Projekt 26538/01

Jagdhabitatnutzung von Fledermäusen in Wald-Gewässer-Insellagen – Nutzung von Grünland und Agrarland als Pufferflächen

Projektträger

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-NürnbergLehrstuhl für Zoologie II
Staudtstr. 5
91058 Erlangen
Telefon: 09131/854 28 051

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In und um das Teichgebiet Hintenteiche bei Biesenbrow soll mit Hilfe einer neuentwickelten, digitalen, computergestützten, automatischen Registrierung der Ultraschallortungsrufe von Fledermäusen die Nutzung verschiedener Jagdhabitate über den Sommer hin parallel und kontinuierlich gemessen werden. Daraus werden Rückschlüsse auf die Beantwortung folgender Fragen erhofft:
Wann nutzt welche Fledermausart welches Jagdgebiet (Wald, Schilfflächen, Wasserflächen. Grünland, Agrarland)? Wie weit tragen die umgebenden Agrarflächen (v. a. Raps, Mais, Getreide) zur Ernährung der Fledermauskolonien bei? Bis in welche Entfernung vom Wald lässt sich Jagderfolg nachweisen? Welche Rolle spielen Grünlandpufferflächen als Jagdhabitate?
Gleichzeitig soll mit dieser Untersuchung der neuentwickelte batcorder der Firma ecoObs getestet und validiert werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEinarbeitung in die Technik des batcorder

Auswahl der Aufstellorte der batcorder im Projektgebiet

Erhebung des Fledermausarteninventars mit Hilfe weiterer Methoden (Quartiersuche, Netzfänge, Ultra-schall-Aufnahmen mit Zeitdehnungs-Detektoren)

Datenerhebung mit den batcordern (kontinuierlicher Einsatz im Feld)

Parallel dazu Erhebung der Vegetationseinheiten im Projektgebiet

Datenauswertung: detailierte Auswertung der batcorder-Messdaten

Erstellung des Berichtes, Publikation


Ergebnisse und Diskussion

Insgesamt wurden im Projektgebiet im Jahr 2009 1.532 Sessions (Batcorder-Aufstellungen) durchgeführt, bei denen insgesamt 860.967 Sequenzen aufgenommen wurden. Die Aufzeichnungen aus dem Herbst 2008 wurden nicht mit integriert, da diese nicht in das Auswertungs-System gepasst hätten. Die Erfahrungen aus dem Jahr 2008 waren aber enorm wichtig, um für das Jahr 2009 einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Insgesamt konnten 10 Fledermausarten festgestellt werden, bei 5 Arten auch Reproduktion. Die Mückenfledermaus, die unter den 3 Pipistrellus-Arten, die stärkste Bindung an Wald hat, zeigte vom Frühjahr bis zum späten Herbst eine hohe Aktivitätsdichte, so dass hier von einer nicht ziehenden Poulation ausgegangen werden darf.
Die höchste Aktivitätsdichte hatte mit 158.784 erfassten Rufsequenzen die Rauhautfledermaus, gefolgt von der Wasserfledermaus (139.614), der Mückenfledermaus (112.878) und der Zwergfledermaus (100.604). Der Abendsegler liegt mit 80.696 Sequenzen hinter diesen Arten, dürfte aber mit einem hohen Anteil der nicht genau zuordenbaren Nyctaloid-Rufen ebenfalls in diese Häufigkeitskategorie aufsteigen. Erwähnenswert ist auch die Zweifarbfledermaus, die mit 28.093 Sequenzen fast ausschließlich über dem Gewässer festgestellt wurde.
Habitatwahl:
Die Wasserfläche der Hintenteiche stellen mit großem Abstand die bevorzugten Jagdhabitate für fast alle Fledermausarten dar. Hier wurden 582.080 Sequenzen erfasst. Die Waldbereiche folgen mit 137.955 Sequenzen. Hier ist die Mückenfledermaus die dominante Art. Im Siedlungsbereich mit 91392 machen jedoch die Zwergfledermäuse den Hauptteil aus. Schlusslicht mit etwa 20.000 Sequenzen sind die Schilf- und Agrarflächen. Diese beiden Offenlandhabitate besitzen mit ihren diffusen Vegetationsoberflächen einen ungünstigen Hintergrund für die Echoortung. Die intensiv bewirtschafteten Mais-, Raps- und Getreidefelder einschließlich der schmalen Pufferstreifen aus Grünland erwiesen sich als sehr gering frequentierter Fledermausflugraum.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Durchführung des Projektes wurde dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, der Fachhochschule Eberswalde und dem ebenfalls von der DBU geförderten NABU-Zentrum Blumberger Mühle unterbrei-tet. Von allen drei Institutionen kamen auch Delegationen, denen das Projekt vorgestellt wurde und die teilweise auch gleich bei Netzfängen mitgeholfen haben.
Da sich die Auswertung der Daten deutlich länger als geplant hingezogen hat, können erst jetzt die Ergebnisse vorgestellt werden. Von Seiten des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin und auch von dem Büro, das für die FFH-Managementplanung zuständig ist, wurde großes Interesse daran bekundet.


Fazit

Das Projekt hat leider einen starken Einschnitt bekommen durch den plötzlichen Tod des Initiators, Prof. Dr. Otto von Helversen. Mit seiner Stiftung hatte er dieses kleine Naturparadies hier gesichert und sein Wunsch war es, hier eine kleine Station zu errichten, die jungen Naturwissenschaftlern Forschungen in der Freilandökologie ermöglichen sollte.
Da aber schon nahezu alles Nötige für die Durchführung des Projektes angelegt und angeschafft war, unterstützte die DBU die reguläre Fortsetzung des Projektes. Mit dem Wegfall des universitären Hintergrundes war die Auswertung der Daten allerdings erschwert zu bewältigen und die Fertigstellung des Be-richtes wurde dadurch stark verzögert.
Letztlich konnten aber die Projektziele vollkommen erreicht werden. Das Batdorder-System hat sich bei fachgerechtem Umgang als ein probates Werkzeug für die akustische Erfassung der dortigen Fledermausfauna erwiesen. Es konnten sehr detaillierte Ergebnisse zur Habitatnutzung der verschiedenen Fledermausarten, bzw. -artengruppen gewonnen werden. Und obwohl den Fledermäusen an den Hintenteichen bei Biesenbrow nur eine relativ kleine isolierte, aber sehr hochwertige Naturfläche zur Verfügung steht, nutzen sie die riesigen umgebenden Agrarflächen praktisch nicht für Jagdflüge. Schon wenige Meter außerhalb der Naturflächen reduziert sich die Aktivität auf einzelne Vagabunden. Derartige große Agrarflächen bieten weder Strukturen noch Nahrung für die dortigen Fledermäuse.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

01.07.2008 - 30.06.2010

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz