Projekt 26711/01

Sanierung des anthropogen umweltgeschädigten, denkmalgeschützten, barocken Speichergebäudes im Wirtschaftshof Lomnitz/Niederschlesien zum Zweck der Umweltbildung

Projektträger

Verein zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur e. V. (VSK)
Brüderstr. 13
02826 Görlitz
Telefon: 03581/400526

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Projekt befasste sich mit der beispielhaften Sanierung eines aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammenden Speicher- und Handelskontorgebäudes, das speziell für die Lagerung und Veredelung des seinerzeit sehr wertvollen Leinensaatguts konstruiert wurde. Das einst für die schlesische Leinwandfertigung typische Nutzgebäude war in der Region einmalig und nach jahrzehntelanger unsachgemäßer Nutzung und Leerstand akut gefährdet: Moderfäule und beginnender Befall durch Hausschwamm, weit reichende Belastung des Mauerwerkes durch Versalzung und eine Vergipsung der Dacheindeckung durch Umweltschäden, sowie Schäden durch Wassereinfall infolge der Aufschüttung des Hofbereichs mit Schlacke stellen eine besondere bauliche und denkmalpflegerische Herausforderung dar.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenErforderlich zur Rettung des Gebäudes waren:
- Beseitigung der Versalzung,
- fachgerechte Renovierung des Dachstuhls und Erneuerung der Dachdeckung
- Sanierung der Mauerwerksschäden durch punktuelle und kleinflächige Ergänzung des
Ziegelmauerwerkes mit Altmaterial,
- Beseitigung des nachträglich eingebauten Zementbodens im Erdgeschoss
- Erneuerung des Innenputzes
- die Rekonstruktion der historischen Fassade mit Putz und Farben
- die Erneuerung von Eingangstür und Fenstern nach historischem Vorbild
- Rettung der Treppenanlage und des Kontorraums im 1. Obergeschoß
- Rekonstruktion des Innenputzes
- Sanierung der Sandsteinplatten im Dielenbereich
- Gestaltung der Fläche um den Speicher herum nach historischem Vorbild.

Betreut von der Denkmalakademie Görlitz und dem polnischen Denkmalamt wurden die Baumaßnahmen von deutschen und polnischen Firmen durchgeführt. Im Rahmen der grenzüberschreitender Zusammenarbeit fanden begleitend in drei Seminaren zur Denkmalsanierung auf dem Gutshof statt.


Ergebnisse und Diskussion

Wichtigste Herausforderung war, die Ursachen für die Versalzung des Gebäudes zu beseitigen. Dazu fand zu Beginn des Projekts ein Fachseminar - geleitet von der Denkmalakademie Görlitz - statt, an dem die Mitarbeiter der beteiligten Fachfirmen sowie der polnischen Denkmalschutzbehörde teilnahmen. Hierbei wurde nicht nur nach der Ursache gefragt, sondern auch kostengünstige und für den schweren Versalzungsgrad angemessene experimentelle Methode zur Salzentziehung im vorgestellt und ausprobiert. Letztlich wurde ein spezieller Lehm-Kalk-Zelluloseputz angefertigt und im gesamten Sockelbereich der Außen- und Innenfassade aufgetragen. Durch die ausgezeichneten Kapillarwirkung dieses Putzes konnte dem Mauerwerk über die Wintermonate die Feuchtigkeit und damit verbunden die Salzpartikel entzogen werden. Wichtig war auch Ableitung von Regenwasser durch die Schaffung eines Gefälles und die Verlegung neuer Rinnen zur Straße hin. Dies war nötig, weil das Straßenniveau in den 1970er Jahren erhöht worden war.

Anschließend musste zwischen Anfang Oktober und Wintereinbruch das Mauer im Simsbereich, sowie bei den Balkenauflagen für die Deckenbalken dass Mauerwerk ausgebessert werden, um eine solide Grundlage für den Einbau der neuen bzw. ergänzten Balken zu schaffen. Im Frühjahr 2009 wurde das im Mortelbettverfahren mit Biberschwanzziegeln eingedeckt Im Inneren des Speichers wurde nun die nachträglich eingezogenen Zwischendecken, durch die ein Kellerbereich entstanden war, entfernt und so die historische Raumhöhe des Raums im Parterre wiedererlangt. Eine Auffüllung des vormaligen Kellers mit kapillarbrechendem Mineralgemisch und die Anlage eines Estrichbodens vervollständigte diese Maßnahme.

Die Schäden am historischen Speicher konnten nicht zuletzt durch das Engagement und der guten Zusammenarbeit der beteiligten deutschen und polnischen Fachfirmen und Denkmalspezialisten relativ kostengünstig beseitigt werden. Vorteilhaft war vor allem die Arbeitsteilung der Arbeiten auf die deutsche und die polnische Firma. Vorteile in Polen boten die niedrigen Preise für übergroße Holzelementen oder auch die Angebote vieler noch existierenden kleinen Sägewerke, die preiswert Spezialanfertigungen anboten. Die deutschen Firmen boten wiederum Spezialgeräten und -materialien sowie hohes Fachwissen in Bezug auf traditionelle Handwerkstechniken.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Zu Beginn der Restaurierungsarbeiten war ein 5 x 3,5 Meter großes Informationstransparent an der Fassade des Speichers angebracht, die in deutscher und polnischer Sprache über die laufenden Arbeiten, die Ziele und die Unterstützer durch die DBU hinwies. Um auf das Problem der Gutshöfe aufmerksam zu machen, wurde gemeinsam mit der Stiftung Dolina Pa?acow i Ogrodów eine Konferenz mit dem Titel Möglichkeiten der Revitalisierung der Gutsanlagen im Hirschberger Tal. Ein unterschätztes Potential für die Entwicklung der Region durchgeführt. Auf die historische Bedeutung und die gegenwärtigen Probleme dieser Gebäude weist auch die vom VSK für das Dominium Lomnitz erarbeitete Ausstellung Hinterm Herrenhaus. Zur Geschichte der Gutsherrschaft und der Gutshöfe im Hirschberger Tal und Riesengebirgsvorland die seit April 2009 im Speicher zu sehen ist.

Von Frühjahr bis Herbst 2009 fanden mehrere Journalisten-Rundfahrt mit einer ausführlichen Besichtigung des Gutshofes statt. Außerdem wurden lokalen Politikern und Gemeinderäten sowie Mitarbeitern der Denkmalbehörde zu solchen Fahrten eingeladen. Hierbei wurde auf die Bedeutung dieses kulturellen Erbes hingewiesen sowie auf das Potential, das diese landwirtschaftlicher Anlagen für die weitere Entwicklung des Hirschberger Tal als Tourismusregion in sich bergen. Um auf das Vorhaben Museumsgutshof von Lomnitz hinzuweisen wurde Infoflyer erstellt. Außerdem entstand eine ca. achtminütige multimediale Präsentation in deutscher und polnischer Sprache, ab Frühjahr 2010 den Besuchern auf Wunsch vorgestellt wird. Beiträge in der deutschen und polnischen Regionalpresse sowie Radiobeiträge, vor allem die zahlreichen Großveranstaltungen auf dem Gutshof sorgten während der ganzen Projektlaufzeit dafür, dass die Bevölkerung der Region über die Fortschritte bei der Restaurierung in Lomnitz informiert wurde. Bei der gesamten Öffentlichkeitsarbeit wurde auf die Unterstützung der DBU hingewiesen.


Fazit

Das Projekt kann nach in vollem Umfang als Erfolg bezeichnet werden. Der Speicher des Gutes Lomnitz konnte so äußerlich in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt und damit ein wichtiges Element der Gesamtanlage wieder gewonnen werden. Nun ist erkennbar, dass die beiden Lomnitzer Schlösser, der Park und der Gutshof eine Einheit sind. Der Gutshof - obwohl immer noch nicht vollständig restauriert und museal sowie touristisch genutzt - ist schon jetzt bei den regelmäßigen Festveranstaltungen ein Besuchermagnet.

Übersicht

Fördersumme

120.000,00 €

Förderzeitraum

01.08.2008 - 01.11.2009

Internet

www.vskschlesien.de

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Ressourcenschonung
Umwelttechnik