Projekt 25861/01

Bedeutung von Umweltbildung und Umweltbewusstsein regionaler Akteure für die nachhaltige Landnutzung und Landwirtschaft in Kaliningrad – Entwicklungsstand und Handlungserfordernisse

Projektträger

Leibniz-Institut für Länderkunde e. V.
Schongauer Str. 9
04329 Leipzig
Telefon: 0341/255-6504,-6541

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zahlreiche Projekte befassen sich mit Fragen von umweltgerechter und nachhaltiger Landnutzung. Wie jedoch gehen die Akteure in der Landwirtschaft mit den Ergebnissen um, welche Konsequenzen ergeben sich für sie und ihre Arbeit daraus, wie nachhaltig können bzw. wollen sie selbst Projektempfehlungen umsetzen. Ausgehend von der Situation in der Landwirtschaft in Kaliningrad und Ostelbien besteht das Ziel des Projektes darin, durch Befragung von Landwirten, Schülern, Studierenden/Lernenden/Lehrenden der Landwirtschaft sowie Entscheidungsträgern für Landwirtschaft und Umweltschutz zu erfassen, welchen Kenntnisstand sie über Umweltprojekte in der Region, deren Ergebnisse sowie zu Schutzgebieten und zu relevanten Verordnungen und Gesetzgebungen besitzen. Insbesondere gilt es, die Nachhaltigkeit der realisierten Projekte, die Bedeutung von Umweltbildungsmaßnahmen und die Rolle der Förderpolitik zu hinterfragen.
Aus diesen Erkenntnissen werden gezielte Maßnahmen und Handlungsempfehlungen abgeleitet, um die Zielgruppen für die Gedanken einer nachhaltigen Landnutzung zu sensibilisieren und vor allem die Entscheidungsträger dazu zu befähigen, ihrerseits eine aktive Rolle bei der Durchsetzung der erforderlichen Maßnahmen zu spielen. Die einbezogenen Auszubildenden können als Multiplikatoren dazu angeregt werden, auch später die Projektresultate aktiv durchzusetzen.
Die Kooperation der Modellregionen im Gebiet Kaliningrad und in Sachsen dient dazu, einen Erfahrungsaustausch anzuregen und Problemlösungen gemeinsam zu diskutieren. Dabei wird davon ausgegangen, dass positive Beispiele anschaulicher und besser durchsetzbar sind, als nur abstrakte Darstellungen.
Die als Projektabschluss im Handbuch dargestellten Erkenntnisse ermöglichen die Nutzung von Synergieeffekten und damit eine höhere Effizienz bei zukünftigen weiterführenden Projekten einer umweltgerechten und nachhaltigen Landwirtschaft.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden- Erarbeitung von 2 Fallstudien (Kaliningrad, Ostelbien): sekundärstatistische Analyse,
Befragungen, Expertengespräche, Erfassung von Projekte/Maßnahmen zur umweltgerechten
und nachhaltigen Landnutzung
- Vergleichsanalyse, Auswertung und Diskussion der Analyseergebnisse
- Schlussfolgerungen für Entscheidungsträger, Akteure vor Ort und an Umweltfragen
interessierte Öffentlichkeit, um das Interesse für weitere Umweltaktivitäten zu wecken und die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu fördern
- Publikation eines Handbuches


Ergebnisse und Diskussion

Die Analysen und Befragungen haben gezeigt, dass es sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede hinsichtlich der landwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Produktion in Slavsk und Ostelbien gibt.
Die Auswertung der schriftlichen Befragungen der Landwirte und der Auszubildenden sowie der Expertenin-terviews zeigte zum einen Widersprüche zwischen den Aussagen der einzelnen befragten Gruppen innerhalb des Untersuchungsgebietes. Andererseits sind auch die Antworten - trotz gleicher Fragestel-lungen - aus Ostelbien und Slavsk nur schwer vergleichbar. Allgemeine Gründe hierfür sind sicherlich Unterschiede in der Wahrnehmung von Sachverhalten, im Wissensstand, in der persönlichen Einstellung, in der Herangehensweise an bestimme Probleme und Fragestellungen, in eigenen Erfahrungen. Aber auch die konkrete Situation vor Ort und die gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen spielen eine Rolle.
So wurden z.T. Fragen nicht beantwortet, weil man sich nicht äußern konnte oder wollte.
Während für die Landwirtschaftsbetriebe in Ostelbien unterschiedliche Fördermittelquellen zur Verfügung stehen (EU, Bund und Land, Stiftungen, Organisationen), haben viele Slavsker Landwirte nur ihre eigenen Mittel, bzw. es stehen Subventionen aus Budgets der Oblast oder der Föderation zur Verfügung. Hier gilt es, verbindliche Richtlinien, Vorgaben und Kriterien festzulegen, um mit dem Einsatz der Mittel die gewünschten Ziele zu erreichen. Auf der anderen Seite verlangen die Rahmenbedingungen der Mittelvergabe von den deutschen Landwirten oftmals viel bürokratischen Aufwand und sind nicht selten mit Eingriffen in die Betriebsabläufe verbunden. Daher besteht die Notwendigkeit, nutzerfreundlichere Anreize zu schaffen.
Bei den Untersuchungen in Ostelbien zeigt sich sehr deutlich, dass die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes in großem Maße von EU-Reglements geprägt ist. Es gibt eine Vielzahl von ständig aktualisierten Verordnungen, die es zu beachten gilt und deren Einhaltung kontrolliert wird, wenn finanzielle Beihilfen in Anspruch genommen werden. Aufgrund der oftmals sehr komplizierten Förderrahmenbedingungen erfordern das Beantragungs- und Abrechnungsprozedere großen Aufwand und sind von einzelnen Landwirten kaum leistbar. Aber auch bei den umweltverträglich produzierenden Landwirten in Slavsk ist es nicht in erster Linie die innere Überzeugung, die sie dazu veranlasst, sondern es sind ökonomische Zwänge wie fehlende Finanzen für chemische Mittel.
Auf einer Internationen Fachkonferenz in Kaliningrad im September 2009 wurden die Ergebnisse des Projektes vorgestellt und mit Experten aus Russland, Deutschland und Litauen diskutiert.
Die bisher in den Untersuchungsregionen realisierten Maßnahmen auf den Gebieten Natur- und Umweltschutz sowie nachhaltige Landnutzung wurden in einer Datenbank zusammengefasst und neben den weiteren Analyse- und Befragungsergebnissen Bestandteil des Handbuches, was in enger Absprache mit dem russischen Partner erarbeitet wurde und gedruckt in deutscher und russischer Sprache als Arbeitsmaterial für Wissenschaft und Praxis zur Verfügung gestellt wird. Darüber hinaus werden in einem weiteren Verwertungsschritt die internationalen Fachvorträge auf der Abschlusskonferenz in einer Schriftenreihe des IfL veröffentlicht.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Auf den Internetseiten der beteiligten Einrichtungen finden sich Projektinformationen unter den folgenden Adressen: http://www.dbu.de/projekt_25861/_db_1036.html, http://www.ifl-leipzig.com/1261.0.html, http://www.edc.albertina.ru/projects/1.doc. Bereits in der Anfangsphase der Arbeiten wurden Flyer in Deutsch und Russisch erarbeitet, die auf das Projekt aufmerksam machen sollten und den Projektpartnern zur Verfügung gestellt wurden. Neben dem publizierten Handbuch mit zahlreichen Karten, Grafiken und Tabellen werden einzelne Teilaspekte der Untersuchungen auf Postern dargestellt und anlässlich von Fachveranstaltungen präsentiert. Das war unter anderem mit Praktikumsaufgaben von Geographiestudenten verbunden, die so einerseits an Projektarbeit und an das Themenfeld umweltgerechte und nachhaltige Landwirtschaft herangeführt wurden und andererseits ein konkretes Ergebnis in Form von Ausstellungspostern vorgelegt haben. Teilaspekte der Befragungen einschließlich der Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen stellen den Hauptinhalt einer Diplomarbeit an der Universität Leipzig - eingebettet in ein wissenschaftliches Rahmenkonzept - dar. In Schriftenreihen wurde das Projekt vorgestellt und in einer Sonderpublikation (Selbstverlag des IfL) erscheint ein wissenschaftlicher Beitrag zu einzelnen Fragestellungen des Projektes. Ebenso wird hier die Möglichkeiten der Information über das Projekt allgemein sowie der Werbung für das Handbuch genutzt, da speziell über den Schriftentausch ein internationaler Leserkreis erreicht wird.


Fazit

Zwar wird von allen Befragten die Bedeutung von Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen, von nachhaltiger und umweltgerechter Landwirtschaft gesehen, doch erzwingt der oftmals vorhandene Widerspruch zwischen Umweltschutzzielen und betriebswirtschaftlichem Ergebnis eine Entscheidung gegen Natur und Umwelt, besonders dann, wenn es keine Förderungen gibt bzw. diese ausgelaufen sind.
Die Befragungen und Interviews zeigten zahlreiche Probleme bei der Ausbildung landwirtschaftlicher Fachkräfte sowohl im Gebiet Kaliningrad als auch in Sachsen in Hinblick auf den Themenbereich Umwelt- und Naturschutz. Schwerpunktsetzungen und neue Inhalte sollen hier zu einem veränderten Umweltbewusstsein führen.
Ein ganz entscheidender Punkt für die Landwirtschaft und ihre Rolle in der Gesellschaft ist die Frage der Anerkennung von Qualität und Besonderheiten der umweltgerechten landwirtschaftlichen Produktion. Hier gilt es, verstärkt Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit zu leisten.

Übersicht

Fördersumme

39.880,00 €

Förderzeitraum

22.08.2008 - 30.09.2009

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Umweltkommunikation