Projekt 26566/01

Potenzialerschließung bislang nicht genutzter nachwachsender Rohstoffe – am Beispiel von Grünflächen in Gebirgslagen im Naturpark Zittauer Gebirge und Lausitzer Gebirge

Projektträger

NETwork for System Competence and Innovation(NETSCI) GmbH
Großschönauer Str. 63
02796 Kurort Jonsdorf
Telefon: 035844/72211

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Zittauer Gebirge und Lausitzer Gebirge verfügen über zahlreiche Bergwiesen, deren Flora und Fauna besonders schutzwürdig sind und deshalb erhalten werden sollen. Die diesem Projekt vorangestellte Machbarkeitsstudie Bergwiesenmanagement in Zittauer und Lausitzer Gebirge kam zu dem Ergebnis, dass die vorhandenen Potenziale an Biomasse ökologisch und ökonomisch ganzheitlich genutzt werden können. Darauf aufbauend zielte dieses Projekt zunächst auf die Erschließung der ungenutzten Potenziale an Biomasse im Zittauer und Lausitzer Gebirge.
Ziel des Umsetzungsprojektes war es, ein ökonomisch und ökologisch effizientes Grasverarbeitungskonzept zu entwickeln, um die auf dem Gebiet der Landschaftspflege engagierten Akteure über gemeinsame Win-Win Effekte miteinander zu vernetzen. Durch eine extensive Bewirtschaftung der Bergwiesen und die Biomassenutzung ist es somit möglich, das Landschaftsbild der Grünflächen im betrachteten Mittelgebirgsraum auch grenzübergreifend langfristig zu erhalten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projektvorgehen gliedert sich in folgende Arbeitsschritte:
1. Analyse der Einflussparameter (quantitative und qualitative) eines zentralen oder dezentralen (externer Dienstleister) Versorgungskonzeptes;
2. Analyse der Fördermöglichkeiten im Rahmen des umweltpolitischen Instrumentariums im Freistaat Sachsen, sowohl für das Betriebskonzept des Versorgers als auch für die Flächeneigentümer;
3. Wie unter 2, allerdings für die in der Tschechischen Republik gelegenen Flächen und potenziellen Betreiberstrukturen/-möglichkeiten (ggf. eine länderspezifische Lösung);
4. Entscheidungsfindung über zentrale und/oder (Kombinationen nicht ausgeschlossen) dezentrale Versorgungsdienstleistung unter Berücksichtigung der länderspezifischen logistischen, organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen;
5. Festlegung des Marktpreises für Bergwiesenbiomasse, der als Grundlage für die Verhandlungen mit den Flächeneigentümern definiert sein muss;
6. Analyse und flächenbezogene Zuordnung des Biomasseaufkommens;
7. Festlegung eines kritischen Preises für die Lieferung der Biomasse (Selbstkostenpreis für den Verwerter bzw. Kosten der Alternative, z. B. Pflanzenöl);
8. Festlegung zur Vertragspartnerschaft mit den Flächeneigentümern;
9. Ausarbeitung der Vertragsinhalte, Analyse der juristischen Aspekte für spätere Vertragsabschlüsse mit den Flächeneigentümern auf Grundlage einer zentralen Lösung;
10. Ausarbeitung der Vertragsinhalte, Analyse der juristischen Aspekte für spätere Vertragsabschlüsse mit den Transporteuren der Bergwiesenbiomasse;
11. Analyse und Festlegung der technischen Machbarkeit der Verarbeitung des Biomasseaufkommens mit der PROGRASS-Anlage;
12. Konkretisierung der technischen Parameter zur Verarbeitung des Biomasseaufkommens im deutschen Teil des Projektgebietes, Dimensionierung für eine zentrale Lösung einschließlich eines Investitionskonzeptes;
13. Konkretisierung der technischen Parameter zur Verarbeitung des Biomasseaufkommens im tschechischen Teil des Projektgebietes, Dimensionierung für eine zentrale Lösung einschließlich eines Investitionskonzeptes;
14. Analyse weiterer Parameter zur perspektivischen stofflichen Verwertung durch die Hochschule Zittau-Görlitz;
15. Wirtschaftlichkeitsbetrachtung des Anlagenbetriebes unter Einbezug eines Logistikkonzeptes für das gesamte Projektgebiet;
16. Zusammenfassung der Ergebnisse im Rahmen eines ganzheitlichen Investitions- und Finanzierungskonzeptes;
17. Projektbegleitende Informationsveranstaltungen für Flächeneigentümer und potenzielle Kooperationspartner;
18. Dokumentation/Publikation der Projektergebnisse.


Ergebnisse und Diskussion

Aus den Ergebnissen der durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt geförderten Machbarkeitsstudie Bergwiesenmanagement in Zittauer und Lausitzer Gebirge (Laufzeit 01.05.2006-28.04.2008) konnte man entnehmen, dass auf dem Untersuchungsgebiet ungenutzte Potenziale an Biomasse vorhanden sind, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll erschlossen werden könnten.
Das Ziel des Umsetzungsprojektes war es dann, die ungenutzten Potenziale an Biomasse in Zittauer und Lausitzer Gebirge zu erschließen.
Es erfolgte in intensiver Absprache mit potenziellen Anlagenentwicklern und -betreibern die Ausarbeitung eines Technologiekonzeptes, das den spezifischen Anforderungen der Untersuchungsregion und des potentiellen Investors genügt.
Eine weitere Aufgabe bestand unter anderem darin, einen Vorschlagskatalog für kommunikative Maßnahmen zur Potenzialerschließung nicht genutzter Biomasse aus den Grünflächen in Gebirgslagen im Naturpark Zittauer Gebirge und Lausitzer Gebirge zu erstellen. Durch die Problemdarstellung und die anschließende SWOT Analyse konnte die Aufgabe formuliert werden. Daraus wurden die Kommunikati-onsstrategie abgeleitet sowie Zielgruppen und Ziele definiert. Es entstanden verlässliche und fundierte Informationsquellen für alle Dialoggruppen. Auf Grundlage der vorangegangenen Ergebnisse konnte nun die Umsetzung im operativen Bereich erfolgen.
Zudem erfolgte eine Auswahl der geeigneten Rechtsform für den Landschaftspflegeverband.
Zusätzlich wurden Analysen der verschiedenen Möglichkeiten auf Grundlage der Berechnungen durchgeführt und erste Projektvorschläge geäußert.
Es wurden zahlreiche Vergleichsrechnungen durchgeführt, wobei sich die Prograss Anlage als beste Variante erwies.
Außerdem wurde ein Investitions- und Finanzierungskonzept erstellt, in dem sich die genannten Zahlen, Fakten und Ergebnisse in übersichtlicher Form widerspiegeln und so eine Empfehlung nicht nur für den Landschaftspflegeverband Zittauer Gebirge und Vorland e. V., sondern auch für alle anderen Landschaftspflegeverbände ausgesprochen werden kann.
Die Darstellung der Projektergebnisse und -erkenntnisse erfolgte natürlich auch im tschechischen Untersuchungsgebiet.
Ein Umsetzungskonzept entstand und auch Vertragsentwürfe wurden gefertigt, so dass der erfolgreichen Umsetzung des Projektes nichts mehr im Wege stehen sollte.
Die Priorität liegt vor allem beim deutschen Standort mit Zulieferungen tschechischer Biomasse. Ein Investitionsstandort in Tschechien ist weiter im Fokus der Überlegungen, nicht aber im kurzfristigen (2011/2012) Zeitfenster.
Die Projektergebnisse wurden in Form von Zwischen- und Endberichten dokumentiert und werden dann auch im Internet zur Verfügung gestellt.
Das als Basiswissen vorliegende Informations- und Kommunikationskonzept soll zum offenen Logistikkonzept für die Organisation der Biomasseströme weiter entwickelt werden.
Das Technologiekonzept erlaubt durch die modulare Struktur nach wie vor die Integration stofflicher Verwertungsmöglichkeiten, speziell durch die MBAT - Anlage der Hochschule Zittau/Görlitz, die im Laufe des Jahres 2012 betriebsbereit sein soll.
Die Projektakteure und -verantwortlichen setzen des Weiteren auf den Modellcharakter dieses Projektes, wenn die Anlage beim LPV in Betrieb genommen wurde. Spätestens dann sind `Nachahmeffekte` in anderen Landschaftspflegeverbänden zu erwarten, die hinsichtlich der Verwertung / Entsorgung von Biomasse vor ähnlichen Herausforderungen stehen.
Der LPV als künftiger Anlagenbetreiber und NETSCI werden über den diesbezüglichen Fortschritt regelmäßig informieren, jeweils mit Hinweis auf die Anschubfinanzierung der DBU.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Rahmen des Umsetzungsprojektes wurde ein Konzept zur Erschließung der bislang ungenutzten Potenziale erstellt. Die wissenschaftliche Begleitung des Projektes sowie regelmäßige und abschließende Berichterstattungen ermöglichen Multiplikatoreffekte durch Realisierungen in anderen Regionen, die durch die Erfahrungen im Zittauer und Lausitzer Gebirge einen Leitfaden für eigene entsprechende Umsetzungsaktivitäten erhalten.
Darüber hinaus liefert das Betriebskonzept ein Good Practice Beispiel für vergleichbare Initiativen der Biomassenutzung, die auf der Grundlage einer Kooperation zwischen öffentlichen und privaten Akteuren entstehen. Der diesbezügliche Innovationsgehalt und Modellcharakter des Projektes wurde im Juli 2011 vom Leibniz-Institut für Länderkunde e. V. mit Sitz in Leipzig insofern bestätigt, indem das Vorhaben in die europäische Datenbank DERREG - Developing Europe`s Rural Regions in the Era of Globalization - aufgenommen wurde. Das Projekt wird dort künftig als gelungenes Beispiel für Regionalentwicklung im Themenfeld Erneuerbare Energien und Energieeffizienz geführt.
Im Landkreis Görlitz gibt es eine große Dichte an vorhandenen landwirtschaftlichen und gewerblichen Bioraffinerien sowie zahlreiche geplante Investitionen und Initiativen zur Biomasseverarbeitung und die Erschließung bislang nicht genutzter Potenziale. Demzufolge ist eine Marktausweitung auf die benachbarten Kreise sowie Regionen in Tschechien und Polen sinnvoll.
Im Rahmen des Projektes ergibt sich aus der regionalen Besonderheit (direkte Grenznähe Deutschland und Tschechien) sowie aus den unterschiedlichen Nutzungsinteressen von Landwirten, Naturschützern und Biomasseverarbeitern ein erhöhter Bedarf an Kommunikation und Verständigung zwischen allen Projektbeteiligten.
Die Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation der Projektergebnisse erfolgte zum einen über ein Informations- und Kommunikationskonzept, zum anderen durch regelmäßige Projektworkshops und Treffen der Projektakteure. Abschließend werden die Projektergebnisse über eine entsprechende Internetpräsentation publiziert.


Fazit

Der bewährte Weg Schutz durch Nutzung sowie innovative Verarbeitungstechnologie mit Produkten, welche breite Anwendungsmöglichkeiten aufweisen, sind Indizien für eine erfolgreiche Umsetzung des Vorhabens. Die Vorstudie hatte bereits ergeben, dass es aus ökonomischen Gesichtspunkten für die Landwirte interessant ist, die Grünlandbewirtschaftung zu extensivieren. Voraussetzung ist eine Möglichkeit zur Vermarktung der von extensiven Flächen gewonnenen Biomasse. Bisher fand keine Nutzung der überschüssigen Biomasse aus dem Untersuchungsgebiet statt. Durch die Ausweitung der Aktivitäten regionaler Energieversorger (ENSO, Stadtwerke) auf dem Gebiet Energie aus Biomasse wird der regionale Biomassemarkt enger. Zusätzliche finanzielle Anreize aus der EEG Novelle für die Verarbeitung der Biomasse aus der Landschaftspflege zu Strom erhöhen die Attraktivität der Bergwiesen als Rohstofflieferant.
Im Rahmen der Erarbeitung des Umsetzungskonzeptes wurden eine Reihe von Investitions- Vergleichsrechnungen durchgeführt, die zu dem Ergebnis kommen, dass die Prograss-Anlage 2 insgesamt wirtschaftlich am interessantesten ist. Die vorgeschlagene Anlage ist außerdem innovativ, weil sie keine Qualitätsanforderungen an den Input stellt.
Erklärtes Ziel des Kommunikationskonzeptes besteht in der Förderung des internationalen und interdisziplinären Wissensaustausches zwischen allen direkt und indirekt beteiligten Projektakteuren. Dafür wurden alle Beteiligten, insbesondere die Landwirte des Zittauer und Lausitzer Gebirges, Landschaftspflegeverbände und Naturschutzorganisationen, in das Umsetzungsprojekt kontinuierlich einbezogen. Für alle beteiligten Projektakteure ergibt sich eine eindeutige Win-Win Situation, weil das Landschaftsbild erhalten bleibt, die Landwirte und Anlagebetreiber mit der überschüssigen Biomasse Erträge erwirtschaften, und der LPV, NSZZG und die Gemeinden das Entsorgungsproblem für ansonsten nicht nutzbaren Grünschnitt lösen können.
Die erzielten Projektergebnisse sind somit nicht nur theoretisch fundiert sondern auch praktisch relevant.
Die Projektverantwortlichen sind sich sicher, den Anforderungen der DBU hinsichtlich der Projektrealisierung in vollem Umfang genügt zu haben, so dass das Projekt insgesamt im Rahmen der vorgesehenen Laufzeit zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden konnte.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

01.05.2009 - 30.06.2011

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz