Projekt 26799/01

Umweltmobile als Innovation der polnischen Umweltbildung – ein deutsch-polnisches Kooperationsprojekt

Projektträger

Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt
Riesaer Str. 7
01129 Dresden
Telefon: 037206/6007-17

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Für die Schaffung und Stärkung des Umweltbewusstseins in Polen ist es enorm wichtig, die Rolle der Umweltbildung zu stärken. Bei der schulischen Umweltbildung mangelt es jedoch an einer guten Ausstattung der Schulen und innovativen Bildungsmethoden. Daher war die Entwicklung einer innovativen und interaktiven Art der Umweltbildung in Polen in Form der mobile Umweltbildung mit sogenannten Umweltmobilen das Ziel des Projektes. Mit Hilfe der über 20jährigen Erfahrungen der deutschen Umweltmobile, sollte das erste polnische Umweltmobil aufgebaut und die Form der mobilen Umweltbildungsarbeit mit Umweltmobilen ins Leben gerufen werden. Aus diesen Erfahrungen sollte außerdem die mobile Umweltbildungsarbeit in Deutschland weiterentwickelt und -qualifiziert werden. Mit der mobilen Umweltbildung sollen junge Menschen ihre unmittelbare Umwelt kennen lernen und für lokale und regionale Umwelt- und Naturschutzprobleme sensibilisiert werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur Entwicklung der mobilen Umweltbildung in Polen war zunächst die Ausbildung von polnischen Umweltbildnern in Sachsen notwendig. Diese erfolgte in Form von Hospitationen der polnischen Partner während der Einsätze des sächsischen Umweltmobils sowie durch zahlreiche Gespräche zur Planung, Durchführung und Nachbereitung von Mobileinsätzen. Damit bekamen die polnischen Partner einen Einblick in die Arbeit mit einem Umweltmobil und konnten erste praktische Erfahrungen sammeln. Hinzu kamen die Teilnahme an zwei Fachtagungen der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Umweltmobile (AGUM), um weitere deutsche mobile Projekte kennenzulernen. Dies bildete die Grundlage für die Erarbeitung eigener Umweltmobilprogramme zu den Themen Nachhaltiger Konsum, Klima, Wiese, Wald, Gewässer, Boden und Papier. Mit der Anschaffung und Ausstattung des ersten polnischen Umweltmobils Je?owóz konnten zahlreiche Veranstaltungen mit Schülern der Primar- und Sekundarstufe in Nordostpolen durchgeführt werden. Diese Einsätze fanden nach der Idee der Umweltmobile direkt vor der Haustür der Schüler statt. Das Experimentieren im Freien gab den Schülern die Möglichkeit, gelerntes Wissen in der Natur selbst zu beobachten, zu erforschen, zu verstehen und zu erweitern. Um die Qualität des naturkundlichen Unterrichts an polnischen Schulen zu verbessern, fanden außerdem Lehrerfortbildungen mit dem Umweltmobil statt. Dabei lernten die Pädagogen zahlreiche innovative Methoden kennen und erlangten fachliches Hintergrundwissen zum Thema Naturschutz. Die im Projekt erarbeiteten Unterrichtsmaterialien für Lehrer und Interessierte wurden in einer Handreichung veröffentlicht.


Ergebnisse und Diskussion

Mit der Weitergabe der Erfahrungen und Kenntnisse der sächsischen Umweltmobile der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU) an den polnischen Verein für Nachhaltige Entwicklung Agro-Group sowie die intensive Zusammenarbeit zwischen den Projektpartnern war es möglich, das erste polnische Umweltmobil als eine interaktive und innovative Methode der Umweltbildung erfolgreich in Polen zu etablieren.
Mit der Schulung von vier Vertretern des Vereins Agro-Group im Juni 2009 in Sachsen sowie der Teil-nahme der polnischen Kollegen an zwei Tagungen der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Umwelt-mobile (AGUM) im März 2009 und 2010 waren die Grundsteine für den Aufbau des ersten polnischen Umweltmobils mit Namen Je?owóz (Igelmobil) gelegt, welches im August 2009 gekauft, ausgebaut und mit verschiedenen Arbeitsmaterialien ausgestattet werden konnte. Zeitgleich erfolgte die Erarbeitung von insgesamt 15 Umweltbildungsprogrammen zum Thema Natura 2000 für die Arbeit des Umweltmobils in Polen. Dazu kamen noch 7 weitere Programme zu den Themen Wald, Wiese, Gewässer, Boden, Klima, Nachhaltiger Konsum und Papier. Die Programme Klima und Nachhaltiger Konsum konnten zur Weiterentwicklung der Mobilarbeit an die sächsischen Umweltmobile übergeben werden. Mit der Anschaffung und Ausstattung des ersten polnischen Umweltmobils konnten in einem Zeitraum von November 2009 bis März 2011 insgesamt 509 Veranstaltungen mit insgesamt 8708 Schülern der Primar- und Sekundar-stufe in den Wojewodschaften Podlaskie, Warminsko-Mazurskie, Mazowieckie, Lubelskie durchgeführt werden. Damit wurden die angestrebten Ziele (300 Einsätze, 4500 Teilnehmer) weit übertroffen. Ein Teil der Mobilveranstaltungen führte dabei in die nahe gelegenen Natura 2000-Gebiete. Im Oktober 2011 wurden vier modellhafte Mobileinsätze unter dem Titel Wie lehrt man Naturschutz - aktive Umweltbildungsmethoden als Workshop für insgesamt 99 Lehrer veranstaltet. Die im Projekt erarbeiteten Unterrichtsmaterialien konnten wie geplant in einer Handreichung für Lehrer und Interessierte zusammengefasst und in einer Auflagen von 130 Stück gedruckt und an die am Projekt teilnehmenden Schulen verteilt werden. Außerdem wurde das Material auf der projekteigenen Internetseite www.ekomobil.pl veröffentlicht. Die Internetseite dient neben der Veröffentlichung von Projektinformationen der Verbreitung der Idee der mobilen Umweltbildung in andere Regionen Polens. Mit dem Bekanntwerden des mobilen Projektes in ganz Polen und Dank der Gewinnung weiterer Fördermittel ist eine Weiterführung des Projektes möglich. Des weiterem ist die Erweiterung des Projektes auf sechs weitere polnische Regionen mit verschiedenen Kooperationspartnern geplant.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Während der gesamten Projektlaufzeit wurden zahlreiche öffentlichkeitswirksame Maßnahmen ergriffen, um das Projekt sowie die Idee der mobilen Umweltbildung vor allem in Polen bekannt zu machen. Die Veröffentlichung der Projektergebnisse erfolgte zum einen über die projekteigene Internetseite www.ekomobil.pl, die Internetseite der LaNU www.lanu.de sowie die direkte Weitergabe an lokale und regionale Medienstellen, Fachzeitschriften, Internetportale, Radio- und Fernsehsender sowie Bildungsanstalten und -organisationen. Alle Pressemitteilungen etc. sind auf der projekteigenen Internetseite unter der Rubrik Informacje prasowe abrufbar. Von den Projektergebnissen partizipierten neben dem Bewilli-gungsempfänger und dem Projektpartner vor allem die am Projekt teilnehmenden Schulen mit ihren Fachlehrern sowie zahlreiche Organisationen aus Deutschland, Polen, der Schweiz, Litauen, Estland, der Ukraine und Weißrussland, die sich von der Idee der mobilen Umweltbildung durch das Igelmobil begeistern ließen und teilweise nun eigene Projekte der mobilen Umweltbildung planen. Mit zahlreichen Infoständen des Umweltmobils an sogenannten Offenen Tagen des Umweltmobils, im Rahmen lokaler und regionaler Veranstaltungen, konnte insbesondere die breite Öffentlichkeit auf das Umweltmobil aufmerksam gemacht werden. Ein Informationsstand des Umweltmobils Igelwagen während der Internationalen Bildungsmesse in Poznan, vom 4. bis 6. März 2011, ermöglichte die Präsentation des Projektes vor 45.000 Messebesuchern.


Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die geplanten Projekthandlungen, die fachliche Unterstützung des deutschen Projektpartners und die Fördermittelsituation den Aufbau und Einsatz des ersten polnischen Umweltmobils ermöglichten. Nach 30 Jahren erfolgreicher Lobbyarbeit der deutschen Umweltmobile für die mobile, fahrzeuggestützte Umweltbildung gibt es nun auch ein Umweltmobil in Polen, das die Grundlage für die Weiterentwicklung einer modernen, zeitgemäßen und erfolgreichen Umweltbildung in Polen bildet. Das enorme Interesse der Kinder, Jugendlichen und Multiplikatoren zeugt von dem Erfolg der mobilen Umweltbildungsarbeit, der in ganz Polen und über Ländergrenzen hinaus wahrgenommen wird und den Weg für den Transfer der Projekterfahrungen in andere Wojewodschaften Polens sowie die polnischen Nachbarländer (Ukraine, Litauen, Weißrussland, Estland) öffnet.

Übersicht

Fördersumme

70.955,00 €

Förderzeitraum

02.03.2009 - 01.03.2011

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation