Projekt 26844/01

Kritische Evaluation urbaner Fließgewässerprojekte

Projektträger

Deutsches Bergbau-Museum Bochum Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. e. V.
Arnswaldtstr. 28
30159 Hannover
Telefon: 0511 - 302 85 70

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im Rahmen des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Aufbaus des Netzwerks Fließgewässer im urbanen Raum - FluR (AZ 25466-33/2) wurden zahlreiche urbane Revitalisierungsprojekte an Fließgewässern dokumentiert. Diese Beispiel-Dokumentation zeigt eine deutliche Heterogenität hinsichtlich einzelner Maßnahmen, Schwerpunkte und Herangehensweisen auf. Dies betrifft Ausgangssituation und Handlungsmotivation, Akteure und Beteiligte, ökologisch-wasserwirtschaftliche Fragestellungen, Art und Umfang der Kommunikation und Partizipation, Finanzierungswege und auch landschaftlich-städtebauliche Gestaltungsfragen.

Das Ziel des vorliegenden Projektes ist es, geeignete ausgewählte Beispiele im Hinblick auf Erfahrungen sowie hemmende und fördernden Faktoren zu untersuchen und auszuwerten, um daraus Handlungsempfehlungen und Checklisten für Fließgewässerprojekte, vor allem für den urbanen Bereich, zur Verfügung zu stellen und damit einen Beitrag zur zielgerichteten Entwicklung zukünftiger Vorhaben zu leisten. Ein entscheidender zu erwartender Mehrwert wird darin gesehen, dass die Ergebnisse auf zukünftige Projekte angewendet werden können, um vermeidbare Fehler möglichst gezielt zu umgehen. Mögliche Hemmnisse oder Stolpersteine in der Planung werden klar herausgearbeitet. Beispielhafte Lösungsansätze aus Erfahrungswerten sowie verallgemeinerbare Erfolgsfaktoren werden erarbeitet.

Kernfragen des hier umrissenen Evaluationsprojektes sind deshalb:
Welche dieser Bedingungen führen zu welchen Ergebnissen?
Welche Projekte waren / sind erfolgreich?
Welche Erfolgsfaktoren können identifiziert werden?
Welche Hemmnisse bestehen?
Welche Empfehlungen können daraus für künftige Projekte abgeleitet werden und wie sind diese übertragbar?


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUm den oben skizzierten Fragen nachzugehen, sollen geeignete Modellbeispiele ausgewählt und untersucht werden, die Ansatzpunkte im Hinblick auf die folgenden inhaltlichen Schwerpunkte bieten:
Naturschutz (in der Stadt/am Gewässer)
Stadtentwicklung
Hochwasser
Kommunikation
- Kooperation und Partizipation
- Bildung für nachhaltige Entwicklung

Die Ausarbeitung der Untersuchungskriterien erfolgt mit einem interdisziplinär zusammengesetzten Projektbeirat. Für jeden Schwerpunkt ist zu klären, welche Kriterien sich am ehesten eignen, Antworten auf die Kernfragen zu liefern. Bei der Erstellung des Kriterienkatalogs soll im Hinblick auf die spätere Auswertung diskutiert und möglichst festgelegt werden, ob und wie eine Gewichtung der einzelnen Bereiche in Form von Matrizes erfolgen kann. Diese sollen auch ein mögliches Zusammenspiel der Kriterien/Schwerpunkte verdeutlichen.

Anhand der Untersuchungskriterien soll die Befragung der Beteiligten in den ausgewählten Projekten anhand eines Interviewleitfadens durchgeführt und ausgewertet werden. Parallel zu den für die Evaluation ausgewählten Projekten, sollen darüber hinaus weitere Projekte zu ausgesuchten Fragestellungen mit einer Erweiterung der bestehenden Internetplattform des Netzwerkes Fließgewässer im urbanen Raum einbezogen werden können.

Die Ergebnisse der kritischen Evaluation sollen zielgruppengerecht - insbesondere für Kommunen und bürgerschaftliche Initiativen - in einer Handreichung aufbereitet und dokumentiert werden. Im letzten Drittel der Projektlaufzeit ist eine Tagung eingeplant, bei der erste Ergebnisse bereits eingebracht, gegebenenfalls diskutiert und für die letztendliche Auswertung weiterentwickelt werden können.


