Projekt 26268/01

Modellhafter, denkmal- und umweltgerechter Hochwasserschutz am Beispiel des Schlossparks Gartow

Projektträger

Gräflich von Bernstorff´sche Forstverwaltung GbR
Hauptstr. 6
29469 Gartow
Telefon: 05846/1253

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Aufgrund zunehmender Hochwasserereignisse und damit verbundener Schädigung der Parksubstanz und der Schlossanlagen war ein Hochwasserschutz der historisch bedeutsamen Bausubstanz in Verbindung mit Parkgestaltungsmaßnahmen dringend erforderlich. Daher wurden differenzierte Schutzmaßnahmen geplant, die sich mit dem Denkmalscharakter der Barockanlagen vereinbaren lassen sollten.
Neben den Erfordernissen der Denkmalspflege hatte sich das Vorhaben mit den Auswirkungen der anhaltenden Überflutungsproblematik auf den Park auseinanderzusetzen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenBevor Maßnahmen im Park durchgeführt werden konnten, musste der Hochwasserschutz der barocken Schlossanlage fertiggestellt werden. Im Bereich 12 wurde von der Nienwalder Straße bis zur Südwest Terrasse des Schlosses ein Kleidamm mit einem Tor und einer Dammdurchfahrt gebaut. Auf die ursprünglich auf dem Kleidamm vorgesehene Deichverteidigungsstraße konnte nach zähen Verhandlungen zum Vorteil der Parkoptik verzichtet werden. Die Möglichkeit, im Hochwasserfall Dammbalken in die Toreinfahrt einzulassen, erforderte denkmalspflegerische Rücksichtnahme und eine entsprechende Ge-staltung der Torpfosten.
Im Bereich 11 wurde zum Anschluss an die Gartenmauer eine Stahlbetonwand hergestellt, die wasserseitig mit dem historischen Ensemble angepassten Ziegelsteinen verblendet wurde.
Im Bereich 10 wurden die vorhandenen Treppenanlagen zum Teil aufgenommen und mit entsprechenden Materialien so abgedichtet, dass bei Hochwasser die Dichtigkeit gewährleistet ist. Auch hier konnte zum Vorteil der Gartenanlage auf die ursprünglich vorgesehenen U-Profile welche in die Sandsteinwangen eingebaut werden sollten verzichtet werden.
Die vorhandene Gartenmauer wurde neu verfugt und hydrophorbiert, um das Eindringen von Wasser in den Schlosskeller zu minimieren. Die Geländeauffüllung und Anbringung einer Spundwand im Bereich 9 und 8 dienen insbesondere dem Schutz des Archivs im rechten Seitenflügel des Schlosses.
Nach Fertigstellung oben genannter Bauarbeiten folgte die Renaturierung des Schlossteichs (Maßnahme 1c). Entsprechend der Planung wurden Ergänzungspflanzungen abgängiger Gehölzstandorte, Freiräumung von Sichtachsen auf die Gewässerpartien, Wegebauarbeiten, sowie Aufwertung und Gestaltung des Parkzugangs am Westflügel des Schlosses durchgeführt. Nach Abschluss der Bauarbeiten an Deich und Spundwänden und Beseitigung der Baustraßen wurde der Bereich zwischen dem Küchenflügel des Schlosses und der Bebauung an der Nienwalder Straße neu gestaltet. Neben der Pflanzung von großen Linden wurden Blumenbeete an der Schlosswand angelegt. Der nach Norden verlegte Reitplatz wurde mit einer Hainbuchenhecke eingefasst. Last not least erfolgte eine Befestigung der neuen Wegetrasse auf der Seite des Küchenflügels durch den Deichschart bis zum Schlossteich.


Ergebnisse und Diskussion

Die mit dem Modellvorhaben gesteckten Ziele konnten im Wesentlichen verwirklicht werden. Die für den Hochwasserschutz verwendeten Materialien, die Gestaltung und Linienführung der Mauern fügen sich harmonisch in das Gesamtbild von Park und Schloss ein. Auf die vorhandene historische Bausubstanz wurde in jeder Hinsicht Rücksicht genommen. Vom Park aus gesehen ist kaum eine Veränderung wahrzunehmen, weil die schon in der Barockzeit angelegte terrassierte Mauer ohne optische Veränderungen in das Hochwasserschutzsystem einbezogen werden konnte.
Vom Schloss aus gesehen in Richtung Park hat sich der Pleasure-Ground durch Umpflanzung der Rho-dodendronbüsche optisch vergrößert.
Die Baumpflegemaßnahmen wurden so wie geplant durchgeführt.
Der Schlossteich konnte im Zuge der Reinigung des kleinen Gartower Sees entschlammt werden.
Eine wesentliche Verbesserung hat der Wirtschaftshof südwestlich des Küchenflügels erfahren.
Die Umpflanzung des Reitplatzes mit einer Hainbuchenhecke, die Anlage von Blumenbeeten an der Schlosswand sowie die Pflanzung von hochstämmigen Linden und Wegebaumaßnahmen, welche die Achsen der barocken Gartenarchitektur aufnehmen geben dem bisher vernachlässigten Wirtschaftshof eine dem Ensemble gerecht werdendes Aussehen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Über die Hochwasserschutz- und Parkgestaltungsmaßnahmen ist in den lokalen Medien ausführlich berichtet worden. Hunderte von Besuchern konnten sich anlässlich der Aufführung einer Oper im August 2010 kurz nach Wiederbegrünung der Baustraßen und Fertigstellung der Pflanzungen einen Eindruck von dem neu gestalteten Park machen. Die Reaktion des Publikums war durchweg positiv, auch in den kommenden Jahren werden öffentliche Veranstaltungen im Park stattfinden. An dem neuen Deichtor wurde das Hinweisschild auf die Förderung durch die DBU angebracht.


Fazit

Auf der einen Seite ging es bei diesem Projekt um den ingenieursmäßigen sicheren Schutz des Denkmals Schloss Gartow, auf der anderen Seite musste das zu errichtende Schutzbauwerk den Anforderungen des Garten- und Baudenkmals gerecht werden. Der eben fertiggestellte Hochwasserschutz konnte sich bereits bei dem Hochwasser im Januar 2011 bewähren und eine Beschädigung der Bausubstanz verhindern. Der neu gestaltete Wirtschaftshof entging durch Verschluss des Deichtores mit Dammbalken einer Überflutung. Mit Vegetationsbeginn im Frühjahr 2011 wird sich zeigen, dass das Vorhaben modellhafter, denkmal- und umweltgerechter Hochwasserschutz am Beispiel des Schlossparks Gartow als gelungen bezeichnet werden darf.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

16.12.2008 - 15.11.2010

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Naturschutz