Projekt 26994/01

Entwicklung eines modularen, systematischen Aktionsplans zum nachhaltigen Umgang mit anthropogen umweltgeschädigten Industriedenkmalen am Beispiel der Kokerei der Zeche Zollverein (UNESCO-Weltkulturerbe)

Projektträger

Deutsches Bergbau-Museum Forschungsbereich Denkmalschutz/Materialkunde
Herner Str. 45
44787 Bochum
Telefon: 0234/968-4032

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im beantragten Vorhaben soll anhand von ausgewählten Beispielen (Industriedenkmalen aus dem Ruhr-gebiet) eine allgemeingültige, auf die Praxis ausgerichtete Methodik (Aktionsplan) zum nachhaltigen Um-gang mit Industriedenkmalen erarbeitet und als Muster-Handbuch (mit Checklisten) zur Verfügung gestellt werden. Der Aktionsplan soll Interessierten durch seinen im Hinblick auf die notwendigen Abfolge der Maßnahmen gestuften Aufbau bereits zu einem früheren Stadium eine mögliche Priorisierung von bestimmten Anlagenteilen ermöglichen, bei denen dann abgestufte Erhaltungs-, Konservierungs-, Res-taurierungs- und ggf. Reaktivierungsziele definiert werden. Die Industrieanlagen, die heute als Denkmäler gewürdigt werden, waren nie für ein dauerhaftes Überleben vorgesehen. Daher werden hier alle bisheri-gen Ansätze einer Denkmalerhaltung in Art und Umfang deutlich überschritten; Betreiber und Denkmal-pflege werden von ganz neuen Herausforderungen gestellt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt zeichnete sich durch eine interdisziplinäre Ausrichtung aus. Neben dem Antragsteller und den festen, bereits oben genannten Kooperationspartnern wurden weitere Experten mit erweiterter Fach-kompetenz im Themenbereich „Erhaltung des Industriellen Erbes“ für eigene Teilkapitel eingebunden. Zusammen mit dem Sachverstand der Antragsteller konnte so eine umfassende Dokumentation und Be-wertung aller notwendigen Schritte im Erhaltungsprozess am Industriedenkmal gewährleistet werden. Der Aktionsplan umfasst die folgenden Phasen, die im Vorhaben beleuchtet und in übergreifenden Erläu-terungen dargestellt wurden: Grundlagenermittlung (z.B. Charakterisierung des Untersuchungsgegen-standes, Ermittlung von notwendigen Genehmigungsverfahren und restauratorisch-konservatorischen Aspekten sowie von Instandhaltungsstrategien, usw.), Bestimmung des Ist-Zustandes und Scha-densuntersuchung, Entwicklung von angepassten, realistischen, evtl. mehrstufigen Nutzungs-, Erhaltungs- und Instandsetzungskonzepten (Maßnahmenplanung und Kostenschätzung) sowie Si-cherung des Modellcharakters und Übertragbarkeit.


Ergebnisse und Diskussion

Im Rahmen des Vorhabens wurden drei Ebenen des Themas „Zusammenfassende und erläuternde Be-schreibung der bisherigen Erfahrungen im Umgang mit dem Industriellen Erbes“ bearbeitet: die inhaltli-che Ebene, die Gestaltungsebene und die Verbreitungs- bzw. Kommunikationsebene.
Bei der inhaltlichen Ebene, der Auswahl der wichtigen Fachthemen, wurde auf der Basis von Work-shops und Einzelgesprächen mit den eingebundenen verschiedenen Fachexperten eine spezifische Glie-derung ausgewählt, die nach einer Einführung in das Thema und einer Erläuterung zur Nutzung des Leit-fadens folgende Kapitel umfasst: Denkmalstatus erlangen und erhalten, Prozess und Management, Erstmaßnahmen, Erkunden – Dokumentieren – Planen, Gesetze – Normen – Richtlinien, Methoden – Stoffe – Vorgehensweisen, Umsetzung: Ausschreibungen und Zeitplan, Bauunterhaltung und –pflege sowie Fallbeispiele. Alle Themen wurden so gewählt, dass die gesamte Prozesskette in der Industrie-denkmalpflege von der Begründung des Denkmalstatus über die Maßnahmen zur Erhaltung bis zur Nut-zung und Pflege der Objekte angesprochen wird. Mit dem Kapitel Fallbeispiele ist eine praktische Erläu-terung der vorangehenden Theoriekapitel möglich und zugleich eine Fortschreibung des Leitfadens auch nach der Initialphase angelegt. Diese Breite erlaubt eine ganzheitliche Betrachtung der Vorgehensweise und macht an verschiedenen Stellen Zwänge und Einschränkungen aber auch Optionen deutlich, die bei einer verkürzten nur technologischen Schilderung unverständlich bleiben würden. Damit wird der Leitfa-den zu einem Werkzeug, das für die gesamte Community der Interessenten am Industriedenkmal eine Unterstützung bietet und die Community zugleich besser vernetzen kann.
Für die Gestaltungsebene erwies sich ein Redaktionsmodell schließlich als sinnvollste Lösung: die Fachexperten lieferten einen umfangreichen Aufsatz zu ihrem jeweiligen Kompetenzgebiet nach Vorgabe durch die Fachredaktion des Projektes (die drei Kooperationspartner des Vorhabens). Diese Texte wur-den von der Redaktion auf eine Grundstruktur vereinheitlicht. Die wesentlichen Aussagen wurden auf ei-nen Kurztext zusammengefasst und nach Kontrolle durch die Erstautoren in den Leitfaden eingestellt. Die Langtexte wurden wenn notwendig und sinnvoll in die „Werkzeugkästen“-Bereiche eingestellt. So ist eine Übersichtsinformation ebenso wie eine Vertiefung möglich. Dieses Redaktionsmodell ist allerdings recht arbeitsintensiv und muss in der geplanten Verstetigung des Aktionsplans als Internetplattform noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden (finden sich genügend Redakteure?).
Die Verbreitungsebene der Information wurde während der Projektlaufzeit noch einmal überdacht und neu ausgerichtet. Stand zu Beginn des Projektes noch die Idee einer Buchpublikation im Vordergrund, wurde im Laufe des Vorhabens die Verbreitung des Wissens über eine web-basierte Plattform favorisiert und umgesetzt. Mit dieser Form der Verbreitung wurde vor allem dem Gedanken einer stetigen Aktuali-sierung des Vermittlungsansatzes Rechnung getragen. Wurde hier zu Beginn noch eine Wiki-Technologie favorisiert und getestet, wurde final doch ein Content-Management-System (joomla) auf Grund seiner komfortableren Bedienung als Plattform gewählt. Eine endgültige Freischaltung der Plattform (www.indumap.de) wird – nach zahlreichen Vortests - im Frühjahr 2014 erfolgen.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Der Projektgedanke und die erzielten Ergebnisse wurden auf zahlreichen nationalen und internationalen Tagungen zur Industriedenkmalpflege vorgestellt. Auf internationaler Ebene seien hier beispielhaft er-wähnt: die BigStuff-Konferenzen 2010 (in Duxford/UK) und 2013 (in Ottawa/Kanada), die 2009er TICCIH-Konferenz in Freiberg sowie die Konferenz „Incredible Industry - Preserving the evidence of industrial society“ der Nordic Association of Conservators in Kopenhagen, ebenfalls im Jahre 2009. Im nationalen Kontext sind besonders die Tagungen „Industriekultur 2020“ (an verschiedenen Standorten im Ruhrge-biet) und „Industriekultur als urbaner Transformationsprozess“ (auf der Zeche Zollverein) beide im Jahr 2011 zu nennen.


Fazit

Das Projekt „Entwicklung eines modularen, systematischen Aktionsplans zum nachhaltigen Umgang mit anthropogen umweltgeschädigten Industriedenkmalen“ hat wesentlich zum Zusammentragen des bisher verstreut zu Einzelobjekten vorliegenden bzw. auf einzelne Aspekte im Themenbereich beschränkten Wissens geführt. Mit der Entscheidung eine Gesamtbetrachtung des Themas vorzunehmen, konnte eine Vernetzung der unterschiedlichen Akteure erzielt werden. Damit ist nicht nur ein umfassender Leitfaden begründet worden, sondern auch eine Basis für die weitergehende Zusammenarbeit der Akteure herge-stellt worden. Durch die Wahl einer webbasierten Ergebnispräsentation wird eine größtmögliche Verbrei-tung erzielt. Dieses Medium erlaubt darüber hinaus eine Verstetigung des Gedankens und eine dauerhaf-te Aktualisierung des Leitfadens durch die Community selbst. Eine englische Version ist bereits ange-dacht und findet im internationalen Bereich großes Interesse.

Übersicht

Fördersumme

104.000,00 €

Förderzeitraum

01.06.2009 - 31.12.2012

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Umwelttechnik