Ergebnisse und Diskussion

Konkrete Projektergebnisse sind die am 29./30.10.2009 durchgeführte Netzwerktagung, der Ausbau der Internetseite www.netzwerk-flur.de sowie die Ausarbeitung und Verbreitung der Handreichung Revitalisierung urbaner Flüsse und Bäche - Empfehlungen und Tipps von kommunalen Akteuren für kommunale Akteure
Folgende Ergebnisse konnten aus der Befragung von 13 intensiv untersuchten Beispielen, der Einschätzung von über 30 Personen, den Diskussionen im Projektbeirat und auf der Netzwerktagung gezogen und in o.g. Handreichung aufbereitet werden.
Das Spektrum in Bezug auf die Erfahrungen und Empfehlungen zu den Bereichen Anlass und Ziel, Politik und Verwaltung, Finanzen, Planung und Umsetzung, Prozess sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung ist weit. Eindeutige Erfolgs- und Hemmnisfaktoren zweifelsfrei zu benennen, ist nicht möglich. Es handelt sich vor allem um Erfahrungen, die sich individuell als Mittel zum Erfolg bewährt haben. Jedes Vorhaben ist anders und ein Haupterfolg liegt in der frühzeitigen und strategischen Anpassung der vorgestellten Empfehlungen und Hinweise auf die Verhältnisse vor Ort.
Trotz zum Teil sehr unterschiedlicher fachlicher Hintergründe und unterschiedlichster Rahmenbedingungen lassen sich aus der Menge der individuellen Erfahrungen dennoch gemeinsame Tendenzen deutlich ablesen. Unter dem Aspekt Anlass und Ziel ist festzustellen, dass im urbanen Raum selten nur eine Zielsetzung verfolgt werden kann, d. h. Kompromisse sind unerlässlich. Demzufolge kennzeichnen erfolgversprechende Projekte, dass gleichzeitig mehrere Ziele verfolgt werden (Synergien), möglicherweise in unterschiedlicher Ausprägung an unterschiedlichen Abschnitten.
In Bezug auf Politik und Verwaltung ist bei der Bewertung von Projekten die Haltung der Entscheidungsträger und der politischen wie administrativen Meinungsmacher wichtig. Es gilt diese für das geplante Projekt zu gewinnen, z. B. durch eine überzeugende, am besten emotional ansprechende Darstellung der Mehrwerte von Projekten. Ausreichende und gesicherte Finanzen sind der Dreh- und Angelpunkt eines Projektes. Eine frühzeitige, realistische und differenzierte Kostenaufstellung ist die Basis, um eine solide Finanzierung auch unter Nutzung unterschiedlicher Quellen und Träger zu ermöglichen. Bei der Bewertung der Planungs- und Umsetzungsphase eines Projektes ist die Betrachtung, wie mit vorgefundenen Rahmenbedingungen umgegangen wird, maßgebend. Bei der Betrachtung des Prozesses selbst, ist auf die Bereiche Kooperation, Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung besonders zu achten. Ein langfristig, lebendiger Prozess ist anzustreben. Eine wesentliche Erkenntnis des Teilprojektes Umweltbildung war, dass lokale/regionale Vernetzung und Kooperation aller Akteure für eine umfassende und koordinierte langfristige Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit (Akteur Netzwerke/ Flussallianzen) bedeutend ist. Ferner ist eine langfristige Unterstützung dieser Vernetzung und Bildungsarbeit auf kommunaler/regionaler Ebene wichtig. Bundesweit sollten sich die Hauptakteure urbaner Projekte und Netzwerke im Bildungsbereich zum Erfahrungsaustausch, zur konzeptionellen Weiterentwicklung, für wirksame Öffentlichkeitsarbeit und für Impulse und Anregungen vor Ort vernetzen. So kann eine auf Nachhaltigkeit angelegte Umweltpädagogik an Gewässern im urbanen Raum bestmöglich gelingen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt, die Netzwerktagung und die Handreichung wurden vielfältig beworben. Hierzu zählten u. a. die Herausgabe von Presseinformationen, Fachbeiträgen in Fachzeitschriften, Vorträgen auf Fachtagungen, Werbung auf verschiedenen Internetseiten, Verteilung der Handreichung in Fachkreisen und im kommunalen Bereich sowie die Verbreitung eines Besprechungsvorschlages zur Handreichung. Nicht zuletzt die Umfrage im Rahmen der allgemeinen Evaluation als auch im Teilprojekt Umweltbildung hat zur Verbreitung des Projektes beigetragen.
Die Handreichung wurde zusätzlich zur Verteilung der Printversion zum Download ins Internet gestellt.


Fazit

Insgesamt hat sich die gewählte Vorgehensweise bewährt, da sie inhaltlich breit aufgestellt war durch den Projektbeirat und die zahlreichen unterschiedlichen evaluierten Projekte und auch die Vielfalt der interviewten Akteure. Dies ermöglichte vielfältige Erfahrungen und ganz konkrete Hinweise zu erheben, so dass hieraus einzelne Tipps als auch generelle, durch Erläuterung und Begründung differenzierte Empfehlungen erzielt werden konnten, die eine Übertragbarkeit und damit eine echte Hilfestellung für künftige Vorhaben darstellen. Auch die Aufteilung in die allgemeine Evaluation und die eigenständige Bearbeitung des Teilprojekts Umweltbildung hat sich bewährt. Da das Teilprojekt Umweltbildung mit fachlich anderen Voraussetzungen und überwiegend anderen Akteuren arbeitet.
Mit der Herausgabe der Handreichung Revitalisierung urbaner Flüsse und Bäche - Empfehlungen und Tipps von kommunalen Akteuren für kommunale Akteure wurde dem Bedarf vieler Praktiker nach einer Hilfestellung, insbesondere um bei politischen Entscheidungsträgern Bedenken zerstreuen zu können bzw. Lösungswege aufzuzeigen und um Projektideen in die Umsetzung führen zu können, entsprochen. In Kombination mit dem Verein Netzwerk-FluR und der zugehörigen Internetseite (Projektdatenbank, Benennung von Ansprechpartnern) gibt es darüber hinaus weitere Wege sich über Revitalisierungsprojekte für Fließgewässer im urbanen Raum zu informieren. Wünschenswert wäre es für die Zukunft, dass sich sowohl die Förderlandschaft für Fließgewässerentwicklungsprojekte im urbanen Raum verbessert als auch das Netzwerk FluR weitere Möglichkeiten erhält, um mit einem gewissen finanziellen Spielraum sei-ne Aktivitäten fortsetzen zu können.

Übersicht

Fördersumme

117.087,00 €

Förderzeitraum

01.10.2008 - 31.05.2010

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik