Projekt 27453/01

Weil wir es wert sind – Pilotprojekt zur Implementierung von Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) an Haupt-, Real- und Ganztagsschulen

Projektträger

OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
Burbacher Str. 81
53129 Bonn
Telefon: 0228/24290-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Betrachtet man die gängigen Umweltbildungsangebote, fällt auf, dass sich diese hauptsächlich an Jugendliche bildungsstarker Schichten richten, aber selten bildungsferne Zielgruppen ansprechen. Um in Zukunft einen breiten Rückhalt in der Gesellschaft für nachhaltige Entwicklung zu schaffen, sollten jedoch alle Jugendlichen gleichermaßen miteinbezogen werden.
Das Pilotprojekt Weil wir es wert sind! soll für die Themen Natur, Umwelt und Nachhaltige Entwicklung begeistern, das Selbstwertgefühl sowie Sozial- und Gestaltungskompetenzen der Zielgruppe stärken. Ziel des Vorhabens ist es, ein übertragbares Modell für z. B. Nachmittags-Arbeitsgruppen an Schulen zu erstellen. In Form von Kampagnen-Agenturen entwickeln Jugendliche unter Einbindung von Praxisexperten Kampagnen zum Thema Regenwald. Die Umsetzung und Gestaltung der Projekte wird filmisch festgehalten und später zu einem Motivationsfilm zusammengestellt. Zusammen mit Unterrichtsmaterialien wird dieser Film anschließend genutzt, die Etablierung des Projektes an Schulen auch über den Zeitrahmen des Projektes hinaus zu unterstützen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDen Kern des Pilotprojektes stellen sieben verschiedene Kampagnen-Agenturen dar, die mit verschiedenen jugendnahen Medien (Rap, Tanz, Kochen, Comic, Handwerk, Graffiti, Sport) einen leichten Einstieg in das Themenfeld Nachhaltige Entwicklung bieten. Jugendlichen aus einem schwachen sozialen Umfeld mangelt es oft an einem gesunden Selbstbewusstsein. Das Lernen fällt ihnen schwer und den Satz Ich kann das nicht haben sie bereits verinnerlicht. Der Slogan Weil wir es wert sind! setzt voraus, sich selbst als wertvoll und nützlich erleben zu können. Bei den Kampagnen werden Wissen und berufsrelevante Fähigkeiten selbst angeeignet und entwickelt. Dadurch wird das Gefühl der Jugendlichen, ein wertvoller Bestandteil der Gesellschaft zu sein, wiedergewonnen.
Zusammengefasst enthält das Pilotprojekt fünf Arbeitsschwerpunkte:
1. Gründung, Durchführung und Evaluation von Schüler-Kampagnen-Agenturen an Haupt- und Förderschulen.
2. Begleitendes Filmprojekt, Erstellen eines Motivationsfilms, der zum Nachahmen anregt.
3. Anfertigung von Unterrichtsmaterialien zur Etablierung ähnlicher Projekte durch Schulen bundesweit.
4. Ausschreibung eines Kampagnen-Agenturen-Wettbewerbs.
5. Lobbyarbeit und Schulungen zur Verbreitung der Best-practice-Modelle.


