Projekt 26613/01

Qualitätsmanagement für Naturschutzprojekte – eine Diskussion möglicher Standards und Methoden

Projektträger

Julius-Maximilians-Universität Würzburg Biozentrum Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie (Zoologie III)
Am Hubland
97074 Würzburg
Telefon: 0931/888 4365

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der rapide Verlust biologischer Vielfalt erfordert die Professionalisierung von Naturschutzarbeit auf der Planungs- und Managementebene, um Projekte erfolgreich durchzuführen, neue Partner zu gewinnen und zusätzliche Mittel zu akquirieren. Ein zentrales Ziel muss sein, potenziellen Geldgebern deutlich zu machen, dass Naturschutz hohen Qualitätsanforderungen genügt und nachweislich erfolgreich ist. Darüber hinaus müssen verfügbare Mittel effizient eingesetzt werden, um einen maximalen positiven Effekt im Hinblick auf das angestrebte Schutzziel zu erreichen. Hierfür spielt die Kenntnis und Umsetzung von Projektmanagementmethoden eine wichtige Rolle. Bis zur Umsetzung des vorliegenden Projekts gab es keine Informationen über die Managementansätze deutscher NGOs. Defizite im Hinblick auf Projektmanagement. Erwartete Chancen und befürchtete Risiken externer Evaluierung sowie der mögliche Bedarf an Hilfestellungen der NGOs im Hinblick auf das Projektmanagement waren nicht bekannt. Diese Defizite sollten mit der vorliegenden Studie ausgeglichen werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn einem ersten Schritt wurde im Rahmen einer umfassenden Literatur- und Internetrecherche eine Liste von NGOs und Ansprechpartnern zusammengestellt, sowie im Internet verfügbare Informationen zur Projektarbeit der NGOs gesammelt. Im Zuge einer umfangreichen Telefonbefragung wurden Verantwort-liche in den NGOs zu ihrer Praxis hinsichtlich der Auswahl, Durchführung, Dokumentation und Bewertung von Projekten befragt. Die Ergebnisse wurden anonymisiert und den Teilnehmern dieser Befragung im Rahmen eines Workshops vorgestellt. Darüber hinaus wurden offene Interviews mit Entscheidern aus Wirtschaftsunternehmen geführt, um ihre Einstellung zur Förderung von Naturschutzarbeit zu erhalten. Umfassend dargestellt und analysiert wurden die Ergebnisse in der vorliegenden Studie, die auch Handlungsempfehlungen für das weitere Vorgehen bzw. die Umsetzung in der Praxis enthält. Darüber hinaus wurde ein Leitfaden zum Projektmanagement in NGOs erstellt. Studie und Leitfaden wurden an alle befragten NGOs, Unternehmen und Medienvertreter verschickt.


Ergebnisse und Diskussion

Die Analyse der im Internet vorhandenen Informationen zeigt, dass NGOs stark voneinander abweichende Informationen zur Verfügung stellen. Eine stärkere Transparenz der Informationen ist aus Sicht der interessierten Öffentlichkeit und potenzieller Spender unbedingt anzustreben. Besonders kleine Organisationen nutzen das Medium Internet nicht in dem Maße, wie es ihren eigenen Zielen dienlich wäre. Anders als große Organisationen, die oft über eigene Abteilungen für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit verfügen, müssen kleine Organisationen mit ihren personellen und finanziellen Mitteln besonders haushalten, was sich häufig in einer mangelnden Kommunikation niederschlägt. Dabei erlaubte das Internet auch ihnen, professionell, transparent und kostengünstig mit Interessenten und Spendern in Kontakt zu treten. Um das beobachtete Defizit auszugleichen, gibt die Studie Handlungsempfehlungen für den Internetauftritt von NGOs.
Bei den strukturierten Telefoninterviews zeigte sich ein heterogenes Bild, sowohl im Hinblick auf die strategische Auswahl von Projekten, deren Bewertung und das Projektmanagement durch deutsche NGOs. Dabei fiel auf, dass kleine Organisationen mit starkem Fokus auf eine Art oder Tiergruppe, bzw. geographische Konzentration u. U. besonders effizient arbeiten. Große Organisationen sind Laien zwar präsenter und können auf eine ihnen per se zugeschriebene Expertise bauen, werden den Ansprüchen im Hinblick auf professionelles Projektmanagement aber nicht zwangsläufig gerecht. Besonders die Aussagen zur strategischen Ausrichtung der Projektarbeit, beginnend mit der Auswahl von Zielarten und Projektgebieten bis hin zum Monitoring und der Dokumentation der Ergebnisse sowie der abschließenden Erfolgskontrollen, warfen ein eher ernüchterndes Bild auf die Arbeit deutscher NGOs. Obwohl diese Defizite den Befragten zumindest teilweise bewusst sind, sehen sie sie selten als Ursache für ein Scheitern der Projektarbeit. Dieses wird eher einer mangelnden Personalausstattung oder fehlenden Mitteln zugeschrieben. So erklärt sich möglicherweise auch, die tendenziell eher ablehnende Haltung gegenüber der externen Bewertung von Naturschutzarbeit und der Einführung von Qualitätssiegeln.
Die für die Studie befragten Unternehmensvertreter können den naturschutzfachlichen Wert der geförderten Projekte in der Regel nicht bemessen. Demzufolge wählen sie große und bekannte NGOs für die Förderung aus. Einige Unternehmen wünschen sich aber durchaus einen nachprüfbaren Erfolg der von ihnen geförderten Projekte. Unternehmen sind daher einer Zertifizierung von Projektarbeit eher aufgeschlossen als NGOs.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse der Telefonbefragung wurden den teilnehmenden Institutionen in einem von der Deutschen Bank in Frankfurt unterstützen Workshop vorgestellt.
Die fertige Studie und der Leitfaden zum Projektmanagement wurden allen Studienteilnehmern, Wirtschaftsvertretern aus unserem Netzwerk, Behördenvertretern und Journalisten zugesandt.
Die Studie wurde im Rahmen verschiedener Vorträge vor Entscheidungsträgern aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft vorgestellt.


Fazit

Naturschutzorganisationen in Deutschland haben ein großes Interesse, ihre Arbeit effizient und professionell durchzuführen. Mangelnde personelle und finanzielle Ressourcen, sowie Unkenntnis über mögliche Managementmethoden führen aber häufig dazu, dass es an einer strategischen Ausrichtung der Projekte mangelt. Von vielen NGOs wird nicht erkannt, dass eine Investition hierin die Effizienz der Arbeit erhöht aber vor allem auch das Scheitern von Projekten verhindert. Unternehmen und NGOs sprechen zu häufig unterschiedliche Sprachen, so dass wahre Partnerschaften selten sind. Es wäre erstrebenswert, NGO-Vertreter in Aspekten des Projektmanagements zum Beispiel von Seiten der DBU auszubilden. Der vorliegenden Studie sollte sich eine weitere Untersuchung anschließen, die das Potential deutscher Unternehmen hinsichtlich eines verstärkten Engagements für Naturschutz in den verschiedenen Sektoren und Unternehmensfeldern untersucht und konkrete Vorschläge für Verbesserungen entwickelt.

Übersicht

Fördersumme

40.840,00 €

Förderzeitraum

01.10.2008 - 31.08.2010

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation