den Wege- und Platzflächen, Gewässern und der Ausstattungen aufgezeigt und Hinweise für eine fachlich fundierte, nachhaltige Parkpflege gegeben. Zeugnisse verschiedener Zeitschichten sollen bewahrt und in ein stimmiges Gesamtkonzept integriert werden können.
Erstmalig wurden die Geschichte und der Bestand des Schlossparks Uhyst detailliert untersucht, dargestellt und gewertet. Dabei fand der Gehölzbestand besondere Beachtung. Die gegenwärtig im Park dominierenden Gehölze sind Stiel-Eichen, Linden, Rot-Buchen, Rot-Eichen, Hain-Buchen, Rot-Erlen, Robinien, Berg- und Spitz-Ahorn sowie vereinzelt Koniferen. Auch sind noch wenige, meist im Absterben befindliche Ulmen vorhanden, die früher vermutlich häufiger zum Bestand gehörten. Die erfassten Bäume weisen überwiegend eine schlechte bis mäßige Vitalität auf.
Im Ergebnis der historischen Recherche konnten folgende Baumarten nachweislich dem im 18. Jahrhundert vorhandenen Bestand zugeordnet werden: Stiel-Eiche, Ulme, Linde, Gemeine Fichte und Hain-Buche. Sicherlich gehörte auch die Rot-Erle dazu. Einige alte Hain-Buchen besitzen ihren Ursprung gegebenenfalls noch in den barocken Heckenstrukturen. Besonders charakteristisch ist die Stiel-Eiche, die vermutlich bereits in dem alten Tiergarten vorhanden war, einer Vorgängeranlage des Schlossparks. Rot-Eichen, Blut-Buchen und Platanen sind dagegen wahrscheinlich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingebracht worden und stellen charakteristische Arten für diese Zeitphase dar.
In vielen Teilbereichen des Parks ist ein massiver Spontanaufwuchs von Gehölzen - vor allem Spitz-Ahorn, aber auch Robinie, Rot-Eiche, Rot-Buche und Spätblühende Traubenkirsche - festzustellen. Dies hat in vielen Fällen dramatische Folgen, da der ohnehin durch die jahrelange Grundwasserabsenkung gestresste wertvolle Altbaumbestand, vor allem Stiel-Eichen und Rot-Buchen, dadurch gravierende Schäden erleidet und langfristig ein Totalverlust droht. Meist sterben durch den kronennahen Aufwuchs von Jungbäumen zunächst die unteren Astpartien der ehemals frei stehenden Altbäume ab. Dieser für den Baum lebensbedrohliche Prozess ist vor allem bei Stiel-Eichen zu beobachten. Er hat weitreichende Auswirkungen, da diese Bäume einerseits aus gartendenkmalpflegerischer Sicht sehr wertvolle Origi-nalsubstanz darstellen, andererseits große Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz besitzen. Der Prozess ist umso gefährlicher, als die Stiel-Eiche als eine der prägenden und markanten Baumarten der Region, aufgrund des fehlenden Lichtraums kaum noch Chancen hat, sich natürlich zu verjüngen. Somit besteht die Gefahr eines schleichenden Artenwandels, bei dem der Stiel-Eiche letztendlich der Totalverlust droht. Bei einem im Oktober 2010 veranstalteten Parkseminar konnten zwei Altbäume von Spontanaufwuchs freigestellt und somit sowohl ein Beitrag zur Wiederherstellung historischer Parkräume, als auch zum Biotop- und Artenschutz geleistet werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Rahmen der Projektförderung fand ein Parkseminar mit der Uhyster Bevölkerung statt. In einem öffentlichen Vortrag wurden die Geschichte des Parks und das Förderprojekt erläutert. Über das Parkseminar berichtete die örtliche Presse. Die Mitglieder des Uhyster Heimatvereines e. V. haben sich beim 1. Parkseminar in Uhyst spontan dazu bekannt, auch weiter für den Schlosspark zu wirken. Die Unterstützung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt war dafür der entscheidende Auslöser.
Im Rahmen der Projektförderung wurde ein Informationsplakat entworfen, das Grundlage für eine später im Park aufzustellende Informationstafel ist.
Einzelne Aspekte der Denkmalpflegerischen Konzeption sind im Rahmen von Vorlesungen zum Thema Gartendenkmalpflege am Institut für Landschaftsarchitektur der TU Dresden den Studierenden vorgestellt worden.


Fazit

Der Schlosspark in Uhyst ist ein wertvolles Kulturdenkmal mit großer geschichtlicher und künstlerischer, aber auch wissenschaftlicher und landschaftsgestaltender Bedeutung, dessen Erhaltung im öffentlichen Interesse liegt. Er ist sowohl ein wichtiges Zeugnis für die Gartenkultur, als auch für die Entwicklung der Pädagogik und die sorbische Kultur in der Oberlausitz. Als Bestandteil des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft besitzt der Park ebenfalls einen großen Wert.
Nach Beendigung des Tagebaues und der begonnenen Umgestaltung der devastierten Flächen in ein attraktives Naherholungsgebiet besteht jetzt die Möglichkeit, die anthropogenen Schädigungen der letzten Jahrzehnte im Schlosspark schrittweise zu beseitigen. Mit der Erarbeitung der Denkmalpflegerischen Konzeption wurde die Grundlage dafür geschaffen.

Übersicht

Fördersumme

12.000,00 €

Förderzeitraum

03.07.2009 - 30.11.2010

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Naturschutz