Projekt 26362/01

GIS-gestütztes Gebietsmonitoring im ehrenamtlichen Naturschutz

Projektträger

IP SYSCON GmbH
Tiestestr. 16 - 18
30171 Hannover
Telefon: +49 511 85 03 03 0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Betreuung und das Monitoring von Schutzgebieten, besonders geschützten Biotopen oder sonstigen bedeutsamen Naturschutzflächen gehören aktuell zu den Tätigkeitsfeldern von Naturschutzverbänden. Die Verbände werden hierbei - insbesondere bei der Erfassung von Daten und der Durchführung von Maßnahmen von Ehrenamtlichen unterstützt, die im Allgemeinen umfangreiche Gebietskenntnisse besitzen. Beim Austausch von Informationen zwischen Ehrenamtlichen, Verbänden und den zuständigen Fachbehörden bestehen bisher aber noch Effizienz- und Abstimmungsdefizite. Ein zentrales Problem besteht in den unterschiedlichen Anforderungen an die Erstellung und Verwaltung gebietsbezogener Daten. Durch Ehrenamtliche erhobene, planungsrelevante Fachdaten werden überwiegend mit nichtdigitalisierten Methoden erhoben und zudem unvollständig und uneinheitlich dokumentiert. Dies führt in der Praxis zu erheblichen Informationsverlusten, arbeitsintensiver Datenaufbereitung und ineffizientem Einsatz von Mitteln für die Durchführung von Maßnahmen. Ziel des geplanten Vorhabens war daher die Entwicklung und Erprobung eines praxistauglichen WebGIS-Moduls, welches die speziellen Anforderungen des ehrenamtlichen und des amtlichen Naturschutzes an das Gebietsmonitoring berücksichtigt. Das Modul soll auf frei verfügbarer Mapservertechnologie basieren, da diese freie Software speziell für den ehrenamtlichen Naturschutz Vorteile gegenüber proprietärer Software bietet (Kosten, Funktionsumfang).


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUm das zu entwickelnde WebGIS-Modul auf den angestrebten Anwendungsbereich zuzuschneiden, wur-den im ersten Arbeitsschritt nutzerspezifische Anforderungen anhand von Literaturrecherchen und Exper-teninterviews mit ehrenamtlich Kartierenden ermittelt. Zudem wurden die Vor- und Nachteile bestehender technischer Lösungen recherchiert und diese bei der Zusammenstellung der nutzerspezifischen Anforderungen berücksichtigt. Die daraus resultierenden qualitativen Aussagen dienten als Basis für die Erstellung eines Pflichtenheftes für die Programmierung. Die Erprobung und Evaluierung des Moduls erfolgte am Beispiel des FFH-Gebietes Leineaue zwischen Hannover und Ruthe. Erprobt wurden dabei alle Arbeitsschritte eines Monitorings ausgewählter Zielartengruppen für dieses Gebiet, z.B. die Datenerfassung durch Ehrenamtliche im Gelände, die Dateneingabe/ -verwaltung und die Datenauswertung durch die Fachbehörde. Hierzu wurden sowohl Experteninterviews mit Nutzern und kooperierenden Behörden als auch Usability-Tests mit den Nutzern durchgeführt. Ebenso wurde die Ein-bindung von Geobasisdaten und weiterer Geofachdaten erprobt. Um die Übertragbarkeit der Projekter-gebnisse auf andere Fragestellungen zu ermöglichen, wurde ein Handlungsleitfaden erstellt, welcher eine konkrete Vorgehenserläuterung zur Umsetzung der als wichtig erkannten GIS-Komponenten bietet.


Ergebnisse und Diskussion

Das im Rahmen des Vorhabens entwickelte WebGIS-gestützte Portal eMapper bietet intuitiv bedienbare Werkzeuge zur digitalen Erfassung von Artendaten und berücksichtigt dabei vorhandene Standards, z.B. die des niedersächsischen Tierartenerfassungsprogramms. Das System basiert vollständig auf freier Software. Unterschiedliche Geofachdaten des Naturschutzverbandes können zur Unterstützung der Datenerfassung in das Web-GIS eingebunden werden. Um eine redundante Datenhaltung zu vermeiden, können weitere Geobasis- bzw. Geofachdaten (z.B. aus der Naturschutzverwaltung, Landesvermessung) als Web-Map- (WMS) bzw. Web-Feature Service (WFS) integriert werden. Die Eingabe von Sachdaten erfolgt über Vorgaben und wird Plausibilitätskontrollen unterzogen. Für die Auswertung der erfassten Artenfunde stehen dem Nutzer verschiedene Filter- und Exportmöglichkeiten zur Verfügung. Standardisierte Kartier- und Erfassungsformulare können den ehrenamtlichen Naturschützern so gezielt für ihre Arbeit im Gelände und zentral über die Web-Komponente zur Verfügung gestellt werden.
Ein flexibler Systemaufbau ermöglicht die Nutzung auch für die Datenerfassung auf behördlicher Seite. Dank eines flexiblen Rollen- und Rechtemanagements ist die parallele Verwaltung von Daten verschiedener Verbände oder Institutionen möglich, so dass auch ein verbands- oder behördenübergreifender Einsatz realisierbar ist. Durch die Einhaltung technischer Standards wurde eine leichte und schnelle Weiterentwicklung sowie die iterative Ergänzung des Systems ermöglicht. Somit lässt sich eine vielfältige, nachhaltige Nutzung für unterschiedliche Anwendungsfelder, Erfassungsobjekte und Zielgruppen realisiert. Dazu lässt sich das System auch mit bestehenden technischen Lösungen verknüpfen, um die erfassten Daten für weitere Anwendungszwecke zu verwenden. So ließe sich beispielsweise der bisher vor allem für die Erfassung von Daten konzipierte eMapper an (kommunale) Betriebssteuerungsprozesse wie z.B. das Grünflächenmanagement oder die Verwaltung und Pflege unterschiedlichster Kataster/Fachportale einer kommunalen Umweltverwaltung anbinden. Darüber hinaus wäre die Integration des Systems in bestehende technologische Infrastrukturen und Anbindung von Metadateninformationssysteme denkbar.
Usability-Tests zeigten, dass das Portal die Anforderungen der Nutzer in großen Teilen abdeckt. Insbesondere die intuitive Bedienbarkeit, die übersichtlich gestaltete Benutzeroberfläche sowie die automatische Plausibilitätskontrolle der Eingaben wurden von Testern positiv hervorgehoben. Grundsätzlich werden GIS-basierte Werkzeuge bei der Erfassung vor allem dann als Gewinn für die praktische Arbeit eingestuft, wenn mit einer entsprechenden Lösung auch Grundlagendaten ausreichender Qualität zur Verfügung gestellt werden, die technische Zuverlässigkeit gegeben ist und eine Unterstützung in Form von Anleitungen oder Schulungen angeboten wird. Der tatsächliche praktische Einsatz hängt damit von der Verfügbarkeit und den Kosten geeigneter (amtlicher) Grundlagen ab, aber auch von der Vermarktung der Erfassungswerkzeuge durch GIS-Dienstleister und Verband. Bei entsprechender Kommunikation der technischen Möglichkeiten und Vorzüge, werden GIS- und Internetgestützte Lösungen zudem auch als ansprechend für die digitale Generation angesehen und bietet somit gerade für jüngere Ehrenamtliche mehr Anreiz, sich für die Datenerfassung zu engagieren.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Einen Kern der Projekt begleitenden Öffentlichkeitsarbeit stellte die Organisation und Durchführung von Informationsveranstaltungen zum Projekt für Umweltverbände, Entscheidungsträger, Fachverwaltungen usw. dar. Über einen Projekt begleitenden Newsletter wurden zusätzlich alle Interessierten über den Stand des Projektes und aktuelle Veranstaltungen in Kenntnis gesetzt. In der zweiten Projekthälfte wurden potenzielle Anwender vor allem durch die Usability-Tests aktiv in das Projekt eingebunden. Zwischenergebnisse wurden laufend auf verschiedenen Tagungen präsentiert. Die Endergebnisse des Projektes wurden im Rahmen einer überregionalen Tagung vorgestellt und stehen als Buch inkl. DVD mit einer eMapper-Demoversion zur Verfügung (ibidem Verlag, ISBN: 978-3-8382-0131-3)


Fazit

Mit der entwickelten Web-GIS Lösung wird ein wichtiger Beitrag zur effektiveren Vernetzung im Natur-schutz geleistet. Ein Portal wie der eMapper kann letztlich nicht nur als Daten- und Kommunikationsplatt-form zwischen Verband und angeschlossenen, ehrenamtlich Kartierenden fungieren, sondern bindet je nach Einsatzbreite über die Datenweitergabe auch Behörden, andere Verbände sowie die Öffentlichkeit ein. Zusätzlich zu diesen grundsätzlichen Vorteilen aus Sicht des Natur- und Umweltschutzes (bessere Vernetzung, effektiverer Mitteleinsatz, etc.) bietet eine technische Standardisierung dem ehrenamtlichen Naturschutz aber auch weitere Vorteile. Verbände steigern die Qualität ihrer erhobenen Daten und damit auch die Professionalität ihrer Arbeit. Daneben können durch den Einsatz von GIS neue Aufgabenfelder und die damit verbundenen finanziellen Mittel erschlossen werden. In Hinblick darauf, dass bei der GIS-Nutzung eine deutliche Diskrepanz zwischen der ehrenamtlichen und der hauptamtlichen Ebene besteht, ist der eMapper ein geeignetes Werkzeug, um einen Beitrag zum Abbau dieses Defizits zu leisten.

Übersicht

Fördersumme

119.445,00 €

Förderzeitraum

01.10.2008 - 31.12.2009

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation