Projekt 26887/01

Strategisches Planungs- und Entscheidungsinstrument: Modellhafte Umsetzung eines multiskaligen und -temporalen Brückenkonzepts (Informationssystem) für den Naturschutz in der Stadt Berlin

Projektträger

Technische Universität Berlin Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung Sekr. EB 5
Str. des 17. Juni
10623 Berlin
Telefon: 030/314-25350

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Um bei gesamtstädtischen Planungen ein hohes Maß an Umweltentlastung zu erreichen, sind für zu erwartende Umweltveränderungen vorausschauende und nachhaltige Planungen nötig. Dies impliziert dabei nicht nur das nachgeschaltete Reagieren auf Natur- und Umweltveränderungen, sondern eine frühzeitige Steuerung durch die rechtzeitige Einbindung von Naturschutz- und Umweltbelangen in die städtischen Planungs- und Strategieprozesse.

Ziel des Projektes ist daher die Entwicklung eines multiskaligen und -temporalen Informationssystems, welches die in Berlin vorliegende Fülle an unterschiedlich nebeneinander bestehenden Datenstrukturen vereinheitlicht und so einen optimierteren Einsatz von Daten in Planungsprozessen zur Behandlung aktueller Problemstellungen und Anforderungen gewährleistet.

Es soll eine flexible und erweiterbare Anwendungsmöglichkeit geschaffen werden, die den Einsatz der Umweltinformationen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen (multiskalig) unter Einbeziehung dynamisch-zeitlicher Veränderungen (multitemporal) ermöglicht. Durch die Verknüpfung der vielfältigen Umweltinformationen, sollen Planungs- und Entscheidungsprozesse integriert bearbeitet und natur- und umweltverträglich gestaltbar werden.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung beabsichtigt damit bereits auf den vorgelagerten, auch informellen Planungsebenen vorausschauend agieren zu können und somit die Umweltentlastung im Stadtgebiet zu erhöhen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEin wesentliches Element des Projektes ist die Entwicklung einer Szenarien- und Alternativenanwendung in einem Geoinformationssystem, die eine strategische Prüfung geeigneter Standortalternativen und einer damit einhergehenden umfassenden Abschätzung von Umweltauswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter nach dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) räumlich abbilden kann.

Für die technische Verarbeitung werden die für eine Bearbeitung auf gesamtstädtischer Ebene notwendigen Daten aufbereitet und bereitgestellt. Für die Weiterverarbeitung und Zusammenführung der heterogen gewachsenen Datenstrukturen und für die beispielhafte Szenarien- und Alternativenprüfung wird ein multiskaliges und -temporales Konzeptmodell erarbeitet. Dabei ist auf technischer Seite die Gewährleistung der Interoperabilität der Daten ein wesentlicher Schwerpunkt.

Gemäß der rechtlich vorgesehenen Prüfschritte eines Umweltberichtes nach UVPG (SUP-Teil) wird zunächst sowohl für die gesamtstädtische als auch für die teilgebietsbezogene Ebene eine methodische Vorgehensweise für die Abschätzung der zu erwartenden Umweltauswirkungen ausgearbeitet. Es werden aufbauend auf vorhandenen Arbeiten Transformationsregeln formuliert, welche für vertikale Aggregations- und Selektionsprozesse notwendig sind. Unter Berücksichtigung vorhandener internationaler und nationaler Datenstandards werden GIS-Methodiken konzipiert.

Folgend werden geeignete Fallbeispiele ausgewählt, anhand derer die Szenarien- und Alternativenprüfung mit dem Planungs- und Entscheidungsinstrument prototypisch umgesetzt werden soll. Der Einsatzbereich des Informationssystems soll sich auch auf Fragen der digitalen Öffentlichkeitsinformation bzw. -beteiligung (ePartizipation) in Planungsprozessen erstrecken.


Ergebnisse und Diskussion

Im Rahmen des SUPPORT Projekts konnte insbesondere mit den fünf Szenarien-Fallbeispielen eine Methodik präsentiert werden, die aufzeigt, wie eine SUP tatsächlich strategisch ausgerichtet werden kann und dabei über die in Deutschland übliche verbal-argumentative Bewertung von möglichen Umweltauswirkungen hinausgeht. Insbesondere wurde deutlich, dass Umweltprüfungen, die die gesamt-städtische Planungskulisse in Betracht ziehen, in hohem Maß geeignet sind, die Notwendigkeit der Abschätzung alternativer städtischer Entwicklungsoptionen anzuzeigen. Weiterhin eignet sich die Anwendung für die Identifizierung von besonders sensiblen Gebieten, die im Falle einer Plan/Politik-Implementierung betroffen wären und für die Bedarf von vertiefenden Planungsstudien bestünde. Die Szenarienentwicklung selbst ermöglicht es, unterschiedliche Politiken und Informationen im Prozess der Umweltfolgenabschätzung zusammenzuführen und trägt somit dazu bei, diese in einen integrativeren Kontext zu stellen.
Ebenfalls gelungen ist die Adressierung neuer fachlicher Herausforderungen im Bereich des Natur- und Umweltschutzes, wie in den Klimawandelaspekten unterstellten Fallbeispielen. Ansätze zur frühzeitigen Integration dieser Problematik in die städtischen Planungsprozesse wurden identifiziert und konnten darstellen, wie eine Abschätzung auch ohne modelliertes Datenmaterial durchgeführt werden kann.
Parallel zur Entwicklung und Umsetzung der Szenarien wurden die Inhalte des Methodenrahmens (flächendeckende Bestandsaufnahme der UVPG-Schutzgüter, im Vorgängerprojekt zu SUPPORT entwickelt und Grundlage für die Szenarien- und Alternativenanwendung) in den sogenannten FIS-Broker SUP bei SenStadt überführt. Dieser steht nun im Intranet der Senatsverwaltung zur Verfügung.
Als Beitrag zur Verbesserung der Dateninteroperabilität wurde exemplarisch anhand der auf der Biotoptypenkartierung basierenden Biotopbewertung auf die Blockstruktur, als bereichsscharfe Basisgeometrie, aggregiert. Damit konnte gezeigt werden wie sehr detailliert vorliegende Bewertungen in großräumigen, mitunter auch Schutzgut übergreifenden Abschätzungen einbezogen werden können.
Die Übertragbarkeit der Methode auf eine andere Stadt wurde erfolgreich für die Stadt Leipzig gezeigt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt wurde in unterschiedlichen deutschen sowie internationalen Veröffentlichungen diskutiert. Es wurde in einer Reihe von Vorträgen vor internationalem Fachpublikum, StudentInnen sowie Praxis relevanten Partnern bei SenStadt aber auch darüber hinaus präsentiert.
Zwei Artikel, die die wesentlichen Ergebnisse darstellen, werden zeitnah zum Projektabschluss in zwei internationalen Journals eingereicht (Environment and Planning B; Landscape and Urban Planning). Des Weiteren ist eine Broschüre erstellt worden, die das Projekt in kurzer und ansprechender Form, nicht nur für mit Planung Befasste, vorstellt. Sie wird auf den Homepages von SenStadt sowie der zwei am Projekt beteiligten Fachgebiete zur Verfügung stehen.
Um die Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist vorgesehen, SUPPORT auf einer Fachtagung der TU Berlin oder bspw. im Rahmen des Langen Tags der Stadtnatur vorzustellen.


Fazit

Die Entwicklung der Szenarien im Verlauf des Projekts hat vor allem gezeigt, dass es einer reformierten Planungskultur bedarf, die mit den aus Umweltfolgenabschätzungen auf strategischer Ebene einhergehenden Konsequenzen umgehen kann. Das hieße zunächst, dass ein Bewusstsein dafür vorhanden ist, dass die grobe Prüfung von Umweltwirkungen, die von (in)formellen Planungen und vielleicht flächenunspezifischen Politiken ausgehen, besser ist als gar keine Prüfung, auch, wenn damit Ungenauigkeiten in der Abschätzung verbunden sein können. Den in den Szenarien generierten Karten würde dabei eine unterstützende Funktion zukommen, nämlich die gerade auf den strategischen Ebenen noch abstrakten und teils auch schwer zu verortenden Wirkungen (seien es positive oder negative) bildlich vor sich zu haben - das Verkehrsstromszenario kann dafür als gutes Beispiel gelten - und so mit den eigenen (mehr oder weniger bewusst ausgebildeten) Vorstellungen von Stadtentwicklung zu verbinden. Dies würde einer erhöhten Transparenz und damit Akzeptanz von Planungen und Politiken Rechnung tragen.
Auf der technischen Seite des Projektes konnte gezeigt werden, dass der Einsatz von räumlichen Analysen in einem GIS unabdingbar ist, um gesamtstädtische Wirkungsabschätzungen in ihrer Komplexität überhaupt quantifizierbar zu machen. Zentrale Voraussetzung ist dafür eine maßstabs- und fachübergreifende Interoperabilität der Daten, die derzeit weder innerhalb von Berlin, national oder europaweit für alle Daten gewährleistet ist. Da diese Anforderung sowohl den Anwendern als auch den Datenproduzenten mittlerweile bewusst ist, wird bereits in vielfältigen Aktivitäten an der Zusammenführung heterogener Datenstrukturen gearbeitet, so dass mittelfristig auch schutzgutübergreifende Analysen zum Einsatz gekommen können.

Übersicht

Fördersumme

121.501,00 €

Förderzeitraum

01.01.2009 - 28.02.2011

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Naturschutz
Umweltforschung
Umwelttechnik