Ergebnisse und Diskussion

Ob im Rahmen von Projektwochen, als Nachmittags-AG oder eingebunden in den Regelunterricht: Bei den Praxisprojekten waren die teilnehmenden Jugendlichen (Haupt- und Förderschüler) begeistert dabei. Über die Medien Rap, Tanz, Kochen, Comic, Handwerk, Graffiti und Sport, verbunden mit einer engen Zusammenarbeit mit Praxispartnern, erwies es sich als relativ einfach, die Jugendlichen für das Thema Nachhaltige Entwicklung zu sensibilisieren. War ihnen vorher die Fragestellung auch sehr fremd und gleichgültig (als Dringlichkeiten nahmen die Jugendlichen eher Probleme in ihrem eigenen sozialen Umfeld wahr), setzten sie sich schließlich mit viel Engagement für ihr Projekt ein und bekundeten zudem etliche Verhaltensänderungen in ihrem Alltag (Papier sparen, Müll trennen etc.). Die Erkenntnis, dass ihr Konsumverhalten hier in Deutschland Einfluss auf die Natur und die Lebensbedingungen von Menschen weltweit hat, bewegte sie stark und wurde auch in den Interviews zur Abschluss-Evaluation als Aha-Effekt hervorgehoben.
Die Zugänge der Jugendlichen zum Thema Regenwald waren vielgestaltig: Ob über den Zusammenhang vom eigenen Handy mit dem Regenwald oder über das Lieblingsessen - die Neugier war in der Regel umso größer, je überraschender die Verbindungen zum Regenwald waren.
Für die Lehrer erwies es sich als besonders wichtig, Unterstützung in Form von Unterrichtsabläufen, Arbeitsblättern, vertiefenden Hintergrundinformationen und Tipps für die Freiarbeit zu erhalten. Nur durch die vorbereiteten Materialien war es für sie möglich, das Thema Regenwald gekoppelt an ein Praxisprojekt umzusetzen, ohne in der anfallenden Mehrarbeit hoffnungslos zu versinken. Die von OroVerde angefertigten Materialien begeisterten sie sehr, sodass die Thematik zu großen Teilen auch über die Projektzeit hinaus im Unterricht vertieft wurde.
Sämtliche Praxisprojekte wurden mit Foto und Film während der Projektlaufzeit begleitet. Entstanden sind dadurch ein 25-minütiger professioneller Film über die Praxisprojekte Rap, Dance und Run sowie mehrere Kurzfilme über weitere Projekte. Die Filme dienen dazu, Lehrer zum Nachahmen zu motivieren und ihnen Anregungen zu geben, wie so ein Praxisprojekt vonstattengehen kann.
Dass dieses Konzept aufgeht, spiegelte sich bereits in dem Wettbewerb Schüler schützen Regenwälder, mit dem erstmals auch gezielt Haupt-, Real- und Förderschulen angesprochen wurden. Die teilnehmenden Jugendlichen zeigten enormes Engagement in Themenbereichen wie Handyrecycling, Recyclingpapier und Ernährung. Wir freuen uns, dass wir damit tatsächlich eine neue Zielgruppe erschlossen haben!


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Neben der Präsentation in den Filmen wurde das Projekt über Pressearbeit, online-Foren, eine eigene Projekt-Homepage, Beilagenschaltung in Lehrerzeitschriften, Mailings und diverse Veranstaltungen in die Öffentlichkeit getragen. So diente der Projektfilm u. a. als Eröffnungsfilm für die Auftaktveranstaltung der UNESCO-Dekade für Biologische Vielfalt. Zudem wurde er über facebook und YouTube verbreitet. Der Erfolg des Projektes spiegelt sich zudem in etlichen Auszeichnungen, die das Projekt gewann, so z. B.:
- Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung
- Auszeichnung durch Deutschland - Land der Ideen
- Auszeichnung durch Phineo als empfehlenswertes Projekt für soziale Investoren
- Auszeichnung mit dem Klimaschutzpreis NRW im Rahmen von NRW denkt (nach)haltig
- Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade für Biologische Vielfalt


Fazit

Das Fazit ist eindeutig: Nachhaltige Entwicklung lässt sich auch benachteiligten Jugendlichen vermitteln! Die Jugendlichen interessieren sich durchaus für das Thema Umwelt - sie haben jedoch von sich aus zunächst keinen Bezugspunkt und sehen eher in anderen Bereichen Handlungsbedarf (z. B. Arbeit mit Straßenkindern etc.). Zusammenhänge zwischen dem eigenen Handeln und den Auswirkungen auf die Umwelt sind ihnen nicht wirklich präsent - spannende Praxisprojekte mit Medien, die sie interessieren, wie Graffiti, Tanzen oder Kochen ermöglichen jedoch einen Zugang, der mit Spaß verbunden ist und die Jugendlichen in das Thema hineinzieht. Allerdings sind solche Projekte aufwendig. Sie erfordern daher möglichst viel Unterstützung für den durchführenden Lehrer, z. B. in Form von Ablaufplänen, Checklisten und Unterrichtsmaterialien. Ist diese Unterstützung gegeben, entstehen faszinierende Projekte an den Schulen, die vielfältige Lernerfahrungen ermöglichen: im Bereich der Fachkompetenzen genauso wie im Bereich der Methoden- und Sozialkompetenz. Dieses ganzheitliche Lernen begeistert wiederum die Jugendlichen im selben Maße wie die Lehrenden und zeigt, dass Lernen Spaß machen kann - eine z. T. ganz neue Erfahrung für benachteiligte Jugendliche!

Übersicht

Fördersumme

285.651,00 €

Förderzeitraum

01.09.2009 - 30.09.2012

Internet

www.oroverde.de

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation