Projekt 26878/01

Entwicklung neuartiger Schutzkonzepte für den Uhu (Bubo bubo)

Projektträger

Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) e. V.
Eisvogelweg 1
91161 Hilpoltstein
Telefon: +49 9174 4775-7430

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Uhu als gefährdete Art rückt in jüngster Zeit vielerorts wegen stagnierender bzw. rückläufiger Reproduktionszahlen erneut in den Blickpunkt des Naturschutzes - national wie international.
Die Ursachen dieser Entwicklung sind bislang unklar. Bisherige Untersuchungen lassen jedoch auf eine zentrale Schlüsselstelle des Faktors Nahrung für den reproduktiven Erfolg schließen.
Die geplante Arbeit befasst sich mit der Aufklärung der Ursachen des geringen Bruterfolgs bayerischer Uhus unter dem Gesichtspunkt der menschlichen Einflussnahme und soll dazu beitragen, effizientere Schutzstrategien für die Art zu entwickeln.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Studie beinhaltet Untersuchungen zum Nahrungsangebot, zur Nahrungsverfügbarkeit und zur Nahrungsnutzung durch den Uhu sowie zur menschlichen Einflussnahme auf diese Faktoren in reproduktiv erfolgreichen und erfolglosen Brutrevieren. Es wird zunächst eine Telemetriestudie zur Habitatnutzung der Uhupaare durchgeführt, um das Home Range der Vögel mit seinen Habitatstrukturen und der anthropogenen Beeinflussung wichtiger Habitatelemente zu bestimmen. Der Abgleich mit historischen Daten dokumentiert Veränderungen in den landschaftlichen Voraussetzungen und der Nutzungsstruktur. Parallel werden Nahrungsanalysen, anhand von Beuteresten und mittels Videoüberwachung der Aufzuchtsnahrung am Horst, bei den untersuchten Revierpaaren durchgeführt. Die Kombination der Daten zur Landschaftsentwicklung und der Beutetieranalysen ermöglicht Rückschlüsse über die Zusammenhänge und Wirkgefüge, die für die umfassende Nahrungsversorgung des Uhus, und damit den reproduktiven Erfolg, von Bedeutung sind.


Ergebnisse und Diskussion

Es hat sich gezeigt, dass die Nahrungsnutzung zur Zeit der Eibildung einen deutlichen Einfluss auf den Bruterfolg des Uhus ausübt. So brüteten die Uhus im Südlichen Frankenjura nur in Jahren mit ausge-sprochenen Massenabundanzen der Feldmaus, Microtus arvalis, und anderer Kleinnager erfolgreich, die dann jeweils die dominierenden Beutetiere in den untersuchten Beutelisten darstellten. Dabei bestand ein signifikant negativer Zusammenhang zwischen der Nahrungsbreite der im Winter konsumierten Beutetiere und dem Bruterfolg im darauffolgenden Frühjahr. Sofern die untersuchten Tiere nicht in vergleichbarem Maß zur Vorbrutphase auf Kleinnager zurückgreifen konnten, blieb der Reproduktionserfolg aus.

Der Anteil der für den Uhu verfügbaren Beutetiere in der Landschaft wird maßgeblich durch die Art und Intensität der Landnutzung, speziell in den horstnahen Bereichen, bestimmt. Die weitgehend intensiv monoton bewirtschafteten landwirtschaftlichen Nutzflächen des Untersuchungsgebietes bieten oft nur wenige Strukturen (Ackerraine, Säume, Hecken und andere Kleinbiotope), die potenziellen Beutetieren des Uhus als Lebensraum dienen könnten. So wurden in keinem der untersuchten Reviere die potenziell als Jagdhabitat zur Verfügung stehenden Offenlandanteile entsprechend ihrer Verfügbarkeit genutzt, wie die Ergebnisse der Telemetrieuntersuchungen und indirekt die der Nahrungsanalysen belegen. Lediglich im Winter zeigte sich eine bevorzugte Nutzung von Grünlandbereichen zur Jagd, auf denen vor allem Kleinsäuger beheimatet sind, die zu dieser Zeit aufgrund der geringen Vegetationshöhe vergleichsweise einfach erbeutet werden können. Dem horstnahen Grünland kommt demnach speziell in der Vorbrutphase eine hohe Bedeutung hinsichtlich der Nahrungsversorgung des Uhus zu. Ähnlich verhält es sich mit dem Siedlungsraum, der der Art als sekundär geschaffenes Jagdhabitat ein ganzjährig konstant verfüg-bares Beutetierangebot bietet.
Da jedoch nicht jedes Uhurevier über ähnliche Flächenanteile der für die Nahrungsversorgung bedeutsamen Habitatstrukturen verfügt, kann das darin verfügbare Beuteangebot als limitierender Faktor zum Erreichen der notwendigen Brutkondition wirken - es ist mit der Aussetzung der Brutaktivität zu rechnen. Es scheint, als seien die im Südlichen Frankenjura für den Uhu zur Verfügung stehenden Ressourcen erschöpft. Das Nicht-Brüten stellt demnach eine Anpassung an die vorherrschenden Verhältnisse dar.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Arbeit wurde einer breiten Öffentlichkeit auf verschiedenen Fachtagungen (Jahrestagung der AG Eulen 2011, Jahrestagung der AG Greifvögel der NWO, Fränkisches Eulenschützertreffen etc.) vorgestellt. Weitere Präsentationen folgen beispielsweise auf der Jahrestagung 2013 der DO-G in Regensburg u. ä.
Zudem wurden zwei Artikel im Heft Vogelschutz veröffentlicht. Weitere Publikation folgen, bspw. In der Berichte zum Vogelschutz-Reihe.


Fazit

Trotz widriger Gegebenheiten bei der Umsetzung des Projektes und der benötigten Projektverlängerung wurde das Projekt erfolgreich abgeschlossen und wichtige Erkenntnisse zum Raumnutzungsverhalten des Uhus erzielt. Die Ursachen des festgestellten, geringen Bruterfolgs der Art im Südlichen Frankenjura wurden bestimmt und mögliche Schutzmaßnahmen erarbeitet. Da der Landschaftsraum unter den gegebenen Nutzungsverhältnissen jedoch nur bedingt ausreichend Nahrung für die bestehende Population bietet, können die erarbeiteten Schutzmaßnahmen bestenfalls lokal zur Stabilisierung der Reproduktion beitragen.

Übersicht

Fördersumme

80.218,00 €

Förderzeitraum

03.07.2008 - 03.07.2011

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz