Projekt 26468/01

Integrale Planungsphase zur ganzheitlichen Sanierung des Schulzentrums Langelsheim zur Realisierung des Passivhausstandards

Projektträger

Landkreis Goslar
Klubgartenstr. 6
38640 Goslar
Telefon: 05321 76-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Haupt- und Realschule Langelsheim aus dem Jahr 1976 ist in weiten Teilen unsaniert und steht vor der Gesamtsanierung. Der innovative Planungsansatz des Landkreis Goslar als Schulbetreiber liegt darin im Rahmen eines Forschungsprojektes ein ganzheitliches Sanierungskonzept zu entwickeln und umzusetzen. Schwerpunkte sind die Verbesserung der Lehr- und Lernbedingungen, eine Absenkung klimaschädlicher Emissionen sowie eine Reduzierung der Betriebskosten. Durch die kontinuierliche Zusammenarbeit aller Projektpartner mit dem Schulbetreiber sowie mit den Lehrenden und den Lernenden werden Potentiale genutzt, die die Entwicklung nachhaltiger Sanierungsstrategien fördern.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenÜber eine ausführliche Bestandsanalyse des Schulgebäudes erfassen die beteiligten Partner in der ersten Projektphase neben dem funktionalen, baulichen und gebäudetechnischen Zustand auch die Anforderungsprofile der Schüler und Lehrer durch Nutzerbefragungen, Interviews und Feldstudien. Ergänzend zur allgemeinen, bau- und anlagentechnischen Gebäudeaufnahme werden weiter Raumklimamessungen und akustische Untersuchungen durchgeführt. Auf dieser Grundlage erfolgt die Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes und letztlich eines Planungskonzeptes. Die energetische Zielvorgabe liegt bei einem Passivhaus-Standard. Für die wissenschaftliche Begleitung der Bau- und Betriebsphase ist eine zweite Projektphase vorgesehen.


Ergebnisse und Diskussion

Aus pädagogischer Perspektive ist das Flächen- und Raumangebot im Schulzentrum Langelsheim sowohl für die Umsetzung offener Lernformen als auch für den Ganztagsschulbetrieb ausreichend. Zur Abdeckung der Bedürfnisse von Schülern und Lehrern sind aber vor allem im Erdgeschoss veränderte Raumaufteilungen und Nutzungsmöglichkeiten erforderlich. Neben einer Mensa wären Lern-, Ruhe- und Aktivitätszonen für die Schüler sowie Rückzugsbereiche und Arbeitsplätze für die Lehrkräfte in das Raumprogramm zu integrieren.
Die Gebäudestruktur der Schule wird durch einen Teilrückbau des Erdgeschosses an einen reduzierten und künftig weiter rückläufigen Raumbedarf angepasst. Über die höhere Tageslichtnutzung und des neuen Außenraumbezugs wird eine verbesserte Aufenthaltsqualität im Erdgeschoss erreicht. Aufgrund der geringeren wärmeübertragenden Gebäudehüllfläche, insbesondere der ungedämmten erdberührten Bauteile, wird eine Reduzierung des Heizenergiebedarfs erzielt. Zudem werden die Bau- und Betriebskosten reduziert.
Die Ausgangssituation in Bezug auf den akustischen Komfort in der Schule ist im Wesentlichen positiv. Raumakustische Defizite in den Unterrichtsräumen müssen nicht behoben werden, auch die externen Randbedingungen wie Verkehrslärmpegel sind sekundär. Jedoch zeigt sich in bestimmten Bereichen wie in Fluren und Sanitärräumen dringender akustischer Sanierungsbedarf. Ein besonderes Problem stellen extrem hallige Treppenhäuser dar. Im Rahmen der Umgestaltung und Umnutzung werden eine Mensa und Ruhezonen integriert, was eine qualifizierte Planung erforderlich macht.
Das erarbeitete Optimierungskonzept zum Lernkomfort und zur energetischen Reduzierung der Lüftungswärmeverluste erfordert eine mechanische Belüftung mit Wärmerückgewinnung aller Bereiche und insbesondere der Unterrichtsräume. Zur Bewertung der weiteren baulichen und technischen Maßnahmen wird eine Studie mit folgenden energetischen Zielvorgaben durchgeführt:
- Neubau EnEV 2009
- Neubau EnEV 2009 - 30 %
- Passivhaus-Standard
Der geringste Endenergiebedarf Raumwärme ergibt sich für das Passivhaus mit Versorgung über Fernwärme mit einer Reduzierung gegenüber dem Bestand von 80 %. Die Kraftwärmekopplung auf Biomassebasis stellt die ökologisch beste Lösung dar.
Während der EnEV-30 % Standard über 20 Jahre betrachtet die höchste Wirtschaftlichkeit hat, entwickelt sich der Passivhausstandard über 30 Jahre hinaus zur wirtschaftlichsten Variante, weil der entscheidende Einfluss auf die Gesamtkosten nicht mehr bei den Kapitalkosten sondern zunehmend bei den Energiekosten liegt. Da aus Sicht der Schulbetreiber solche langen Betrachtungszeiträume im Haushalt nicht darstellbar sind, werden höherwertige Standards in der Regel nicht ohne investive Förderungen umgesetzt. So hat sich der Landkreis Goslar nach Wegfall einer Förderung durch die NBank für die Umsetzung eines um 30 % verbesserten EnEV-Neubau Standards entschieden, der als Effizienzhaus 85 durch die KfW-Bank gefördert wird. Die Umsetzung erfolgt 2011 und 2012.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

6. Forum Energie und Bau Architektenkammer Niedersachsen, 12/2008 Hannover
3. Symposium EnEff:Schule -BMWi - Leuchtturmprojekte, 04/2009, Stuttgart
Dicke Luft im Schulhaus Süddeutsche Zeitung, 04.10.2008
Schulzentrum-Umbau: Acht Millionen Euro für die Wohlfühlschule Goslarsche Zeitung, 23.06.10
Schulbau im Kontext von Ökonomie und Ökologie DBU-Symposium 27.09.10
Schulzentrum Langelsheim: Sanierung ohne Passivhaus und Pilotprojekt Goslarsche Zeitung,06.01.11
Auf dem Prüfstand: Raumkomfort in Schulen xia Zeitschrift für Architektur und Technik 04-06-11


Fazit

Die Analysen dieses Projekts zeigen, dass für den Schulbestand ein deutlicher Qualitätssprung in die Zukunft nachhaltig und in der Breite realisierbar ist, der den höchsten Ansprüchen in Bezug auf Energie, Wirtschaftlichkeit und Raumkomfort genügt. Obwohl dem erarbeiteten Konzept zur energetischen Optimierung nicht in Gänze gefolgt werden kann, hat dies Projekt für den Landkreis Goslar einen hohen Stellenwert für den zukünftigen Umgang mit ähnlichen Bestandsschulen.
Da die Anforderungen an einen Klassenraum fachübergreifend voneinander abhängig sind, bietet der ganzheitliche Lösungsansatz wesentliche Vorteile bei der Optimierung eines Sanierungskonzepts für Schulen. Es ist erforderlich, die Lern- und Lehrfähigkeit von Schüler und Lehrer unter wirtschaftlich vertretbarem Einsatz zu verbessern und gleichzeitig durch die Erhöhung der Energieeffizienz einen wichtigen Beitrag zur ökonomischen und ökologischen Entwicklung der Schulgebäude zu leisten. Wichtige Konzeptansätze, wie sie für die Mehrzahl deutscher Schulen erforderlich sind, werden in diesem Bericht aufgezeigt.

Übersicht

Fördersumme

80.000,00 €

Förderzeitraum

07.02.2008 - 05.02.2013

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik