Projekt 26625/01

Die anthropogen umweltgeschädigten Burgen Drei Gleichen als Objekte einer Sanierungskonzeption in Zusammenarbeit von Naturschutz und Denkmalpflege

Projektträger

Georg-August-Universität Göttingen Geowissenschaftliches Zentrum
Goldschmidtstr. 3
37077 Göttingen
Telefon: 0551/39-7929

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die stärkere Verknüpfung von ökologischen und kulturellen Aspekten ist unabdingbare Voraussetzung für den nachhaltigen Schutz von historischen Kulturlandschaften. Burganlagen sind in ihrer Gesamtheit sowohl einzigartige Bio- und Geotope als auch denkmalschützerisch besonders wertvolle Objekte. Die Region der Drei Gleichen-Burgen am Südrand des Thüringer Beckens ist ein in Deutschland einzigartiges Ensemble aus Kulturlandschaft und Baudenkmälern. Diese Burgberge bieten auch einer großen Vielfalt von einheimischen und eingewanderten Pflanzen- und Tierarten Zuflucht.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Gebiet der Drei Gleichen ist eine der landschaftlich reizvollsten Gegenden des Thüringens Beckens. Die Burgberge der Drei Gleichen sind weithin sichtbare Landschaftselemente. Wie der Baukörper der Burg sind auch die Vegetation des Burgberges und der besondere geologische Untergrund Teile eines Ensembles. Sie alle tragen die Spuren der über die Jahrhunderte wechselnden Nutzung in sich und sind entsprechend herausgehoben aus dem völlig anders - nämlich durch Ackerbau und dörfliche Siedlungen - geprägten Umland. Ebenso wie die Baukörper der Burgen selbst hat die Vegetation der Burgberge über die Jahrhunderte hinweg erhebliche Veränderungen erfahren und ist zu einem unverwechselbaren Zeugnis der Geschichte geworden. Es gab bis dato keine Anstrengungen, die Burgen im Blick auf das gesamte Ensemble zu erhalten, sondern lediglich nicht aufeinander abgestimmte, einzelne Maßnahmen. Zielsetzung des Projektes war es daher die Erarbeitung eines naturverträglichen Sanierungs- und Pflegekonzeptes, das wesentliche Vorgaben des Denkmal- und Naturschutzes integriert. Dieses sollte nicht nur bezogen auf den Baukörper der Burg als Kunstobjekt wie auch als Lebensraum für Pflanzen und Tiere geschehen, sondern auch bezogen auf die Wechselbeziehung zwischen dem Baukörper und dem unverwechselbaren Erscheinungsbild seines Umfeldes - den Burgberg. Neben einer Zustandserfassung wurden konzeptionelle Arbeiten unter verschiedenen Gesichtspunkten wie materialwissenschaftlicher Untersuchungen, Erfassung der Aufwuchsflora und vegetationsökologischer Zusammenhänge durchgeführt, um die Eigenart, Vielfalt und Schönheit der historischen Kulturlandschaft in Verknüpfung mit den Belangen des Denkmalschutzes modellhaft zu erarbeiten.


Ergebnisse und Diskussion

Fachwissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen (Geologie, Geographie, Biologie, Materialwissenschaften, Denkmalpflege, Bauforschung und Kunstgeschichte) haben sich zusammen gefunden, um die Besonderheiten der Landschaft und der drei Burgen aus ihren jeweiligen Blickwinkeln zu dokumentieren.
Das Landschaftsbild der Drei Gleichen ist im Wesentlichen von einer Vegetation geprägt, die aus historischen Nutzungsformen in einer seit Jahrhunderten gewachsenen mitteleuropäischen Kulturlandschaft entstanden ist. Nahezu sämtliche auf den Burgbergen vorkommenden Pflanzengesellschaften sind aber auch im europäischen Kontext stark im Rückgang begriffen. Hierzu gehören sämtliche Gesellschaften des Trockenrasen-Komplexes, die Trockengebüsche, die artenreichen mesophilen Grünländer, die Labkraut-Eschen-Hainbuchen-Wälder und Buchenwald-Gesellschaften.
Die Geologie des Drei-Gleichen-Gebietes spiegelt sich an den Gebäuden ihrer Städte und Dörfern wider. Dies gilt für die namensgebenden mittelalterlichen drei Burgen, aber auch für weniger auffällige Häuser und Bauten, die mitunter vollständig aus regional auftretenden Werksteinen bestehen. Grundlegend ist festzuhalten, dass die Wachsenburg, im Gegensatz zu ihren zwei Nachbarburgen, heute im nahezu vollständig restaurierten Zustand existiert, und damit kaum mehr originalverbaute Gesteine besitzt. Die Ruinen Burg Gleichen und Mühlburg bestehen dagegen auch heute noch größtenteils aus ihren Originalbausteinen und zeigen dadurch das Spektrum der regionalen Naturwerksteine. Die mikrobielle Besiedlung der Werksteine ist in im Zusammenhang mit vielen Schadbildern auffällig. Die Schadensformen (Abplatzen von Krusten, Absanden und Abschalen) sind auch bei augenscheinlich nicht besiedelten Werksteinen sichtbar, können allerdings durch Mikroorganismen beschleunigt werden.
Im Rahmen des Projektes erfolgte eine konservatorische Bestandsaufnahme der gesamten Burganlage der Wachsenburger Gleiche. Als ein praktischer, materialspezifischer Ansatz wurden modellhaft Musterflächen unterschiedliche Mörtelvarianten appliziert, um diese hinsichtlich ihrer Langzeitstabilität zu testen. Ziel ist es, Empfehlungen geeigneter Vorgehensweisen und Materialien für nachhaltige Sanierungsmaßnahmen der Gesamtanlage für die Zukunft geben zu können. Nach zweijähriger Standzeit stehen die Mörtel grundsätzlich betrachtet stabil da. Es ist erfreulich, dass die Bereiche, die in Folge der Bestandsaufnahme als besonders gefährdet angesehen wurden, derzeit von der Stiftung Thüringischer Schlösser und Gärten restauratorisch bearbeitet werden. Als Schwerpunkt der Arbeiten werden derzeit die Kanzlei und die Reste des Kellers des Herrenhauses bearbeitet. Die leitende Architektin greift für die Arbeiten auch hinsichtlich der Restaurierungsmörtel auf die Erkenntnisse des Projektes zurück.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Der Transfer der Projektidee- und Ausführung in der Öffentlichkeit wurde durch Berichterstattungen in den regionalen Zeitungen und durch mehrere Fernsehberichte des MDR realisiert. Im Dezember 2010 sind das Buch Die Drei Gleichen - Baudenkmäler und Naturraum (Edition Leipzig, Leipzig) sowie ein Jahreskalender (Druckmedienzentrum Gotha, mit Unterstützung des NABU, Kreisverband Gotha) erschienen. Im Rahmen des Projektes wurde eine Dauerausstellung auf der Mühlburg eröffnet. In Bildern und in greifbaren Objekten wurden die Resultate des Projektes durch das Graphikdesignbüro von Marion Jahnke (Kiel) umgesetzt.


Fazit

Aus den umfangreichen geologischen, floristischen, vegetationskundlichen, mikrobiologischen, bauhistorischen und restauratorischen Untersuchungen wurde ein seltenes Ensemble aus Kulturlandschaft und Baudenkmälern am Beispiel der Drei-Gleichen am Südrand des Thüringer Beckens herausgestellt. Entsprechenden Empfehlungen für Pflegemaßnahmen wurden abgeleitet. Neben den üblichen naturschutzrelevanten Aspekten, der Hervorhebung von Burgberg-typischen Elementen wird zudem darauf abgezielt, durch die Empfehlungen die Elemente in bestehende Landschaftsbilder einzupassen, bzw. diese Landschaftsbilder zu schaffen und zu erhalten, die den Charakter der Burgberge herausstellen. Eine Schlüsselfunktion aus restauratorischer Sichtweise kommt jedoch der regelmäßigen Beobachtung der Situation, der Inspektion und einem regelmäßig zu terminierenden Monitoring zu. Auf Grundlage von Bestandsaufnahmen können hierfür ehrenamtlich aktive Personen mit einbezogen werden. Niemand kennt in der Regel die Objekte besser als der örtliche Burgwart oder die Mitglieder eines örtlichen Burgenvereins, niemand kann Veränderungen am Baukörper schneller erkennen. Viele dieser langjährigen Begleiter haben das Schicksal der Gebäude und Objekte über Jahre verfolgt und darüber hinaus ein persönliches Interesse ausgebildet. Nicht wenige fungieren neben Ihrer Funktion als Wächter heute auch als Fremdenführer.

Übersicht

Fördersumme

114.875,00 €

Förderzeitraum

16.12.2008 - 31.07.2011

Internet

http://stone2020.uni-goettingen.de/

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Landnutzung
Naturschutz
Umwelttechnik