Projekt 27770/01

Umsetzungsorientierte Konzeption zur Sanierung des Hallenbades Baesweiler zu einem CO2-freien Schwimmbad

Projektträger

Stadt BaesweilerDer Bürgermeister
Mariastr. 2
52499 Baesweiler
Telefon: 02401 800-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das 1972 errichtete Hallenbad weist einen exorbitant hohen Heizenergieverbrauch von ca. 3.000 kWh/m²a (Energiebezugsfläche: Wasserfläche des Schwimmbades) auf.
Dieser Wert soll auf ein Minimum reduziert werden. Energieeinsparung, Umweltentlastung, thermischer Komfort und Verbesserung der Luftqualität sind Gründe für die Übertragung der Passivhaustechnologie auf Hallenbäder.

Das Hallenbad wird derzeit zu 80% über ein Fernwärmenetz mit Biogas beheizt. Mit der Reduzierung des Heizenergieverbrauchs auf unter 50 % sowie der 100 %igen Nutzung von erneuerbaren Energien wird das Hallenbad dann CO2-neutral beheizt.

In Zusammenarbeit mit der Firma Menerga wird der Einsatz einer innovativen Klimatisierung / Entfeuchtung über eine Verfahrenskombination von 3-fach wirksamen WRG-Systemen mit integrierter Wärmepumpentechnik untersucht werden. Die Wärmerückgewinnung erreicht eine WRG-Leistungsziffer > 85%, die Wärmepumpe eine Leistungsziffer > 6.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. GRUNDLAGEN: Vertiefte Bestandsaufnahme incl. ergänzender Messung bzw. Detailanalyse des vorhandenen Hallenbades; thermische Gebäudesimulationen.
2. KONZEPTENTWICKLUNG SANIERUNG: Erarbeitung eines Maßnahmenpaketes zur energetischen Optimierung, unter Abwägung ökologischer, ökonomischer und gestalterischer Aspekte. Die wesent-lichen Sanierungsbereiche sind dabei die Gebäudehülle, die Haustechnik und die Auswahl der Energieträger
3. KONKRETISIERUNG BAUDETAILS: Integrative Vorentwurfs-, Entwurfs- und konzeptionelle Detailplanung mit Passivhauskomponenten; PHPP-Varianten-Berechnungen; Dynamische Gebäudesimulation; Lebenszyklusberechnung; Emissionsbilanz; Kostenermittlung.


Ergebnisse und Diskussion

Auf der Grundlage von Planungskonzepten zur energetischen Sanierung und funktionalen Aufwertung der Schwimmhalle Baesweiler wurden mittels dynamischer Gebäudesimulationen eine Vielzahl von Varianten zur energetischen Optimierung auf Passivhausniveau erarbeitet und über die parallele Betrachtung der Lebenszykluskosten dieser Varianten im Hinblick auf ihre Wirtschaftlichkeit überprüft. Die optimierte Sanierung mit Passivhauskomponenten wurde einerseits mit einem kalibrierten Simulations-Bestandsmodell und einer Sanierungsvariante auf dem Niveau EnEV 2009 (Neubau) verglichen.
Die Untersuchung führt zu dem Ergebnis, dass eine passivhausgerechte, CO2-neutrale Sanierung der Schwimmhalle der Stadt Baesweiler möglich ist. Die Sanierung ist unter Betrachtung der Lebenszykluskosten bereits bei mäßigen Energiepreissteigerungen wirtschaftlicher als die Beibehaltung des heutigen -energieaufwändigen Bestandes. Auch gegenüber einer Sanierung auf dem Niveau der geltenden Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) ergeben sich auf Dauer Kostenvorteile.
Eine Sensitivitätsbetrachtung der Auswirkung von Energiepreissteigerungen auf die Lebenszykluskosten insgesamt zeigt, dass bereits ab einer jährlichen Steigerungsrate der Energiepreise von 4% eine Sanierung auf Passivhausniveau die wirtschaftlich günstigste Variante ist. Für den Vergleich mit einer Sanierung auf dem Niveau der EnEV 2009 gilt dies ab einer Steigerungsrate von 5%.
Die Kosten der passivhaustauglichen Sanierung einschließlich der funktionalen Verbesserungen liegen bei rd.3,8 Mio. Euro und sind damit um einiges niedriger als die mit rd. 5,5 Mio. Euro ermittelten Kosten eines adäquaten Neubaus.
Bezüglich der Umweltauswirkungen der verglichenen Sanierungsalternativen kann festgestellt werden, dass sich der Wärmebedarf der Passivhausvariante um 92% gegenüber den heutigen Verbrauchswerten des Bestandes verringert. In der gleichfalls untersuchten Variante nach EnEV 2009 würde die Reduzierung gegenüber dem Bestand 44% betragen.
Auf der Stromseite sind die Unterschiede zwischen Passivhausstandard und EnEV 2009-Niveau nicht ganz so ausgeprägt wie auf der Wärmeseite: es ergibt sich hier sogar ein etwas höherer Strombedarf (Reduzierung um 43% gegenüber dem Bestand) der energetisch ambitioniertesten Variante im Vergleich zu der EnEV 2009-Variante (Reduzierung um 53% gegenüber dem Bestand).
Der Grund hierfür ist der stromseitig höhere Verbrauch der zusätzlichen Abwasser-Wärmerückgewinnung.
Bezüglich der CO2-Emissionen trägt die Sanierung mit Passivhauskomponenten mit einer Reduzierung der CO2- Emissionen in Höhe von 352 t pro Jahr zur Umweltentlastung bei. Im Vergleichsfall einer Sanierung nach EnEV 2009 läge die Reduzierung der CO2-Emissionen gegenüber dem Bestand bei 254 t.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Studie wird im Rahmen der Möglichkeiten der DBU der Öffentlichkeit angeboten. Des Weiteren erfolgt eine Veröffentlichung auf den Webseiten der Projektbeteiligten.

Vor der Frage Was tun mit den Schwimmbädern? stehen viele Kommunen. Insofern wäre zu empfehlen, die Kommunen (z. B. durch Veröffentlichung in Amtsblättern und dgl.) auf das Vorhaben und die Zugänglichkeit der Ergebnisse aufmerksam zu machen.
Genauso sollten die entsprechenden Ministerien, die z. T. mit den Ihnen zugeordneten Energieagenturen sehr viel Aufklärungsarbeit betreiben, als übergeordnete Behörden in allen Bundesländern über die Ergebnisse der Studie in Kenntnis gesetzt werden.


Fazit

Die detaillierte Untersuchung der Sanierungsvarianten für die Schwimmhalle Baesweiler macht deutlich, dass die energetisch ambitionierteste Variante, eine Sanierung unter konsequenter Verwendung von passivhaustauglichen Komponenten, unter Berücksichtigung der Lebenszykluskosten die wirtschaftlich sinnvollste Alternative ist. Die Sanierung ist unter Kostengesichtspunkten günstiger als ein Neubau an anderer Stelle. Das Ziel einer unter Emissionsgesichtspunkten CO2-neutralen Sanierung von Schwimmhallen der 70er-Jahre ist technisch möglich und umweltpolitisch wie wirtschaftlich geboten.

Übersicht

Fördersumme

72.000,00 €

Förderzeitraum

02.11.2009 - 02.11.2011

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik