Projekt 27471/01

Entwicklung und modellhafte Erprobung von energetisch optimierten Schutzverglasungen für anthropogen umweltgeschädigte historische Glasmalereien am Beispiel des Xantener Doms

Projektträger

Verein zur Erhaltung des Xantener Domes e. V.
Kapitel 10
46509 Xanten
Telefon: 02801/70228

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

- Aufzeigen der Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Schutzverglasungen aus energieeffizienten Isolierverglasungen in beheizten Kirchenräumen am Beispiel des Xantener Domes
- Entwicklung einer modellhaften Schutzverglasung mit Isolierglas zum Schutz der durch Umwelteinflüsse stark gefährdeten historisch wertvollen Glasmalereien, Konzeptionierung und Umsetzung eines auf die Anwendung im denkmalgeschützten Bereich abgestimmten Einbausystems
- Betrachtung der energetischen und bauphysikalischen Auswirkungen auf das historische Bauwerk und seine Ausstattung und Untersuchung der Einwirkungen auf die historische Glasmalerei.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden- Festlegung von zwei Modellfenstern auf der Nord- und Südseite des Domes
- Ausbau der Glasmalereien, begleitende Arbeiten an den steinernen Maßwerken und Gewänden, Konstruktion und Montage der Schutzverglasung /Isolierverglasung, Anlegen von Musterachsen mit verschiedenen Schutzverglasungssystemen
- Restaurierung der historischen Glasmalereien, Wiedereinbau der Originalfelder in innenseitig hinter-lüftete vorgesetzte Rahmen
- Erfassung von Klimadaten über einen Zeitraum von einem Jahr , Auswertung in Bezug auf Auswirkungen der verschiedenen Systeme auf historische Glasmalerei und Innenraum


Ergebnisse und Diskussion

Der Einbau von Schutzverglasungen ist die wirksamste und sinnvollste Methode zum Schutz historischer Glasgemälde. Die Verwendung von Einscheibenverglasungen ist inzwischen Stand der Technik. Über die Verwendung von Isoliergläsern gibt es jedoch kaum Erfahrungen.
Im Rahmen eines DBU-Forschungsprojektes war es möglich, Vergleichsmessungen unterschiedlicher Schutzgläser durchzuführen. Als Varianten wurden die übliche Einfachverglasung (Ug-Wert 5,7) mit einem Isolierglas (Ug-Wert 3.3) und einem Wärmeschutz-Isolierglas (Ug-Wert 2,6) verglichen. Der Messzeitraum erstreckte sich von Oktober 2010 bis Mai 2012.
Die einzelnen Konstruktionsdetails wie z. B. die Breite des Zwischenraums zwischen den Verglasungen, der verringerte Abstand an den Konstruktionselementen und die Abmessungen und Lage der Belüftungsöffnungen können stark variieren und sind teilweise abhängig von der vorhandenen Einbausituation. Diese Konstruktionsdetails haben großen Einfluss auf die Messergebnisse und damit auf die Wirkungsweise der Schutzverglasung.
Die Klimamessungen an zwei Fenstern zeigen, dass die Gefahr zur Bildung von Kondenswasser auf der Schutzverglasung beim Einbau einer Einscheibenverglasung höher ist als bei einer Isolierverglasung (Ug-wert 3,3) bzw. einer Isolierverglasung mit Wärmeschutzbeschichtung (Ug-wert 2,6). Die Unterschiede der Oberflächentemperaturen auf dem Originalglas sind bei den einzelnen Varianten zwar gering, jedoch sind die Oberflächentemperaturen auf dem Original hinter den Isoliergläsern höher als bei der Einscheibenverglasung.
Da bisher nur sehr wenige Klimamessungen an Schutzverglasungssystemen mit Isolierverglasung durchgeführt wurden, reichen die Ergebnisse nicht aus, um allgemeingültige Aussagen zur Verwendung von Isoliergläsern als Schutzverglasung zu treffen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Presse:
- 11.07.2009 Rheinische Post: Das gute Klima im Dom
- 20.10.2012 Rheinische Post: Projekt Schutzverglasung abgeschlossen

Vortrag:
- Johannes Schubert im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung 30.03.2011 des Dombaumeister e. V. in Köln

Baustellenbesichtigungen u. a. mit Fachleuten der Dome zu Köln, Erfurt und Münster

Abschlusskolloquium
- 06.10.2012 Vortragsraum des StiftsMuseums Xanten


Fazit

Gründe, die für den Einsatz einer Isolierverglasung sprechen:
o Kein Kondensat an den Innenflächen
o Keine zu hohe relative Feuchte an der Originalverglasung
o Keine Kondensatbildung infolge nächtlicher Abstrahlung
o Geringes Risiko der Vereisung an der Innenseite der Schutzverglasung
o Kein Auftreten von Tauwasserbildung an den Laibungen
o Vermeidung des Schimmelbefallsrisikos gegenüber der Einfachverglasung

Aus bauklimatischer Sicht im Nahfeld der Glasmalerei wird eine Isolierverglasung mit Wärmeschutzbe-schichtung empfohlen.

Das an die historische Bauweise angepasste moderate Isolierglas des Xantener Systems ist bezüglich des Substanzschutzes des Gebäudes geeigneter und sollte einer Einfachverglasung vorgezogen werden.

Übersicht

Fördersumme

49.100,00 €

Förderzeitraum

23.06.2009 - 31.12.2012

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter