Projekt 25838/01

Energetische und ökologische Modernisierung einer Jugendstilschule unter Denkmalschutz, Friedenschule in Schweinfurt

Projektträger

Stadt Schweinfurt Der Oberbürgermeister
Markt 1 (Rathaus)
97421 Schweinfurt
Telefon: 09721 510

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Friedenschule in Schweinfurt ist ein qualitativ hoch stehender Schulkomplex mit erhaltenswerter Bausubstanz, bestehend aus dem Gebäude GT I von 1908 und dem Nebengebäude GT II von 1912, welches bereits unter konventionellen Gesichtspunkten saniert wurde und als Vergleichsmaßstab dienen kann. Die Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Die Schule ist ein außerordentlich wirtschaftliches, zweispänniges Gebäude, welches erst nach 100 Jahren die erste Generalsanierung nötig hat. Die vor-handene, aus der Bauzeit stammende Dampfheizung verursachte hohe Reparaturkosten, daher soll die Heizung zukünftig auf den bereits im Gebäude liegenden Fernwärmeanschluss umgerüstet werden. Dafür mussten die Eignung und Problempunkte des baulichen Bestandes untersucht werden. Ziel ist, die Denkansätze zur Langlebigkeit von Gebäuden aus der Erbauungszeit auf heutige Anforderungen zu übertragen und ein altbauverträgliches Dämm- und Lüftungskonzept durch aufeinander abgestimmte be-währte Bautechniken zu entwickeln. Dadurch wird auf die vorhandene Bausubstanz bestmöglich reagiert, Synergien können genutzt und die Unterhalts-/Betriebskosten minimiert werden. Zudem soll gezeigt wer-den, dass eine kontrollierte Be- und Entlüftung auch altbauverträglich eingesetzt werden kann, um das Raumklima zu optimieren, bauphysikalische Probleme zu vermeiden und Energieverluste zu minimieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenBestandaufnahme: Alle energetisch und bauphysikalisch relevanten Details, evtl. Probenentnahmen und Bestandsdokumentation. Rahmenbedingungen festlegen: Berücksichtigung rechtlicher Belange, Formulierung von Zielvorgaben, Verbrauchsreduktion, Reduzierung von Nachfolgekosten. Entwicklung von Einzelmaßnahmen: Erarbeitung von Maßnahmen zur Verbesserung der Gebäudehülle und Gebäudetechnik unter Gewährleistung eines guten Raumklimas bei reduziertem Energieaufwand. Gesamtheitliche Sanierungsstrategie erstellen: Integration einzelner Maßnahmen, Überprüfung der Lösungswege mittels Simulationen, Einbindung neuester technischer Erkenntnisse unter gezielter Nutzung von Synergieeffekten aus der Verbindung der Einzelmaßnahmen. Planerische Lösung finden: Umsetzung der Ergebnisse in praktikable Lösungen in teilweise unüblichen Kombinationen einzelner erprobter Techniken. Simulation: Dynamische Simulation der Klimasituation mit den gewünschten Innenraumtemperaturen und Luftfeuchtigkeiten nach Behaglichkeitskriterien und zur Optimierung der Anlagentechnik. Monitoring: Erfassung der Energieverbrauchs- sowie Klimadaten im Innenraum der Schule mit zwei Messstellen mittels Datenloggern (Temperatur, Luftfeuchte) vor der Sanierung und während drei Jahren danach. Gegebenenfalls Optimierung der Regelungstechnik.


Ergebnisse und Diskussion

Die ausgeführte Innendämmung als ein kohärentes System aus innenliegendem Wärmedämmverbund-system, Dämmputzen und Temperierungen ermöglicht den Erhalt des äußeren Erscheinungsbildes bei gleichzeitiger Reduktion der Transmissionswärmeverluste. Die ausgeführten Holzverbundfenster zeigen eine elegante Variante, das äußere Sprossenbild glasteilend und filigran auszubilden sowie eine Ver-schattungslamelle unauffällig im Verbundfensterzwischenraum zu integrieren. Die Maßnahmen an der Fassade sowie die mögliche Schlussdeckendämmung weisen nach, dass diese Konstruktionen bauphy-sikalisch beherrschbar sind und auch bei Denkmälern dauerhafte Reduktionen der Energiekosten mög-lich sind. Die vorhandenen Ventilationsschächte in den Dachraum konnten als vertikale Trassen für die Zu- und Abluft der neuzeitlichen Lüftungsanlage genutzt werden. Diese Trassen konnten somit substanz-schonend im Gebäude integriert werden. Durch eine hocheffiziente zentrale Lüftungsanlage können ins-besondere die Lüftungswärmeverluste weiter reduziert werden. Die erschlossenen Einsparungen im Heizwärmebedarf ermöglichen abschließend erst ein Niedertemperatur-Wandheizungssystem. Durch die Innendämmung in Verbindung mit effizienter Heiztechnik und effizienter Wärmerückgewinnung kann eine Reduktion von ca. 60% Primärenergieverbrauch und CO2 erreicht werden.
Problematisch erwies sich immer wieder die Montage des hier verwendeten Wandheizmoduls. Bereits in der Bauphase wurden zahlreiche Beschädigungen verzeichnet.
Die Vergleichsmessungen des konventionell sanierten Nebengebäudes mit dem hier beschriebenen Hauptgebäude können weitere Impulse und Erkenntnisse geben, wie noch substanzschonender und noch denkmalverträglicher, aber auch kostengünstiger ein bauzeitliches Lüftungs-/ Ventilationssystem mit Innendämmung und entsprechender Wärmeeinbringung in die Klassenräume tatsächlich reaktiviert werden kann.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Sanierungsplanungen und der Baufortschritt wurden über das Stadtplanungsamt in öffentlichen Sit-zungen vorgestellt. In der lokalen Presse ist wiederholt von dieser Generalsanierung berichtet worden. Dokumentationen der Industrie tragen die Sanierungsweise mit Innendämmung weiterhin in die Öffent-lichkeit (Knauf-Perlite). Das Projekt wurde durch das Architekturbüro Haase bei Veranstaltungen der de-na, der DBU sowie der obersten Baubehörde wiederholt einem Fachpublikum vorgestellt.


Fazit

Das gesamtheitliche Sanierungskonzept demonstriert Nachhaltigkeit, indem ein denkmalgeschütztes Gebäude durch gezielte Weiterverwendung der guten Bausubstanz, in Verbindung mit der Ergänzung von langlebigen und ökologischen Materialien, energieeffizient saniert werden kann. Die graue Energie, die dem Rohbau innewohnt, wird maximal gewahrt. Durch ganzheitliche Generalsanierung wird die Rest-lebensdauer einem Neubau angenähert und der Bestand im Wert gesichert.
Die dargestellte Analyse der Bestandsuntersuchung erlaubt Rückschlüsse auf andere Sanierungsaufga-ben im Denkmalschutz. Insbesondere die baukonstruktiven Investitionen erwiesen sich als deutlich höher als erwartet. Hier müssen Vereinfachungen in den Systemaufbauten der Dämmschichten, aber auch prinzipielle Überlegungen zur Wahrung von aktuellen normativen Forderungen im Bestand erfolgen.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

13.06.2007 - 01.06.2013

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik